Bayerische Postablagen

  • Hallo und guten Abend,

    als weiteres Beispiel, dass Briefe von Postablagen direkt bei der Bahnpost

    aufgegeben wurden, hier ein Brief von Waltenhofen (Expedition Kempten)

    nach Langerringen bei Schwabmünchen.

    Der Brief lief über die Bahnstrecken Kempten - Ulm; Ulm - Augsburg

    und Augsburg - Buchlohe nach Schwabmünchen und von dort nach Langerringen.

    Der Bahnpoststempel stammt von der Station Burgau;

    Rückseitig ist kein Ankunftsstempel vorhanden.

    Einen vergleichbaren Brief von Waltenhofen hat VorphilaBayern

    bereits im Post #776 vorgestellt.

    Beste Grüße,

    Wilfried/SYS 1849

  • Hallo Wilfried,

    ein echter Spitzenbeleg.

    Vielen Dank für's Zeigen und schöne Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • zum Punkt Postablagen an Bahnstrecken habe ich im Winkler-Handbuch folgenden Hinweis auf Seite 49 gefunden:

    "Ablagen, die in Bahnstationen untergebracht waren, haben umgekehrt wieder die Briefe aus Zeitersparnis ohne Kontrollstempel ihrer Expedition abgefertigt, so dass bei solchen Briefen nie ein Expeditionsstempel zu finden ist."

    Was der obige Brief aus Waltenhofen bestätigt.

  • zum Punkt Postablagen an Bahnstrecken

    Siehe auch bei

    Zollner, Die Entwertungen der bayerischen Ziffernmarken, S. 137f, Kapitel 7.3.2.5. "Fehlender Expeditionsstempel"

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Franz,

    mein Buch ist zwar schon auch ein Lesebuch, in 1. Linie aber, zumindest von mir so gedacht, ein Buch zum Nachschlagen. Das ist anhand der 7-seitigen Inhaltsangabe auch gut möglich. Mein Rat also: Einmal gemütlich durchlesen, wobei man sich natürlich nicht alles merken kann, und dann immer wieder nachschlagen. So bringt es Lesespaß und dank der 600 Abbildungen auch Augenschmaus einerseits und bleibendes Wissen andererseits.

    Liebe Grüße

    Peter

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo die Runde

    In Post 1262 habe ich eine Frage gestellt, aber niemand hat geantwortet. Naja, nicht so wichtig alles, aber eine Frage bleibt für mich offen.

    Wie was es bei Postablagen eigentlich geregelt, wenn es um Abstemplungen geh? Es ist ja offenbar dass nicht alle Postablagen ein Stempel hatte. War es einfach so dass die Postablagen selbst bestimmen konnte ob man ein Stempel kaufen sollte oder nicht? Und dann natürlich auch benutzen?

    Viele Grüsse

    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Nils,

    ich bin kein PA-Spezialist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine aktive Postablage keinen Stempel besessen haben soll. Die Erstausgabe dieser Stempel war normiert, sie sehen also alle gleich aus vom Stempelbild her, wie die ersten Mühlradstempel 1850 auch.

    Diese kleinsten Poststellen hatten ja auch Einlieferungen wie Briefe, Fahrpost usw. zu bestätigen und die dazu gehörigen Postscheine abzustempeln. In den 1860er Jahren können wir voraussetzen, dass man nicht erwarten konnte, dass ein Postablagen-Inhaber (so der damalige Terminus) alles manuell machte, also jeden Brief, jede Postkarte, jedes Fahrpoststück manuell mit Ort und gfs. Datum versehen hat; dafür gab es ja die zentral bestellten Stempel.

    Dass es von etlichen PA heute keine Stempelabschläge zu zeigen gibt, ist eine ganz andere Sache.

    1. Vlt. war das Postaufkommen so gering, dass man zwar einen Stempel hatte, ihn aber nicht führte.

    2. Vlt. sollte es diese PA geben, vlt. war sie sogar schon personell und organisatorisch publiziert worden, aber aus welchen Gründen auch immer kam sie nicht zum Einsatz.

    3. Vlt. gab man seine Postsachen direkt dem Landpostboten mit und war intern mit dem Postexpeditor (seinem Vorgesetzten) so verblieben, dass man nur als reine Sammelstelle fungierte und dann den "Chef" alles machen ließ, wenn das Publikum nicht Einspruch erhob.

    4. Es mag aber auch etliche Abschläge heute unbekannter PA gegeben haben, die heute nicht mehr vorhanden sind (Kriege, Feuer, Altpapier usw.).

    Jeder PA-Sammler weiß, dass man 60-70% der PA-Stempel in einigen Jahren zusammentragen kann, aber dann wird es sehr zäh und es vergehen u. U. Jahre, bis einer der dann noch fehlenden Stempel auftaucht.

    PA, die kaum Post hatten und nur Korrespondenzen in Orte, die 4) problematisch waren, dürften daher auch dann heute nicht mehr nachweisbar sein hinsichtlich ihrer Stempel, wenn es sie nachweislich gegeben haben muss (Inventarlisten der OPÄ).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph

    Danke für die Antwort.

    So man kann also ein Stempel voraus setzen, über all wo es einen Postablage gab, wenn ich dich richtig deuten. Es muss wohl dann auch geregelt sein?

    Es wird wohl schwierig nach zu weisen dass es anders war. Auf jeden Fall ist es sehr interessant.

    Viele Grüsse

    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Nils,

    so ist es - unbeschränkte Poststellen brauchten ja keine Einschränkung im Stempel; Postablage hieße ja streng genommen nur, dass man dort Briefe "ablegen" konnte; das ist zu eng gegriffen, denn man konnte dort mehrere Postdienste in Anspruch nehmen, allerdings limitiert auf Wert, Gewicht, Versicherung usw.. Aber man sollte ja schon anhand des Stempeltextes war damals jedem klar, dass es eine "subalterne", also untere Poststelle handelte und alle diese Poststellen dürften diese Stempel erhalten haben (später auch Einkreisstempel, die über mehr Informationen im Stempel verfügten und "up to date" waren).

    Ich hatte mal 1 oder 2 Verträge der bayer. Post mit einem Postablagen-Inhaber, in denen das geregelt war, was von oben (OPA) geregelt werden musste; gut möglich, dass ich sie hier im Forum auch gezeigt und besprochen habe, aber wo genau? Ungeachtet dessen konnte natürlich auch der direkte Vorgesetzte (Postexpeditor) mit dem Postablagen-Inhaber Regelungen treffen, die das OPA nichts angingen und die das OPA auch nicht gekannt haben dürfte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph

    Danke nochmals.

    Ich arbeite jetzt ein Bisschen mit die schottische Postverhältnisse. Es gab ja in ganzen Grossbritannien Einstufungen wie über all sonst. Aber in Schottland konnte die Subpostoffices und ReceivingHouses zwischen 1854 und 1860 auch Marken entwerten. Zuvor und danach dürften die das nicht, wie in den Rest von Grossbritannien.

    Die Handhabung in Schottland war nicht eindeutig. So es gibt ein grossen Vielfalt und also nicht so eng geregelt wie es offenbar in Bayern war.

    Viele Grüsse

    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

    Einmal editiert, zuletzt von nils (4. Februar 2024 um 14:52)

  • Hallo Nils,

    es ist durchaus legitim, Parallelen zu ziehen zwischen großen Postverwaltungen (die britische war 100 mal wichtiger, als die Bayerische, aber das ist hier nicht relevant). Wenn es in GB so war, dann zeigt das die Entwicklung dort auf, die man ja auch zeitlich in die Nähe zu Bayern bringen kann.

    Auch andere, große Postverwaltungen (Frankreich, Spanien, USA usw.) könnten diesbezüglich vergleichbare Absprachen mit ihren kleinsten Dienststellen getroffen haben, die zu wissen das Gebiet sinnvoll abrunden würden. Leider bin ich nur bei Bayern ein wenig kompetent - aber interessant ist diese Thema sehr!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph

    Man brauch ja nicht so weit weg Reisen um Parallele zu finden. Leider kenne ich auch die Regelungen in Baden wo es auch Postablagen gab. Warum hat man in Preussen nicht was ähnliches? Oder hat man es dort anders geregelt?

    Es ging wohl um eine praktische Lösung um die Postbehandlung so einfach und schnell wie möglich zu machen.

    Viele Grüsse

    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo zusammen,

    es trifft sich gut, dass das Thema PA hier wieder diskutiert wird. Ich bin gerade dabei, meine Neubear-beitung des Themas für die Pfennigzeit (auf der homepage unter Literatur einsehbar) nochmal neu zu beleuchten unter dem Aspekt des Vergleichs von fünf

    Quellen: Münzberg (M), Helbig (He), Sem (S), Bader (B)

    und Holzschuherliste von 1925 (Ho). Dabei wurden auch die Verordnungsblätter berücksichtigt.

    Am meisten haben mich natürlich die 8 Ablagen interessiert, die noch nicht belegt sind.

    Ich will hier versuchen, sie in zwei Beiträgen zu beleuchten und auch Fragen dazu an Euch zu formulieren.

    Beginnen will ich mit Aislingen und Bruck bei Köditz.

    1. Aislingen Schw.

    M: Exp. ab 9/79

    He: Abl. ab 66, Exp. ab 9/79, kein Beleg bekannt

    S: gest., Brief u. GS keine Bewertung, aber Dienstbrief

    250.- DM ????

    B und Ho: nicht erwähnt.

    Also offenbar immerhin 3 3/4 Jahre PA.

    2. Bruck bei Köditz Ofr.

    M und He: PA ab ??, Exp. ab 8/87

    S: ohne Vorlage, aber bei den späten PA mit

    Tagesstempel aufgeführt

    B: aufgeführt

    Ho: nicht aufgeführt.

    3. Dürrenwaid Ofr.

    M: PA 15.3.87, ab 5/90 Exp.

    He: wie M

    S: wie M, ohne Vorlage

    B: aufgeführt

    Ho: nicht aufgeführt

    4. Engelthal Mfr.

    M: ab 1/62 bis 92

    He: Daten unklar

    S: vor 76, alle Spalten bewertet !!

    B: nicht aufgeführt

    Ho: aufgeführt

    Folgende Fragen ergeben sich:

    Trotz extrem langen Laufzeiten wie z.B. bei Engelthal

    scheint es keinen Beleg zu geben. Wieso bewertet dann Sem alle Erhaltungen ?

    Bei Aislingen bewertet Sem einen Dienstbrief, kennt jemand diesen Brief ? Für Bruck b.K. und Dürrenwaid

    gehe ich davon aus, dass bereits kein spezieller PA-Stempel mehr zum Einsatz kam, sondern der Tages-stempel.

    Über Meldungen, die zu Klärung beitragen können, würde ich mich sehr freuen.

    Viele Grüße

    weite Welle