Spannend! Hat sich der Matrose mit dem Nachmalen des Stempels einen Vorteil erschleichen wollen? Oder war das Post "ab Schiff" und man wollte dort offiziell stempeln, hatte aber keinen solchen Stempel zur Hand?
@ Papiertiger,
dies war vermutlich ein früher portofreier "Marine"-Dienstbrief, denn dieser Matrose war offenbar "im Dienst" auf einem kaiserlichen ( =preussischen) Boot. Und wer diesen Stempel "gemalt" hat, ist nicht bekannt. Ich gehe aber nicht davon aus, dass sich irgendjemand einen "Vorteil" erschleichen wollte, sondern dass es sich tatsächlich um eine Dienstsache handelte.
Fortsetzung...
Nach dem Abzug der französischen Besatzer wurde der Stempel "P. 129 P. VAREL" aptiert und man entfernte die Departmentnummer "129". In der Abbildung ein roter zweizeiliger Stempel (L2) "P.P. VAREL", der wahrscheinlich nur sehr kurze Zeit Ende 1813/ Anfang 1814 in Gebrauch war. (330. Schwanke-Auktion vom 14.05.2011, Los-Nr. 292) (Ohrt, S. 199, Nr. 61d. (fz. L frc. = Abb. 308), FEUSER unbekannt)
Portofreier Dienstbrief vom 5. Oktober 1816 mit dem roten fz. (aptierten) L1 "VAREL" an den 1814 errichteten Obergemeinderat (zur Regulierung der Gemeindeschulden) in Oldenburg mit rückseitigem Siegelstempel des Gräflich Bentinckschen Amtes in Varel. (aus der Slg. Heinrich Sanders, S. 37) (Ohrt, S. 199, Nr. 61c., FEUSER 3666-4)
Ohrt hat diesen aptierten Stempel erstmals auf einem Brief vom 11. April 1814 gesehen und eine Verwendung dieses Stempels auf Briefen bis zum 18. Juli 1825 registriert (Ohrt, S. 199, Nr. 61c.). Einige Jahrzehnte später wurde dieser Stempel zur Entwertung von Marken des Norddeutschen Postbezirks und des Deutschen Reichs erneut eingesetzt.
Brief von 1823 mit dem roten apt. fz. L1 "VAREL", franko Bremen mit einem vorderseitigen Transitstempel "TT" (Thurn und Taxis") und dem Grenzübergangsstempel "ALLEMAGNE PAR GIVET" nach Bordeaux ( 234. Auktion Karl Pfankuch & Co. vom 9. April 2024, Los-Nr. 425)
Brief vom 24.6.1825 mit dem roten apt. fz. L1 "VAREL" und einem Datumsstempel, in dem das Datum handschriftl. eingetragen wurde, nach Osternburg. (aus der Slg. Heinrich Sanders, S. 89) (Ohrt, S. 200, Nr. 61h. für den Datumsstempel)
Dieser Datumsstempel war ein Versuchsstempel, der nur kurze Zeit in Gebrauch war. Er bestand aus einem Kreis mit einem durchgehenden Datumsstrich. Als Vorlage für diesen Stempel dienten ähnliche hannoversche Stempel (vgl. Ohrt, S. 314). Dieser Stempel war nur kurze Zeit im Jahr 1825 (vidi) in Gebrauch, da er das handschriftliche Eintragen der Datumszahlen erforderte und daher keine Arbeitserleichterung, sondern doppelte Arbeit verursachte.
Beitrag wird fortgesetzt...