Guten Abend Sammlerfreunde,
die Karte anbei ist rein postalisch betrachtet völliger Standart und Masse. Nicht wie "Sand am Meer" zu haben ist allerdings das original angebrachte Wohlfahrts-Vignettenpaar der Großherzogin und des Großherzogs von Baden.
Großherzog Friedrich I. (1826-1907) kennt man ja als "Kaisermacher" vom 18.01.1871 im Spiegelpalast zu Versailles, und natürlich den heftigen Streit zuvor zwischen Bismarck und König Wilhelm I. um die Titelbezeichnung. Letzterer wollte "Kaiser von Deutschland" sein, was Bismarck aus Rücksichtnahme gegenüber den Fürsten der süddeutschen Staaten für unmöglich hielt. Sein Vorschlag "Deutscher Kaiser" missfiel König Wilhelm I. Der mochte zwar für die anderen Fürsten die akzeptabelste Lösung sein; für Wilhelm I. war die Bezeichnung "Deutscher Kaiser" aber gleichbedeutend mit Machtlosigkeit. Friedrich I, der mit Prinzessin Luise Marie Elisabeth von Preußen die einzigste Tochter des Hauses Hohenenzollern geheirat und mit "Kaiser von Deutschland" wohl noch am wenigsten ein Problem gehabt hätte, sah den drohenden Bruch zwischen König und Kanzler. Er hatte die vornehme Aufgabe, bei der Kaiserproklamation das "Hoch" auf seinen Schwiegervater auszubringen und tat dies nach Abstimmung mit dem preußischen Kronprinzen ganz geschickt mit: "Seine Kaiserliche und Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch! hoch! hoch!"...und alle waren zufrieden.
Großherzogin Luise (1838-1923) hat sich insbesondere durch ihr unermütliches caritatives Engagement verdient gemacht. Mit gerade erst 19 Jahren hatte sie angesichts des österreichisch-italienischen Konflikts und der für Baden als Bündnispartner Österreichs drohenden Kriegsgefahr im Jahre 1851 den badischen Frauenverein, eine Teilorganisation des Roten Kreuzes gegründet. Die Vereinsfrauen, auch "Luisenschwestern" genannt, führten in Kriegszeiten Sammlungen von Geld, Kleidung und Verbandsmaterial, natürlich aber auch Verwundeten- und Krankenpflege durch. In Friedenszeiten hatte sich der Frauenverein die Kranken- und Altenpflege, die Förderung weiblicher Bildung und Erwerbsarbeit zur Aufgabe gemacht. Nach der Jahrhundertwende trat auch auch die Fürsorge für Arme, Wöchnerinnen und Säuglinge, für schulentlassene Mädchen und Arbeiterinnen und die Tuberkulosebekämpfung hinzu. Im Jahre 1917 verlieh die Medizinische Fakultät der TH Karlsruhe der Großherzogin die Ehrendoktorwürde, für ein grandioses Lebenswerk.
Viele Grüße
vom Pälzer