Möchte hier eine Postkarte im Nachbarortsverkehr von Neu-Ulm nach Ulm vom 19. Dezember 1903 zeigen.
Zum Hintergrund:
Mit Wirkung zum 01.04.1900 verzichtete Württemberg auf die Ausgabe eigener Postwertzeichen und Ganzsachen (Ausnahme Dienstmarken und -ganzsachen) und übernahm unter Beibehaltung des Postregals die Wertzeichen der Reichspost. Zum gleichen Zeitpunkt beschloss die Reichspost das Beförderungsmonopol künftig auch auf den Orts- und Nachbarortsverkehr zu erweitern und sich die unliebsame Konkurrenz der privaten Postanbieter vom Hals zu schaffen, die auf diesem Sektor einen Kostenvorteil boten. Zur Durchsetzung dieser Änderung war
1.) ein Reichstagsbeschluss,
2.) eine Abfindung der Privatdienstleister und
3.) zur Akzeptanz bei der Kundschaft eine Senkung der Gebühren für Drucksachen und Ortspostkarten von 5 Pf. auf 2 Pf. (Bayern und Württemberg von 3 Pf. auf 2 Pf.) erforderlich.
Diese Regelung galt nicht nur im Reichspostgebiet sondern auch "grenzüberschreitend" zwischen Reichspostgebiet und Bayern bzw. Württemberg (vice versa).
Neu Ulm - Ulm war das einzige Beispiel für Württemberg - Bayern (das umgekehrte Beispiel Ulm - Neu Ulm suche ich noch)
Gruß Klaus
PS: Die Portabsenkung hatte nur bis 1906 Bestand, dann hatte sich das Erinnerungsvermögen der Kundschaft nach Meinung der Post wieder eingetrübt und man erhöhte die Gebühren wieder auf den Ferntarif von 5 Pf.
Und den Unfug mit der Privatpostbeförderung fing man rund 100 Jahre später um die Jahrtausenwende auch wieder an. Der Hype hat sich mittlerweile aber wieder weitstgehenst von selbst erledigt.