Bayerische Postablagen

  • Hallo Udo,

    ach so, ich dachte da an Parallelen zwischen Oben (München) und Unten (Dorf).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo die Runde

    Ich habe eine kleine Frage zu die Postablagen. War es zwingen notwendig dass alle Postablagen einen Stempel hatten? Es sieht so aus ob man hier überrascht ist weil einige Postablagen kein Stempel hatten. Und wenn man dann offenbar kein Stempel hatten, sollte man dann ein handschriftlichen Absenderort Vermerk machen? Oder war die Abstemplung anderen Postämter überlassen?

    Viele Grüsse

    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

    Einmal editiert, zuletzt von nils (25. Januar 2024 um 16:39)

  • Hallo zusammen,

    beim Stöbern in den "Nachweisungen über den Betrieb der kgl.bayer. Verkehrsanstalten" bin ich auf eine mir bisher völlig unbekannte Postablage gestossen: Eselsfürth, heute ein Ortsteil von Kaisers-lautern. im o.g. Werk geführt als PA von 1876-78.

    Diese Daten finden sich auch bei Münzberg, im Sem

    unbekannt, bei Helbig Agentur ab 1887. Im Orts-lexikon für Bayern von Grübel 1880 sind ein Weiler mit 7 Einwohnern und eine Bahnstation mit 8 Einwohnern aufgeführt, beide zum Postbestellbezirk

    Kaiserslautern gehörig.

    Wer kann dazu ergänzende Angaben machen bzw.

    hat jemand schon mal von dieser PA gehört ?

    Viele Grüße

    weite Welle

  • Lieber Dietmar,

    dann erhebt sich natürlich die Frage, ob schon jemand einen Stempel oder Beleg dieses Ortes gesehen hat, sei es auch aus späterer Zeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einer guten Handvoll

    Einwohnern überhaupt Postverkehr bestanden hat

    bzw. was die Post bewogen haben könnte, für die paar Leute eine Ablage aufzumachen.

    Meine letzte Hoffnung ist da der liebe Tim als Pfalz-Spezialist.

    LG Franz

    weite Welle

  • Anscheinend war Eselsfüth ein wichtiger Haltepunkt an der Bahnlinie Kaiserslautern - Enkenbach.

    Außerdem gibt der Wikipedia-Eintrag (siehe der von Dieter oben eingestellte Link) hinreichend Auskunft über die Notwendigkeit einer Poststation.

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    Einmal editiert, zuletzt von maunzerle (26. Januar 2024 um 08:50)

  • Guten Abend liebe Freunde,

    an der Eselsfürth hat Pälzer als Student in KL in den 90er Jahren schon einige "Gelage" abgehalten, nach denen er einige Tage gebraucht hat, wieder einen klaren Kopf zu kriegen. Bin da glaube ich mit irgendeiner Biersorte aus der Gegend nicht klargekommen... Es gibt auf der Eselsfürth heute noch zwei Gastwirtschaften, die bis auf das Jahr 1880 zurück gehen, es gab aber auch schon eine in den 1850er Jahren. Im Jahre 1876 verzeichnete der an der Bahnstrecke KL-Enkenbach-KH gelegene Haltepunkt Eselsfürth über 8.500 An- und Abreisende.

    Denn das Weiler war ein für die Lauterer beliebter Ausflugs- und Luftkurort, sogar mit einer Radrennbahn und Sportanlage ausgestattet. Der sog. Barbarossapark hatte letzthin sogar internationale Bedeutung.

    Im Juni 1893 wurde die Velociped-Rennbahn „Barbarossapark“ Eselsfürth, in Anwesenheit des radsportbegeisterten Prinzregenten Luitpold, eingeweiht. Unmittelbar neben der Radrennbahn lag die Eisenbahnhaltestelle Eselsfürth, welche den Radsportbegeisterten aus ganz Europa die Anreise zu Wettbewerben erleichterte. Weiteres kann aus nachfolgendem link und dem Presseartikel der Pfälzer Volkszeitung aus dem Jahre 1875 anbei entnommen werden:

    Ehemaliger Barbarossapark in Kaiserslautern-Eselsfürth – Westpfalz Wiki

    In dem sicherlich hilfreichen, aber nicht immer leicht verständlich verfassten Englram steht auch nicht mehr, als das von Dieter schon zitierte. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es aus den v.g. Gründen zuvor schon eine Postablage gegeben hat. Da müsste man folglich ganz intensiv die Verordnungen der bayer. Verkehrsanstalten nach durchforsten...leider.

    Schönen Gruß

    Tim

  • Moin Tim,

    tolle Informationen, vielen Dank ! :) :) :)

    Wenn es 1876 schon Ansichtskarten gegeben hätte,hätten die 8500 Reisenden, die die Bahnstation

    und die Restauration benutzten, sicher welche verschickt. Ich habe noch einmal die Verordnungen 1876-78 genau durchgesehen: der Ort ist weder als PA noch als Bahnstation erwähnt. Sehr geheimnis-voll, das Ganze !

    Schönes Wochenende und Grüße

    Franz

    weite Welle

  • Das ist wirklich eine harte Nuss.

    Auf der Webseite des Hotel Barbarossahof ist eine kleine Info versteckt. Wie immer sind diese Informationen mit Vorsicht zu genießen, da nicht belegt.



    "Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg 1865 kehrte Georg Wilhelm Flockerzie über den großen Teich der Legende nach in einem Weinfaß nach Deutschland zurück. Tatsache ist, daß er nach Kaiserslautern, Stadteil Eselsfürth, kam, wo er eine kleine Poststation übernahm und dies der Anfang des Barbarossahof's war. Nach seinem Tode im Jahre 1917 übernahm sein Sohn, Orlando Flockerzie, die Geschäftsführung. Er erweiterte den Barbarossahof um den ersten Hotelflügel mit 40 Zimmern."

    Wenn ich richtig recherchiert habe ist die Bahnlinie erst 1876 eröffnet worden.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Hallo zusammen,

    ich würde das von Harald recherchierte auch für durchaus realistisch sehen. Im Posthandbuch Bayerns 1860 ist die Eselsfürth dem Landbestellbezirk der Postexpedition Kaiserslautern zugeordnet, was wohl aber auch nichts abschließend Belastbares zur Ausbildung einer Postablage aussagt. Ferner wurde die Bahnstrecke KL-Enkenbach erst am 1. Mai 1875 fertiggestellt, hatte aber prompt ein Jahr später schon den für ein kleines Weiler vollkommen ungewöhnlichen Publikumsverkehr von 8.600 An- und Abreisenden zu verzeichnen. Das lässt darauf schließen, dass schon zuvor ein solch erhöhter an dem Ausflugsort bestanden haben muss.

    Fazit: Man sollte also auch die VO-Blätter zumindest noch bis 1864 zurückverfolgen.

    Schönen Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    leider ist die Aktenlage zu den Postablagen recht dürftig.

    Ich könnte in diesem Zusammenhang noch die Postablage Parkstein (eröffnet 1.7.1861), Exp. Neustadt a.d. Waldnaab, anführen.

    Am 1.4.1865 wurde im Bahnhof Parkstein-Hütten eine Postexpedition eröffnet. Der Bahnhof liegt fast genau zwischen Parkstein und Hütten. Im VO-Blatt wird die Eröffnung der Postexpedition angekündigt, von einer Schließung der Postablage in Parkstein steht allerdings nichts geschrieben. Auch in den statistischen Berichten und weiteren VO-Blättern wird nichts von einer Schließung angeführt. Winkler, Sem und auch Münzberg erwähnen, geschlossen 1865. Sem geht sogar soweit und führt an, geschlossen mit Eröffnung der PE Parkstein-Hütten.

    Es wäre ja theoretisch möglich, dass dies so gewesen ist, nur fehlen Unterlagen hierzu. Warum ich aber dieses Thema aufgreife, mir liegt ein Postablagestempel von Parkstein auf einer erst 1867 verausgabten 3 Kreuzer Wappen vor. Der Stempel drückt sich derart kräftig in das Markenpapier, dass ich nicht von einer Fälschung ausgehe. Unter post 1000 wird ein Brief der Postablage Parkstein von 1866 gezeigt, der als Nebenstempel den Ortsaufgabestempel der PE Parkstein-Hütten trägt. Für mich ein weiteres Indiz, dass die Postablage 1865 nicht geschlossen wurde.

    Gruß

    bayernjäger

  • Winkler, Sem und auch Münzberg erwähnen, geschlossen 1865. Sem geht sogar soweit und führt an, geschlossen mit Eröffnung der PE Parkstein-Hütten.

    Hallo bayernjäger,

    das ist wieder ein Beispiel dafür, daß der eine beim anderen abschreibt. Im Zeitalter der Computer stehen uns jedoch ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung, durch die schon viele Angaben als falsch entlarvt wurden.

    Ich habe einen L2 LÜBTHEN in blau vom 23.5.1852, den es laut Feuser nicht geben kann, da zum 1.7.1828 geschlossen. Erfreulicherweise ist auch der Staatskalender Mecklenburg-Strelitz digitalisiert, so daß ich den durchgehenden Nachweis der Poststation bis Ende der 1840er Jahre belegen konnte.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Udo,

    den Brief mit der Postablage von Parkstein aus dem Jahr 1866 habe ich, wie du geschrieben hast, unter post 1000 eingestellt. Den Brief habe ich schon mindestens seit 20 Jahren. Habe dies Herrn Peter Sem schon vor vielen Jahren mitgeteilt. Ich glaube, er hat mir gesagt, daß ihm das auch schon von einen anderen Sammler mitgeteilt wurde. Leider gibt es seit Jahrzehnten keine neuen Bayern Kataloge mehr von Peter Sem und daher auch keine Ergänzungen.

    Beste Grüße,

    Hermann

  • Leider gibt es seit Jahrzehnten keine neuen Bayern Kataloge mehr von Peter Sem und daher auch keine Ergänzungen.

    Lieber Hermann,

    wie alt war Herr Sem denn, als er die Bücher verfasst hat? Ich meine, es war auf der letzten JHV, als mir jemand sagte, er hätte vorne noch eine 5. :/

    liebe Grüße

    Dieter

  • Hallo Sammlerfreunde,

    sicherlich habt ihr schon bemerkt, dass nicht nur kreuzer Postablagestempel sammelt. Seine umfangreiche Sammlung ist ja hier im Forum zu sehen. Leider ist es um ihn in letzter Zeit etwas ruhig geworden, hat er doch immer wieder seltene und schöne Postablagestempel und -belege gezeigt. Seit vielen Jahren schlummert das Sammelgebiet Postablagen in meinen Alben und wird von Zeit zu Zeit erweckt und ergänzt. Relativ früh habe ich aber schon bemerkt, dass es kaum zu realisieren sein wird alle Postablagestempel zusammenzutragen. Selbst wenn man sich nur auf die Kreuzerzeit spezialisiert ist es ein Faß ohne Boden. Der Stempelsammler neigt zu vollständigen Stempelabschlägen, was auf losen Marken wegen der Stempellänge schon gar nicht möglich ist. Wer es also optimal machen will, benötigt Briefstücke oder Briefe. Manche Postablagestempel sind aber trotz nur mittelmäßger Katalogbewertung so selten, dass es viele Jahre und einen gut gefüllten Geldbeutel benötigt, bis sich überhaupt ein Exemplar auf einer losen Marke für die Sammlung findet.

    Nun hatte ich unlängst das Glück an einen Posten mit 100 losen Marken, Briefstücken und Briefen zu kommen. Es sind immerhin 90 verschiedene Stempel, bis auf einen (Kastenstempel TSCHIRN) alles aus der Kreuzerzeit. Die letzte große Postablagestempelsammlung wurde meines Wissens bei der Isargoldsammlung bei Siegfried Deider in München in Einzelteilen versteigert. Aus dieser Versteigerung sind viele Stücke in dem oben erwähnten Posten enthalten.

    Nun aber genug geschrieben, hier ein paar Stücke, damit ihr eine Vorstellung habt, was so alles dabei ist.

    Ich werde in nächster Zeit sicher noch mehr davon zeigen.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier wieder eine Postablage, die lt. Literatur von 1861 - 1898 bestand.

    Postablage Großköllnbach, aufgeführt in der Übersicht im VO-Blatt der eröffneten Postablagen vom 1.7.1861.

    Werner Münzberg gibt einen kurzen Abriss über die Postanstalten in Großköllnbach:

    Der Stempel ist bei Sem mit 140 Euro bewertet, nur wer hat überhaupt schon einen gesehen?

    Für die Pfennigzeit ab 1876 konnte weite Welle (Stand 2022) keinen einzigen Stempel nachweisen.

    Auch aus der Kreuzerzeit kenne ich nur diesen einen Stempel, der sich im oben erwähnten Posten befand und aus der Isargoldsammlung stammt.

    Hat jemand weitere Erkenntnisse über diese Postablage oder kann einen Stempel oder Beleg zeigen?

    Gruß

    bayernjäger