• Liebe Freunde,

    jeder von Euch kennt die Problematik. Die Bayernsammler wissen auch, dass besonders die Kat.-Nr. 8 von diesen Schäden betroffen ist. An mich hat sich nun ein Sammler mit der Frage gewendet, wie man diese Schäden wieder beheben bzw. wer das professionell bewerkstelligen kann. Vielleicht weiß einer von Euch hier Rat.

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo maunzerle,

    da auch mein Sammelgebiet (Nr. 37, 41, 43, 44 und 45) davon betroffen ist, habe ich schon einige Erfahrung. Ich nehme eine 3%ige Wasserstoffperoxidlösung und ein Wattestäbchen, das ich reintauche, dann mit einem Papiertaschentuch wieder soweit von der Flüssigkeit befreie, dass die Watte nur noch leicht feucht ist und damit dann die Marke abtupfe. Der Erfolg zeigt sich schon nach wenigen Sekunden. Ich konnte damit schon komplett schwarz gewordene Marken (kommt bei Südaustralien Nr. 9 oft vor) wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Das Wichtigste bei dieser Prozedur: Es gibt keine Verfärbungen, der Stempel bleibt unangetastet, die

    "Reinigung" ist nicht nachweisbar. Ein Spezialist auf diesem Gebiet, von dem ich das Verfahren habe, empfiehlt, die Marke oder den Brief danach im Backofen bei 60° noch zu wärmebehandeln, um die Reste des wirkenden freien Sauerstoffs herauszubekommen, aber nach meiner Erfahrung ist das nicht mehr nötig. Mein Reverenzobjekt ist ein Fünferstreifen der Nr. 44, den ich von ca. 5 Jahren behandelt habe. An ihm sind keinerlei davon herrührende Schäden erkennbar.

    Noch ein Tipp: Wasserstoffperoxid bekommt man handelsüblich in stärkerer Konzentration (ich verkaufe es 25%ig), dann muss man eben mit Wasser auf die gewünschten 3% runterverdünnen.

    Viele Grüße

    weite Welle

  • Lieber Franz,

    das klingt sehr anschaulich und auch für Leute mit linken Händen nachvollziehbar. Danke, dass ihr das Thema aktualisiert habt, denn noch immer sind viele Marken bei Auktionen und in der Bucht geschädigt, ohne dass es explizit erwähnt wird (dafür wird dann viel erwähnt, was keinen interessiert, oder was sinnlos ist).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hier ein Link zu stampsx: https://www.stampsx.com/forum/board.php?id=31&

    Da wird das Thema in mehreren Threads umfangreich behandelt. Peter Feuser hat ebenfalls etliche Beiträge verfasst.

    Ich meine mich zu entsinnen, daß Reste der Umwandlung auf der Marke bzw. dem Beleg zurückbleiben. Die Behandlung kann man also ohne Probleme nachweisen.

    beste Grüße

    Dieter

    PS: Im Anhang noch einmal die bereits gezeigte Broschüre von Peter Feuser

  • Liebe Kollegen,

    bevor die Euphorie überschwappt, möchte ich doch ein bisschen auf die Spaßbremse treten

    und zitiere dazu Peter Feuser, der sich in den letzten Jahren bekanntermaßen sehr eingehend mit dieser Problematk beschäftigt hat.

    Peter Feuser
    11.01.2008, 17:31 (https://forum.bdph.de/archive/index.php/t-5581.html)

    .....
    Eine Behandlung mit etwa 5 bis 10-prozentigem Wasserstoffsuperoxyd (aus Apotheke) führt in einigen Fällen zum Erfolg, misslingt aber auch oft .....

    Ein Reparaturversuch hat noch am ehesten Erfolg bei den klassischen "Oxydationsmarken" wie NDP 3, 15, Sachsen 15, Preußen 1, 13, 15 oder etwa Bayern 8. Oftmals kommen die Schäden nach geraumer Zeit wieder und dann lassen sich die Marken vielfach nicht mehr neu behandeln. Und oft sieht man den Marken natürlich die Behandlung an, weil auch das Druckbild durch das Bleisulfid Schaden nimmt (körniger und verschwommener Druck), und das lässt sich wohl kaum reparieren.

    Das hier Gesagte kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Die Behandlung ist nicht immer nachhaltig, sprich die Verfärbung durch schwarzes Bleisulfid kommt mitunter abgeschwächt wieder (trotz korrekter Aufbewahrung, möglicherweise wurde nicht intensiv genug behandelt ?).

    Durch die Bleisulfidbildung und die anschließende Oxidation zu farblosem Bleisulfat mit Wasserstoffperoxid verschwindet natürlich etwas von dem farbgebenden Pigment und das kann, wie Peter Feuser schreibt, das Druckbild verändern.

    Das Wasserstoffperoxid kann zudem zu einer Aufhellung des Papiers führen, die unter der UV-Lampe bei 366 nm zu erkennen ist.

    Also vielleicht vorher erst mal an einem billigen Exemplar ausprobieren, im UV detektierbare Veränderungen des Papiers lassen sich auch an Knochen beispielsweise der Mi.-Nr. 9 nachweisen.

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo weite Welle,

    vielen Dank für die praktischen Tipps. Ich habe sie gleich weitergeleitet.

    Auch Dank an alle anderen, die sich hilfreich beteiligt haben.

    Viele Grüße vpn maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Ich wollte eigentlich nichts mehr dazu sagen, aber jetzt doch noch mal.

    Ich war damals der Erste, der etwas zu den Bleisulfidschäden veröffentlicht hat, im Januar 1996 in den Preussen Studien65-27, siehe auch im Heft von Feuser Seite 12.

    Seit damals behandle ich Bleisulfidschäden mit verdünntem Wasserstoffsuperoxyd (Heribert, ich meine Wasserstoffperoxyd ;)) und habe bisher bei meinen Preussenmarken nur gute Erfahrungen gemacht. Und die behandelten Stücke sind auch heute noch in gutem Zustand. Ohne die Behandlung hätte ich die Marken und Briefe wohl in den Müll geben können und nun sind sie in meiner Sammlung. Was will ich mehr.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Sammlerfreunde,

    weil doch immer wieder gemeint wird, dass mit Wasserstoffsuperoyid behandelte Bleisulfidschäden nachweisbar sind, habe ich mal Kontakt mit Herrn Dr. Reiner Sälker aufgenommen, der den Bericht "Analytische Untersuchungen zur Farbgebung preußischer Freimarken" in drer Preußen Arge veröffentlicht hat.

    Den darauf folgenden Schriftwechsel darf ich mit Erlaubnis von Herrn Sälker hier im Forum veröffentlichen.

    Ich möchte noch erwähnen, dass der 60-seitige Aufsatz noch bei der Preußen-Arge vorrätig ist. Die 10 € sind ein Schnäppchen und sicher gut angelegt.

    Verkauf - Arge Preussen

    Guten Tag Herr Sälker,

    Danke dass sie sich bei mir melden. Meine Frage bezieht sich auf Preußenmarken die sich schwarz verfärbt hatten, beziehungsweise bei denen der Unterdruck schwarz hervor getreten ist und die ich darauf hin mit Wasserstoffsuperoxid behandelt hatte. Ich hatte als einer der ersten über das Folienproblem in den Preußen Studien berichtet, Feuser erwähnt mich in seiner Broschüre „ Zwanzig Jahre Bleisulfidskandal“ Viele Sammler Kollegen meinen, dass man diese Behandlung feststellen können. Ich habe optisch nichts feststellen können. Ist Ihnen bei der Untersuchung der Markenfarben in dieser Hinsicht etwas aufgefallen?

    Guten Abend Herr Friese,

    der Einfachheit und der Dokumentation halber schreibe ich Ihnen erst einmal lieber, was ich zum Thema Nachweis von Wasserstoffperoxidbehandlung denke.

    Die Frage, ob man mit Wasserstoffperoxid behandelte Marken als solche anhand von Merkmalen erkennen kann, ist nicht eindeutig zu beantworten.

    Dabei spielt der Grad der Verfärbung zum Bleisulfid meiner Meinung nach eine große Rolle. Ich selbst habe beispielsweise Marken der Mi.-Nr. 1 in vier Verfärbungsgraden, von "farbfisch" bis braun verfärbt. Alle Exemplare waren ursprünglich nicht farbfrisch rotorange, so wie man es

    1/2 Sgr.-Marken kennt, die mit Bleimennige-Farbe gedruckt wurden. Obwohl ich alle Marken mit Perhydrol (30proz. Wasserstoffperoxid-Lösung, also sehr hoch konzentriert) behandelt hatte, blieben zwei Marken braum ohne Anzeichen einer vermeintlichen Rettung. Unter dem Mikroskop (in 10-facher Vergrößerung) sieht man bei gut zu reinigenden Marke vereinzelte punktuelle Reste von Bleisulfid nur noch dann, wenn die Reinigungsprozedur unvollständig erfolgt ist. Ansonsten kann ich optisch keinen Unterschied zu nichtgeschädigten Exemplaren ausmachen. Diejenigen Marken, die sich der Wasserstoffperoxidauffrischung unwillig zeigten, weisen meiner Meinung nach kein schwarzbraunes Bleisulfid auf, sonders ebenfalls in dunklen Brauntönen vorkommendes Bleidioxid. Dieses Oxidationsprodukt des Blei zeigt die unangenehme Eigenschaft, -da bereits oxidiert, auf Oxidationsmittel wie Wasserstoffperoxid nicht mehr zu reagieren.

    In einem anderen Fall konnte die Braunfärbung zwar entfernt werden, das Resultat war jedoch eine recht verwaschen aussehende kontrastarme Marke, welche offenbar zu einem starken Grad sulfidiert war und neben dem farblosen Oxidationsprodukt der Behandlung (Bleisulfat) im Nachhinein nur noch ein geringer Restbestandteil orangefarbener Druckfarbe verblieb. Auch in diesem Fall ist aufgrund des verbliebenen faden Druckbildes eine Behandlung nachweisbar.

    Schwieriger ist es, im Falle von verfärbten Schutzunterdrucken eine vorgenommene Behandlung nachzuweisen, da die Entfärbung von Bleisulfid, welches aus basischem Bleicarbonat entstanden st, recht problemlos erfolgt.

    Gegenwärtig sehe ich daher nur die Möglichkeit, anhand von behandeltem "Vergleichsmaterial" einen indirekten Nachweis zu führen bzw. eine "kosmetische" Behandlung als wahrscheinlich einzustufen, wenn der visuelle Eindruck entsprechendes vermuten läßt. Der direkte Nachweis könnte letztendlich nur chemisch-analytisch erfolgen und zwar durch den Nachweis von Bleisulfat, welches seinerzeit kein originärer Druckfarbenbestandteil der Preussenmarken war. Doch da stehen Aufwand (Kosten) und Nutzen in keinem rechten Verhältnis.

    Viele Grüße aus dem Münsterland

    Reiner Sälker 



      


    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan