Beiträge von Staatswappen

    Hallo Will,

    ich finde Deinen gezeigten Dreierstreifen sehr interessant, da man hier die beiden im Vogel/Peindl erwähnten Plattenfehler

    PF XI: Linker untere Ecke der äußeren Rahmenlinie ausgerissen und linke äußere Rahmenlinie über dem linken unteren Wertziffernquadrat gebrochen (rechte Marke)

    und

    PF VIIe: Verstümmelte 3, Doppelraute im linken unteren Wertziffernquadrat, Keil unter dem rechten unteren Wertziffernquadrat, linke untere Ecke der äußeren Rahmenlinie ausgerissen und linke äußere Rahmenlinie über dem linken unteren unteren Wertziffernquadrat gebrochen (mittlere Marke)

    findet.

    Im Vogel/Peindl steht hierzu noch, dass der PF XI die Vorstufe zum PF VIIe ist. Was somit nicht stimmen kann.

    Danke fürs zeigen.

    Was die Doppelprägungen angeht, es wäre denn möglich, dass auch die Patrize während der Prägeprozesse schaden genommen hat und nachgearbeitet wurde. Nicht überall, sondern nur an bestimmten Stellen durch Ausbesserungen, das sie gebrochen und "geflickt" und nachgefeilt werden musste. Ab Platte 3 musste dann eine Patrize hergestellt werden, da man die der Platte 2 (a,b und c) nicht mehr verwenden wollte und vielleicht konnte.

    Gruß

    Ralf

    Hallo Francesco,

    na ja, ich will mal einen Versuch starten, meine Geschichte zu erweitern und Deine Punkte zu beantworten.

    1. Warum hat der Elster-Bogen der Nr. 9 (vermutlich Platte 8 ) fast keine runden oder abgeschrägten Ecken?

    Wenn wir davon ausgehen dass die Platten 5 und 6 die gleichen der 3 Kreuzer blau sind und ab Platte 7 neue Druckstöckel hergestellt wurden, dann wurden auch neue Messingplatten benötigt. Diese können allein in ihren Legierungsbestandteilen z.B. härter und der Schneide oder Stanzprozess besser eingestellt gewesen sein. Somit weniger Bedarf manuell einzugreifen. Wie auch schon bei den Platten 3, 5 und 6 der 3 Kreuzer blau.

    2. Warum hat das bekannte 20er-Blockstück (siehe meinen Artikel, wahrscheinlich Platte 7, da nicht Platte 5, 6 und 8 zuzuordnen) recht viele Marken mit 2 bis zu 4 runden/abgeschrägten Ecken?

    Ich würde davon ausgehen, dass erst mit der Entscheidung neue Druckstöckel herzustellen, auch mit der Beschaffung neuer Messingplatten gestartet wurde. Vielleicht wurde ein anderer Hersteller gewählt, weil preiswerter, oder es wurde wieder eine günstigere, etwas weichere Legierung verwendet oder es entstanden wieder vermehrt Grate oder Überspitze Ecken die nachbearbeitet werden mussten.

    Ich gehe davon aus, dass man schon damals auf die Kosten geachtet hat und die Herstellung der Druckstöckel so günstig als möglich sein musste. Das heißt der Hersteller wird versucht haben hier das zum Zeitpunkt der Herstellung preiswerteste Material einzusetzen und den entsprechenden Herstellungsprozess einzusetzen.

    3. Warum treten die abgeschrägten/runden Ecken vermehrt erst ab 1865 auf?

    Das verstehe ich nicht, schließlich waren ja gerade in den Anfangsjahren die ersten Ausgaben (2 II 2a, 2II 2 b, 4 II 1) besonders von abgerundeten und ungleichmäßigen Ecken und Linien betroffen. Worauf beziehst Du Dich mit 1865 ?

    4. Warum hat die Nr. 9II (die mit dem PF "Punkt über der DREI", die ja von einem Stöckel der Nr. 2, Platte 3 stammt, das spitze Ecken hat) vier abgeschrägte Ecken?

    Schwieriger ist vielleicht die Antwort hier. Schließlich ist das der gleiche Stöckel. Meine Vermutung wäre die folgende. Der Druckstöckel ist zwar gleich geblieben, doch die anderen angrenzenden Druckstöckel eben nicht. Wir müssen dabei auch immer beachten, in allen Herstellungsprozessen gibt es Toleranzen. Die Druckstöckel wurden nicht in einem Arbeitsgang und gleichzeitig hergestellt. Es liegen hier Jahre dazwischen. Beim Einrichten der Druckform könnte es daher hier zu Höhenunterschieden gegenüber den anderen kommen. Vielleicht saß er einfach nicht mehr so exakt, wie noch bei der Platte 3. Bei der Druckprobe fiel das auf und man behalf sich, auch hier, die Ecken, die in dem Fall das Problem waren zu bearbeiten.

    Ich glaube wir müssen uns generell vor Augen halten, dass es bei der Herstellung der Druckstöckel damals und dann auch beim Drucken der Briefmarkenbögen nie um rechtwinklige Ecken, gerade und gleichmäßige Außenrandlinien etc. ging. Nur darum, kostengünstig den Bedarf von Briefmarken zur späteren Entwertung auf Briefen herzustellen. Auch wenn mir als Sammler heute das Herz blutet, war es damals nur Mittel zum Zweck.

    Grüße

    Ralf

    Hallo Zusammen,

    ich versuche mich auch mal an der Thematik der abgefeilten, bearbeiteten Ecken, der Dezentrierungen und sonstigen Effekte rund um die geschnittenen Kreuzermarken ab 1850.

    Da das, was jetzt im Anschluss kommt, nur ein Erklärungsversuch ist, der vielleicht zu 100% nicht stimmt und ich auch nicht den Anspruch habe, diesen Versuch als einzig waren und legitimen anzupreisen, ist er vielleicht nur als ein anderer Denkansatz zu verstehen oder ein „Märchen“. ;)

    Daher beginne ich mal den Versuch mit: Es war einmal….

    im Jahre 1850, dass es notwendig wurde, neue 3 Kreuzer Marken blau zu drucken. Da sich das vorgehende Verfahren nicht als zukunftsfähig erwies, wurde ein neuer Ansatz gewählt. Die Druckstößel sollten neu hergestellt werden.

    Hierzu wurde, wie auch schon vorher eine neue Urmatrize erstellt. In die Urmatrize wurde das zu druckende Markenprofil eingearbeitet. Alles was später mit Farbe benetzt wird, ist erhaben, das andere natürlich nicht.

    Aus dieser Urmatrize wurde eine Urpatrize hergestellt. Das „Negativ“ zu der Matrize. Hier würde ich sagen, ist jetzt die maximale Außenkontur der Patrize, die weiße äußerste Rahmenlinie der Marke ist. Nehmen wir mal an, das Maß 1,9 x 1,9 cm.

    Jetzt brauchte man natürlich noch zur Herstellung der Druckstößel eine Matrize . Zum Material wurde eine Messingplatte ausgewählt, die später auf einem Trägermaterial befestigt wird, die dann zusammen den Druckstößel ergeben.

    Die Messingplatte wird in einem separaten Herstellungsprozess auf ein Maß von, sagen wir mal, 2, 0 x 2,0 cm produziert. Nachdem jeder Fertigungsprozess auch Toleranzen hat, sicherlich mit Aufmaß von vielleicht 0,1 mm. Die Differenz zu dem Maß der Patrize sehen wir als äußerste blaue Rahmenline der Marke.

    Bei jedem Herstellungsprozess gibt es mehr oder weniger Grate an den Schnitt- oder Stanzkanten. Diese wurden, sofern vorhanden von der Herstellungsfirma der Messingplatten manuell entfernt. Da die Messingplatten wahrscheinlich zu Beginn eine sehr weiche „Legierung“ hatten, damit die Patrize möglichst nicht beschädigt wird, könnten hier durch abfeilen der Grate und überspitzen Ecken die unregelmäßigen Randlinie und runden Ecken entstanden sein.

    Jetzt muss aber in die Messingplatten das Markenbild eingedrückt werden. Hierzu wird in einer Druckpresse die Patrize als Stempel zu den Messingplatten ausgerichtet und mit einem definierten Druck eingepresst. Bei der Einrichtung kann es gerade bei den ersten Messingplatten zu anfänglichen Dezentierungen kommen. Schließlich ist die Patrize kleiner und die Messingplatte hat Toleranzen.

    Da man früher wie heute nichts verschwenden wollte, wurden die dezentrierten Messingplatten trotzdem verwendet. Es kommt bei der Briefmarke und dem Druck am Ende nur auf das an, was von der Patrize übernommen wird. Die Konturen der Messingplatte sind egal.

    Damit hätten wir ungleichmäßige Randlinien, abgerundete Ecken und dezentrierte Druckbilder relativ einfach erklärt.

    Kommen wir nun zum nächsten Arbeitsschritt zur Erstellung der Druckstößel.

    Wir haben jetzt Messingplatten in einer Größe von ca. 2,0 x 2,0 und bringen diese (wie auch immer) auf einem Trägermaterial (mit Blei aufgegossen, Holz, oder was auch immer) mit einer Größe von z.B. 2,3 x 2,3 cm auf. Auch hier wird man keinen 100% Wert darauf gelegt haben, die Messingplatte absolut mittig und ohne Verdrehung anzubringen, sondern man würde auch Toleranzen zulassen. Dazu haben ja auch die Messingplatten schon Toleranzen etc.

    Damit könnten auch die Abstände der Marken und Verdrehungen zu den Schnittlinien relativ einfach erklärt werden.

    Jetzt haben wir unsere 90 Druckstößel hergestellt und diese werden in die Druckform zur Herstellung der Briefmarken zusammen gesetzt. Beim ersten Druck des ersten Druckbogens wird festgestellt, dass bei der einen oder anderen Messingplatte die Ecken in das Papier eindringen und es beschädigen. Nachdem keiner die Druckform wieder aufschließen und die betreffenden Stöckel rausnehmen und bearbeiten möchte, werden diese Ecken im gespannten Zustand etwas verformt.

    Das würde zu den abgeflachten, nicht runden Ecken führen.

    So jetzt habe ich eine schöne Geschichte geschrieben, die weder einen Anspruch auf Richtigkeit noch auf Wahrhaftigkeit hat und würde sie beenden, mit, wenn es nicht doch anders war. ;)

    Schöne Grüße

    Staatswappen

    Hallo Volker,

    Deine Marke zeigt wieder den von Franz Ullmann erwähnten PF mit den Dellen unter "P" und "F" von Pfennig.

    Sowie meine Porto Marke P4 aus dem Post #90.

    Wenn Du sie mal los werden willst?

    Gruß

    Ralf

    Hallo Michael,

    hallo Jean-Paul,

    danke fürs Zeigen Eurer Marken. Tatsächlich sind auf Euren beiden Marken, die Dellen an wieder einer anderen Stelle als bei meinen beiden Besipielen.

    Ich habe jetzt alle 4 Marken gegenübergestellt. Dabei sind die Dellen Eurer Marken an der gleichen Stelle. (lila Linien)

    Jetzt sind es schon 3 verschiedene Positionen der Dellen. Schon kurios.

    Gruß

    Ralf

    Hallo nochmal,

    "leider" muss ich mich damit aber auch noch mal auf die Suche nach der Druckzufälligkeit machen. Ich hatte in einem vorherigen Post bereits dieses schöne senkrechte Paar der Mi.Nr. 37 gezeigt, bei der die untere Marke ebenfalls zwei Dellen in diesem Bereich aufweist.

    Vergleicht man aber diese Marke mit der im vorigen Post gezeigten P$ zeigen sich Abweichungen in der Position und Anordnung der Dellen.

    Auch die mir von "weiter Welle" vorliegenden Scans zeigen die Dellen im Bereich der "P4".

    Somit ist die markante Anordnung der Dellen bei dem senkrechten Paar definitiv anders und bisher kenne ich nur dieses eine Stück. Vielleicht ja

    jemand von Euch ein weiteres Exemplar. Solange wir die Abweichung von einem PF zu einer DZF "degradiert".

    Gruß

    Staatswappen

    Hallo Zusammen,

    mein neuester Zugang zeigt den PF II "Zwei Dellen in der unteren Rahmenlinie". Hier auf einer P4, die ja bekanntlich von

    Platte der Mi. Nr. 37 gedruckt wurde.

    Gruß

    Staatswappen

    Hallo Will

    hallo Kilian,

    wohl passend zu Deinem bei der Michel Nr.9 gezeigtem neuen Plattenfehler, ein Viererblock vom linken oberen Eck.

    Versteigert am 07.06.2018 auf der 104. Kirstein Larisch Auktion.

    121452-104-larisch-los-90-jpg


    Weitere Belegbilder konnte ich in meiner Datenbank noch nicht finden. Auch nicht auf der MI. Nr. 9.

    Gruß und Danke fürs Entdecken des neuen PF.

    Gruß

    Ralf

    Hier zwei schöne Plattenfehler auf der 9 Kreuzer rosa.

    Einmal den Plattenfehler VI auf Platte I nach Vogel/Peindl

    "Rechte untere Ecke stark abgeschrägt"


    Und einmal den Plattenfehler VI auf der Platte III/IV nach Vogel/Peindl.

    "Abspaltung an der rechten unteren Ecke"

    Sieht so aus als wäre die Marke aus der rechten oberen Bogenecke.

    Gruß

    Staatswappen