103. Die Postgeschichte von Sandersfeld
Sandersfeld ist winziger Ort an der Kreisstraße 343 zwischen Falkenburg (Gemeinde Ganderkesee), Hude und Hatten im Landkreis Oldenburg. Der Ort Sandersfeld, der auch heute nur wenige Häuser hat, gehört zu keiner dieser Gemeinden.
Früher lag dieser Ort an der alten Postroute, d.h. der Landstraße bzw. der Chaussee zwischen Oldenburg und Bremen. Die vormalige grossherzoglich oldenburgische Post - mit Postkutschenstation - befand sich im Gebäude des Gasthofs Sandersfeld, welchen es auch heute noch gibt. Heute gibt es hier ebenfalls eine Gaststätte und einen sogen. "Swinger-Klub".
Der Gasthof wurde im Jahr 1820 gebaut. Der Gastwirt Johann Loennecker aus Falkenburg ließt diesen Gasthof errichten und erhielt vom Oldenburger Herzog Peter Friedrich Ludwig einen Betrag von 3.000 Thalern als Zugabe für den Bau der Poststation. Loennecker zahlte aus eigener Tasche 1.500 Thaler dazu und bezog im Jahr 1821 mit Frau und 11 Kindern das fertige Gebäude.
Bei dem neuen Anwesen handelte es sich um ein Staatsgut mit Übernachtungsmöglichkeiten, dem eine Schmiede, eine Backstube, eine Roßmühle und zwei Ställe für Pferde angegliedert waren. Natürlich wurde auch Landwirtschaft betrieben.
Die Postspedition Sandersfeld wurde lt. Paul Ohrt, wohl im Jahr 1824 bzw. 1825 eingerichtet (Ohrt, S. 89, ebenso Feuser 3098, S. 740) Der Bestellbezirk von Sandersfeld war flächenmäßig relativ groß und reichte über Hude über Teile des heutigen Ganderkesee bis in Bereiche der heutigen Gemeinde Hatten.
Briefe und Abstempelungen aus Sandersfeld gehören schon zu den selteneren Poststücken. Es gibt hier nicht allzu viel bzw. es ist hier nicht allzu viel erhalten geblieben.
Der erste Poststempel von Sandersfeld ist ein einzeiliger Rahmenstempel (Ra1) "SANDERSFELD", den der Gastwirt und Postmeister Johann Loennecker wohl privat erstellen ließ. Bei der Zunahme des Briefverkehrs war es ein enormer Aufwand und mühevoll, jedes Mal handschriftlich die Ortsbezeichnung "Sandersfeld" auf die Briefe zu schreiben, so dass er sich wohl privat diesen Stempel erstellen ließ, um sich diese Arbeit zu erleichtern. Ich verweise auf meine Ausführungen zum Ra1 bei "Zetel", die hier ebenfalls sinngemäß gelten.
Vorphilabrief vom 1.3.1842 mit dem Ra1 "SANDERSFELD" nach Oldenburg (aus der Slg. Oldenburgpost) (Ohrt, S. 196, Nr. 51a.; Feuser Nr. 3098 - 1)
Brief vom 21.02.1846 von der Huder Windmühle mit dem Ra1 "SANDERSFELD" nach Osternburg (aus der Slg. Heinrich Sanders, S. 92) (Ohrt, S. 196, Nr. 51a.; Feuser Nr. 3098 - 1)
Ohrt hat diesen seltenen Stempel erstmals auf Brief am 8.2.1842 registriert (Ohrt, S. 196). Der abgebildete Brief aus dem Jahr 1846 ist die zeitich letzte mir bekannte Verwendung dieses Stempels.
Anfang des Jahres 1852 wurden die ersten oldenburgischen Briefmarken auch in Sandersfeld eingeführt. Wie diese Marken in der Anfangszeit in Sandersfeld - wahrscheinlich handschriftl. - entwertet wurden, ist mir bisher mit keinem einzigen Beleg bekannt.
Beim Graveur und Kupferstecher C. A. Buchholz in Hannover hatte die oldenburgiche Postbehörde einen Langstempel (L1) "SANDERSFELD" bestellt. Am 13.10.1855 traf dieser Stempel beim Hauptpostamt in Oldenburg ein (Ohrt, S. 46) und wurde dann wohl kurzzeitig später in Sandersfeld in Gebrauch genommen.
Brief mit einer Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in dunkelblau (Papierlieferung D) mit dem schwarzen L1 "SANDERSFELD" nach Falkenburg (Auktion ist mir nicht bekannt)
Oldenburg Nr. 2 I, 1/30 Thaler in blau (wohl Papierlieferung C) mit dem schwarzen L1 "SANDERSFELD" nach Delmenhorst. (330. Schwanke-Auktion vom 14.05.2011, Los-Nr. 774)
Oldenburg Nr. 3 I, 1/15 Thaler in hellrosa auf Brief der 2. Gewichtsstufe mit dem schwarzen L1 "SANDERSFELD" nach Delmenhorst (aus der Slg. Oldenburgpost)
Am 23.12.1858 wurde lt. Ohrt, S. 196 und S. 127 f. ein zweizeiliger Rahmenstempel "SANDERSFELD" in Gebrauch genommen, der vom Graveur H.G. Schilling in Berlin gefertigt worden war.
Brief mit einer (links stark angeschnittenen) Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in graublau (Papierlieferung E) und dem schwarzen Ra2 "SANDERSFELD 16/4" nach Delmenhorst (330. Schwanke-Auktion vom 14.05.2011, Los-Nr. 773)
Recommandierter Brief mit dem schwarzen Ra2 "SANDERSFELD 2/1" (1860) nach Elsfleth, frankiert mit einer Oldenburg Nr. 7, 2 Groschen rosa in der dunkleren Farbe der 1. Auflage (Auktion von "Die Briefmarke GmbH" am 28./29. Mai 1993, Los-Nr. 1362)
Die Stempelfarbe wurde in Sandersfeld wohl erst im Jahr 1860 von schwarz auf blau umgestellt. Ohrt hat die blaue Stempelfarbe erstmals auf einem Brief vom 24.05.1860 registriert (Ohrt, S. 242).
Brief Oldenburg Nr. 2 III, 1/30 Thaler in graublau (Papierlieferung E) mit dem blauen Ra2 "SANDERSFELD 12/10" (wohl 1860) nach Oldenburg (aus der Slg. Oldenburgpost)
Bfst. Oldenburg Nr. 6a, 1 Groschen in blau mit einer Doppelentwertung durch den schwarzen L1 "SANDERSFELD" und dem blauen Ra2 "SANDERSFELD" (330. Schwanke-Auktion vom 14.05.2011, Los-Nr. 772)
Brief der doppelten Gewichtsstufe mit einer Oldenburg Nr. 7, 2 Groschen sehr lebhaft rosa - 1. Auflage - mit blauem Ra2 "SANDERSFELD 5/1" nach Delmenhorst (es wurde das Auktionshaus, welchen diesen Brief anbot von mir leider nicht vermerkt)
Beitrag wird fortgesetzt..,