• Liebe Freunde,

    wenn man heute Menschen fragt, was eine Dult war, oder ist, wird man in fragende Gesichter schauen. Ob 1% der Bevölkerung mit diesem nostalgisch anmutenden Begriff etwas anfangen kann, ist fraglich.

    Dabei ist es eigentlich ganz einfach:

    Dult – Wikipedia
    de.wikipedia.org

    Heute zeige ich einen Schein, der nichts mit der Post, wohl aber mit dem Leben und Wirken damals zu tun hatte. Es ist der Schein Nr. 2 der königlichen Polizey-Direktion München von 1824, mit dem folgendes bestätigt wurde:

    Der Joh(ann) Jos(eph) Rial, Handelsmann von Aosta (aus dem Piemont, vormals zu Savoyen, dann zu Frankreich, dann zum Kgr. Sardinien, heute zu Italien gehörig), ausgewiesen durch Patent und Paß war zur 3 Königs Dult nach München gereist und die 3 Dulten in München fanden in der Vorstadt Au statt.

    Es wäre gut möglich, dass er Briefe nach dorthin ge- oder nachgesandt bekam, doch konnte ich bisher noch keinen solchen erhaschen. Rial und der weitaus bekanntere Nicolaus Zumstein (auch Zum Stein bzw. Delapierre geschrieben) waren Teil der Handelsreisenden aus dem Piemont damals und Briefe an Rial gibt es nach Kempten einige. Wenn ich jetzt noch einen aus 1824 fände ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    hätten wir unser Jahrestreffen ein paar Wochen eher gehabt, dann hätten die Teilnehmer von ihren Hotelzimmerfenstern aus dem Treiben auf der Straubinger Frühjahrsdult zuschauen können. Und wo es eine Frühjahrsdult gibt, gibt es natürlich auch eine Herbstdult, also eine Ansammlung von Buden, in denen aller möglicher Krimskrams angeboten wird, dazu ein Kinderkarussell und ein paar Fressbuden. Früher hatten die Dulten einen anderen Stellenwert. Die berühmte Auer Dult rechts der Isar hat noch ein wenig etwas von dem früheren Flair bzw. hatte noch was davon, als ich vor vielleicht 10 Jahren das letzte Mal dort war. Die Regensburger nennen im übrigen ihr Volksfest sogar Dult. Der Duden nennt als weitere Synomyme Rummel und Jahrmarkt.

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Regensburger und Straubinger,

    war mir doch klar, dass hier Kenner den Hintergrund kennen würden - aber außerhalb von Ober- und Niederbayern bzw. der Oberpfalz dürfte dieser Terminus doch eher selten zu finden sein ...

    Rummel klingt so ganz anders.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    schön, dass man hier so viel lernen kann - da bin icih also nicht allein. :) :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... nein, aber den Begriff kenne ich auch aus der "Palz" bzw. Kirmes usw..

    Aber wie immer und wo immer dasgleiche auch genannt wird, wer hat schon solch einen Vordruck, noch dazu aus dieser Zeit, je gesehen oder besitzt einen solchen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • wahrscheinlich Niemand. Ich kann mich grau erinnern im Hochheimer Stadtarchiv so etwas ähnliches gesehen zu haben. Berechtigung am Markt teilzunehmen auf Stempelpapier. Vom Gefühl so 1830er Jahre.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Hallo Harald,

    klasse, aber da bist du die Ausnahme. Diese Scheine waren eigentlich nach der Dult abgelaufen und wurden wohl in Masse entsorgt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Im Archiv war ich vor 25 Jahren. Da war es auch noch schwierig Fotokopien zu machen. Ich habe noch einen kleinen Ordner mit wenigen Kopien. Vielleicht ist er dabei.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Dann zeig mal her, wäre doch klasse, wenn du das noch hättest. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • schön, dass man hier so viel lernen kann - da bin icih also nicht allein. :) :)

    So, so, dann mal "aufgemerkt", hier kommt mein

    Was da gezeigt wird, geht auf ein Gesetz von 1811 zurück:

    Der Handelsmann von Aosta hatte also seine Legimation der Heimatbehörde in München bei der Polizei vorzulegen und erhielt darauf das heutige einzigartige (?) Dokument. ^^

    Wer das Gesetz nachlesen möchte: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb107…811%29&page=301

    Und weil "Messe" noch nicht genant wurde und wir hier "Kiliani" feiern, deshalb:

    Das Pendant zum Volksfest "Kiliani" ist die seit 1030 stattfindende Kilianimesse auf dem Würzburger Marktplatz, welche eine reine Verkaufsmesse ist. Sie wurde 1846 vom Volksfest abgetrennt.[1]

    Letztes Jahr machte Kiliani "Schlagzeilen" , weil dort das Lied "Layla" verboten:

    Deshalb wurde der Ballermann-Hit "Layla" in Würzburg verboten
    Bei Veranstaltungen der Stadt Würzburg sind sexistische Lieder "unerwünscht". Deshalb hat die Stadt nun den Ballermann-Hit "Layla" auf dem Kiliani-Volksfest…
    www.br.de

    So nun ist Schluss mit der "Schulstunde", Hausaufgaben gibt es keine und schöne Ferien 8) wünscht Luitpold


  • Danke, Werner, klasse ermittelt. :) :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Eigentlich kann das Thema als abgeschlossen gelten, doch einen habe ich noch, nämlich einen Brief, adressiert so ähnlich wie es sich bayern klassisch wünscht. Einen Brief, adressiert an einen Handelsmann auf einer Messe.

    Und dieser Brief könnte durchaus als ein Vorläufer der bekannten Leipziger-Messe gelten:

    Und da mir das "Finderglück" holt war, hier der Handelsmann mit seiner Anzeige aus 1856:

    Für uns beide wird wohl gelten, "Augen auf" - vielleicht läuft uns ja das "fehlende Stück" noch irgendwann zu. Darauf könnte man ja ein "Radeberger" heben, Prosit ^^

    Luitpold

  • Lieber Werner,

    klasse, aber die Leipziger Messe gab es schon im Mittelalter, da ist der Brief kein Vorläufer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ach je, dann präzesiere ich mal ...

    Als es noch 2 deutsche Staaten gab, da war im anderen Deutschland die Leipziger Messe das Ereignis auch für Philatelisten. So war es nicht verwunderlich, dass es Themensammlungen Leipziger Messe gibt.

    Da es schwerlich Briefe aus dem Mittelalter zu besorgen gibt, ist halt mein Briefchen so ein Stück für die Sammlung, auch wenn es offiziell in keiner Rang-Ausstellung gezeigt würde. Aber da bin ich eh davon meilenweit entfernt und erfreue mich anderer Funde und damit Geschichten.

    So könnte ich ausgehend von einem Brief nach Leipzig (Absage der Beiteiligung an der Messe) erzählen,

    dessen Absender dann auf der Münchner Landesausstellung 1854 war, wo die Cholera ausbrach* und da ein Arzt tätig war, der einen Bruder in Würzburg hatte, der widerrum ihm schrieb, dass er Gärtnerhelfer im Würzburger Hofgarten wurde. Unsere Briefe möchten erzählen, wenn man ihnen zuhört.

    Luitpold

    * das "berühmteste Opfer": (aus Ludwig I.)

    PS https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gottlob_Boden - ab und zu erzählt auch WIKI was :)