Beiträge von mikrokern

    Hallo,

    hier ein Brief (9 Kr.-Kuvert), der unter der Feldpost-Franchise und zusätzlich "recommandirt" als Chragé-Brief vom Bataillonsarzt des 7. württemb. Infanterie-Regiments, Dr. Flamm, nach Innsbruck verschickt wurde.

    Am 19.7. befand sich das IR 7 auf dem Weg durch den Odenwald in Höpfingen bei Walldürn, am 20. und 21.7. in Grünsfeldhausen, bevor es am 24.7. im Gefecht von Tauberbischofsheim erhebliche Verluste erleiden sollte. Der Brief wurde wohl von einer Postordonnanz des Regiments nach (Bad) Mergentheim gebracht und dort der zivilen Post übergeben, da das württ. Feldpostamt in diesen Tagen aufgrund der Marschbewegungen indisponiert war oder nicht in der Nähe des IR 7 lag. Mergentheim als exponierte Stadt am Rande Württembergs fungierte als Relais für Nachschub und Postaustausch der Württemberger. Es sind mehrere Feldpostbriefe von württembergischen Armeeangehörigen bekannt, die ohne Abfertigung durch das Feldpostamt direkt bei der zivilen Post in Mergentheim aufgegeben wurden.

    Dies ist der einzig mir bekannte, unter "Chargé" rekommandiert aufgegebene Feldpostbrief aus dem 66er Krieg. Der Absender hat - aus welchen Gründen auch immer - einen mit 9 Kr. bezahlten Umschlag verwendet, obwohl der Brief an sich portofrei gewesen wäre. Nur die Chargé-Gebühr von 6 Kr. waren bar über den Postschein zu entrichten.

    Hallo,

    muss nochmals auf die Taxierungen meines oben gezeigten Briefes zurückkommen. Der Ort, wo die große blaue 20 angeschrieben wurde, ist für die Interpretation sehr wichtig. Es gibt zwei Möglichkeiten:

    1. Die Porto-Taxierung wurde bei der Aufgabe im nassauischen Soden vorgenommen. Dann hätte man entweder den Feldpost-Vermerk schlichtweg übersehen, oder aber absichtlich ignoriert, etwa weil man keine portofrei gestellte Feldpost an eine feindliche Offiziersadresse senden wollte (dazu müsste man aber wissen, dass Lucius preußischer Offizier war) und den Brief daher als unfreien Portobrief verschickt, um den Leitweg per ziviler österr. Post aufzunehmen.

    2. Der Brief wurde als FP-Brief von Soden versandt, wobei aber irrtümlich der Empfänger bei der verbündeten österr. Armee angenommen wurde (wo es - wie in Preußen - ein 6. Kürassier-Regiment gab), worauf die Odyssee durch Österreich folgte. Die blaue 20 wurde dann an dem Ort angebracht, wo final von der Unzustellbarkeit ausgegangen und die Rücksendung nach Soden initiiert wurde (wahrscheinlich Veszprim). Aufgrund der identischen blauen Tinte hat man dann (noch in Veszprim?) die 20 gestrichen und "pro 12 ret" angeschrieben, da die Währung der Abgabepost in Nassau rhein. Kreuzer war.

    Da der zweite bekannte Brief aus der Korrespondenz identisch behandelt wurde, ist ein gleich zweimaliges "Übersehen" des Feldpostvermerks genauso unwahrscheinlich wie die zuerst angebrachte und dann korrigierte 20-Taxierung.

    Und: wo wurde die zweite 20-Taxierung (rechts, mit Blaustift) angebracht?

    Kann man den Ort der beiden 20-Taxierungen zu 100% festlegen, und mit welcher Begründung?

    Vielen Dank, lieber Ralph!

    Aber ganz blick ich's noch nicht.

    Die große 20 stammt aus Soden (vom 23.7.). In Österreich hat man gar keine Taxierungen bzw. Portostreichungen vorgenommen, sondern die 20 erst wieder in Sodengestrichen und dafür "pro 12 (Kr) ret" angeschrieben.

    Diese 12 Kr. mussten (von Frau Lucius) in Soden bezahlt werden? Für einen von ihr abgesandten, unzustellbaren Brief? Erhielt T&T das Geld? Österreich bekam nichts, für all die Mühe?

    Und: Wahrscheinlich war Frau Lucius am 12.9. gar nicht mehr in Soden, sondern wieder in KB. Wer hat in Soden bezahlt? Warum auch, wenn der Brief eh nach KB weitergeschickt werden musste?

    Hallo,

    hier ein Brief, den ich jüngst erwerben konnte und der für mich einige Fragen aufwirft.

    Abgesandt am 23.7.66 in (Bad) Soden von Juliet Souchay de la Duboissiere (https://gw.geneanet.org/henri61?lang=e…&p=juliet+maria), der Ehefrau von Robert Lucius, an Ihren Mann bei der preußischen Armee (Adresse "6. Curassier-Regiment, I. Armee, Mähren"), erwies sich der Brief als Irrläufer und kam Wochen später wieder zurück.

    Robert Lucius (später geadelt zu Robert Lucius Freiherr von Ballhausen), Leutnant im 6. Kürassier-Regiment, war Arzt, Gutsbesitzer (Schloß Kleinballhausen https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Kleinballhausen), Politiker und später preuß. Staatsminister und Freund von Bismarck: https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Lucius_von_Ballhausen, sowie https://www.deutsche-biographie.de/sfz54585.html#ndbcontent

    Der Bruder Eugen war Mitbegründer der Hoechst AG, und die Familie von Lucius' Ehefrau Juliet stammte ursprünglich aus Frankfurt und war vor vielen Jahren nach England ausgewandert, wo Juliet auch geboren war. Der Brieftext enthält mehrere Passagen in englischer Sprache.

    Der Brief ist schon deshalb so interessant, da er von Soden im Herzogtum Nassau, das auf der österreichisch/süddeutschen Seite stand, an einen preußischen Offizier unter der Feldpost-Franchise versandt wurde. Und hier beginnen meine Fragen:

    1. Man hat in Soden (und dann in Frankfurt) nicht realisiert, dass der Empfänger bei der preuß. Armee war, sondern wähnte ihn auf österr. Seite. Vermutlich kam man im nassauischen Soden nicht auf die Idee, dass Briefe an feindliche Offiziere aufgegeben werden würden.

    2. Offensichtlich hat man die Portofreiheit nicht in Anwendung gebracht, da der Brief zunächst nicht als Feldpostbrief erkannt wurde. Stammt die handschriftliche 20 aus Soden? Ein Portobrief im Postverein über 20 Meilen hätte 4 Sgr = 20 NKr gekostet. Und die Taxierung sollte in der Währung der Abgabepost erfolgen. Auch in Frankfurt (das seit einigen Tagen preußisch besetzt war) wurde der Fehler nicht erkannt, sondern der Brief nach Österreich weitergeleitet.

    3. In Österreich begann jetzt die Suche nach dem Empfänger, den man im 6. Kürassier-Regiment wähnte, das bei der 1. Reserve-Kavallerie-Division der Nordarmee war. Der Brief wurde im August vom K.K. Feldpostamt No. 2 behandelt und nach Ungarn geschickt (Stempel PAPA vom 3.9., und handschriftliche Angabe "Veszprim"). Vermutlich nahm man bei der erfolglosen Suche nach dem Empfänger an, dass er einer Reserveeinheit des 6. KR, das wechselnde Garnisonen in Ungarn hatte, angehören könnte. Jedenfalls war nach wie vor kein Empfänger zu ermitteln (rückseitig handschriftlich "Ist nicht im 6. Cürass.Regt."), und der Brief ging zurück nach Wien (Stempel 10.9.).

    4. Von dort ging der Brief via österr. ziviler Post über Frankfurt (12.9.) zurück zum Aufgabeort Soden (Stempel 12. und 13.9.). Dort hat man dann den Brief - vermutlich nach Abreise seiner jetzt nicht mehr in Soden weilenden Gattin - an den Wohnort (Schloß) Klein-Ballhausen bei Erfurt gesandt.

    5. Mehrere Stempel auf der Rückseite sind unleserlich abgeschlagen. Darunter könnte der Stempel aus Veszprim sein, wo man den Empfänger ja erfolglos gesucht hatte.

    6. Die Tatsache, dass Lucius' Ehefrau aus dem nassauischen Soden schrieb, dürfte darin begründet sein, dass Schloss Klein-Ballhausen offenbar zeitweilig nicht bewohnbar war bzw. nicht zur Verfügung stand (Passage im Brieftext: "Ich mußte an unser armes verlassenes Ballhausen denken – ob wir wohl noch diesen Sommer irgend einen Genuß daran haben? Ich möchte doch gerne wissen wie es aussieht und ob die Sachen gut kommen..."

    7. Es gibt ein Pendant zu diesem Brief, welches fast identisch gelaufen ist. Ich bin z.Z. noch dabei, mit einem Experten für preuß. Feldpost (D. Friedewald aus Halle) die mysteriösen Leitwege zu entschlüsseln.

    8. Wichtig wäre noch zu wissen, wo die Taxierungen angeschrieben wurden. Wie gesagt, ich bin der Meinung, dass die blaue 20 taxis'schen Ursprungs aus Soden ist. Dort wurde m.E. auch der Vermerk "pro 12 ret" (also am 12. retour, nach Klein Ballhausen) angebracht. Oder stammt die "20" aus Österreich? Und wo wurde die 3 (3 Sgr?) angeschrieben? Müsste eine österr. Portotaxierung nicht 4 (Sgr) lauten?

    Für Korrekturen und Ergänzungen wäre ich sehr dankbar!

    Hier noch die Transkription des relevanten Briefinhalts:

    "Soden, Montag der 23te Juli 1866

    Mein theuerster liebster Robert!

    Gestern – Papa’s Geburtstag war ein guter Tag – er brachte mir morgens deinen Bf. vom 13ten u. abends deine Zeilen vom 11ten. Aber beinah noch besser – er brachte Nachmittags eine Zeitungsnachricht [Waffenstillstand zwischen Preußen und Österreich am 22.7.66], die auf Frieden hindeutet, die heute eher noch bestätigt wurde. So steigen einmal wieder die Hoffnungen auf endliche Ruhe nachdem man in letzter Zeit wieder recht muthlos geworden war. Gott wende alles zum Besten – in jedem Fall wenn das Blutvergießen ein Ende hat, so ist ein großer Schritt geschaffen – u. dann bleibt noch viel anderes ganz Großes was vollbracht werden muß! Ich sehne mich recht danach einmal mit dir über alles zu sprechen und dich darüber sprechen zu hören. Aus verschiedenen Gründen thut man es nicht gerne brieflich. Von den Fkfern [=Frankfurtern] sind wir noch ziemlich abgeschnitten, denn obzwar allerdings die Bahn nun wieder geht [Freigabe der Main-Weser-Bahn am 20.7.66], so wagen sich die Leute nicht gerne weit vom Haus. Der gerechten Klagen gibt es viele! Ich bin selbst in höchstem Maaß erstaunt. Vor einigen Tagen wurden von der Stadt [Frankfurt] 6000000 fl. requiriert – seit 3 Tagen aber noch 25000000 dazu. Diese scheint man nicht gut auftreiben zu können oder zu wollen u. man ist nun sehr gespannt auf das nächste. Die Erbitterung ist sehr groß.

    Gallnitz also ist etwas beschädigt worden. Mir ist es sein- und deinetwegen recht leid, daß du dich von ihm trennen mußtest – gewiß fehlt er dir sehr. Man hat dir aber hoffentlich einen anderen Burschen gegeben? Es ist mir ganz sonderbar ihn mir in Berlin vorzustellen während du Armer in Hitze, Staub, manchmal auch Regen u. Kälte so große Strapatzen aushalten mußt. Ich hoffe zu Gott du bleibst gesund dabei – und bist jetzt in besserer Lage.

    Am Ende in Wien selbst! Welche fürchterliche Consternation für die armen Östreicher. Ich war bis gestern in großer Aufregung u. Angst, beständig an die schauderhafte Schlacht denkend die ihr noch an der Donau schlagen würdet. – Aber heute denke ich es ist möglich daß am Ende nichts draus wird. Gebe Gott daß der [österreichische] Kaiser nachgibt und beide Armeen vor noch mehr Elend verschont! Hier zu Land hieß es vor einigen Tagen, es würde nun nichts mehr gehen, dann daß Mainz noch erobert werden müßte, - jetzt heißt es wieder daß die Bundesarmee sich wieder irgendwo gesammelt u. in dichtester Nähe zu Frft. [Frankfurt] stände – kurz man weiß nicht was man glauben soll!

    Diese Bundesarmee spielt eine zu lächerliche Rolle. Aber für sie selbst ist die Rolle doch tragisch, denn sie wird von Pontis zu Pilati geschickt und die Kräfte der armen Leute dabei ganz aufgerieben.

    Wir haben heute in Höchst Besuch gemacht but found all the birds flown [=aber alle Vögel waren ausgeflogen]. Sie waren nach Fft. Es scheint ein Theil der Gesellschaft ist sehr ängstlich und sie überlegen es sich, Frau Reister und die Kinder irgendwo an den Rhein zu schicken indessen ich denke, Eugens kommen bald u. erzählen uns den Entschluß. Es ist dort so reizend. Papa u. ich brachten eine köstliche Stunde im sonnigen Garten zu, wo die Blumen in vollster Pracht stehen u. Wein u. Aprikosen u. Pfirsiche en masse stehen. Ich mußte an unser armes verlassenes Ballhausen denken – ob wir wohl noch diesen Sommer irgend einen Genuß daran haben? Ich möchte doch gerne wissen wie es aussieht und ob die Sachen gut kommen. Ich höre von Erfurt daß obgleich Klara von Victor nichts direktes gehört hat, er doch nach der Schlacht [von Langensalza am 27.6.66] gesehen worden ist. That’s a comfort!...

    Danach kommen rein familiäre Berichte...

    Hallo,

    hier jetzt Transkription und Beschreibung des Briefs aus post #1854, den mir der liebe Herrmann vermacht hat.

    Brief „Vom königlichen 12. Infanterie-Regiment König Otto von Griechenland An den Magistrat der königlichen Stadt Prichsenstadt“ vom 3.10.1866

    Ein Inhalt des Schreibens vom 12. IR existiert nicht. Jedoch hat man in Prichsenstadt das Briefpapier benutzt, um Abschriften für Antwortschreiben für die eigenen Akten zu verfassen:

    Prichs[enstadt] den 14. Oktober 1866

    Das

    Ad Decr. [ad decretum = laut Beschluss] vom 22. Septbr. l.Js. Kgl. Bez[irks]amt

    Betreff, die Liquidation der während des Krieges gegen Preußen mit 35 Beilagen.

    Die in nebigem Betreffe für den Monat August l. Js. in duplo ausgefertigte Liquidation wird anliegend mit 31 Belegen vorgelegt und gebeten, die Entfernungen auf den Belegen # 5. 7. 9. 10. 15. 17. 18. 19. 21. 22. 25. 29. u. 31. bezüglich der Fuhrlöhne bestätigen und auch die unter Beil. Nr. 2. 6. u. 14. beiliegenden Abschriften über die wegen der geschehenen Haber- und Heu-Lieferungen abgeschlossenen Accorde beglaubigen zu wollen, zu welchem Behufe die Original-Protokolle vom 15. Juni, 6. Juli u. 4. August l. Js. gegen geneigte Rückgabe angeschlossen werden…

    Auf der Umseite (und damit auch Briefvorderseite) ein Duplikat des Schreibens vom 15.10.1866

    An das Commando der 3ten Infanterie-Brigade in Augsburg

    Nach der Quittung verehrten Commandos vom 8. August befanden sich dahier vom 6.-8. August in Quartier

    1. 1 Herr General

    2. 2 “ Hauptleute

    3. 1 “ Regts [Regiments] Auditor

    und verpflegt wurden 16 Unteroff. und Soldaten.

    Da natürlich letztere auch zwei Tage dahier ein Quartier hatten, dieses aber zu bescheinigen übersehen worden sein dürfte, wird ergebenst gebeten, daß nachträglich bald gefälligst daher bestätigen zu wollen.

    Das 12. Infanterie-Regiment, Teil der 3. Brigade in der 2. Division, befand sich nach dem Waffenstillstand vom 2.8.66 auf dem Rückzug hinter die Donau, mit den Stationen Erbshausen-Sulzwiesen, Prichsenstadt, Schwarzenberg, Eschenbach, Oberwinzer, Regensburg. Die während des Aufenthalts in Prichsenstadt vom 6.-8.8.66 angefallenen Kosten für Quartier und Verpflegung wurden dem Regiment bzw. der Brigade von der Gemeinde später in Rechnung gestellt.

    Dies erklärt den Zusammenhang mit der Abschrift vom 15.10.66.

    Fraglich bleibt, ob sich das Schreiben vom 14.10. (an ein Bezirksamt? Ist nicht wirklich gesichert leserlich) auf den Durchmarsch desselben Regiments bezieht, oder nicht vielmehr auf ein Amt, mit dem auf der Basis früher abgeschlossener Verträge zur Bereitstellung von Transport und Pferdefutter abgerechnet werden soll. Möglicherweise hat man, um Papier zu sparen und ein Duplikat für die Akten zu haben, Abschriften auf Korrespondenzen mit anderen Absendern/Empfängern (hier das 12. IR) vorgenommen.

    Hat jemand dazu eine Meinung?

    Lieber Gerd,

    große Klasse, vielen Dank!

    Auf die "Accorde" wär ich nie gekommen, obwohl es inhaltsgemäß im Kontext ja so etwas wie "Verträge" sein sollte.

    Auf "Protokolle" hätte man kommen können, die Sudelklaue ist aber sehr gewöhnungsbedürftig, und die durchscheinende Schrift der Rückseite machts auch nicht leichter...

    "Ad decr[etum]" macht im Kontext Sinn, wenn man das als "laut Beschluss vom 22. Septb. l.Js" versteht, wobei der Beschluss uns unbekannt bleibt. Das Wort mit dem "!" könnte auf "...amt!" enden, und dann war es evtl. ein von diesem Amt ausgegebener Beschluss. Nur so als Vermutung...

    Nochmals ganz herzlichen Dank!!

    Wilfried

    Hallo,

    habe Probleme, das ganze Schriftstück zu transkribieren, das mir der liebe Herrmann vermacht hat. Es handelt sich um einen Brief aus dem 66er Krieg vom 12. bayer. Infanterie-Regiment an den Magistrat von Prichsenstadt vom 3.10.66. Die Abschrift der Replik für die eigenen Unterlagen hat man in Prichsenstadt offensichtlich auf einem unbeschriebenen Teil der Innenseite angebracht, und dabei fehlen mir die mit ??? markierten Passagen/Wörter. Werde den kompletten Brief (mit weiterer Abschrift vom 15.10. auf der Vorderseite) dann im 66er thread einstellen.

    Wer kann mir hier bei der Transkription weiterhelfen? Schon mal besten Dank!!


    Bericht 53 Prichs[enstadt] den 14. Oktober 1866

    Das

    ??? vom 22. Septbr. l.Js. ????

    Betreff,

    die Liquidation der während des Krieges gegen Preußen

    mit 35 Beilagen.

    Die in nebigem Betreffe für den Monat August l. Js. in duplo ausgefertigte Liquidation wird anliegend mit 31 Belegen vorgelegt und gebeten, die Entfernungen auf den Belegen # 5. 7. 9. 10. 15. 17. 18. 19. 21. 22. 25. 29. u. 31. bezüglich der Fuhrlöhne bestätigen und auch die unter Beil. Nr. 2. 6. u. 14. beiliegenden Abschriften über die wegen der geschehenen Haber- und Heu-Lieferungen abgeschlossenen ??? beglaubigen zu wollen, zu welchem Behufe die Original-??? vom 15. Juni, 6. Juli u. 4. August l. Js. gegen geneigte Rückgabe angeschlossen werden.

    [Unterschriften]

    Hallo,

    der Artikel, den VorphilaBayern dankenswerterweise gepostet hat, hat mich auf den Gedanken gebracht, dass es sich bei der "Hospitalverwaltung" nicht um die Administration eines (kleinen) Krankenhauses in Hall handeln könnte, sondern um etwas viel größeres.

    Hier bin ich fündig geworden: https://www.schwaebischhall.de/de/unsere-stad…-heiligen-geist

    Das Haller Spital, schon 1228 gegründet, wuchs über die Jahrhunderte mittels Spenden, Immobilienzukäufen, Geldanlagen und Überschüssen zu einem veritablen Imperium:

    "Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war das Haller Spital eine multifunktionelle Anstalt, in der Arme, Behinderte und Waisenkinder ebenso Aufnahme fanden wie Alte und Kranke. Selbst Versorgungsempfänger, die der Kaiser in Wien dem Haller Spital zuwies, erhielten ihre Pension.Zahlreiche Menschen fanden Beschäftigung als Knecht oder Magd, Schulmeister oder Hausmeisterin. Über ihre Aktivitäten hatten sie umfassend Rechenschaft abzulegen. Nach dem Ende der Reichsstadt wurde auch die Spitalverwaltung neu organisiert. Die Spitalstiftung wurde mit anderen Stiftungen aus der Reichsstadtzeit (u.a. dem Reichsalmosen, dem Glöcklinsgeld, der Almosenpflege und der Nicolaipflege sowie kleineren bürgerlichen Stiftungen zusammengelegt. Dies brachte der Spitalstiftung einen Zuwachs an Bargeld, der sich noch verstärkte, als die Feudallasten im 19. Jahrhundert abgelöst und die Eigenwirtschaft des Spitals aufgegeben wurde (Verkauf des Teurershofes 1836). Der Waldbesitz blieb dem Spital nicht nur erhalten, er wurde mit den Ablösungsgeldern wesentlich ausgebaut."

    Somit kann man davon ausgehen, dass die Verwaltung der Spitalstiftung (Hospitalverwaltung) die 15 Gulden zur Unterstützung der ausgerückten Soldaten aus ihrem offensichtlich beträchtlichen Vermögen bestritt.

    Sorry, Ralph, aber das klingt zu naiv. Auch vor 160 Jahren hatten Spitäler kein Geld im Überfluss und waren ihrerseits - gerade zu Kriegszeiten - auf Unterstützung angewiesen. Die Begünstigung ausgerückter Soldaten oblag (neben den Familien) den Heimatgemeinden.

    Vielleicht hat noch jemand eine Idee?

    Hallo,

    hier ein Wendebrief aus dem 66er Krieg, der mich ein wenig in Erklärungsnotstand bringt.

    Abgesandt von der Hospitalverwaltung im württembergischen (Schwäbisch) Hall am 24.7.66, ist er adressiert an das "Löbliche Commando des K. Würt. 5ten Infanterie-Regiment". Als Ortsangabe schrieb man "Ludwigsburg", wohl in Unkenntnis des jetzigen Standortes des Regiments, dessen Garnison Ulm war und das sich vom 22.-30.6.66 im Lager Aldingen bei Ludwigsburg aufgehalten hatte, bevor es dann zur Vereinigung mit dem VIII. Bundeskorps im Vogelsberg-Gebiet abmarschiert war. In Ludwigsburg hat man dann mit "Feldpost" korrigiert, die dann die korrekte Zustellung übernahm.

    Links unten findet man den Vermerk "15 f. zehn fünf Gulden eingezahlt". Also handelt es sich um einen Fahrpost-Begleitbrief für eine Bareinzahlung von 15 Gulden an das Regiment. Die Höhe des Betrages suggeriert eine Zuwendung von 5 Gulden an drei Soldaten (ohne Gewähr...) des Regiments, wie es von Heimatgemeinden ausgerückter Soldaten häufiger vorkam.

    Stutzig macht der Absender, die Hospitalverwaltung Hall. Warum sollte gerade diese einen Geldbetrag "spenden"? Hätte man nicht eher umgekehrt Geldzuwendungen an das Hospital erwartet?

    Die andere Seite des Briefes stellt das Antwortschreiben des Regiments dar: "An die Löbl. Hospitalverwaltung Hall", vom "5. Infanterieregiment König Karl, Stabsfourier Schumacher". Der Brief wurde am 1.8.66 über das Feldpostamt der württemb. Division abgefertigt, die nach Ende der Kämpfe bei Gollhofen südlich von Würzburg lag.

    Ironie des Schicksals ist die Tatsache, dass just am Tag der Abfertigung des Briefes aus Hall (24.7.) das Gefecht von Tauberbischofsheim stattfand, an dem das 5. Regiment in heftige Kämpfe verwickelt war und schließlich 44 Tote und 135 Verwundete zu beklagen hatte (aus der Regimentsgeschichte; Wikipedia nennt andere Zahlen: https://de.wikipedia.org/wiki/Grenadier…isches)_Nr._123).

    Wer hat eine plausible Erklärung für die Hospitalverwaltung als Geldgeber?

    Hallo,

    hier ein Brief vom Oberkommando der preußischen Main-Armee an das Herzoglich Braunschweigisch-Lüneburgische Staatsministerium mit Stempel des Feldpostamts des VII. Armee-Korps vom 5.7.66.

    Der Brief trägt die Unterschrift von General Eduard Vogel von Falckenstein, der Oberbefehlshaber über die Main-Armee war.

    Nach der Schlacht von Langensalza (27.6.66) und der Kapitulation der Hannoveraner (29.6.66) dirigierte Falckenstein seine Armee südwestlich Richtung Fulda, um die Vereinigung des VII. Bundeskorps mit den bayerischen Divisionen zu verhindern. Am 3.7. stand das Hauptquartier in Philippsthal, wo der Brief geschrieben wurde:

    Ober-Commando der West-Armee

    An das Herzoglich Braunschweigisch Lüneburgische Staatsministerium zu Braunschweig

    Auf die sehr gefällige Zuschrift vom 26ten Juni d.J. No. 5601 erwiedere ich dem Herzoglichen Staatsministerium ganz ergebenst, daß inzwischen die Rückkehr der betreffenden Wagen erfolgt sein wird. Sollte das dennoch nicht der Fall sein, so bitte ich um eine sehr gefällige Benachrichtigung, schließlich bemerke ich noch ebenmäßig, daß das sehr gefällige Schreiben auf heute hier eingegangen ist.

    H.Q. Philippsthal den 3. Juli 1866

    Der commandierende General

    v Falckenstein

    Bei den „Wagen“ dürfte es sich um Eisenbahnwaggons der braunschweigischen Bahn gehandelt haben. Im Generalstabswerk „Der Feldzug von 1866 in Deutschland“ findet man auf S. 59 für den 21.6. „Von den Truppen des Generals v. Manteuffel begann früh Morgens der Transport des Detachements Korth auf der wiederhergestellten Eisenbahn Hannover-Braunschweig nach Seesen…

    Am 22.6. ging das Detachement Flies mit der Eisenbahn von Celle über Braunschweig nach Seesen. Beide marschierten über Nordheim nach Göttingen. Am 24.6. befahl Falkenstein 5 Bataillone Infanterie und eine Batterie des Korps v. Manteuffel unter Befehl v. Flies über Magdeburg und Halle nach Gotha. Da es zu der Zeit keine Bahn von Göttingen Richtung Osten gab, mussten die Truppen erst wieder per Bahn nach Norden bis Kreiensen. Dort haben sie auf die Bahn nach Seesen/Braunschweig gewechselt und dann weiter über Magdeburg, Halle nach Gotha.

    Es spricht alles dafür, dass die Preußen auf die Unterstützung durch braunschweigische Eisenbahnwagen angewiesen waren. Der Knotenpunkt Kreiensen war ja braunschweigisch. Dann ging es über Seesen und Börßum nach Magdeburg. Die Truppen des Detachements Flies trafen am Abend des 25.6. in Gotha ein. Ob da noch die braunschweigischen Wagen bis Gotha gefahren sind, bleibt offen. Dass es sich bei den „Wagen“ um etwas wichtigeres als ein paar geliehene Pferdefuhrwerke gehandelt haben muss, wenn der kommandierende General dem braunschweigischen Staatsministerium höchstpersönlich schreibt, liegt auf der Hand. Im Generalstabswerk steht auch auf S. 68: "Am Abend des 25. trafen auch die ersten Truppen des Detachement Flies, deren Transport sich wegen mangelndem Fahrmaterials etwas verzögert hatte, von Göttingen in Gotha ein. Der Rest folgte über Nacht."

    Höchstwahrscheinlich bezieht sich also Falckensteins Replik auf die Nutzung geliehener braunschweigischer Eisenbahnwaggons im Rahmen der Flies'schen Truppenbewegung, für die offensichtlich zunächst keine ausreichenden Transportmittel zur Verfügung gestanden hatten, zumal sich ein Teil der Strecke auf braunschweigischem Gebiet befand.

    Etwas erstaunlich ist die Bezeichnung "West-Armee" noch am 3.7.66. Seit dem 1.7.66 sollte die Titulierung nämlich „Main-Armee“ sein, um eine Abgrenzung von der „Westdeutschen Bundesarmee“ als Bezeichnung für die VII. und VIII. Bundeskorps zu bewirken (aus der Regimentsgeschichte des 2. Schlesischen Grenadier-Regiment Nr. 11). Warum gerade beim Oberkommando am 3.7. immer noch der alte Name verwendet wurde, bleibt rätselhaft.

    Ungewöhnlich auch die Tatsache, dass ein am 3.7. geschriebener Brief des Oberbefehlshabers erst am 5.7. vom FPA bearbeitet wurde. Entweder blieb er in der Schreibstube ober beim FPA unbearbeitet zwei Tage liegen – was bei Post des Armeechefs nicht passieren durfte, oder das FPA war aufgrund der Truppenbewegungen und Kämpfe am 4.7. (Dermbach, Wiesenthal, Roßdorf gegen die Bayern) vorübergehend indisponiert und kam erst am 5.7. zur Weiterleitung. Die Ursache für die Verzögerung wird man nicht mehr erfahren.

    Hallo Hermann,

    ich glaube nicht, dass es sich bei dem vermissten Jäger Lichtenstein aus der Liste um den Adressaten des unzustellbaren Briefes handelt. Das zitierte Werk stammt aus Österreich und behandelt die gefallenen/verwundeten/vermissten Österreicher. Ein Preuße taucht da sicher nicht in der Verlustliste des 32. Feld-Jäger-Bataillons auf.

    Hier ein Feldpostbrief des Sergeanten H. Kühn von der 8. Kompanie im 2. Bataillon des 2. Schlesischen Grenadier-Regiments Nr. 11 an das Fräulein Fischer in Flensburg, aufgegeben bei der preußischen Feldpostexpedition der Division Manteuffel am 2.7.1866 (Standort Eisenach). Der Brief trägt den Soldatenbrief-Stempel des 2. Batl. des 11. Infanterie-Regiments, sowie den Stempel der Feldpostexpedition der Division Manteuffel; rückseitig zwei Ankunftsstempel von Flensburg (4. und 5.7.66).

    Kurzer geschichtlicher Hintergrund:

    Nach dem gewonnenen Krieg gegen Dänemark (1864) um die Elbherzogtümer Schleswig und Holstein hatten sich die Sieger Preußen und Österreich in der Gasteiner Konvention vom 14.8.1865 auf die Verwaltung von Schleswig durch Preußen und Holstein durch Österreich geeinigt. Trotz der Konvention steigerten sich die Spannungen und es kam im Juni 1866 zum Krieg zwischen den vormaligen Verbündeten.

    Die österr. Truppen verließen Holstein kampflos, und der preuß. Gouverneur von Schleswig, von Manteuffel, zog dort mit seinem Korps ein. Nach der Kriegserklärung an Hannover am 15. Juni, das sich auf die Seite der mit Österreich verbündeten deutschen Südstaaten gestellt hat, rückte General v. Manteuffel von Altona über Harburg nach Hannover vor.

    Das 2. Schlesische Grenadier-Regiment Nr. 11 hatte zuvor als Teil des Manteuffel’schen Korps in Schleswig als Besatzungstruppe fungiert und dann mit diesem den Feldzug gegen Hannover angetreten. Am 19.6. erfolgte der Einzug des Regiments in die von hannöverschen Truppen verlassene Hauptstadt. Die anschließende Verfolgung der sich bei Göttingen sammelnden Hannoveraner kulminierte in der Schlacht von Langensalza am 27.6.66. Das Schlesische IR 11 war auch daran beteiligt. Es hatte insgesamt 62 Tote und 256 Verwundete zu beklagen. Die 8. Kompanie von Sergeant Kühn war ohne Verluste geblieben.

    Der Schreiber des Briefes fand für seinen Einsatz beim Gefecht von Langensalza sogar Erwähnung in der Regimentsgeschichte des IR 11:

    Nach der Kapitulation der Hannoveraner am 29.6. rückte die preuß. Main-Armee weiter nach Süden Richtung Fulda vor, um die Vereinigung der bayerischen Armee mit dem VIII. Bundeskorps zu verhindern. Am 1.7.66 erreichte das IR 11 die Gegend von Gotha, für den 2.7. wurde es auf Eisenach dirigiert, wo Kühn vermutlich seinen Brief geschrieben hat. Bei Fräulein Fischer könnte es sich um seine Herzensdame gehandelt haben, die er im Laufe der Besatzung in der Region Flensburg in Schleswig wohl kennengelernt hatte.

    Im weiteren Verlaufe des Feldzuges kam das 2. Bataillon des 11. IR erst wieder am 24.7. gegen die Bayern bei Uettingen ins Gefecht; auch hier taucht Kühn nicht in den Verlustlisten des Regiments auf, sodass er den Krieg wohl unbeschadet überstanden hat.

    Quellen:

    Das 2. Schlesische Grenadier-Regiment Nr. 11 im Main-Feldzuge 1866. (Mittler und Sohn, 1870)