• Hallo Pälzer,

    dein Brief stammt vom 6.4.1871. Warum? Die Marke kam 1867 heraus. Der badische Bahnpoststempel Heidelberg - Würzburg in der Type ohne Jahreszahl datiert von 1.7.1869 bis 31.12.1871. Eine Verwendung vor 1868 konnte es schon allein deshalb nicht geben, weil 3 Kr. im Postverein nicht gereicht hätten. Bleiben die Jahre 1870 und 1871. Der bayer. Bahnpoststempel zeigt noch die "1" im Stempel - die "7" war bereits defekt oder ausgebrochen.

    Eine Besonderheit bei deinem Brief war die Tatsache, dass es ein Brief "mit Briefen des ..." war, also jemand mehrere Briefe in diesen Faltbrief steckte und absandte - alles noch bis 1 Loth!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...do legst di nieda ^^

    Besten Dank bk für die profunde Klarstellung, eine echte Meisterleistung ! :thumbup:

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    anbei ein weiterer Bahnpoststempel, der hier offenbar noch nicht vorgestellt worden ist. Es handelt sich um jenen der Maximilianbahn mit dem Streckenteil Weissenburg-Neustadt, d.h. von Neustadt a.d.Haardt über Landau nach Weissenburg/Elsass (heute frz. Wissembourg/Alsace).

    Am 18.07.1855 wurde der Streckenabschnitt Neustadt–Landau eröffnet, der Abschnitt Landau–Weissenburg folgte am 26.11.1855. Der nachstehende Beleg lief von dem am zuletzt genannten Abschnitt liegenden Örtchen Schaidt bis Landau und von dort in das etwas weiter westlicher gelegene Godramstein.

    Bei den ersten Planungsüberlegungen um 1830 wurde heftig darüber diskutiert, ob eine Bahnstrecke entlang des Haardtrandes von Neustadt über Landau nach Weissenburg oder eine solche am Rhein über Speyer, Germersheim und Wörth dringender und wünschenswerter sei.

    Vor allem das Militär bevorzugte die Streckenführung entlang des Gebirges, was sich rd. 40 Jahre später als "zielführend" erwiesen haben sollte (Aufmarschgebiet nach Frankreich). Der Brief wurde am 23.07.1870 aufgegeben, also vier Tage nachdem Napoleon III Preussen den Krieg erklärt hatte.


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein schönes Stück PO - gefällt mir gut. :P Damals war in der Pfalz die Hektik groß - ab 19.7.1870 war der direkte Postaustausch von Bayern und der Pfalz nach Frankreich nicht mehr erlaubt, so dass auch Pfälzer Briefe nach Frankreich der Hauptbriefpostexpedition München zuzuleiten waren (hätte gerne mal so einen Brief vor dem eigentlichen Krieg gesehen). Ein paar Tage später gab es ja schon Scharmützel vor Wissembourg, ehe es dann sie Schlacht von Wissembourg gab, die die deutschen Truppen als Sieger sah.

    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j…ToVBlePZ6V41hWQ

    Wie du ja weißt, haben viele Franzosen ihre Post für den Postverein bzw. die deutschen Länder im allgemeinen und Bayern im besonderen über die Grenze gebracht und in den Briefkasten für die Bahnpoststation Schaidt eingelegt (frankiert!). Nachdem man in Schaidt eine Expedition eingerichtet hatte, warfen sie ihre Post in die dortige "Boite", die den alten Briefkasten ersetzt hatte.

    Bahnpoststempel dieser kurzen Strecke sind sicher auch damals schon nicht gerade häufig gewesen - ich habe keinen. 8o

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    wenn das ein Franzose war, der das Brieflein über die Grenze gebracht haben sollte, dann wird das wohl ein Gang zwischen den Fronten auf den letzten Drücker gewesen sein. Spaß beiseite: Galt zu dieser Zeit eigentlich (noch) eine ermäßigte Grenzrayongebühr ?


    + Gruß

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    ich glaube, Herr Ley war Pälzer und nicht Elsässer, wie ich der Absenderangabe entnehme.

    Die Sondertaxe von 6x für Briefe zwischen der Pfalz und Frankreich galt nur für Orte, die innerhalb eines Cordons von 30 km lagen - Briefe nach allen anderen Orten mussten mit der Standardgebühr von 40 Centimes bzw. 12x frankiert werden. An der bayer. - franz. Grenze konnte es also sehr lohnend sein, einen Brief etwa nach München oder Nürnberg in Schaidt aufzugeben:

    Mit 15g Gewicht kostete er ab 1.8.1865 bei pfälzischer Postaufgabe 3x, in Hagenau oder Weißenburg aber 80 Centimes = 24x! 700% Aufschlag war etwas, was grübeln ließ. ;)

    Diese Taxe galt folglich nur bis zum 19.7.1870 (Postaufgabe) - danach war die Leitung über die Schweiz obligat und nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im Elsaß galt der PV diesbezüglich nicht mehr, weil es keinen bayer. - französischen Bereich von 30 km geben konnte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Pälzer,

    ein außergewöhnlicher Brief. Behörden hatten ein Postbuch zu führen, in dem alle Dienstesschreiben aufzuführen waren und die Post die Aufgabe zu dokumentieren hatte. In deinem Fall hieß das, dass man den Brief in den Zugkasten eingeworfen hatte und auf eine (eigentlich vorgeschriebene, amtliche Bestätigung) verzichtete.

    Dazu ist der Pfälzer Bahnpoststempel weit überdurchschnittlich gut abgeschlagen. Glückwunsch zu diesem Rosinchen. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Servus bk,

    was mich doch noch ein klein bischen bei dem o.a. Beleg umtreibt ist: Wo könnte dieser in den Bahnpostwagen eingeworfen worden sein ? In Altrip selbst gab es m.W. seinerzeit keine Bahnlinie, besagte Gemeinde liegt heute noch recht abseits der Hauptverkehrswege im Rheinknie südlich von Ludwigshafen a.Rh.

    Dort könnte der Beleg evtl. auf der Strecke Richtung Speyer-Germenrsheim eingeworfen worden sein, müsste dann aber schon nach kurzer Strecke in Mutterstadt wieder rausgeworfen und ins Hinterland Richtung Ellerstadt befördert worden sein. Die Rhein-Haardt-Bahnverbindung (Schmalspur) von Ludwigshafen nach Bad Dürkheim, die u.a. über Ellerstadt führt wurde jedenfalls erst 1913 eröffnet. Es fehlt siegelseitig auch der Ankunftsabschlag. Was meinst Du ?

    Da wir gerade bei deutlichen Abschlägen waren, anbei noch einen Neuzugang, der in nördliche Richtung nach Frankfurt am Main gelaufen ist, hier an die Wohllöbl. Deriction der Neuen F´furter Gasbereitungsanstalt. Neben dem Firmenstempel des Absenders Schmidborn & Cie Ludwigshafen auch nett anzuschau´n die beiden BaPo-Stempel, abgeschlagen nach dem Motto: "Einmal so und nochmal anders rum" ^^


    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    zu # 107: Sicher hat man den Brief nach Ludwigshafen verbracht, von wo die Bahn Richtung Bad Dürkheim mitnahm und von da aus per LBT nach Ellerstadt. Zu Speyer hatte man von Altrip (Alta ripa, welch ein schöner, lateinischer Name für hohes Ufer), nie Anbindung und das wäre die nächste Bahnstrecke gewesen (Schifferstadt - Speyer seit 1847!).

    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j…YjfLY5hnq33Qr_g

    Zu #109: Schön, dass auch der Firmenstempel auf dem Kopf steht - doppeltes Tete-beche sozusagen. :thumbup:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    leider nur ein Briefstück, trotzdem interessant:

    aus Wissembourg (Weissenburg in Frankreich), frankiert mit 3 Kr. Bayern,

    im 1 1/2 Meilen entfernten Schaidt (Pfalz) bei der Bahnpost aufgegeben.

    Marke entwertet mit "off. Mühlradstempel B.P." und "Schaidt" handschriftlich

    vermerkt. Aus dem Inhalt ergibt sich, daß der Brief vom 23.4.1866 war und

    ins bayrische Ludwigshafen ging.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo liebe Freunde!

    Und wieder mal eine Auferweckung dieses threads mit einer Ganzsache vom 04.11.1875 von Bayreuth nach Bamberg - rückseitig HKS Neuenmarkt , Ank-Stempel Bamberg + Briefträgerstempel B6

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Hallo bayern-nerv,

    vlt. solltest du uns eine Transkription des Textes nicht vorenthalten, dieser ist nämlich interessant ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo liebe Freunde!

    @bk - ok, hier der Text der Ganzsache:

    Falls für mich Briefe oder Pakete angekommen sein sollten, bitte ich solches umgehend nach ... Hotel zum Lamm zu adressieren.


    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo bayern-nerv,

    nach Hof sollte ihm die Post hinterher geschickt werden. Diese Karten mit Nachsendeanweisungen finde ich prima - die Post musste sie vorrätig halten, bis neue Anweisung geschah.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ihr Bahnpost Experten!
    Habe vor Kurzem die Treadh der Bahnpost hier durchgesehen und den ,auf der Rückseite den Stempel des angehängten Briefes vermisst.Ist dieser Stempel selten.Die Vorderseite ist für mich nur wenig erfreulich .Aber was solls. Es kann ja nicht alles Luxus sein.
    Der Brief ist am 29.Okt.
    geschrieben worden.Kann dies sein dass dieser Bahnpoststempel von Aschaffenburg nicht mehr in Bayern verwendet wurde. Nun bitte ich
    die Experten um Auskunpft. Grüße von Planke

  • Hallo Planke,

    Das ist ein Thurn und Taxis'scher Bahnpoststempel, der relativ häufig auf der Rückseite bayerischer Briefe vorkommt, also keine Rarität!

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Planke,

    da hat maunzerle schneller geantwortet, was den T&T-Stempel Aschaffenburg-Mainz betrifft...

    Den vorderseitigen Stempel "Bahnhof Bamberg" finde ich interessanter: laut Sem-Ortsstempel-Handbuch Sondertyp 14S "mit leerem Sehnenkasten". Hat hier die Form der bayerischen Bahnpoststempel als Vorlage für einen Ortsstempel gedient? Oder warum sonst sollte man für die Expedition am Bamberger Bahnhof einen derartigen Exotentyp gewählt haben?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    Diese Deine Abschlussfrage stelle ich mir schon seit Jahren. Dass sich der Stempelschneider an einem Bahnposthalbkreiser orientiert hat, steht wohl außer Zweifel. Aber warum, und vor allem, was der leere Sehnenkasten sollte, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben. Es ist ja auch nicht so, dass man diesen halbleeren Stempel bald wieder zurückgezogen hätte, weil man sich vielleicht selber fragte, was das soll. Er war durchaus über einen längeren Zeitraum im Einsatz und ist nicht wirklich selten.

    Viele Grüße vn maunzerle :thumbup:

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