Lieber Volker,
dein Brief ging nach Neufraunhofen.
Lieber Volker,
dein Brief ging nach Neufraunhofen.
Sprachinseln.
Ephraim Kishon bezeichnete Israel als Insel, nicht umschlossen von Wasser, sondern von Hass.
Tautologien sind in! Vor Kurzem begegnete mir beim Lesen eine »weibliche Künstlerin«. (Kommt häufig beim unreflektierten Übersetzen aus dem Englischen vor: »a female artist« – ist mir auch schon passiert.)
Liebe Freunde,
jetzt habe ich zu zählen aufgehört, wie viele Dumme schon den gleichen Gedanken hatten – als ich das Stück sah, dachte ich auch an die Titelseite. Scan bitte auf dem üblichen Weg an mich!
Hallo Enrico,
wenn einem Aufgeber ein Einschreiben allein nicht genügte, sondern er nach einem rechtlich verwertbaren Nachweis über die Zustellung für sich selbst verlangte, konnte er seiner Postsendung einen Rückschein beigeben lassen. Dieser wurde nach der Zustellung beim Adressaten vom Abgabe- ans Aufgabepostamt zurückgeschickt und dem Aufgeber ausgehändigt. So hatte er einen Beleg für seine Unterlagen.
Damit war allerdings nur belegbar, dass der Adressat (oder ein Mitglied seines Haushalts oder eine bevollmächtigte Person) den Brief erhalten hatte, nicht aber, dass er vom Inhalt Kenntnis genommen hatte. Zu diesem Zweck wurde 1872 der Postbehändigungsschein eingeführt, den 1879 die Postzustellungsurkunde ablöste.
... hatte schon damit gerechnet, dass dieses Stück hier im Forum landet. Schwabach wird zwar (neben Steinbühl) kein Zuschlag bei der Katalogbewertung zugebilligt, aber Briefe wie dieser sind ihren Zuschlag auf jeden Fall wert!
Lieber Franz (#16),
dachte ich mir schon. Irgendein früherer Besitzer hatte einmal über der Nr. 40 mit Bleistift »40a« vermerkt. Ich gehe immer davon aus, dass eine Markenfarbe auf einem Beleg aus meiner Sammlung die weniger teure ist – damit lebt man einfach leichter.
Lieber Ralph,
genau da sollten wir uns ja einig sein: Für den Markenverschleiß, über den genaueste Rechnung zu führen war, spielte es keine Rolle, ob eine 10- und eine 20-Pfennigmarke auf dem Brief und eine weitere 20-Pfennigmarke auf dem Rückschein klebten oder alle auf einem Brief. Emolumente-, tantiemen- und abrechnungstechnisch waren 50 Pfennige im Spiel – beim Aufgabepostamt und bei der vorgesetzten Behörde.
Übrigens: Das Emolumentenwesen wurde in der Pfennigzeit nicht einfach abgeschafft, es wurde erst 1888 für Expeditoren auf Vertrag und 1892 für Beamte reformiert. (Rückblick auf das erste Jahrhundert der K. Bayer. Staatspost. 1. März 1808 – 31. Dezember 1908, S. 48–49)
Lieber Ralph,
so schön es auch klingt, das Emolumentenwesen als philatelistische Erklärung heranzuziehen – der eigentliche Geldfluss fand in diesem Fall nicht über die Briefmarken und ihre Verklebung auf einzelnen Poststücken, sondern über deren buchhalterische Abrechnung statt.
Bei den statusmäßigen Beamten flossen die entsprechend nachgewiesenen Einnahmen der Postämter in einen Fonds, aus dem dann das Geld verteilt wurde. Was mit wachsendem Kreis der Berechtigten dazu führte, dass die Einnahmen nicht ausreichten und die Ausgaben vom Staat durch Zuschüsse ausgeglichen werden mussten, bis eine Gehaltsreform 1892 das System auf neue Füße stellte.
Die Expeditoren auf Dienstvertrag schrieben sich die Einnahmen aus den Einschreiben etc. selbst gut – was in der Presse für Kritik sorgte, weil es ihrer Meinung nach kaum Kontrollmöglichkeiten gab. Diese Gruppe partizipierte auch noch per Tantieme am Briefmarkenabsatz – es konnte ihr also herzlich egal sein, ob ein Rückschein frankiert wurde oder nicht.
Ein Ansatz wäre, zu vergleichen, an welchen Orten wie verfahren wurde – Vollfrankatur auf Brief oder geteilte Frankatur, aber dazu könnte das überlieferte Material viel zu dünn sein, um aussagekräftige Ergebnisse zu liefern.
Im nächsten Rundbrief kommt übrigens ein Beitrag vom besagten Alex P. zu diesem Thema mit Granaten ohne Ende. Wir haben über die Frage Frankierung von Rückscheinen schon kurz debattiert, ohne zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen – außer dem, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt erkennbar wird, dass ein frankierter Rückschein ein nachträglich verlangter war …
Lieber Ralph,
meines Wissens gibt es keine ausdrückliche Vorschrift – weder in den Posttransportordnungen, noch sonstwo – ob die Gebühr für den Rückschein mit auf dem Brief oder auf dem Rückschein selbst frankiert werden sollte. Das Phänomen, dass es Rückscheine mit 10-Pfennig-, 20-Pfennig- und einmal sogar mit 30-Pfennig-Marken gibt, hatten wir bereits vor zehn Jahren hier diskutiert.
In der Kreuzerzeit existieren kaum mit Marken versehene Rückscheine (eine Handvoll der blauen Vordrucke, mit 7 Kreuzer-Marken). In der Pfennigzeit scheint jedoch auf einmal eine große Unsicherheit darüber bestanden zu haben, was wie zu frankieren war, nicht nur bei Rückscheinen, sondern auch bei Behändigungsscheinen und dann bei Postzustellurkunden. Da gibt es alle möglichen Varianten, die sich auch erklären lassen (u.a. durch ein Buch von Jürgen Vogel, bei dem man jedes Mal, wenn man es zuklappt, wieder nicht verstanden hat, warum wann wie frankiert wurde – liegt aber nicht am Buch, ehrlich).
Die Strecke ist in der Tat ganz hübsch. Das meiste von dem, was ich heute gezeigt habe, stammt aus einer Teilsammlung, die ich 2020 im Nachverkauf bei Christoph Gärtner erworben habe. Sie gehörte wohl Theo Grohmann, und darin waren auch zahlreiche Lieferschein-Druckvarianten und Einschreibzettel-Variationen dokumentiert. Damit konnte ich auf einen Schlag die Pfennigzeit sozusagen saturieren. Ich bin noch heute mit dem Sortieren beschäftigt.
Es sind kaum Luxus- und Schaustücke darunter, vieles »nur« aus Großstädten, weswegen dieser Sammlungsteil bei der Auktion wohl liegenblieb. Die Anschaffungskosten müssen horrend gewesen sein, weswegen sich der Kauf für mich tatsächlich gelohnt hat, selbst wenn man die vielen blauen Scheinvariationen als Füllstoff betrachtet. Müsste man solches Material einzeln zusammentragen (und das habe habe ich jahrelang mehr oder weniger erfolgreich versucht), wird es schwierig.
Die hier gezeigte Fülle sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um seltenes Material handelt – und gleichzeitig unterstreichen, dass die Pfennigzeit einiges zu bieten hat.
In die über Jahrzehnte unveränderten Posttarife brachte der Erste Weltkrieg Bewegung.
An den Tarifen für die Sonderleistungen änderte sich zunächst nichts, aber ein einfacher Einschreiben-Rückschein-Brief kostete dank Reichsabgabe ab dem 1. August 1916 nicht mehr 50, sondern 55 Pfennige, wie hier an einem Beispiel im Wechselverkehr mit Österreich-Ungarn gezeigt:
Die nächste Tariferhöhung zum 1.10.1918 betraf die Fernbriefe nicht, nur den Ortsverkehr sowie Postkarten, Warenproben und Drucksachen. Zum 1.10.1919 wurde nahezu alles teurer, insbesondere die Sonderleistungen, wobei der Rückschein erstmals mehr kostete als die Einschreibung.
Hier zwei Briefe vom Oktober 1919:
Zum einen ein Brief aus Nürnberg, den ich als reinsten philatelistischen Bedarf bezeichnen möchte, dessen hübsch aus Germania/Freistaatwerten zusammengestückelte 85-Pfennig-Frankatur aber genau den Tarif für einen einfachen Ortsbrief (15 Pfge.) plus Einschreibung (30 Pfge.) plus Rückschein (40 Pfge.) abdeckt.
Dann einen mit 90 Pfennigen tarifgerecht frankierten Fernbrief aus Ruhpolding nach München mit Volksstaat-/Freistaat-Mischfrankatur.
Man kann zwar immer wieder Rückscheine erwerben, auf denen 20 Pfennige verklebt sind, aber eigentlich müsste es viel mehr davon geben. Es ist nämlich einfacher, einen Einschreiben-Rückschein-Brief mit 30-Pfennig-Frankatur für einfachen Brief plus Einschreibung zu finden als einen gleichartigen mit 50-Pfennig-Frankatur, auf dem nicht nur eine, sondern beide Sonderleistungen mit Marken abgegolten wurden. Hier möchte ich Beispiele für solche voll frankierten Einschreiben-Rückschein-Briefe zeigen.
Beginnen wir erneut mit einem Privatbrief, 1899 in Staffelstein nach München aufgegeben:
Beim Brief des Amtsgerichts Pfarrkirchen, der 1899 an den Taglöhner Johann Reichenwallner in Triftern aufgegeben wurde, verweigerte der Empfänger die Annahme, weswegen er zurückging:
Anders gelagert war die Unzustellbarkeit beim Oberlandesgerichtspräsidenten Reichsrat von Thelemann, der 1906 nicht im Justizpalast in München anzutreffen war, sondern offenbar zur Sommerfrische in Toblach in Tirol weilte, wohin der Brief nachgesandt wurde:
Zu guter Letzt noch ein Einschreiben-Rückschein-Brief der zweiten Gewichtsstufe über 15 bis 250 Gramm aus München ins Reich, nach Münster, bei dem 1895 mit den frankierten 60 Pfennigen auch beide Sonderleistungen abgedeckt wurden:
Liebe Freunde,
dann geht es jetzt mit den Fernbriefen weiter.
Meistens sind Briefe mit Rückschein amtlichen/gerichtlichen Ursprungs oder wurden zumindest von einer Institution wie einer Versicherungsanstalt aufgegeben. Dass es auch anders geht, zeigt dieser im Juni 1878 in München aufgegebene Brief eines privaten Absenders mit Weite-Welle-Frankatur, bei dem 30 Pfennige auf dem Brief und 20 auf dem Rückschein verklebt wurden. Ist das tatsächlich eine 40aa der Erstauflage oder doch eher eine blasse 40c (nach neuem Handbuch)?
Wenn einem ein eingeschriebener Brief mit Rückschein begegnet, der mit 40 Pfennigen frankiert wurde, dann handelt es sich um einen Brief der zweiten Gewichtsstufe über 15 bis 250 Gramm, wobei die 20 Pfennige für den Rückschein wiederum auf diesem verklebt wurden, wie hier 1892 in Nürnberg.
Lieber Michael,
bin zwar nicht Ralph, aber:
Braungardt-Stempel sind nach dem in München ansässigen Hersteller benannte, normierte Zweikreisstempel (Stecktypen), die ab Ende 1901 flächendeckend in Bayern eingeführt wurden, wenn neue Stempel benötigt wurden.
Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Im 1. Band des Stempelhandbuchs von Dr. Joachim Helbig werden Vorgeschichte und Stempelaufbau bestens erklärt.
Vielleicht Przemysl? Von dort führten immerhin Eisenbahnlinien weiter nach Osten:
Liebe Freunde,
Für Rückscheine selbst haben wir ja schon einen Thread, für die dazugehörigen Briefe habe ich noch keinen gefunden.
Manchmal lohnt es sich, bei Auktionsangeboten nicht nur die Losbeschreibung zu lesen, sondern auch das angebotene Stück selbst genauer zu studieren.
Dann erfährt man nämlich, dass es sich nicht nur um einen eingeschriebenen Brief, sondern um einen mit Schein und Rückschein handelt. Lange war ich auf der Suche nach einem Brief im Orts- oder Ortszustellbereich, bei dem nur das reine Franko plus Einschreibgebühr zu sehen ist, während die Rückscheingebühr auf dem entsprechenden Schein selbst verklebt wurde. Jetzt habe ich endlich so einen 23-Pfennig-Brief, der eigentlich 43 Pfennige gekostet hat.
Schön auch, dass er als unzustellbar retour ging und sogar einen Umweg über das Magistratische Einwohner Bureau machte, das sich auf der Rückseite verewigte, um zu bestätigen, dass niemand dieses Namens zu ermitteln war.
Zusammen mit einem fast 20 Jahre später aufgegebenen 43-Pfennig-Brief aus Parsberg in den Landbestellbezirk nach Eichenhofen ergibt das doch eine schöne Kombination:
Ich wage gar nicht darüber nachzudenken, was man für Pendants aus der Kreuzerzeit hinlegen müsste! Obwohl auch diese beiden keine Sonderangebote waren.
Liebe Freunde,
angesichts von Volkers Brief aus Mühldorf bedauert man geradezu die Abschaffung der Mühlradstempel im März 1869. Der dortige Expeditor hat den Stempel nicht abgeschlagen, sondern liebevoll aufgesetzt, fast ist man versucht zu sagen: aufgestreichelt.
Ähnlich gelagerte Gefühle entwickelt man bei diesem folgenden Brief, dem ich einfach nicht widerstehen konnte:
Reine Markenentwertung ohne Ortsaufgabestempel – wusste doch eh jeder, dass »520« für (Kirchen-)Thumbach steht, oder?
Und der Kollege in Weiden hat sicher auch nicht gemeckert.
Ich hatte zwar schon einen vergleichbaren Brief aus Sulzbach (nur zehn Nummern höher im Verzeichnis), aber der hier hat natürlich eine sagenhafte Optik.
Für historisch Interessierte: Ortsnamen mit -richt wie in Ullersricht begegnen einem in der Oberpfalz regelmäßig (meines Wissens nur dort). Sie deuten auf eine durch Rodung entstandene Ansiedlung hin, ähnlich wie -reith oder -reuth.
... sicher besser als das Stammessen in der Wirtschaft um die Ecke!
Hallo Alexander,
Sarkasmus liegt, zugegebenermaßen, nicht allen. Erstaunlicherweise leben wir in einer Gesellschaft, deren Ziel es zu sein scheint, alle sicherheitshalber in Watte zu packen, während gleichzeitig bei bestimmten Gruppen eine Militanz toleriert oder sogar ermutigt wird, die genau diesem Ansatz Hohn spricht. Diese Militanz folgt einer simplen Diskussionsprämisse: »Halt einfach den Mund, denn ich bin sowieso heiliger als du!«
Leider habe ich gerade mit Veganer:innen (und vielen anderen Aktivist:innen) diese Erfahrung pseudoreligiösen Eifers und automatisierter Schuldzuweisung auch schon machen müssen, selbst als nicht-militanter Teilzeit-Karnivore. Da reicht’s dann, beim besten Willen, irgendwann nur noch zum Sarkasmus. Schade eigentlich. Aber, wie schon der große Sarkast Karl Kraus so schön sagte: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
Vor Kurzem habe ich eine Anekdote gehört, bei der ich mir vor Lachen beinahe in die Hose gemacht hätte (vielleicht sollte ich nicht so viel Spargel essen, der treibt bekanntlich):
Interviewer: Where did you get all these lines in your face from?
Mick Jagger: Laughter.
Interviewer: Nothing is that funny.
(Quelle: Neil Innes,
, ca. 7:50)
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Humor geht halt immer auf Kosten eines Beteiligten, und vor die Wahl gestellt, mein Leben sicherheitswatteverpackt oder mit Humor zu bewältigen, werde ich immer den Humor wählen, auch wenn er manchmal grimmig ist. Liegt vielleicht daran, dass ich als Hochdeutsch sprechender, schmächtiger, bebrillter, nicht Fußball spielender Steppke im oberbayerischen Schulbus irgendwie überleben musste.
Als Spötter könnte ich hinzufügen: Die Schmachdarm-Geschichte erlebte deutschlandweit dieselbe Resonanz wie ein F**z im Hochwald.
Der Katalog der Poststellenstempel steht ja noch aus.
Kurz vor seinem Tod hatte ich Kontakt mit Peter Griese und ihm meine Scans gemailt.
Das Projekt scheint noch immer aktuell, jetzt unter Leitung von Thomas Kolb:
Aktuelles Thema - Poststellen-Stempel
Wer etwas hat, sollte unbedingt zu diesem Werk beitragen, ein ideales Betätigungsfeld für Heimatsammler.