Oldenburg Altdeutschland - Marken und Stempel

  • Abschließend zeige ich die Farben des Höchstwertes der 4. Ausgabe, der 3-Groschen-Marke Oldenburg Nr. 19, die mit einer Auflage von 380.000 Stück gedruckt wurde.

    Ohrt differenziert hier bei der Nr. 19A zwischen den Farben hellgelbbraun, gelbbraun und lebhaft braun (Krötsch-Ohrt, S.60). Dies sind auch die Farben, die ich festgestellt habe. Der Michel-Spezialkatalog differenziert hier bei den Farben nicht. Hier wird als Farbe mittel- bis (lebhaft)ockerbraun angegeben. Der Katalog verweist auf "diverse Farbschwankungen".

    Oldenburg Nr. 19A in hellgelbbraun bzw. hellockerbraun (aus meiner Slg.)

    Oldenburg Nr. 19A in lebhaft braun bzw. braun (aus meiner Slg.)

    Oldenburg Nr. 19A in gelbbraun in verschiedenen Tönungen (aus meiner Slg.)

    Auch hier ist eine klare Farbunterteilung zwischen hellgelbbraun und gelbbraun mitunter nicht immer möglich, weil die ursprüngliche Farbe m.E. mit der Zeit oft verblasst ist.

    Die Oldenburg Nr. 19B - weiter Durchstich 10 - gibt es zumeist (über 99%) in der der Farbe hellgelbbraun. Sehr vereinzelt und ziemlich selten findet man mit dem Durchstich 10 auch die Farbe gelbbraun, siehe obere Reihe Mitte mit dem Ra2 Delmenhorst 5/4 (1867). Ich vermute, dass nur ganz wenige Bogen der Gelbbraunen den weiten Durchstich 10 erhielten. (aus meiner Slg.)

    Lt. Berger, S.47 findet man die frühesten Abstempelungen ab April 1867.

    Brief mit einer Oldenburg Nr. 19A in gelbbraun mit dem seltenen Ra2 "Altenesch 14/05" nach Osterode im Harz. (aus meiner Slg.)

    Brief mit einer Oldenburg Nr. 19A in hellgelbbraun von "Brake" nach Magdeburg (aus meiner Slg.)

    Brief mit einer Oldenburg Nr. 19A in gelbbraun (leicht verblasst) aus "Abbehausen" am 26.07. 1866 nach "München im Königreich Bayern" (aus meiner Slg.)

    Brief mit einer Oldenburg Nr. 19A in hellgelbbraun von "Varel" am 20.12. 1865 nach Brunsbüttelerhafen in Schleswig-Holstein, rückseitig div. Durchgangsstempel von Oldenburg, Hamburg, Holsteinische Zug-Stpl. und dem Ankunftsstempel von Brunsbüttel am 22.12.1865. (aus meiner Slg.)

  • Hallo,

    könntest du bitte den Brief aus Abbehausen nach München von vorn und hinten (bei Inhalt auch gerne diese einstellen) in dem Thread zeigen?

    mikrokern
    8. Mai 2011 um 19:27

    Wenn Juli 1866 stimmt, wäre er genau in der heißen Kriegsphase gelaufen und das habe ich von Oldenburg noch nie gesehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke Bernd,

    interessant die Angabe, dass offenbar falsch addressierte Briefe nicht zugestellt werden konnten in Oldenburg. So einen, noch dazu in der Kriegszeit, hätte ich mal gerne gesehen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • ... 17.7. geschrieben, 20.7. auf der Post und am 23.7. (gott-sei-dank mit Empfängervermerk) in München. Laufweg wohl über das Rheinland, oder?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Danke Bernd,

    interessant die Angabe, dass offenbar falsch addressierte Briefe nicht zugestellt werden konnten in Oldenburg. So einen, noch dazu in der Kriegszeit, hätte ich mal gerne gesehen ...

    Die benannte Zustellung von Briefen hat nicht geklappt.

    Der Brief stammt aus Reitland. Und wurde seltsamerweise vom Absender nicht unterschrieben.

    Reitland ist der rot eingekreiste Bereich bei Sehestedt. Das ist m.E. eher die Postzustellung im Bereich Seefeld. Warum dieser Brief in "Abbehausen" aufgegeben wurde, weiß wahrscheinlich nur der Absender. Auch fehlen auf dem Brief viele Durchgangsstempel, z.B. von Oldenburg, Bremen etc., was m.E. ebenfalls etwas kurios ist.

  • Es gab die kriegsbedingte Leitungen über Frankreich - aber dein Brief weist nicht darauf hin. Briefe von Bayern nach Hamburg gibt es, die über Frankreich liefen (und die sehr teuer waren), aber denen sieht man den Laufweg an. Der hier wurde sicher über deutsches Gebiet geleitet und nicht übers Ausland, zumal dann 3 Groschen bzw. 9 Kreuzer nicht gereicht hätten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Ich gehe auch davon aus, dass der Brief über Oldenburg und Bremen Richtung Süden gelaufen ist. Und möglicherweise hat das Fehlen der (normalerweise immer vorhandenen) Durchgangsstempel tatsächlich auch etwas mit dem Krieg im Jahr 1866 zu tun.

  • Hallo Bernd,

    Normalerweise kann ich noch viele Jahren durch sammeln und ich kann sagen Oldenburg war schon eine meiner beliebten Gebiete von D.Staaten. Durch die viele Bilder und Informationen aus deiner Seite gibt es mir die Inspiration noch vieles weiter zu suchen. Ein Beispiel dafur sind die Probedrucke 17. Die kannte ich eigentlich noch nicht. Dann kurze Zeit zuruck sehr zufallig kamen die drei Marken irgendwo vorbei und konnte ich gunstig kaufen. Die beschriebene Farbpallette Nummer 12 macht die Marke noch interessanter. So viele habe ich da nicht. Und so gibt es viel mehr.

    Weiter ist es hier uberigens gleich, mein Frau und Kinder (12,10) haben nichts mit Briefmarken. Aber die Spass das er mir gibt al die Jahre ist es absolut Wert.

    Grusse,

    Jean-Paul

    Hallo Jean-Paul.

    es gibt bei dem Sammelgebiet Oldenburg eine grosse Fülle von einzigartigen und ungewöhnlichen Stücken. Dies macht das Sammelgebiet Oldenburg so interessant.

    Und wenn man sich damit ein wenig beschäftigt und hier sammelt, dauert es zumeist gar nicht lange, bis man selbst wirklich Ungewöhnliches in die eigene Sammlung bekommt. Es gibt hier eine Fülle von kleinen und großen Seltenheiten.

    Doppelentwertungen der Oldenburg Nr. 19A:

    Links: Nr. 19 A in hellgelbbraun mit dem Aufgabestempel von "Rastede" und dem Durchgangsstempel von "Oldenburg"

    Rechts: Nr. 19A in gelbbraun mit dem Aufgabestempel von "Sande" und einem roten "LONDON PAID"-Stempel (beide Marken aus meiner Slg.)

    Da ich die Beschreibung meiner Sammlung bzw. des Sammelgebietes fast abgeschlossen habe, werde ich demnächst hier mindestens 100 verschiedene Seltenheiten von Oldenburg auflisten, abbilden (sofern nicht bereits geschehen) und beschreiben. Denn gerade die ungewöhnlichen Stücke geben den Impuls zur Suche (und machen letztlich eine Sammlung aus). Und dies werden seltene Stücke aus allen denkbaren Kategorien sein (Stempel, Marken, Farben und ungewöhnliche Frankaturen).

    Ich glaube, dass Einiges bei Oldenburg noch gar nicht entdeckt wurde. Und auch darauf werde ich eingehen.

    Grüße Bernd

  • Und heute fange ich bereits an, wobei ich vorausschicke, dass dies meine Sicht ist. Ich werde hier "Weltseltenheiten" zeigen, aber auch viele Stücke, die aus meiner Sicht selten sind, aber bisher kaum aufgefallen sind.

    1. Das erste Stück ist ein Brief von Oldenburg nach Java

    Es gibt nach Java nur 2 Oldenburg-Briefe, die erhalten geblieben sind. Einer ist frankiert mit Marken der 1. Ausgabe, dieser mit der 4. Ausgabe.

    Frankatur von "Oldenburg" Oldenburg Nr. 16Ab rotorange in Kombination mit einer Oldenburg Nr. 17A in rot und einem Dreierstreifen der Oldenburg Nr. 19A in hellgelbbraun sowie einem Zweistreifen dieser Marke sowie einer Zusatzfrankatur einer britischen Sixpence mit dem Stempel von "B01" von Alexandria.

    Der Brief war bezahlt und frankiert bis Singapur mit 16 1/2 Groschen. (Aufteilung: 3 Groschen Postvereinsgebühr, 3 Groschen (= 15 Neukreuzer) österreichisches Seeporto bis Alexandria, sowie 10 1/2 Groschen (= 52 Neukreuzer) britisches Seeporto bis Singapur. Das anteilige britische Porto ursprünglich in Form von 2 Sixpence-Marken, entwwertet mt "B01" von Alexandria ist nicht mehr vollständig. Eine Sixpence-Marke ist abgefallen. Die Kosten der Beförderung von Singapur nach Java mit holländischen Schiffen wurde vom Empfänger in Höhe von "25" Cents eingezogen. Vorderseitiger Vermerk "25".

    Auch in der Farbfrische der Marken der wahrscheinlich ungewöhnlichste Auslandsbrief Oldenburgs. (1. ERIVAN-Auktion vom 6. Juni 2019, Heinrich Köhler, Los-Nr. 168)


    2. Die "Zetel-Briefe"

    Bild 1

    Dieser Stempel gilt als der „seltenste“ und „teuerste“ von Oldenburg, da es nur sehr wenige frankierte Briefe mit der Oldenburg Nr. 2 und diesem einzeiligen Rahmenstempel gibt.

    Auch Till Neumann, BPP, hob im Vorwort der Veröffentlichung der Sammlung Heinrich Sanders die Bedeutung des in dieser Sammlung vorhandenen „Zetel-Briefes“ hervor (siehe „Oldenburg von der Vorphilatelie bis zum Ende der Posthoheit“, Die Sammlung Heinrich Sanders, März 2016, S. 3).

    Dieser einzeilige Rahmenstempel Zetel war vom Postbediensteten privat beschafft worden. Wann dies genau war, ist eigentlich unklar, denn der Stempel ist selbst auf Vorphila-Belegen nicht zu finden. Ich habe diesen Stempel auf Vorphila-Belegen jedenfalls noch nie gesehen. Da bereits im April 1852 der amtliche Poststempel (Ra2 Zetel) verwendet wurde, gab es nur ein sehr kleines „Zeitfenster“, in dem dieser Stempel als Entwertungsstempel für Oldenburger Marken Verwendung fand. Selbst Orth, Die Poststempel von Oldenburg, 1911, S. 114 betont die Seltenheit des Ra1 von Zetel.


    Bild 2

    Orth gibt auf S. 206 unter Ziff. 69a an, dass der einzeilige umrandete Stempel „Zetel“ ab Ende 1845 in Gebrauch gewesen sein soll, schränkt dies aber mit einem „vidi 1851 Dez.“ wieder ein. Und die späteste Verwendung sieht Ohrt Ende April 1852 („vidi 1852 März“). Der neue zweizeilige Rahmenstempel Zetel, der durch die Oldenburgische Postverwaltung geliefert wurde, war jedenfalls schon am 24. April 1852 in Gebrauch (Ohrt, S. 206, Ziff. 69b). Nach diesem Zeitpunkt erscheint eine weitere Nutzung des alten Ra1 „Zetel“ wenig wahrscheinlich.

    Ich gehe davon aus, dass es wahrscheinlich noch DREI dieser Briefe gibt.

    Die Briefe aus der Sammlung „Heinrich Sanders“ (362. Heinrich-Köhler- Auktion vom 18. März 2016 in Wiesbaden, Los.-Nr. 7633 (Bild 1) und aus der Sammlung „Helmut Franken“ (Christian Zieme, Spezialauktion Oldenburg, Postanstalten des Grossherzogtum’s vom 4. Mai 1990, Los-Nr. 1247- Bild 2) zeige ich oben. Den dritten Brief besitzt wohl ein Sammler in Westerstede.

    Aber neben diesem viereckigen Rahmenstempel gibt es noch einen weiteren einzeiligen Rahmenstempel von Zetel. Dieser einzeilige Rahmenstempel von Zetel weist ABGERUNDETE Ecken auf. Ich habe diesen Stempel erstmals im Katalog der BERNSTEIN-Sammlung, 330. Schwanke, 14. Mai 2011, Los-Nr. 811 gesehen (Bild 3). Dieses Bfst. wurde mit einem neuen Fotoattest von Brettl BPP und einem Alt-Attest von Paul Ohrt aus dem Jahr 1941 verkauft und damals für 700,00 € zugeschlagen. Es sollen von diesem sehr seltenen Stempel sogar zwei Exemplare existieren. So weist es jedenfalls die Beschreibung in diesem Katalog aus.

  • 3. Der "Rothenkirchen-Brief"

    Es gibt bei Oldenburg Stücke, die sind weit weniger bekannt als die "Zetel"-Abstempelungen. Aber gleichwohl außerordentlich selten. Dazu gehört auch ein frankierter Brief mit dem Stempel "Rothenkirchen". Paul Ohrt, Die Poststempel von Oldenburg, S. 195 notiert diesen Stempel unter lfd. Nr. 49a nur im Vorphila-Zeitraum bis "vidi: 25. Okt. 1851". Und auch Florian Berger sieht diesen Stempel in seinem Handbuch auf S. 93 nur als Vorphila-Stempel.

    Auf Vorphila-Briefen ist der Stempel von Rothenkirchen durchaus öfter zu finden. Und auch nicht unbedingt teuer. Bild: ein aktuelles ebay-Angebot.


    Es gibt aber einen Brief, frankiert mit einer Oldenburg Nr. 2 II, der Anfang des Jahres 1852 mit diesem Stempel verwendet wurde. Ich habe bisher noch keinen zweiten Brief aus der Markenzeit und auch keine abgestempelten Marken mit dem L1 von "Rothenkirchen" gesehen. Es kann durchaus sein, dass dies ein Unikat ist. (362. Heinrich Köhler-Auktion vom 18. März 2016, Los-Nr. 7616)


    4. Zierbriefe von Oldenburg

    Zierbriefe von Oldenburg sind relatv selten. Zumeist weisen diese Briefe eine schmale geprägte Leiste auf, es gibt aber auch Briefe, die vom Absender mit farbigen Verzierungen ausgeschmückt wurden.

    Zierbrief mit geprägter Bordüre mit einer Oldenburg Nr. 12a aus "Sande" nach Stollhamm (Bild Berger, S. 167)

    Handgefertigter farbiger Zierbrief, teilweise mit Prägungen mit einer Oldenburg Nr. 2 I von "Falkenburg" nach Dötlingen. (330. Schwanke-Auktion vom 14. Mai 2011, Los-Nr. 320)

    Farbiger Zierbrief mit einer Oldenburg Nr. 6a von "Oldenburg" nach Norderney (Bild Berger, S. 167)


    5. Stempel von "Jade" auf Ganzsache

    Es gibt gelegentlich Stücke, die haben eine geradezu unübertreffliche optische Wirkung. Und die sicher nicht zu den grossen Seltenheiten zählen. Solch ein Stück möchte ich hier mal zeigen, da es mir nicht darum geht, hier nur Stücke zu zeigen, die für "Normalsammler" unerschwinglich sind.

    Ganzsache U 5 1/2 Groschen orange von 1862 aus "JADE" nach Bollenhagen (Rapp-Auktion 2022 vom 04.05.2022, Los-Nr. 950)

  • 6. Die höchste Oldenburg-Frankatur

    Die höchste Frankatur auf Brief, die ich bislang bei Oldenburg gesehen habe, war ein Brief mit einer 20-Groschen-Frankatur aus dem Jahr 1866 aus Berne nach Buenos Aires /Argentinien.

    Hierbei sind ein Wert Nr. 19 A vorderseitig- und 5 Werte rückseitig jeweils in hellgelbbraun angebracht, als Zusatzfrankatur 2 Werte Nr. 17A in rosa - 1 Groschen -.

    Es handelt sich hier um einen Brief der 2. Gewichtsstufe, dabei waren 6 Groschen für die Postvereinsstrecke und 14 Groschen Groschen Weiterfranko zu entrichten (vorderseitig roter Taxvermerk "14"). Der Brief lief über Frankreich mit rotem Grenzübergangsstempel "PRUSSE/FORBACH".

    (Heinrich-Köhler, Erich-Weise-Sammlung, 296. Auktion 1997, Los-Nr. 1028)


    7. Mischfrankatur einer Oldenburg Nr. 16Aa in gelborange mit einer Nr. 16Ab rotorange auf Brief

    Mischfrankatur einer Oldenburg Nr. 16Aa in gelborange mit einer Oldenburg Nr. 16Ab in rotororange auf Brief von "Oldenburg" nach Jever (2. Boker-Auktion vom 7.12.1985, Los-Nr. 154, Heinrich Köhler)

    Eine solche Mischfrankatur zwei verschiedener Farben der Oldenburg Nr. 16A auf Brief habe ich nur dieses eine Mal gesehen.

  • 8. Blauer Rahmenstempel von Bremen auf Oldenburg

    Hier zeige eine "kleinere Seltenheit", die heute durchaus noch zu finden ist. Und von vielen Sammlern zumeist gar nicht erkannt wird.


    Rahmenstempel aus Bremen in unterschiedl. Typen (aus meiner Slg.)

    Das Stadtpostamt Bremen entwertete die Nr. 17A - ein Groschen - und die Nr. 15A - ein Drittel Groschen - zumeist mit dem zweizeiligen Rahmenstempel des Stadtpostamtes Bremen. Dies waren die beiden Marken, die ab 1862 neben der 1 Groschen-Ganzsache am Schalter in Bremen verkauft wurden. Und der in Bremen verwendete Stempel ist keinesfalls in allen Fällen gleich. Es wurden hier ganz unterschiedliche Typen dieses zweizeiligen Rahmenstempels verwendet. Die Stempelfarbe war fast immer schwarz.

    Nur über einen kurzen Zeitraum im Jahr 1863 wurde blaue Stempelfarbe verwendet. (vgl. Krötsch-Ohrt, S. 112) Marken und Ganzsachen mit dieser blauen Bremen-Entwertung sind selten, da der Verwendungszeitraum nur kurz war.

    Blauer Ra2 aus Bremen aus dem Jahr 1863 auf Oldenburg Nr. 17A (aus meiner Slg.)

  • Hallo Bernd,

    vielen Dank für die ausführliche Klarstellung.

    Diese (im Detail unklaren) Gegebenheiten finde ich sehr spannend und es reizt doch sehr, sich da mehr mit zu beschäftigen. Für mich um so erstaunlicher, dass es zu diesem Thema nichts gibt.

    Viele Grüße

    Michael

    Hallo Michael,

    zu meinem Beitrag der Oldenburg-Schiffsbriefe auf der Unterweser noch Ergänzungen:

    Bremen erhielt von Oldenburg für die Beförderung von Briefen durch Dampfschiffe auf der Unterweser nach oldenburgischen Häfen (Brake, Elsfleth u.a.) eine jährliche Entschädigung von 50 Thalern. (Krötsch-Ohrt, Oldenburg, S. 3)

    Weiter schreibt Ohrt im Krötsch, S. 111 folgendes: "Die Strichentwertung, welche vereinzelt auf allen Markenausgaben (auf der I. Ausgabe zumeist mit Tinte, auf der IV. Ausgabe meist mit Rot- oder Blaustift vorkommt, findet sich häufig vor 1859 auf Briefen, welche mit Dampfschiffen der Unterweser von Bremen, Vegesack oder Bremerhaven nach den oldenburgischen Häfen Elsfleth und besonders Brake befördert wurden, auch eine Schriftentwertung durch Aufschrift des Ortsnamens "Bremen" liegt mir auf dem Werte zu 1/30 Thl. der I. Markenausgabe vor."

    Ich habe solche Briefe mit Strichentwertungen bzw. handschriftlichen Entwertungen auf Dampfschiffen noch nicht gesehen. Ohrt's Darstellung stammt aus dem Jahr 1894. Ob solche Briefe, die Ohrt damals als "häufig" bezeichnet hat, heute überhaupt noch existieren, weiß ich nicht. Viele Sammler sehen solche handschriftlichen Entwertungen oft fälschlicherweise als "minderwertig" und "weniger sammelwürdig" an.

    Grüße

    Bernd

    Und noch eine kleine Ergänzung von mir: Für Briefe von Vegesack gab es auch für Dampfschiffe nur die Barfrankierung, da das Stadtpostamt in Vegesack keine Oldenburg-Marken geliefert bekam. Dies ist bei Ohrt etwas irreführend dargestellt.

       

  • Und noch eine kleine Ergänzung von mir: Für Briefe von Vegesack gab es auch für Dampfschiffe nur die Barfrankierung, da das Stadtpostamt in Vegesack keine Oldenburg-Marken geliefert bekam. Dies ist bei Ohrt etwas irreführend dargestellt.

       

    Paul Ohrt unterlag in seinem Buch "Die Poststempel von Oldenburg" bezüglich der oldenburgischen Postwertzeichen mit Abstempelungen von Vegesack einem Irrtum. Er hatte damals eine einzelne Marke Oldenburg Nr. 17A mit der Abstempelung des kleinen Schlüsselstempel von Vegesack gesehen. Diese

    Marke wurde von ihm auch auf S. 345 als Abb. 331abgebildet.

    Paul Ohrt, Die Poststempel von Oldenburg, 1911, S. 345 mit der Abb. 331 ("Vegesack")

    Diese von Paul Ohrt abgebildete Marke wurde zwischenzeitlich sogar einmal bei ebay angeboten. Letztlich wurde dieses Stück vor einiger Zeit in einer Auktion bei Sellschopp bei Till Neumann versteigert.

    Paul Ohrt hat diese eine Marke, die er gesehen hat, zum Anlaß genommen, die Anzahl der Postwertzeichen, die aus Vegesack stammen, hochzurechnen und auf 0,03% zu schätzen. (siehe Ohrt, Die Poststempel von Oldenburg, S. 348)

    Tatsächlich ist es aber so, dass Vegesack-Abstempelungen auf Oldenburg nur ganz zufällig entstanden sind, weil Postkunden Oldenburg-Marken in Vegesack "einschleppten", die sie zuvor am bremischen oder oldenburgischen Postschaltern (-> Dampfschiff) erworben hatten. Es sind insgesamt nach meiner Kenntnis nur zwei "lose" Oldenburg Nr. 17A und eine oldenburgische Ganzsache mit Stempeln des Stadtpostamtes von Vegesack bekannt geworden. Es gab am Postschalter in Vegesack keinen Verkauf von oldenburgischen Marken.

    Die einzige oldenburgische Ganzsache mit dem kleinen Schlüsselstempel von Vegesack wurde dann bei Sellschopp auf einer Auktion angeboten und von mir erworben.

    Der Irrtum von Paul Ohrt, dass das Stadtpostamt Vegesack oldenburgische Marken verkauft hat, zieht sich bis heute durch die philatelistische Literatur. Hans Grobe hat dies übernommen und bewertet frankierte Briefe von "Vegesack" auf S. 380 mit 1.200,- DM. Obwohl es diese Briefe m.E. gar nicht gibt und auch nie gab. (Hans Grobe, Altdeutschland Spezial-Katalog und Handbuch, 5. Aufl. 1975, S. 380). Auch Florian Berger behauptet die Existenz von "Vegesack"-Abstempelungen auf Oldenburg-Marken (Berger, S. 104). Da er aber offenbar keine Bilder der beiden existierenden Oldenburg Nr. 17A mit Vegesack-Stempel parat hatte, bildete er auf S. 104 seines neuen Handbuches stattdessen eine Bremen-Marke mit Vegesack-Abstempelung ab.

  • Hallo Bernd,

    vielen Dank für die interessanten Ergänzungen. So rundet sich das Bild etwas, auch mit den anscheinend auf dem Schiff bearbeiteten Briefen. Theoretisch könnte es so behandelte Briefe dann auch in Gegenrichtung nach Bremen (oder darüber hinaus?) geben.

    Deine Einschätzung, warum solche Briefe heute kaum vorhanden sind, könnte leider stimmen. Aber einige werden überlebt haben, die muss man jetzt nur finden.

    Noch eine Frage zu den Rechteckstempeln von Bremen auf Oldenburg-Marken:
    Gibt es auch den preußischen Rechteckstempel von Bremen auf Oldenburg-Marken? Bei in Bremen gestempelten Preußen-Marken findet man auch immer wieder den Stadtpost-Stempel. Zeitweise wurden Stadtpost und preuß. Post in Bremen in Personalunion bedient und so ganz genau nahm es dann nicht immer mit den Stempeln, wie auch mit der blauen Stempelfarbe.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Michael,

    ja, der preussische Rechteckstempel kommt auch auf Oldenburg-Marken vor. Es ist der bremische "Hauptstempel". Ich habe einige der Stempel oben abgebildet.

    Dies war das Stadtpostamt in Bremen, in dem auch die preussische Post untergebracht war. Über das Stadtpostamt wurden auch die Oldenburg-Briefe abgestempelt. (Bild aus Rauhut & Kruschel, 191. Auktion vom 25. Mai 2019)

    Paul Ohrt schreibt im Krötsch, S. 110 f. dazu:

    "Die Stempelart E (der sogenannte "preussische Rechteckstempel")

    Die Einführung dieser in verschiedenen Grössen und Abarten seit 1857 vom bremischen Stadt-Post-Amt verwendeten Stempelart ist vermutlich dem Einfluss des preussischen Postamtes in Bremen zu danken, welches diese Stempelart in den späteren Jahren bis Mitte 1866 ausnahmlos gebrauchte; da das preussische Postamt, dessen Vorsteherstelle lt Vertrag vom 12. Dez. 1823 dem jeweiligen Stadt-Postdirektor in Bremen übertragen war, sich damals auch mit dem Stadt-Post-Amt in einem Hause befunden haben soll, so ist es nicht ausgeschlossen, dass die Entwertung der preussischen und bremischen und daher auch der oldenburgischen Marken mit denselben Stempeln erfolgte."

    Krötsch-Ohrt, S. 111

    Anhang im Krötsch, Tafel XV. Die oldenburgischen Abstempelungen mit dem Stempel "Type E".

    Es kann sein, dass Paul Ohrt diese Tabelle zwischen den Jahren 1894 (= Erscheinungsjahr des Krötsch) und 1911 (Erscheinungsjahr des Buches "Die Poststempel von Oldenburg") noch erweitert hat. Es gibt m.E. noch mehr Stempeltypen des Rechteckstempels ...

    Die Stempelfarbe war schwarz. (Mit Ausnahme ein kurzer Zeitraum im Jahr 1863). Nur das preussische Postamt stempelte ab Mitte 1866 in blau.

    Grüße

    Bernd

  • Deine Einschätzung, warum solche Briefe heute kaum vorhanden sind, könnte leider stimmen. Aber einige werden überlebt haben, die muss man jetzt nur finden.

    Ich gucke schon lange nach solchen Briefen. Und habe bisher leider noch nichts gesehen. Daher ist die Recherche nicht leicht.

    Als "Preussen-Sammler" kann man sich die kleinen Dimensionen, in dem Oldenburg-Belege bestehen, wahrscheinlich kaum vorstellen. Ein Beispiel: Die 2 Groschen-Preussen-Marke Nr. 17 aus dem Jahr 1861 hat eine Auflage von 39.629.246 Stück. Das "Pendant" aus Oldenburg, die 2 Groschen-Marke Nr. 18 aus 1862 hat demgegenüber eine Auflage von 380.000 Stück. Das ist weniger als 1% der Preussen-"Dimensionen".