Briefe an Postfachadressen

  • Liebe Freunde,

    viele Sammler fragen sich, wie es möglich war, gerade in größeren Städten die Post zuzustellen, wobei gleichzeitig die präzisierenden Angaben zum Adressaten fehlten. Nun, in der Regel kannte man auch in Nürnberg, München und Augsburg seine Pappenheimer, so dass dies kein großes Problem war.

    Es gab aber auch Naturen, die sich nicht auf die Erfahrungswerte der alten Postsortierer und Zusteller verlassen wollten oder konnten, und die für 5 Gulden im Jahr ein Postfach anmieteten. Alternativ gab es für 10 Gulden im Jahr sogar die Möglichkeit, ein Postfach anzumieten und sich gleichzeitig die anfallenden Porti bei aus- und eingehender Post stunden zu lassen, was aber einen sehr guten Leumund voraussetzte).

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    Welche der beiden Möglichkeiten am 27.10.1860 zutreffend war, wissen wir nicht. Ein Münchner sandte einen einfachen Brief an den Verwalter Wagenseil nach Augsburg und fügte die Postfachnummer F 230 bei. Der Empfänger dürfte dann auch seine Post jeden Tag in der Woche (auch Sonntags!) abgeholt haben. Der Brief kam am selben Tag noch dort am Bahnhof Augsburg an (13.00 Uhr) und wäre innerhalb der nächsten 2-3 Stunden ihm ohne die Postfachangabe zugestellt worden.

    Nach meiner Ansicht gab es nicht viele Briefe, die in die Postfächer gelegt wurden. Wer weitere, seien sie nun aus oder nach Bayern, zeigen kann, der sollte das hier tun. Ich bin gespannt, wie viele oder wenige wir hier noch sehen werden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo weite Welle,

    tolle Briefe sind das - alle Achtung! Der 2. war aber postlagernd und unter Chiffre gestellt, also nicht an ein Postfach. Aber eine handschriftliche Eintragung im Halbkreisstempel aus dieser Zeit ist ja extrem selten.

    Der 1. dürfte nicht im Ort selbst geschrieben, sondern nach dahin verbracht und als günstiger Ortsbrief aufgegeben worden sein. Macht ihn ja auch noch besser, als er es so schon ist.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,
    nicht auf das eigentliche Thema "Postfachadressen", sondern auf die blaue Marke Deines posts #1 weiter vorne möchte ich Bezug nehmen:
    sie wirkt eher grau als blau, und das hat mich an das Thema "Graue Maus" erinnert, das hier diskutiert wurde:
    http://stampsx.com/forum/topic.ph…hlight=&page=7&
    http://www.philaforum.com/forum/thread.p…htuser=0&page=2
    Die graue statt blaue Farbe konnte bislang auf mehreren Briefen aus dem Herbst 1860 (August-November) nachgewiesen werden, und Dein Brief stammt offensichtlich aus dem Oktober 1860.
    Die Vermutung, dass es sich um eine Verfärbung bzw. chem. Veränderung der Farbe (möglicherweise nur für einen Teil der Auflage aus dem entsprechenden Zeitraum) handeln könnte, wurde ja diskutiert.
    Wie schätzt Du Farbe und deren "Originalität" bei der Marke Deines Briefes ein?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    da mir der Schorsch nie "Glumbb" verkaufen würde, sondern nur einwandfreie Ware, und ich den Brief zuvor in Augenschein genommen habe, kann ich dir versichern, dass die Farbe authentisch ist. Diese Nuance kommt hin und wieder vor, ist aber nicht sehr selten (sonst hätte der Schorsch auch mehr verlangt). ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo kreuzer,
    sehr schön, und auch noch als mit 6 Kr. Nachsendeporto belasteter Beleg, der zunächst angenommen (Postfach) und dann weitergeleitet, daher nicht kostenfrei war.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • ... und in der 2. Gewichststufe war er auch noch!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    bei dem hier bin ich mir nicht sicher, was die Adresse aussagen sollte.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG5874dd21jpg.jpg]

    N. N(umer)o 600 - 1. Etage
    Maxstraße
    Würzburg

    Kann jemand damit etwas anfangen? Der Inhalt, für mich schwer zu lesen, scheint eine Art Bewerbung zu sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Pälzer,

    danke für den Link. :)

    Katzenwickler? Warum schrieb man nicht die Klaradresse auf den Brief, sondern ein ominöses N. und eine Nummer?

    Warum hat man den Adressanten nicht nominiert? Ich stehe etwas auf dem Schlauch ...

    Hat jemand eine vergleichbare Anschrift? Sollte bei der Destination Würzburg keine Seltenheit sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Kann jemand damit etwas anfangen? Der Inhalt, für mich schwer zu lesen, scheint eine Art Bewerbung zu sein.

    Der von Pälzer eingestellte Link ist zutreffend. Vielen Dank. Laut Wikipedia wird die alte Adressierung "No. 600" explizit genannt, die m.E. die damalige Klaradresse darstellt. Die Frage wäre m.E., wann wurde diese Adressbezeichnung geändert?

    Gruß
    Manfred

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Manfred (postarchiv) + bk,

    so wie es ausschaut sind wir hier ja nun so richjtig schön in die social philatelie gerutscht - was mir zumindest Freude macht. Dazu also erst einmal den folgenden Basis-link auf die Würzburger Adressbücher 1846, 1852 und 1870

    http://wiki-de.genealogy.net/Kategorie:Onli…r_W%C3%BCrzburg

    Im Adressbuch von 1846 findet man auf Seite 29 im II. Distict unter der No. 600 das Staatsärar Katzenwicker, im Adressbuch 1852 steht auf Seite 134 dann II. Distrikt, No. 600, der ärarische Hof "zum Katzenwicker" mit der Anmerkung: Auch Rulandtswarte genannt, einst Eigenthum und Wohnung des deutschen Kaisers Barbarossa, des Rotbarts...

    Nun, der Katzenwicker wurde - wie wir schon aus den anfänglichen Quellen entnehmen konnten - abgerissen um mit der heutigen Maxstraße einen bessere Zufahrtssituation zum Ludwigbahnhof zu schaffen. Die daran anliegenden Grundstücke wurden neu aufgeteilt / überbaut. Die Maxstraße ist lt. dem Würzburger Adressbuch des Jahres 1870 im 20. Bezirk des II. Distikts die 42. Straße (vgl. Seite V). Die Straßen hatten nun also eigene Nummern.

    Zu dieser Zeit wurde aber auch ein neues Straßen-Hausnummerierungs-System eingeführt (vgl. Würzburger Adressbuch 1870, Seite VI).

    In der (Sponsoren?-)Werbeabteilung am Ende des Würzburger Adressbuchs von 1870 kann man die damit für die Adressaten verbundenen Herausforderungen sehr gut nachvollziehen. Ein Beispiel dafür ist im Anhang abgebildet, es finden sich deren dort noch weitere. Insbesondere für auswärtige Absender - wie hier aus München - dürfte die o.a. Adressen-Umstrukturierung nicht so einfach nachzuvollziehen gewesen sein.

    Nach alledem könnte das besagte N. evtl. für N.(eue Hausnummer für) No. 600 stehen, ohne damit den Anspruch auf Vollständigkeit / Richtigkeit der Aussage erheben zu wollen. Warum man den Klarnamen des Adressanten nicht (einfach auch) benannt hat, erschließt sich mir nicht.

    Schönen Sammlergruß

    vom Pälzer

  • Hallo Manfred und Pälzer,

    vielen Dank für eure Gedanken und Forschung - klasse!

    Vlt. schauen wir mal unsere Briefe nach Würzburg durch, ob sich vergleichbare Adressen finden? Dergleichen war mir völlig unbekannt und Briefe nach Würzburg sind Massenware aus dem 19. Jahrhundert.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    bayern klassisch hat im ersten post geschrieben, dass ein Postfach für 5 Gulden pro Jahr angemietet werden konnte. Dank 1870/71 kann ich dies nun auch Belegen anhand einer handschriftlichen Quittung aus Hofheim aus dem Jahre 1866 mit der die Zahlung von 5 Gulden für ein Postfach für das Jahr bescheinigt wird.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    solche Stücke sind ein Glücksfall für die Forschung - Spitzenkauf! Hätte ich auch genommen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Hermann,

    so etwas sehe ich nur alle paar Jahre mal, wenn überhaupt! Ganz besonderer Brief, ohne Frage!

    Liebe Grüsse vom Ralph

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