Aktuelle Situation bei Auktionshäusern

  • Hallo zusammen,

    das Angebot von Rauhut ist immer sehr groß. Mittlere und niedrigere Preiskategorien, die nicht alle Auktionshäuser abdecken, sind auch dabei. Man stelle sich doch mal vor, wie lange so eine Auktion im Internet-Format dauern würde. Die kommende Auktion hat alleine 835 Preußen-Lose (nur die Einzellose). Natürlich wird noch lange nicht jedes Los beboten, muss aber dennoch x Sekunden anwählbar sein.

    Den Vorteil des Rauhut-Formats sollte man auch nicht unterschlagen: Bei Live-Teilnahme kann man trotzdem für den Tag noch was anderes einplanen. ;)

    Die Bebilderung des Online-Kataloges ist zunächst mal unabhängig vom Auktions-Format. Da schwächeln aber noch viele Häuser, z.B. was Abbildungen der Briefrückseiten angeht.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Da gebe ich Dir recht, Michael. Allerdings kann Rauhut, wie viele andere, nur einen ausgewählten Teil über Online-Auktionen, z.B. philasearch anbieten. Die Kosten sind wohl auch überschaubar. Ich habe gehört, dass sie für jedes angebotene Los 1 € verlangen. Das kommt mir zu günstig vor.

    Beste Grüße

    Peter

  • Jeder bekommt den Auktionator, den er verdient. 😊

    Naturgemäß haben unterschiedliche Lose unterschiedliche Zielgruppen. Und auch Herr Rauhut hat gelegentlich solche Lose im Angebot, deren Beschaffenheit es nahelegt, sie im Zeitalter der Digitalisierung einem größeren Online-Publikum zu präsentieren. Wenn eine solche Präsentation dieser Lose unterbleibt, leidet der Vermarktungserfolg. Das mag zwar kein relevantes Kriterium für Herrn Rauhut sein. Für jeden Homo Oeconomicus unter den Einlieferern sollte dies aber der Fall sein - oder eben auch nicht, so dass wir wieder bei meinem Eingangssatz wären.😊

    Mit Blick auf die aktuelle Situation der Auktionshäuser finde ich gerade als Bayern–Sammler ein anderes Thema sehr spannend. Nach meiner Zählung gab es in den letzten Jahren mindestens acht Name Sales, die die (Teil-)Veräußerung von beachtlichen Bayern-Sammlungen zum Gegenstand hatten bzw. deren Abverkauf noch nicht abgeschlossen ist - aktuell Brettl, Erivan und Weber. Angesichts der Qualität und Seltenheit dieser Stücke kann von einem Überangebot im engeren Sinn gewiss keine Rede sein. Aber auch wenn solche Stücke nur alle Jubeljahre zum Ausruf gelangen, unterliegt die Nachfrage den nahezu allen Sammlern naturgemäß auferlegten wirtschaftlichen Grenzen.

    Wie ist hier die allgemeine Einschätzung, wohin geht die Reise?

  • Hallo,

    ich denke, daß noch mehr bedeutende Sammlungen, die vor 50 und mehr Jahren begonnen wurden, unter den Hammer kommen werden. Dabei dürfte in der Tat der Abverkauf auch dadurch beeinflußt, werden, bei welchem Haus und wie die Versteigerung erfolgt. Dabei hilft mitunter auch ein großer Name wie Köhler nicht, wenn zu viel Material auf einmal zum Ausruf kommt. Ein negatives Beispiel waren meiner Meinung nach die beiden Rheinland-Auktionen vor 8/9 Jahren. In der Arge Preußen ist bekannt, daß der Verkäufer auf nur 2 Auktionen bestand. Die erzielten Zuschläge sprechen ihre eigene Sprache.

    Das Vorgehen bei den jetzigen Auktionen ist viel überlegter und die erzielten Preise oft fast unbegreiflich.

    Wenn selbst ein anscheinend nicht gerade technikaffiner Herr Meiners (Homepage!) live im Internet versteigert, sollten andere Auktionatoren ernsthaft über diesen Weg nachdenken.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Bavarian Hunter,

    die Name Sales bedienen aus meiner Sicht ein spezielles Publikum: kaufkräftig, investitionsorientiert, Trophäen-affin, wobei die Gewichtung dieser Faktoren individuell naturgemäß unterschiedlich ausfällt.

    Es gibt auch noch echte Sammler darunter, aber wenn einem Altgediente erzählen, dass Quadratmarken auf Brief zwar das einzig Wahre seien (was ich regelmäßig bestreite), dass man sie sich aber nicht mehr leisten könne und man jetzt doch die einst so über die Schultern angeschauten Wappenmarken sammle, dann macht man sich so seine Gedanken.

    Problematisch ist für die Auktionsszene, dass die »Names« zwar überall einkaufen, aber den Verkauf der Sammlung nur bestimmten Häusern anvertrauen. Klar, wenn eine ganze Sammlung abgestoßen werden soll, kann es nur einer machen. Aber das führt in unserem Fall auch dazu, dass sich auf Bayern spezialisierte Häuser bereits vom Markt verabschiedet (Sem, Dischinger) oder den Abschied angekündigt (Deider) haben. Da spielt nicht nur das Alter der Inhaber eine Rolle, sondern auch, ob eine Weiterführung perspektivisch überhaupt möglich wäre. Die Luft wird für solche Marktteilnehmer langsam dünn, die Einlieferungen lassen quantitativ und qualitativ allmählich nach, aber die Kostenstruktur und der Warenbestand bleiben oder wachsen sogar noch.

    Mutatis mutandis gilt das auch für den Handel. Gekauft wird dort schon noch, aber die Sammlung wandert am Ende ihrer Tage eine Ebene höher in die Auktion.

    Mir persönlich bereitet die Fülle der Name Sales keine Sorgen. Wie schon früher die Beatles sammle ich Bayern gewissermaßen nach Repertoire, nicht um möglichst viel Prestige aufzuhäufen und Kudos zu stapeln. Inzwischen sammle ich sogar fast mehr Quellen als Briefe ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Sehen wir es positiv. Wo wir oder unsere Erben einliefern, können wir zu Lebzeiten maßgeblich beeinflussen. Ob dabei die Rauhut-Auktionen erste Wahl sind, muss jeder selbst entscheiden. Umgekehrt profitieren alle ernsthaften Sammler von den unterschiedlichen Geschäftskonzepten der verschiedenen Auktionshäuser. Kleine Seltenheiten, nach denen man oft jahrelang sucht und die dann oftmals weniger als EUR 100,00 kosten, wird man eher bei Rauhut und vergleichbaren Auktionen als bei Köhler finden. In letzterem Fall allenfalls dann, wenn man bereit ist, eine ganze Sammlung gleich mit zu kaufen.

    Auch wenn ich mir zunächst nicht sicher war, bin ich inzwischen davon überzeugt, dass die verschiedenen Name Sales dazu beitragen, dass die philatelistischen Märkte wieder deutlich aktiver werden. Eine solche Entwicklung ist immer gut, unabhängig davon, was die genauen Ursachen sind, zu denen die Auktionatoren mit Blick auf eine Analyse der verschiedenen alten und neuen Sammler sicher mehr sagen könnten.

    Persönlich verdanke ich den Wiedereinstieg in die Philatelie dem Umstand, dass Herr Gärtner ca. 2010 seine Kataloge im Bahnhofs-Buchhandel ausgelegt hat, so dass ich bei Durchsicht der Auslage der verschiedenen Zeitschriften auch auf den Raritätenkatalog des Auktionshauses Gärtner gestoßen bin und mich hierdurch das Sammelfieber wieder gepackt hat. Insoweit hat Herr Gärtner einen großartigen Beitrag geleistet. Vielleicht sollten die Auktionatoren mit ihren aktuellen Name Sales einen ähnlichen Weg beschreiten und ihre Auktionen noch stärker in der Öffentlichkeit heraus bringen. Insoweit könnte es sich auch anbieten, wenn der Bundesverband gemeinsame Vermarktungsaktivitäten andenkt, da die gesamte Branche profitieren würde.

  • Bavarian Hunter,

    wenn ich Köhler vom letzten September mit der gerade abgeschlossenen Auktion vergleiche, habe ich den Eindruck, dass im Auktionssaal und Online das Interesse nun noch stärker geworden ist. Die Preise sind so durch die Decke gegangen, das ich lediglich eins von 10 Losen ersteigern konnte.

    Ich habe gehört, dass Gärtner besonders schöne Stücke und Sammlungen bevor sie in die Auktion gehen, bereits einem kleinen Kundenkreis anbietet, hast Du auch davon gehört?

    Beste Grüße

    Peter

  • Nein, ich habe nichts davon gehört, dass Herr Gärtner oder irgendein anderer Auktionator einzelne Stücke exklusiv vorab anbietet. Ich kenne nur einen Ausnahmefall, in dem ein bekannter Auktionator (nicht Herr Michelson) sich vorab erkundigt hat, wie stark das Interesse der Sammler an einem Stück sein könnte, das im hohen sechsstelligen Bereich angesiedelt ist und das aus meiner unmaßgeblichen Sicht eher schwierig abzusetzen sein dürfte. Diese vorherige Einholung der Markteinschätzung hat natürlich nichts mit Deiner Frage zu tun. Auch wenn ich natürlich bei einem Bier über die eine oder andere Schweinerei berichten könnte, hätte ein solcher Bericht hier in diesem Forum einen falschen Zungenschlag. Alle Auktionatoren, die ich kenne und mit denen ich wesentlich zusammenarbeite, sind meines Erachtens absolut seriös. Dies gilt auch für den Kommissionär, der für mich seit Jahren tätig ist. Dabei weiß ich, dass es natürlich schwarze Schafe unter den Auktionatoren und Kommissionären gibt. Wie bei jeder Schafherde ist dies aber die Ausnahme, ohne dass ich deshalb mein Lammfilet abbestellen würde. 8)

  • Danke Bavarian Hunter, den Rest sollten wir bei einem Lammfilet besprechen. Die Aussagen sind allerdings sehr valide.

    Im letzten Jahr habe ich über philasearch bei einigen Auktionsfirmen geboten, teilweise zum ersten Mal, teilweise seit einigen Jahrzehnten erstmals wieder. Es schein so, dass ich als Online-Käufer vom Katalogversand ausgeschlossen bin, da ich keinen Katalog der aktuellen Auktion zugeschickt bekam. Allerdings wurde mir das Ende der Gebotsfrist per email angekündigt. Ich habe jedes Mal darauf geantwortet, dass ich mich wundere, zu Geboten aufgefordert zu werden, aber kein Katalog erhalte. Das ist mir nun schon viermal passiert! Nun, wer meint, dass Online-Bieter nur Bieter 2. Klasse sind, der bekommt keine Gebote von mir! 🤔

    Beste Grüße

    Peter

  • Nun, wer meint, dass Online-Bieter nur Bieter 2. Klasse sind, der bekommt keine Gebote von mir! 🤔

    Neue Auktionskunden, die über Philasearch o.ä. mitbieten, gehören wohl mehrheitlich zu der Gruppe, die keine gedruckten Kataloge erhalten möchte. Wer doch einen gedruckten Katalog bekommen möchte: einfach eine Mail mit der Kundennr. schicken und es sollte funktionieren. So wäre meine Erwartungshaltung.

    Die Zahl der Sammler, die gedruckte Kataloge bekommen möchten, ist stark rückläufig. In den letzten beiden Jahren wurde dieser Trend noch verstärkt. Daher würde ich den Auktionshäusern nicht per se unterstellen, solche Neukunden in die 2. Klasse zu schieben.

    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Es scheint allgemeine Praxis zu sein, dass Auktionatoren meinen, auf den Versand von Katalogen verzichten zu können, wenn der Bieter unbekannt ist und online über eine der bekannten Bietplattformen geboten hat. Ohne dies genauer verifizieren zu können, dürfte der Grund darin liegen, dass das Internet nicht nur die Zahl der potentiellen Bieter maximiert hat, sondern hierdurch auch die Auktionshäuser überfordert werden, jedem einzelnen Bieter irgendwo auf dieser weiten Welt den Katalog ins Haus zu schicken, nur weil er mehr oder weniger erfolgreich irgendein Gebot platziert hat.

    Natürlich könnten die Auktionshäuser hier etwas differenzierter vorgehen. Das allerdings dürfte organisatorisch wieder von den jeweiligen Sekretariaten abhängen, die bekanntlich nicht nur in dieser Branche nicht durch Übereifer geprägt sind.

    Abgesehen davon kann es als Sammler sehr ermüdend werden, jeden Tag dicke Sendungen zu bekommen, die Kataloge enthalten, deren Inhalt langweilig ist. Ich spreche hier nicht von den Katalogen von Köhler oder Derichs, sondern von den bekannten Telefonbüchern, deren Lektüre zwar philatelistisch bildend ist, letztlich aber für das persönliche Sammelgebiet unbeachtlich bleibt.

  • Ich habe in den letzten Jahren von mehreren Sammlern gehört und gelesen, daß sie die zugeschickten Kataloge direkt in der Rundablage entsorgen. Daher vermute ich wie Michael in den meisten Fällen einen gezielten Versand an interessierte Philatelisten. Eine kurze Nachricht dürfte fast immer erfolgreich sein, um den gewünschten Katalog zu erhalten.

    In mehreren Fällen habe ich Auktionshäuser angemailt mit dem Wunsch, aus dem Verteiler genommen zu werden. Aus meiner Sicht sind Philasearch, Stampauctionnetwork und Homepages von Firmen viel informativer als die meisten gedruckten Kataloge. Da heute Speicherplatz fast nichts mehr kostet, laden manche Firmen sogar die Bilder kompletter Sammlungen oder kurze Videos hoch. Da sind gedruckte Kataloge klar im Nachteil. Oder?

    Bei Literatur habe ich allerdings nach wie vor gerne etwas Gedrucktes in Händen, obwohl auf meinen Festplatten etliche Gigabyte mit PDFs von solchen Werken gespeichert sind.

  • PeJa , ich habe eher die gegenteilige Erfahrung: ich biete fast ausschliesslich über Philasearch, und jede neue Teilnahme scheint mir automatisch Berge neuer Auktionskataloge zu bringen, die ich - wie von Michael beschrieben - gar nicht haben will! (Na ja, einen Erivan oder anderen Names-Sale Katalog stelle ich schon gerne als Lektüre ins Regal.) Und man Hauptproblem ist, dass Trotz wiederholter Bitte, doch bitte keine Bäume mehr zu fällen, diese Kataloge weiter geschickt werden...

  • Auktionskataloge aufzuheben nützt wenig, wenn man sich nicht gleichzeitig ein Verzeichnis anlegt, das die interessanten Stücke mit Quelle enthält.

    Das hatte ich seit Anfang der 1970er Jahre für mein sammelgebiet so gemacht. Die kataloge selbst nahmen natürlich sehr viel Platz weg, sodaß die Abbildungen und Beschreibungen nach und nach auf dem Rechner archiviert wurden, nachdem der Speicherplatz erschwinglich geworden war. Die Kataloge selbst gingen und gehen überwiegend in die Papiermühle mit Ausnahme derjenigen, die Literaturcharakter beanspruchen können.

    Ich kann mir gut vorstellen, daß sich parallel zu Präsenzauktionen das bei philasearch schon jetzt teilweise praktizierte Onlineverfahren mit automatisiertem Ablauf durchsetzen wird. Der Kostendruck wird dazu zwingen.

  • Als kleiner Bub mit 14 Jahren habe ich damals meine Ersparnisse zusammengekratzt, um 11 Umzugskartons mit Auktionskatalogen zu kaufen. Mein Vater hat mir die Spedition bezahlt. Für mich war es damals die beste Möglichkeit mein Wissen über die Philatelie zu erweitern (neben den vielen Nachmittagen in der philatelistischen Bibliothek).

    Ich brauche eigentlich beides, den Online-Katalog als auch den Katalog in Papierform. Ich entdecke tatsächlich in beiden Publikationen unterschiedliche Dinge.

    Beste Grüße

    Peter

  • Gerade kommt von Gärtner diese Nachricht:

    Zitat:

    Für die anstehende 53. Auktion haben wir uns dazu entschlossen, den Katalogversand und die Durchführung der Auktion auf die veränderte Nachfrage und aus ökologischen Gründen nachhaltig anzupassen. Demzufolge werden Kataloge weitestgehend nur bei Bestellung versendet. Durch Ihren Anruf unter 07142 - 789 400 oder Ihrer Mail an info@auktionen-gaertner.de erhalten Sie sehr gerne unsere kostenlose Kataloge. Gleichzeitig werden alle Kataloge online als pdf-Download zur Verfügung stehen.

    Verschiedene Sektionen der Auktion vom 20. - 24. Juni 2022 werden neben der regulär stattfindenden Saalauktion auch online live versteigert. Genauere Informationen zu Bieterplattformen, Sektionen und Zeiten erhalten Sie in Kürze.

    Zitat Ende