Oldenburg Altdeutschland - Marken und Stempel

  • Moin Andreas,

    es freut mich, dass es gefällt.

    Auf Brustschildmarken sind Oldenburg-Nachverwendungen und -stempel ein tolles Sammelgebiet, weil diese Abstempelungen recht unterschiedlich und vielfältig sind. Man muß nur viel Geduld beim Sammeln mitbringen, denn vieles ist selten und wird daher nicht oft angeboten. Das gilt insbesondere, wenn man nicht nur die 1-Groschen-Marken sammeln will.

    Varel - zumeist grosser Brustschild - weitere Stücke aus meiner Sammlung

    Viele Grüße

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    Die Crux ist halt, wenn man die Orte nicht im Kopf hat und stets im Feuser nachschlagen muss. Wer sammelt muss Geduld haben, völlig richtig, noch dazu wenn man Sie auf Belegen haben möchte, und/oder auf Qualität achtet. Mal schauen, reizen tut es mich nach deinem Beitrag. Hab noch einen schönen Tag, und Danke fürs Zeigen.

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

  • 122. Die Postgeschichte von Waddens

    Waddens ist ein Ortsteil im Osten der Gemeinde Butjadingen auf der gleichnamigen Halbinsel im Landkreis Wesermarsch. Aktuell hat Waddens ca. 400 Einwohner und ist landwirtschaftlich geprägt.

    Im Jahr 1855 wohnten im Postbestellbezirk von Waddens 484 Menschen. Waddens gehört damit auch aufgrund der geringen Einwohnerzahl mit zu den Postorten der seltensten Abstempelungen von Oldenburg. Paul Ohrt hat hier nur einen Anteil von 0,19% am Postaufkommen im Grossherzogtum Oldenburg berechnet (Ohrt, S. 221, 229)

    Paul Ohrt hat von Waddens keine Vorphilastempel registriert. Feuser weist einen schwarzen einzeiligen Langstempel "WADDENS" erstmals zwischen den Jahren 1848 und 1851 aus (FEUSER 3721-1). Möglicherweise lag hier nur ein einzelner undatierter Brief vor.

    Undatierter Vorphila-Brief (Dienstbrief) mit dem L1 "WADDENS" nach Oldenburg (147. Felzmann-Auktion vom 5.11.2013, Sammellos Nr. 11127)

    Nach der Einführung der Freimarken im Jahr 1852 wurde dieser Stempel auch zur Entwertung der Marken verwendet. Im Bild zwei Oldenburg Nr. 2 II, 1/30 Thaler in dunkelblau (Papierlieferung B) jeweils mit dem schwarzen L1 "WADDENS" (330. Schwanke-Auktion vom 14. Mai 2011, Los-Nr. 799)

    Wann die Umstellung von schwarzer auf blaue Stempelfarbe erfolgte, ist von Paul Ohrt nicht dokumentiert. Denn er hat die früheste (blaue) Abstempelung von Waddens erst ab 1854 bzw. 1855 registriert (Ohrt, S. 292, Nr. 63a.; S. 243)

    Brief Oldenburg Nr. 2 I, 1/30 Thaler in blau (m.E. Papierlieferung C) mit dem blauen L1 "WADDENS" nach Rodenkirchen (330. Schwanke-Auktion vom 14. Mai 2011, Los-Nr. 800)

    Bfst. Oldenburg Nr. 3 I, 1/15 Thaler in blass-fleischrot mit dem blauen L1 "WADDENS" (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Brief Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in dunkelblau (Papierlieferung D) mit dem blauen L1 "WADDENS" nach Abbehausen (aus der Slg. Heinrich Sanders, S. 101)

    Drucksache (Vertreter-Avis) ohne Adressschlaufe mit einer Oldenburg Nr. 1, 1/3 Sgr. in olivgrün (378. Köhler-Auktion vom 22. März 2022, Los-Nr. 1743)

    Beitrag wird fortgesetzt...

  • Hallo Bernd,

    ich "google-mappe" im Hintergrund die präsentierten Orte immer mit. So lernst zwar noch nicht die Leute, aber das Land und tolle Postgeschichte davon kennen. Ganz große Klasse, vielen Dank!

    Schönen Gruß

    Tim :)

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Moin Tim,

    vielen Dank für das Kompliment.

    Die "Orts"-beschreibung der einzelnen oldenburgischen Postorte habe ich vorangestellt, weil viele dieser Orte heute eingemeindet sind und auf Karten namentlich mitunter schwer zu finden sind, weil diese nur noch Ortsteil größerer Gemeinden sind.

    Fortsetzung WADDENS...

    Dienstbrief (ohne Inhalt und Datum) mit dem blauen L1 "WADDENS" (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Ab dem Jahr 1859 wurde dunklere Stempelfarbe verwendet. Brief vom 1.4.1859 mit einer Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in graublau (Papierlieferung E) mit einem graublauen L1 "WADDENS" (aus der Slg. Oldenburgpost)

    kleine Erläuterung zu den Farben der Oldenburg Nr. 2, 1/30 Thaler:

    Oldenburg Nr. 2, Auszug aus Krötsch-Ohrt, S. 27: Zeitpunkte Papierlieferungen/ Farbe/ Papierdicke in 100stel mm

    Die Marken Oldenburg Nr. 2 II und 2 IV (Druck bis 1853) gibt es es in den Farben (etwas helleres) blau (A) und leuchtend dunkelblau (B) (=indigo).

    Die Marke "frühe Oldenburg Nr. 2 I" (siehe Abb. unter "VAREL" und "DELMENHORST", Druck bis 1853) gibt es wohl ebenfalls in den Farben (etwas helleres) blau (A) und leuchtend dunkelblau (B). Gesehen habe ich die Marke bisher nur in dunkelblau (B). Eindeutig bestimmen (= Abgrenzung der Papierfarben B und D) lässt sich diese frühe Type nur mit einer Abstempelung in schwarzer Stempelfarbe, (da diese Stempelfarbe nur bis 1853 verwendet wurde).

    Die Marken Oldenburg Nr. 2 I und 2 III (Druckplatte 3: 1854 - ca. Sept. 1858) gibt es in den Farben blau (C) und (grünlich) dunkelblau (D).

    Die Marke Oldenburg Nr. 2 III (Druck 1854 bis 1859) wurde auf 2 Druckplatten hergestellt: Druckplatte 3 = Schachbrettmuster Nrn. 2 I/ 2 III und Druckplatte 4 = ausschließlich Nr. 2 III. Ab September 1858 wurde nur mit der Druckplatte 4 (= nur Oldenburg Nr. 2 III) weitergedruckt. Daher gibt es die Farbe (grünlich) graublau (E) (eigentlich) nur mit dieser Marke.

    "Eigentlich" = Einschränken muß ich diese Aussage doch. Es kann allerdings sein, dass es die Marke Oldenburg Nr. 2 I mit dieser Farbe gibt (RRRR!, wahrscheinlich aus einem (letzten) Druck Sept. 1858, in dem gerade dieses graublaue Papier geliefert wurde. Denn ich meine, dass ich schon einmal eine Oldenburg Nr. 2 I in der Papierfarbe (grünlich) graublau (E) gesehen habe.

    Dienstbrief vom 14.3.1860 mit einem schwarzen L1 "WADDENS" nach Oldenburg (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Die Postspedition Waddens wurde Ende August 1861 durch die oldenburgische Post geschlossen, weil das Postaufkommen zu gering war. Ab dem 1. September 1861 wurde der vormalige Bestellbezirk von Waddens der angrenzenden Postspedition Burhave zugeordnet.

  • 123. Die Postgeschichte von Warfleth

    Warfleth ist ein Ortsteil der Gemeinde Berne im Landkreis Wesermarsch in Niedersachsen. Dieser Ortsteil liegt direkt am Weserdeich. Aktuell wohnen knapp über 1.000 Menschen in Warfleth.

    Im Jahr 1855 hatte der Postbestellbezirk von Warfleth insgesamt 1.268 Einwohner und damit statistisch einen prozentualen Anteil von 0,36% am Postaufkommen im Grossherzogtum Oldenburg (Ohrt, S. 222). Briefe und Abstempelungen von Marken aus Warfleth sind gleichwohl recht selten.

    Wie auch in anderen Postorten gab es in Warfleth vor der Einführung eines ersten Poststempels auf Vorphilabriefen handschriftliche Ortsaufgabevermerke.

    Vorphilabrief (Dienstbrief) vom 7.4.1834 mit dem handschriftlichen Ortsaufgabevermerk "Warfleth" und dem L1 "BERNE" nach Berne (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Der erste Poststempel von Warfleth war ein einzeiliger Langstempel (L1) "WARFLETH". Ohrt hat diesen Stempel erstmals auf einem Brief von 21. Januar 1839 registriert. Die Stempelfarbe war zunächst schwarz. (Ohrt, S. 203, Nr. 66a.; FEUSER 3785-1)

    (Undatierter) Dienstbrief mit dem schwarzen L1 "WARFLETH" nach Berne (147. Felzmann-Auktion vom 5.11.2013, Sammellos Nr. 11127)

    (Portopflichtiger) Brief vom 17.3.1847 mit dem schwarzen L1 "WARFLETH" nach Oldenburg (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Nach der Einführung der Freimarken im Jahr 1852 wurde der Poststempel von Warfleth auch zur Entwertung der Marken genutzt.

    Oldenburg Nr. 2 IV, 1/30 Thaler in dunkelblau (Papierlieferung B ?) mit dem schwarzen L1 "WARFLETH" auf einem kleinen Damenbrief nach Brake (leider nur sehr kleines Foto, 330. Schwanke vom 14.05.2011, Los-Nr. 806)

    Brief der 2. Gewichtsstufe mit einer Oldenburg Nr. 3 II, 1/15 Thaler im blassen rosa der Papierlieferung B mit dem schwarzen L1 "WARFLETH" nach Delmenhorst (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Die Stempelfarbe wurde - wie auch in anderen Postorten Oldenburgs - wohl im Jahr 1853 von schwarz auf blau umgestellt. Paul Ohrt hat bis zum 24. April 1853 schwarze und ab dem 22. Mai 1854 blaue Stempelfarbe registriert (Ohrt, S. 244)

    Brief Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in dunkelblau (Papierlieferung D) mit dem blauen L1 "WARFLETH" nach Delmenhorst (aus der Slg. Heinrich Sanders, S. 179)

    Bfst. Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in dunkelblau (D) mit dem blauen L1 "WARFLET(H)" (aus meiner Slg.)

    Beitrag wird fortgesetzt...

  • Einfach weil es so gut passt: hier ein Brief aus derselben Korrespondenz wie der 5. Beleg im letzten Post, der gerade bei der 101. Auktion von Peter Feuser versteigert wurde. Fast identisch, nur die Gewichtsangabe fehlt:

  • Moin Papiertiger, danke für die Ergänzung. Aber es gibt schon noch einen Unterschied der beiden Marken Oldenburg Nr. 3 II, 1/15 Thaler (außer der Unterbrechung der oberen Randlinie/ untere Marke):

    Die obere Marke (101. Südphila) ist Papierlieferung A = lebhaft rosa und die untere Marke (Slg. Oldenburgpost) ist Papierlieferung B = (blass) rosa (vgl. Krötsch-Ohrt, S. 27).

    Der Erhaltungszustand der Marken dürfte hier m.E. nahezu identisch sein, d.h. die untere Marke ist keinesfalls farblich ausgeblasst, sondern wurde auf dem Papier einer anderen Farbe gedruckt.

    Zur weiteren Erläuterung und Ergänzung:

    Auszug aus Krötsch-Ohrt, S. 27: Zeitpunkte Papierlieferungen/ Farbe/ Papierdicke in 100stel mm

    Die Marke Oldenburg Nr. 3 II (Druck bis 1853) gibt es in den Farben lebhaft rosa (A) und (blass) rosa (B).

    Die Marke Oldenburg Nr. 3 I (Druck 1854 bis 1858) gibt es in 3 Farbvarianten: (blass) rosa, rosa (B) und blass-fleischrot (C). Die Papierlieferung B unterteilt sich wiederum in 3 verschiedene Papiere (=von Ohrt in der Tabelle nicht unterteilt): Blass rosa, blass rosa (sehr dünnes Seidenpapier) und rosa.

    Die Marke Oldenburg Nr. 3 III (Erscheinungsdatum 1859, Druck ab 1858) gibt es in den Farben blass-fleischrot (C) und sehr lebhaft rosa (D).

  • Brief Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in blau (Papierlieferung C) mit dem blauen L1 "WARFLETH" nach Berne (leider nur ein sehr kleines Foto, 330. Schwanke vom 14.05.2011, Los-Nr. 806)

    Ab dem 18. September 1858 wurde in Warfleth ein zweizeiliger Rahmenstempel (Ra2) "WARFLETH" in Gebrauch genommen und löste letztlich den Vorphila-L1 "WARFLETH" ab. Diesen Stempel hatte die oldenburgische Postverwaltung zuvor durch den Graveur H. G. Schilling in Berlin anfertigen lassen (Ohrt, S. 127 f.). Paul Ohrt hat eine letztmalige Verwendung des L1 "WARFLETH" auf einem Brief vom 1. Oktober 1858 gesehen. Die Verwendung des neuen Ra2 "WARFLETH" wurde von ihm erstmals auf einem Beleg vom 19. November 1858 registriert (Ohrt, S. 203).

    Oldenburg Nr. 3 III, 1/15 Thaler - Hermelin schattiert - in blass-fleischrot mit dem blauen Ra2 "WARFLETH" (aus der Slg. Heinrich Sanders, S. 179)

    Ganzsache U2A, 1 Groschen preussischblau mit dem blauen Ra2 "WARFLETH 20/4" nach Oldenburg (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Drucksache (Vertreterankündigung) mit einer Oldenburg Nr. 15A, 1/3 Groschen in hellgrün mit dem blauen Ra2 "WARFLETH 15 2" nach Sande (Auktion Dr. Derichs vom 13.03.2021, "Miracle de la couleur", Los Nr. 893)

    Bfst. Oldenburg Nr. 17A, 1 Groschen in dunkelrosa mit dem blauen Ra2 "WARFLETH 24/8" (aus meiner Slg.)

    Brief Oldenburg Nr. 17A, 1 Groschen in rosa mit dem blauen Ra2 "WARFLETH 4 5" nach Accum (aus meiner Slg.)

    zu den Farben der Nr. 17A folgende Erläuterung:

    Krötsch-Ohrt, S. 60: Farben der Oldenburg Nr. 17, 1 Groschen

    Es gibt die Oldenburg Nr. 17A in den Farben blassrosa, rosa, rot, dunkelrosa und weinrot (Aufl. 1866, von Ohrt nicht aufgeführt. Die weinrote Farbe ist selten!). Die Oldenburg Nr. 17B - weiter Durchstich 10 - gibt es nicht nur in den Farben rosa, sondern auch (bei Ohrt nicht aufgeführt) in rot und weinrot.


    Ganzsache U10, 1 Groschen rosa mit dem blauen Ra2 "WARFLETH 9/4" (1866) nach Büchten bei Ahlden (leider nur ein sehr kleines Foto, 330. Schwanke vom 14.05.2011, Los-Nr. 806)

    Dieser Stempel wurde nicht nachverwendet.

    Zum 31. Dezember 1867 wurde die Postanstalt Warfleth aufgehoben. Der Bestellbezirk wurde ab dem 1. Januar 1868 der Postspedition Berne zugeordnet (Ohrt, S. 73, Fn. 28)

  • 124. Die Postgeschichte von Wildeshausen

    Wildeshausen ist die Kreisstadt des niedersächsischen Landkreises Oldenburg mit 21.154 Einwohnern (Stand 31. Dez. 2022).

    Im Jahr 1855 hatte der Postbestellbezirk Wildeshausen 5.088 Einwohner und damit einen prozentualen Anteil von 1,43 % am Briefverkehr im Grossherzogtum Oldenburg (Ohrt, S. 222).

    Die ersten Poststempel von Wildeshausen wurden mit der französischen Besatzung durch die Truppen Napoleon Bonapartes bzw. kurz davor eingeführt. Vor dieser Zeit gab es aber auch bereits handschriftliche Ortsvermerke aus Wildeshausen auf Briefen.

    Vorphilabrief vom 2. März 1806 mit den handschriftl. Ortsaufgabevermerk "Wild" für Wildeshausen nach Mellendorf (aus der Slg. Heinrich Sanders, S. 21)

    Vorphilabrief an die gleiche Anschrift und offenbar vom gleichen Absender, jetzt mit dem Ortsaufgabevermerk "Wildesh" fr. Hannover nach Mellendorf (147. Felzmann-Auktion vom 5.11.2013, Sammellos Nr. 11127)

    Brief vom 22. April 1809 mit dem Ortsaufgabevermerk "de Wildeshausen" nach Diepholz (aus der Slg. Oldenburgpost)

    (Undatierter) Brief in französischer Adressierung mit dem Ortsaufgabevermerk "de Wildeshausen" nach Hardegsen (147. Felzmann-Auktion vom 5.11.2013, Sammellos Nr. 11127)

    Der erste Poststempel von Wildeshausen war nach der Darstellung von Paul Ohrt ein zweizeiliger Langstempel "FR WILDESHAUSEN", der wohl schon im Jahr 1810 (so jedenfalls Paul Ohrt, S. 101 f., S. 205) durch die Franzosen eingeführt worden sein könnte. Ohrt hat diesen Stempel allerdings erstmals und frühestens auf einem Brief vom 13. Februar 1815 registriert (Ohrt, S. 205, daher ist es unklar, ob dies der 1. Stempel von Wildeshausen war. Es handelt sich bei diesem Stempel sehr wahrscheinlich um den "P.P. WILDESHAUSEN" (FEUSER 3907-3), der in den Buchstaben P.P. beschädigt wurde). Auch wäre die Bedeutung einer Abkürzung "FR" nach wie vor unbekannt. Ohrt vermutete, dass dies "Französisches Relais" bedeuten könnte, d.h. eine von den Franzosen zwischen HAMBURG-BREMEN-AMSTERDAM eingerichtete Postverbindung, für die dieser Stempel zumindest anfangs verwendet wurde. Denn solche Relais-Angaben enthielten auch schon die damals vom Großherzoglich Bergischen Ober-Postamt in Hamburg und Bremen eingeführte Poststempel , z.B. HAMBOURG R4 - Hamburg Relais 4 (vorgefunden auf Briefen vom 9. Januar 1807 bis 15. Januar 1808). ("FR WILDESHAUSEN" Ohrt, S. 205, Nr. 68a., S. 101, FEUSER unbekannt) Ohrt kannte zum damaligen Zeitpunkt, als er die Vermutung "FR" ="Französisches Relais" äußerte, die Département-Stempel von Wildeshausen nicht. Auch die nachgewiesen früheste Verwendung dieses Stempels ab dem Jahr 1815 deuten darauf hin, dass es sich um den Stempel "P.P. WILDESHAUSEN" handelt.

    Brief vom 26.08.1816 mit dem schwarzen L2 "FR WILDESHAUSEN" nach Oldenburg (147. Felzmann-Auktion vom 5.11.2013, Sammellos Nr. 11127). ("FR WILDESHAUSEN" Ohrt, S. 205, Nr. 68a., S. 101, FEUSER unbekannt)

    Brief vom 20.09.1823 mit dem schwarzen L2 "FR WILDESHAUSEN" nach Münster (aus der Slg. Oldenburgpost)

    Brief vom Februar 1815 mit dem Stempel "PR WILDESHAUSEN" nach Oldenburg (aus der Slg. Oldenburgpost) Dieser Stempelabschlag stützt die Annahme, dass es sich hierbei um den Stempel "P.P. WILDESHAUSEN" (FEUSER 3907-3) handelt, bei dem lediglich das "P.P." beschädigt wurde.

    Nach FEUSER wurde im Jahr 1811 durch die Franzosen als erster Poststempel ein zweizeiliger Departmentstempel (L2) "130 WILDESHAUSEN" eingeführt. (Ohrt unbekannt, FEUSER 3907-1) Dieser Stempel wurde für portofreie Dienstbriefe verwendet. Wildeshausen gehörte zum Département der oberen Ems - frz.: Département de l’Ems-Supérieur - mit Hauptsitz in Osnabrück.

    (Undatierter) Dienstbrief mit dem schwarzen L2 "130 WILDESHAUSEN" nach Oldenburg (aus der Slg. Oldenburgpost) (FEUSER 3907-1; Ohrt unbekannt) Dieser Stempel ist deutlich seltener als der Stempel "P. 130 P. WILDESHAUSEN".

    Für portopflichtige Briefe wurde ab dem Jahr 1811 der L2 "P. 130 P. WILDESHAUSEN verwendet. In der Abbildung ein Brief vom 26.08.1813 mit dem schwarzen L2 "P. 129 P. WILDESHAUSEN" und dem Leitstempel "Par Walsr." (=Walsrode) nach Hannover (aus der Slg. Oldenburgpost) (FEUSER 3907-2; Ohrt unbekannt)

    Beitrag wird fortgesetzt...

  • Die französische Besatzungszeit endete im Jahr 1813. Nach dem Abzug der Franzosen wurde in Wildeshausen die Département-Nummer 130 aus dem Stempel "P. 130 P. WILDESHAUSEN" entfernt (="aptiert"), so dass hier ein Stempel "P.P. WILDESHAUSEN" entstand. Feuser hat diesen Stempel erstmals im Jahr 1815 registriert (FEUSER 3907-3).

    (Undatierter) Brief mit dem schwarzen L2 "P.P. WILDESHAUSEN" nach Oldenburg (147. Felzmann-Auktion vom 5.11.2013, Sammellos Nr. 11127) (FEUSER 3907-3; Ohrt unbekannt)

    Es ist m.E. davon auszugehen, dass dies ein sehr früher Brief mit diesem aptierten Département-Stempel ist (möglicherweise sogar vor 1815) und dass dieser Stempel bereits Anfang des Jahres 1815 aufgrund eines mangelhaften Abdrucks bzw. aufgrund von Beschädigungen statt eines "P P" ein "F R" abbildete. Ohrt hat diesen Stempel "F R WILDESHAUSEN" letztmalig auf einem Brief vom 8. Februar 1824 gesehen (Ohrt, S. 205)

    Ab dem Jahr 1820 wurde ein einzeiliger (apt.) Langstempel (L1) "WILDESHAUSEN" registriert, der ebenfalls aus dem vormalig französischen Stempel aptiert wurde (FEUSER, 3907-4, Ohrt, S. 205, Nr. 58b.) Ohrt hat diesen Stempel zuerst auf einem Brief vom 10. Juli 1824 erfasst (Ohrt, a.a.O.)

    Undatierter Brief mit dem schwarzen fz. (apt.) L1 "WILDESHAUSEN" nach Oldenburg (aus einem ebay-Angebot) (FEUSER, 3907-4, Ohrt, S. 205, Nr. 58b.)

    Vorphila- Brief aus dem Jahr 1830 mit dem schwarzen fz. (apt.) L1 "WILDESHAUSEN" nach Oldenburg (aus einem ebay-Angebot)

    Dieser (apt.) fz. L1 wurde ab dem Jahr 1852 nach der Einführung der oldenburgischen Freimarken zum Entwerten der Marken genutzt.

    Brief vom 24. Mai 1852 (2. Entfernungsstufe) mit einer Oldenburg Nr. 3 II, 1/15 Thaler in lebhaft rosa (Papierlieferung A) mit dem schwarzen L1 "WILDESHAUSEN" nach Hameln (aus meiner Slg.)

    Brief Oldenburg Nr. 2 II, 1/30 Thaler in blau mit dem schwarzen L1 "WILDESHAUSEN" nach VERDEN (330. Schwanke-Auktion vom 14. Mai. 2011, Los-Nr. 810)

    Brief vom 11. Juli 1852 mit einer Oldenburg Nr. 2 II, 1/30 Thaler in dunkelblau (Papierlieferung B) mit dem schwarzen fz. (apt.) L1 "WILDESHAUSEN" nach Brinkum (aus meiner Slg.)

    Fernbrief mit einer Oldenburg Nr. 4b, 1/10 Thaler in zitronengelb mit dem schwarzen L1 "WILDESHAUSEN" nach Burg bei Magdeburg ( 330. Schwanke-Auktion vom 14. Mai. 2011, Los-Nr. 809, leider nur eine kleine Abbildung)

    Beitrag wird fortgesetzt...

  • Hallo Bernd,

    der Stempel P P. Wildeshausen ist vermutlich dadurch entstanden, daß man P. 130. P. komplett entfernt hat und die beiden P in der Mitte neu eingesetzt hat. Solche Geräte findet man nicht sehr oft, da meist nur die Dép.-Nummer entfernt wurde.
    Das Département bestand nur 3 Jahre vom 1.11.1811 bis 31.12.1813

    viele Grüße
    Dieter