Halbierung aus Münchberg

  • Hallo,

    bei Köhler (382. Auktion) wird unter der Los Nr. 37 demnächst ein Brief mit MiNr 10, 6 Kr blau, als Halbierung auf Brief aus Münchberg vom 19.8.66 versteigert.

    Altdeutschland Bayern, Michel 10H
    6 Kreuzer blau, diagonal halbiert, rechte obere Hälfte, schöne Tiefe Farbe, kurz noch voll-, sonst breitrandig, mit gerade aufgesetztem gMR "324" ...
    www.philasearch.com

    Kann mir jemand mit anderen belegten Daten für Halbierungen aus Münchberg helfen?

    Vielen Dank schon mal!!

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-S (6. September 2023 um 09:54)

  • mikrokern 5. September 2023 um 10:44

    Hat den Titel des Themas von „Halbierung in Münchberg“ zu „Halbierung aus Münchberg“ geändert.
  • Hallo mikrokern,

    folgenden Daten kann ich beisteuern

    31.07.1866; Beleg in der 64. Deider Auktion

    04.08.1966; Beleg in der 65. Dieder Auktion

    05.08.1866; Beleg in der 137. Württembergischen Auktion

    08.08.1866; Beleg in der 375. Köhler Auktion
    08.08.1866; Beleg in der 378. Köhler Auktion

    14.08.1866; Beleg in der 54. Gärtner Auktion


    Gruß

    Ralf

  • Hallo zusammen,

    Kennt man eigentlich zwei "zusammen gehörige" Halbierungen?

    interessant ist auch die unterschiedliche Richtung der Diagonalen:

    Die oben gezeigte ist von links oben nach rechts unten halbiert,

    meine dagegen (Beleg vom 08.08.1866 aus der 375. Köhler Auktion) wurde von links unten nach rechts oben halbiert.

    Damit gehören die schon mal nicht zusammen ;)

    Viele Grüße

    Gerd

  • Lieber µkern,

    es gibt noch einen Brief an die Mechanische Baumwollspinnerei vom 7.8.1866, der in der Museumsstiftung Post und Telekommunikation liegt. Der wird übrigens im nächsten Rundbrief vorgestellt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo,

    zunächst mal herzlichen Dank an alle, die hier mit Belegdaten beigetragen haben!

    Ich finde es erstaunlich, dass zwar 7 Belege mit Datum 31.7. bis 8.8.66 nachgewiesen werden konnten, aber nur zwei für den Zeitraum danach (14. und 19.8.).

    Meine Hypothese: Nach der Besetzung von Bayreuth durch die Preußen und Einstellung der Eisenbahnverbindungen (inkl. Nachschub) am 28.7. hat der Markenvorrat nur noch kurze Zeit gereicht, sodass die Halbierungen bis ca. 8.8.66 die direkte, kriegsbedingte Folge des Markenmangels waren.

    Ab diesem Datum sollte die Versorgung per Eisenbahn aber wieder in die Gänge gekommen sein:

    Neue Würzburger Zeitung (7.8.66): „(München 5. Aug.) … Aus zuverlässiger Quelle geht uns die Mittheilung zu, daß der Bahn- und Telegraphenverkehr auf der bayer. Staats- und Ostbahnlinie heute wieder eröffnet ist, mit Ausnahme der noch unterbrochenen Strecke von Hochstadt nach Hof und von Weiden nach Bayreuth, deren nächstige Inbetriebsetzung um so weniger zu bezweifeln ist, als der Hr. Handelsminister v. Schlör sich zur Behebung der noch bestehenden Hindernisse behufs persönlichem Vernehmens mit den Armeeoberkommandos nach den fränkischen Provinzen begeben hat.“

    Für die beiden belegten Halbierungen mehr als eine Woche später hätte ich zwei mögliche Erklärungen anzubieten:

    1. Der Postexpeditor in Münchberg hat Anfang August 6 Kr-Marken auf Vorrat halbiert, um sie bei Bedarf direkt auf angelieferte Briefe aufzukleben. Nachdem um den 8.8. wieder 3 Kr-Marken vorrätig waren, er aber noch (wenige?) angefertigte Halbierungen übrig hatte, hat er diese peu a peu verwendet.

    2. Der Umfang der 3 Kr-Markenlieferung um den 8.8. war zu klein, sodass bald wieder Bedarf an halbierten 6 Kr-Marken bestand, sodass eine zweite "Serie" von Halbierungen ab dem 14.8.66 zustande kam.

    Übrigens hat VorphilaBayern im 66er thread unter post #1565 mal einen mit 3 Kr. korrekt frankierten Brief vom 9.8.66 aus Münchberg gezeigt. Wenn dies auch kein Beweis für die Lieferung von 3 Kr-Marken um den 8.8. darstellt (da die Marke ja aus einem Privatvorrat stammen konnte), so ist es doch vielleicht ein Indiz...

    VorphilaBayern
    6. April 2022 um 16:14

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern (6. September 2023 um 11:04)

  • Lieber Wilfried,

    es bleibt halt immer festzuhalten, dass das Zerschneiden von Freimarken auch bei der Post nicht legal war, also jeder Postbedienstete ein Risiko hatte, wenn heraus kam, dass er ganze Freimarken zerschnitt, um geeignete "Frankaturstufen" bedienen zu können. Im Notfall war die Barfrankatur anzuwenden, wie das ja auch über Hunderte Jahre regelmäßig genutzt wurde.

    Es wäre interessant zu wissen:

    1. Ob es Briefe aus Münchberg von Ende Juli 66 bis Mitte August 66 mit 3x rot, oder 3 mal 1x gelb gibt. Wäre ich Expeditor und hätte ein Manko an 3x rot Freimarken, würde ich erst einmal die 1x gelb als Dreierstreifen aufbrauchen. Erst dann würde ich zur Barfrankatur greifen bzw. mich auf Contraventionen einlassen.

    2. Gab bzw. gibt es Briefe aus Nachbarexpeditionen aus eben dieser Zeit, die sowohl 1x gelb, als auch 3x rot Frankaturen aufweisen? Alle Postexpeditonen, die in den 4 Himmelsrichtungen lagen, kartierten direkt miteinander, standen also im permanenten, täglichen Austausch. Demzufolge wäre anzunehmen, dass bei Markenmangel in Münchberg die umliegenden Poststellen sofort angefragt worden wären, entbehrliche Freimarkenbestände gegen Quittung (war rein dienstlich und nicht mit irgendwelchen Kosten verbunden) nach Münchberg zu liefern, um dort auszuhelfen.

    Daher müsste man prüfen, welche Postexpeditionen im näheren Umland lagen und ob von dort 3x Frankaturen bekannt sind, die keine Halbierungen darstellen.

    3. Desweiteren wäre es ein Notmaßnahme gewesen, Portomarken = Porto Nr. 1 zu 3 Kreuzer, als Frankomarken zu nutzen, indem man "Vom Empfänger zahlbar" strich, bzw. auf den Franko-Vermerk bei freizumachenden Briefen durch Röteluntermalung hinzuweisen. Das wäre zwar auch nicht im Sinne des Erfinders gewesen, doch gibt es einige Briefe dieser Art; nur bezweifle ich, ob sie hinsichtlich dieser Sommerdaten von 1866 und ob ihrer lokalen Zugehörigkeit jemals dahingehend untersucht wurden.

    Könnte man diese 3 Punkte "abhaken", wären wir sicher ein gutes Stück weiter, als heute und man sieht, dass die bayer. Postgeschichte eine "never ending story" ist.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (6. September 2023 um 11:41)

  • Lieber Ralph,

    das ist sicher alles richtig, was Du schreibst.

    Allerdings beschäftigt mich nicht die Frage nach Möglichkeiten, mehr oder weniger vorschriftskonform einem Markenmangel zu begegnen. Der Münchberger Expeditor hat das halt mittels Halbierungen getan, die es eben auch von anderen Orten aus anderen (Nicht-Kriegs-)Jahren gibt.

    Meine Fragestellung betrifft den Ablauf des Vorgangs und die Verteilung im fraglichen Zeitraum von 3 Wochen (30.7. bis 19.8.66): aus der ersten Hälfte stammt die weitaus größte Zahl, aus der zweiten Hälfte nur noch ein Bruchteil. Und just um die Mitte dieses Zeitraums herum (8.8.) standen die Eisenbahnverbindungen von Bayreuth und Lichtenfels wieder zur Verfügung, um die umgehende Versorgung auch von Münchberg zu gewährleisten.

    Weitere 3 Kr-Briefe aus Münchberg mit Datum nach dem 8.8. wären hier hilfreich... und weitere Halbierungen :saint:

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,

    waren denn die Telegraphenleitungen durch den Krieg hinweg dort in Ordnung?

    Wären sie gekappt worden, hätte der Münchberger seine Markenanforderungen seinen OPA melden müssen, wo sie mit anderen Markenanforderungen auch gen München geschickt worden wären. Vlt. klappte da mit seinem OPA etwas nicht?

    Wie ich schon schrub, hätte man bei einem Mangel an Freimarken bar frankieren sollen - Kunde zahlte 3x, Expeditor notierte 3x bezahlt neben dem Franko-Vermerk des Absenders und fertig. In der Briefkarte wäre der Brief nicht separat aufgeführt worden, weil innerbayerische Frankobriefe summarisch erfasst wurden.

    Möglich wäre auch folgendes: Der Expeditor legte sich 1x und/oder 3x Marken für DÖPV-Sendungen zurück, denn es wäre möglich, dass auf Briefen nach TT, Sachsen, Preussen oder Österreich zerschnitene Marken für Probleme hätten sorgen können. Oder gibt es Halbierungen (außer einer von Lindau in die Schweiz) nach außerhalb Bayerns?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Weitere 3 Kr-Briefe aus Münchberg mit Datum nach dem 8.8. wären hier hilfreich... und weitere Halbierungen :saint:

    Hallo,

    dann fragt doch einfach einmal beim 1. Vorsitzenden des Münchberger Briefmarkensammler - Vereins Herrn Walter Roßner nach. Er dürfte hierzu bestimmt ein kompetenter Ansprechpartner sein. Oder er kann eventuell weiter helfen. Die Kontaktdaten stehen auf der Internetseite des Vereins. (Oder per PN)

    Einige aus dem Forum dürften ihn auf jeden Fall kennen.

    Gruß Matthias

    Suche immer Belege von Roda / Stadtroda.

  • Wie ich schon schrub,

    Mal ganz blöd von mir nachgefragt: Gibt es in der neuen Rechtschreibreform andere Vergangenheitsformen als schrieb? (Präteritum) Oder ist das Dialekt?

    Ich frag nach, weil ich auch anderweitig schon z.B. schrob gelesen habe.

    Meiner einer denkt dann immer: To schreib, schrob, schrubben...

    Aber man kläre mich auf, ob es da mehrere Möglichkeiten gibt. (Die ich nicht kenne)

  • ... nein, das ist eher ein ungrammatikalisches "Schbässle". Schrieb wäre korrekt. Ich biite um gelegentlich humorvoll-tolerante Auslegung meiner Texte. 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... nein, das ist eher ein ungrammatikalisches "Schbässle". Schrieb wäre korrekt. Ich biite um gelegentlich humorvoll-tolerante Auslegung meiner Texte. 8)

    Kein Problem. ;) Die Frage war durchaus ernst gemeint, da ich nur schrieb kenne, aber schon oft schrob gelesen habe. Da fragt man sich, ob man etwas verpasst hat.

  • ... "Schrob" ist die Verballhornung von "Schrub" als Verballhornung von "Schrieb". So geht eins ins andere über ... 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • waren denn die Telegraphenleitungen durch den Krieg hinweg dort in Ordnung?

    Dazu, zumindest für den Anfang der Halbierungen eine These, die Preußen besetzten das Post- und Bahntelegraphenamt. ???

    Desweiteren: Solange keine offiziellen Dokumente vorliegen, ist das "Stochern im Nebel" oder

    ... eine "never ending story" ist.

    Zumindest wäre es doch interessant folgende Akten einzusehen:

    Vollzug des am 22. August 1866 zwischen Bayern und Preußen abgeschlossenen Friedensvertrages in Bezug auf die Verkehrsanstalten

    Laufzeit: 1866 - 1867
    Bestellsignatur: BayHStA, MH 16821



    Telegraphenverkehr während des Krieges 1866

    Laufzeit: 1866
    Bestellsignatur: BayHStA, MA 109871

    Dienstinstruktionen für das Postwesen


    [Verweis: Folgebände vgl. Signaturen MA 108639-108640, MV I 134]

    Laufzeit: 1850 - 1871
    Bestellsignatur: BayHStA, MH 16405

    Postverbindung zwischen Amberg, Hohenburg und Burglengenfeld

    Laufzeit: 1866
    Bestellsignatur: BayHStA, MH 16659

    Sicherlich gibt es noch andere Akten,

    Vollzug des Friedensvertrages von 1866 zwischen Bayern und Preußen

    Laufzeit: 1866 - 1868
    Bestellsignatur: BayHStA, GBS 7


    die allerdings viel Zeit für eine Durchsicht benötigen können, je nach Umfang. Schon oft bedauerte ich, nicht in München oder Umgebung zu wohnen. Zumindest half mir mein Freund aus München mal bei einer Recherche im Staatsarchiv (da konnte ich den genauen Akt benennen!), vielleicht findet sich für Besitzer von Halbierungen oder an dem Thema Interessierter, Helfer, die sich der Mühe unterziehen könnten.

    Luitpold