Oldenburg Nr. 5 - 1/3 Groschen schwarz auf grünlicholiv

  • Heute berichte ich von der Oldenburg Nr. 5, von denen ich zwei Exemplare in meiner Sammlung habe (BILDER).

    Zu diesen Marken ist eigentlich gar nicht so viel zu sagen, was eigentlich nicht schon bekannt ist.

    Die Marke Oldenburg Nr. 5 – 1/3 Groschen schwarz auf grünlicholiv –, eine Steindruckmarke, erschien offiziell am 10. Juli 1859 an den Oldenburgischen Postschaltern. Diese Marke wurde vormals in der Steindruckerei Gerhard Stalling in Oldenburg gedruckt.

    Die Oldenburg Nr. 5 erschien in 2 Auflagen. Beide Auflagen haben aber die gleiche Farbe. Bei Krötsch, S. 43 wird diese Farbe als „wiesengrün“ bezeichnet.

    Diese Marke ist selten! Sie gehört echt gebraucht zu den seltensten Marken Altdeutschlands.

    Die von Paul Orth im Krötsch, S.47 geschätzte Auflagenhöhe von 100.000 bis 125.000 (die genaue Auflagenhöhe ist unbekannt) lässt dies zunächst gar nicht vermuten. Aber genau wie bei den Marken Oldenburg Nrn. 1, 10 und 15 war der Hauptverwendungszweck dieser Marke die Einzelfrankatur als Drucksachenporto. Es entsprach dem Normalfall, dass die Marke genau im Übergang der Drucksachenschleife (auf der die Adresse des Empfängers ausgewiesen war) und der eigentlichen Drucksache geklebt wurde. Beim Öffnen der Drucksache wurde die Marke dann „normalerweise“ zerrissen bzw. zerstört. Hinzu kommt, dass die Oldenburg Nr. 5, die ohnehin nur eine kurze Verwendungszeit hatte, vielfach an den oldenburgischen Postämtern erst dann verkauft wurde als die vorherige Drucksachenmarke Oldenburg Nr. 1 vollständig im Schalterbestand aufgebraucht war. Daher sind ungebrauchte Stücke dieser Marke auch deutlich günstiger.

    Wie viele echte Stücke der Oldenburg Nr. 5 letztlich übrig geblieben sind, kann man schwerlich schätzen. Es sind nicht so viele, wie wahrscheinlich allgemein von Sammlern angenommen wird. Vor allem auf Brief oder Drucksache ist die Anzahl recht klein. Die Oldenburg Nr. 5 wurde in einigen Fällen auch als Mehrfachfrankatur von 3 Stücken als „Normalbrief“ versandt, denn 3 x 1/3 Groschen = 1 Groschen, war die übliche Portostufe für einfache Briefe.

    Da die Marke immer schon selten und teuer war, gibt es leider viele Fälschungen dieser Marke. Die meisten Fälschungen sind Uraltfälschungen aus dem 19. Jhd. und einfach zu erkennen, weil sie recht primitiv das Markenbild nachzeichneten. Diese kann man relativ leicht identizieren. Es gibt aber auch andere Fälschungen, zumeist Ganzfälschungen gestempelter Marken, die nicht unbedingt sofort als Fälschung auffallen. Zumindest nicht für den Laien. Oft stimmt hier aber das Papier nicht oder auch die Stempelfarbe und auch Stempelformen weichen von Originalstempelabschlägen ab. Und es gibt hier auch noch „Meisterfälscher“ wie Sperati, deren Fälschungen man nur an kleinen Kennzeichen erkennen kann. Ich habe auch schon eine gute Fälschung dieser Marke in einem Auktionskatalog gesehen, bei der der Fälscher offenbar das beigefügte Attest (eines vormaligen BPP-Prüfers) gleich mitgefälscht hatte.

    Wenn man eine Oldenburg Nr. 5 erwirbt, empfehle ich daher, nur geprüfte Exemplare zu erwerben. Oder man verabschiedet sich von den teils aberwitzigen Qualitätsstandards, die heutzutage an die Marke gestellt werden und erwirbt ein günstigeres mängelbehaftetes Stück, bei denen Fälschungen zwar auch vorkommen, aber bei weitem nicht in dem Maße wie bei fehlerfreien Stücken.

    Ich selbst habe eine Einzelmarke (BILD) und ein Drucksachenfragment (BILD) in der Sammlung, in der die Nr. 5 beim Trennen der Drucksache von der Schleife relativ unbeschädigt an der Schleife verblieben ist. Der Stempelabschlag auf der Marke ist hier aber nur derart schwach ausgeprägt, so dass dieses Stück nach heutigen Prüfstandards sicher als „nicht prüfbar“ gilt. Daher spare ich mir die Zusendung an den zuständigen BPP-Prüfer. Der vormalige Oldenburg-Prüfer Kauert hielt das Stück für echt. Und ich auch. Ich habe mir das Stück genau angesehen. Das reicht mir. Ich finde dieses Stück deshalb interessant für meine Sammlung, weil es eigentlich deutlich macht, warum es so wenige Marken der Oldenburg Nr. 5 gibt. Die Marken sind bei Trennung der Drucksache von der Schleife schlicht ZERRISSEN worden...

    Die größte ungebrauchte noch existente Einheit dieser Marke Oldenburg Nr. 5 ist heute das 12er-Blockteil aus der Burrus-Sammlung (siehe Katalog-Titelseite der BURRUS-Auktion von 1964). Dieses Stück wurde vormals mit der BOKER-Sammlung verkauft und gilt seit fast einem Jahrhundert als „philatelistische WELTSELTENHEIT“. Es befindet sich heute in der Koch-Sammlung. Ich habe mir dieses Blockstück damals angesehen als diese Super-Sammlung in Oldenburg ausgestellt und das größte Blockstück der Nr. 5 neben den ungebrauchten Supereinheiten der III. Ausgabe von Oldenburg präsentiert wurde. Hier waren die größten und wertvollsten Einheiten von Oldenburg auf einem einzigen Quadratmeter zu sehen. Das waren Millionenwerte auf kleinstem Raum. Ich weiß es noch genau, ich stand dort damals ganz alleine vor diesem Ausstellungskasten…

    Bilder von Stücken aus meiner Sammlung und der Katalogtitelseite der Burrus-Auktion von 1964

  • Auch hier ein kleiner Nachtrag von mir:

    Oldenburg gilt traditionell als das "königliche Sammelgebiet" unter den Altdeutschen Staaten, wohl weil die Marken so schön und die bedeutenden Stücke so teuer sind.

    Die seltene Nr. 5 ist hier ein gutes Beispiel. Diese Marke ist um ein Vielfaches seltener als ein "Schwarzer Einser" von Bayern. Aber da Oldenburg bei Sammlern bei weitem nicht so stark nachgefragt wird wie Bayern kann man eine gut erhaltene Oldenburg Nr. 5 immer noch zu einem günstigen Preis erwerben.

    Ich persönlich habe ein begrenztes Budget, d.h. Briefe mit Grossfrankaturen oder Briefe mit solchen Marken wie der Oldenburg Nr. 5 sind für mich finanziell unerreichbar und liegen völlig außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten.

    Diese Tatsache "verleidet" mir aber keineswegs mein kleines Hobby im Sammelgebiet Oldenburg. Ich muss nicht alles haben und besitzen. Gerade die Entdeckung von "kleinen Schätzen" und Besonderheiten macht den Spass an diesem Sammelgebiet aus. Und auch die oldenburgischen Stempel sind hier vielfach deutlich unterbewertet. Das wohl bedeutenste Werk zu den Oldenburger Stempeln von Paul Orth aus dem Jahr 1911 ist nicht nur über 100 Jahre alt, sondern auch teils sehr unübersichtlich.

    Ein neues Fachbuch zu den alten Oldenburger Stempeln soll in Vorbereitung sein. Sagt Ludger.

    Ich bin gespannt... und hoffe auf eine baldige Neuerscheinung.

  • Ein neues Fachbuch zu den alten Oldenburger Stempeln soll in Vorbereitung sein. Sagt Ludger.

    Ich bin gespannt... und hoffe auf eine baldige Neuerscheinung.

    Das hoffe ich auch.

    Vor Jahren auf der Ausstellung an der Uni Oldenburg wurde die Vorabversion bereits vorgestellt und es wurden damals schon Vorbestellungen entgegengenommen.

    Es entzieht sich aber meiner Kenntnis, warum das nicht voran geht.

    Der Verfasser ist allerdings berufstätig, vielleicht liegt es daran?

  • Hallo,
    abgesehen von ein paar Briefen von und nach Schleswig-Holstein sammle ich zwar Oldenburg nicht, aber die Beiträge lese ich sehr interessiert. Gern mehr davon :)
    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo,

    auch ich lese die Beiträge mit großem Interesse, obwohl ich das Gebiet nicht sammle.

    Es wäre wirklich sehr schade, wenn dieses enorme Wissen nicht irgendwie schriftlich niedergelegt würde.

    Weiter so!!

    Dieter

  • Hallo,
    abgesehen von ein paar Briefen von und nach Schleswig-Holstein sammle ich zwar Oldenburg nicht, aber die Beiträge lese ich sehr interessiert. Gern mehr davon :)
    Viele Grüße
    nordlicht

    Hallo, ich freue mich sehr, dass Dich das interessiert.

    Ich fange mit meinen Beiträgen über Oldenburg ja auch gerade erst an, da ich bisher ja noch nicht einmal 1 Monat in diesem Forum bin.

    Und ich bemühe mich, dies auch weiterhin interessant zu gestalten.

    Speziell für Dich mal eine kleine Schleswig-Holstein-Besonderheit aus meiner Sammlung.

    Ein Brief mit einer Oldenburg Nr. 19A - 3 Groschen - hellockerbraun nach Brunsbüttel (Brunsbüttelerhafen), Kreis Dithmarschen, Schleswig-Holstein.

    Am 20.12.1865 in Varel aufgegeben nach Brunsbüttelerhafen, dort Ankunftsstempel rückseitig am 22.12.1865.

    Rückseitig diverse Durchgangsstempel K2 Oldenburg und mehrere Hamburg-Stpl. , u.a. Stadtpostamt und Hamburger Bahnpoststempel.

  • Hallo,
    vielen Dank für den speziellen Beitrag.
    Schöner Brief mit der ab 12.8.1865 gültigen provisorischen Portotaxe von 3 (Silber-)Groschen für frankierte Briefe nach Schleswig, Holstein und Lauenburg.
    Der Bahnpoststempel ist von Holstein, auf der Strecke von Altona nach Glückstadt bzw. Itzehoe abgeschlagen.
    Solche Briefe dürfen in keiner Altdeutschland-Sammlung fehlen ;)

    Viele Grüße
    nordlicht