Oldenburg Nr. 9 - 1/4 Groschen

  • Ganz speziell in Oldenburg gab es zu damaliger Zeit einen erhebliches Postaufkommen. Hier wurden ja nicht nur Entwertungen von Marken vorgenommen, sondern die Stempel waren vielfach im Einsatz, z.B. als Aufgabestempel, als Ankunftsstempel, auf Postformularen etc. Daher hat man wahrscheinlich häufiger die Lappen in den Stempelbehältnissen mal mit (neuem) Öl oder Tinte durchtränkt. Im Ergebnis sieht man gerade beim Oldenburger K2 oft abgestempelte Nr. 9, die mehr oder minder stark (öl-)verschmiert sind. Der K2 von Oldenburg weist sehr häufig keine klaren Stempelkonturen auf, sondern hat sehr oft (ölbedingte) Verschmierungen. Dies ist ein erstes Indiz für die Echtheit des Stempels. Denn Fälscher früherer Zeiten haben oft nicht auf solche Besonderheiten geachtet.

    Hier als Beispiel für die Abstempelungen ein waagrechtes Paar der MiNr auf dem Caspary-Brief (Quelle: Dr. Derichs Katalog, März 2021):

    Einmal editiert, zuletzt von Papiertiger (22. Juni 2022 um 15:32)

  • ich finde Deine Idee einer Datenbank aller Nr. 9 sehr gut.

    Das muss man dann aber auf geprüfte Exemplare beschränken. Auch Stücke mit Altsignaturen kann man m.E. mit aufnehmen. Man kann dann ja alle Marken und Briefe durchnummerieren und mit Bild einstellen. Es sollte aber erkennbar sein, wo das Stück herkommt bzw. woher das Bild stammt.

    ...Ich verfüge über ein einigermaßen gutes Archiv...

    Hallo Bernd,

    es war eigentlich weniger als Idee gedacht sondern mehr als eine Fragestellung, ob meine Annahme, dass ein Vollarchiv über gebrauchte Marken Oldenburg MiNr. 9 wahrscheinlich überschaubarer ausfällt, als ein selbiges über Sachsendreier oder Württemberg 70 Kreuzermarken.

    Selbst habe ich heute einmal gewisse Resourcen im Netz nach gebrauchten Marken der MiNr. 9 abgesucht und angefangen ein Archiv aufzubauen. Meine Annahme sehe ich dabei bestätigt, dass dies ein mühseliges Unterfangen werden kann, bis man hier, auch unter Zunahme von Abbildungen aus alten Auktionskatalogen, zu einer aussagekräftigen Stückzahl an Marken gelangt.

    Eventuell lassen sich auch einmal einst getrennte Einheiten rekonstruieren, wenn man fleißig Bilder sammelt und bei zwei bestimmten Marken, die ich heute im Netz gefunden habe, bin ich sogar der Meinung, dass diese einst ein Paar waren. Aber hierzu einmal später.

    Darf man Fragen, wie viele verschiedene gebrauchte MiNr. 9 Du schon in Deinem Archiv gespeichert hast?

    Beste Grüße

    Markus

  • Hallo Markus,

    wie viele verschiedene Nr. 9 ich in meinem „Archiv“ alter Kataloge habe, kann ich gar nicht sagen. Es sind schon einige…

    Problem ist hier für mich ein bisschen, dass ich nicht alles für echt halte, was so im Handel kursiert.

    Ich finde ein „Nr. 9 -Archiv“ gut, habe mir aber vorgenommen, zunächst zu den jeweiligen Oldenburger Marken die „Erkenntnisse“ meines mehr als 30jährigen Hobbies mal kundzutun. Weil auch Einiges davon von Katalognotierungen und auch von Orth’s Erkenntnissen im Krötsch abweicht.

    Viele Grüße

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich hätte es ganz ehrlich gesagt schon gerne genauer gewusst, ob es nun 100, 300 oder 500 Stück in Deinem Archiv sind.

    Der Anteil von noch nie von irgend einem Prüfer oder Händler signierten Marken dürfte eigentlich nicht hoch sein, denke ich.

    Beste Grüße

    Markus

    Einmal editiert, zuletzt von Markus Pichl (22. Juni 2022 um 19:41)

  • Hallo Bernd,

    ich hätte es ganz ehrlich schon gerne genauer gewusst, ob es nun 100, 300 oder 500 Stück in Deinem Archiv sind.

    Beste Grüße

    Markus

    Von den Briefen habe ich schon einiges im Bildmaterial.

    Bei den losen Marken kann ich es deshalb nicht sagen, weil viele Stücke mehrfach durch verschiedene Auktionshäuser gegangen sind. Und dazu auch noch vielfach ähnliche Stempelabschläge haben.Da nützt kein Zählen, sondern da muss man schon genauer abgleichen. Da ich mich bislang damit nicht beschäftigt habe, kann ich dies auch nicht schätzen.

  • Ich bin seit (leider erst) 15 Monaten dabei, ein Archiv aufzubauen. Hier die Statistik:

    In den letzten 15 Monaten wurden auf Philasearch 18 gestempelte und 7 ungebrauchte MiNr. 9 angeboten. Briefe und Einheiten zählen dabei als ein Stück, Sammlungen und mehrfache Angebote der gleichen Marke wurden ignoriert.

    Alle gestempelten Stücke hatten Atteste oder waren altgeprüft (oft beides). Fast alle ungebrauchten Stücke waren ungeprüft. 12 der 18 Stücke hatten Oldenburg als Stempel.

    Wenn man bestimmte Annahmen macht, könnte man daraus schliessen, dass es ca. 400-800 "sammelwürdige" Stücke der MiNr. 9 gibt. (Die nicht-"sammelwürdigen" würden wohl nicht als Einzellose angeboten, denke ich; dazu passt, dass die Qualität der angeboten Marken recht hoch war.)

    Ich habe jede Menge alter Kataloge, die ich auch noch in mein Archiv einfliessen lassen möchte - aber das braucht Zeit.

  • Ob es 400 bis 800 Stücke gibt, würde ich erstmal in Abrede stellen.

    Durch das vielfache Angebot ein und derselben Marken - weil nicht verkauft - kann es durchaus sein, dass wir allesamt einer „kollektiven Wahrnehmungsstörung“ über die Anzahl der gestempelten Marken unterliegen.

    Auszuschließen ist das jedenfalls nicht.

    Weiß jemand, ob die Arge Oldenburg mal die Markenanzahl der gestempelten Stücken der Nr. 9 untersucht hat?

  • Hallo,

    in den Online-Archiven der Auktionshäuser Heinrich Köhler, Christoph Gärtner, Dr. Reinhard Fischer, Ulrich Felzmann und Corinphila sowie auf den Angebotsplattformen ebay (inkl. Suche in den letzten drei Monaten verkaufter Artikel), Delcampe und Philasearch, des Weiteren auf stampcircuit und über die google-Bildersuche, habe ich gerade einmal 70 verschiedene gebrauchte Marken ausfindig machen können, darunter auch ein paar wenige Knochen. Allerdings sind die Marken, welche als einwandfrei attestiert wurden, nahezu genauso selten wie Knochen.

    Unter Hinzunahme von diversen alten Auktionskatalogen komme ich vielleicht auf ca. 120 verschiedene gebrauchte Exemplare. Selbst in der großen Sammlung von Erich Weise, die norddeutschen Staaten, findet sich nur eine gestempelte MiNr. 9

    Auf gleiche Art und Weise bzw. den gleichen Mitteln konnte ich aber rund 500 Exemplare der Württemberg 70 Kreuzermarken ausfindig machen, um das einmal in Relation zu setzen.

    Daher hatte ich oben schon gefragt, ob es 100, 300 oder 500 Exemplare sind, die bisweilen zusammengetragen wurden. Ich glaube, 300 Stück könnte ein realitisches Ziel sein, vielleicht auch etwas mehr, aber halt nun weitaus weniger als Sachsendreier (das größte Archiv stand vor ein paar Jahren bei 2.500 registrierten Exemplaren und es dürften heute ein paar mehr sein) und von den 70 Kreuzermarken sind bedeutend weniger registriert, wobei es sich da um keine Vollregistratur handelt (erzielbar sind wahrscheinlich bis 2.000 gebrauchte Marken, dabei Einheiten in Einzelmarken umgerechnet, wenn man verschiedene Archive zusammenlegt und noch etwas weiter sammelt).

    Unter den bisweilen bei mir gespeicherten Exemplaren, kann ich keine Anzeichen für Nachentwertungen erkennen. Auch spricht die zu erwartende Gesamtstückzahl gegen solche Maßnahmen.

    Beste Grüße

    Markus

    Einmal editiert, zuletzt von Markus Pichl (22. Juni 2022 um 20:55)

  • Hallo,

    habe mich nun in einigen alten Auktionskatalogen aus den 1970/80er-Jahren umgesehen. Damals wurde noch sehr viel auf schwarz/weiß-Fototafeln abgebildet, auch gestempelte Marken der Oldenburg MiNr. 9

    Leider kann man an den meisten dieser schwarz/weiß-Abbildungen noch nicht einmal den Stempel auf Marken der MiNr. 9 erkennen und manchmal ist der konkrete Stempelort noch nicht einmal in der Losbeschreibung aufgeführt. Nachstehend ein Beispiel aus der 48. Loth-Auktion, 1982

    Soll bedeuten, bei alten Auktionskatalogen werde ich mich nur auf Farbabbildungen konzentrieren, alles andere ergibt bei dieser Marke keinen Sinn und das Problem könnte sich im konkreten Kontrastverhältnis von Orange und Blau begründen.

    Früher oder später kehrt ohnehin alles wieder an den Markt zurück. Das ist der Kreislauf der Philatelie oder so ähnlich.

    Beste Grüße

    Markus

  • Hallo liebe Freunde,

    .. hier ein Exemplar der Nr. 9 .... :)

    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Die Echtheit ist mit dieser groben Auflösung kaum bestimmbar.

    Sieht aber auf den ersten Blick nicht wie eine Fälschung aus. Könnte aber auch Sperati sein.

    Es gibt große Restbestände der hellorangegelben Nr. 9 (2.Auflage). Die Marke ist (*) auf ebay oder delcampe für 100,- bis 120,- Euro zu bekommen. Und auch nicht unbedingt sonderlich selten. Selten sind hier nur echte Abstempelungen, die zum Teil auch auf echten Marken gefälscht wurden.

    Viele Grüße

    Bernd

  • Ja, die Auflösung ist leider schlecht. Ich meine trotzdem sagen zu können, dass hier keine Sperati-Fälschung vorliegt, da deren Merkmale hier nicht konsistent vorliegen.

    Dagegen sahen mir anfänglich das "D" und "B" von Oldenburg etwas verdächtig aus, aber ich glaube, die leichten Verdickungen können eine natürliche Folge des Druckabschlags sein.

    Ungewöhnlich finde ich dagegen die Schieflage des Kreuzes auf der Krone sowie die Krümmung des unteren Randes, die ich so bei anderen Exemplaren noch nicht gesehen habe. Aber natürlich wäre es merkwürdig, wenn einem Fälscher solche "Fehler" unterlaufen würden. Von daher: vielleicht ein misslungener Abdruck des Ursteins bei der Plattenerstellung?

  • @Volker,

    auch zu der Oldenburg Nr. 9 gibt es viele Fälschungen. Auch hier ist daher das Markenbild genau in Augenschein zu nehmen, denn vieles ist hier - für jeden sofort erkennbar - äußerst plump gefälscht.

    Plumpe Fälschungen (aus meiner Sammlung), schon am Schriftzug "Oldenburg" identifizierbar, da dieser von den Originalen deutlich abweicht. Auch in der übrigen Machart leicht von Originalen unterscheidbar. Auch die Stempel sind hier leicht als "falsch" erkennbar.

    Nichtsdestotrotz, auf ebay wurde gerade erst kürzlich mal wieder so etwas "für echt" angeboten.

    Anders hier die Sperati-Fälschungen, die gut gemacht sind, daher leicht mit Originalen verwechselt werden können und von denen ich zwei verschiedene Typen kenne:

    Sperati-Fälschung Type A: Fleck unter "o" von Groschen, kleiner Bruch in rechter oberer Randlinie, linke obere Ecke punktförmig (Farbe ähnlich hellorangegelb = 2. Aufl.)

    Sperati-Fälschung Type B: kleiner gebogener Strich neben unterer linker Ecke, rechtsseitig 2 Rahmenbrüche in Höhe von 1/4, (Farbe auch hier ähnlich hellorangegelb = 2. Aufl.)

    Die Oldenburg Nr. 9 hat die oben aufgeführten Echtheitsmerkmale (aus Stiedl/ Billig, Handbuch der Fälschungen, Oldenburg)

    An Deinem Exemplar gibt es Verdickungen an dem D und dem B, die ich so noch nie bei Oldenburg Nr. 9 gesehen habe. Daher kann man zur Echtheit - auch aufgrund des verschwommenen Scans - keine abschließende Stellung beziehen.

  • Das Problem mit dem schiefen Kreuz hatte ich ja schon erwähnt. Zusätzlich kommt mir der Winkel des linken Balkens des "D" von Oldenburg zu sehr nach rechts geneigt vor. Dadurch sieht die Buchstabenreihe "LDE" deutlich anders aus als in meinem (geprüften) Vergleichsmaterial. Ich denke daher, dass es eine Fälschung ist, wenn auch eine gute (und keine Sperati!).

  • Hallo liebe Freunde,

    .... Entschuldigung, ich hatte den Scan der Rückseite leider nicht mit angehängt, reiche ich hier jetzt nach...

    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Ja, die Auflösung ist leider schlecht. Ich meine trotzdem sagen zu können, dass hier keine Sperati-Fälschung vorliegt, da deren Merkmale hier nicht konsistent vorliegen.

    Dagegen sahen mir anfänglich das "D" und "B" von Oldenburg etwas verdächtig aus, aber ich glaube, die leichten Verdickungen können eine natürliche Folge des Druckabschlags sein.

    Ungewöhnlich finde ich dagegen die Schieflage des Kreuzes auf der Krone sowie die Krümmung des unteren Randes, die ich so bei anderen Exemplaren noch nicht gesehen habe. Aber natürlich wäre es merkwürdig, wenn einem Fälscher solche "Fehler" unterlaufen würden. Von daher: vielleicht ein misslungener Abdruck des Ursteins bei der Plattenerstellung?

    Die Beobachtung also solche ist richtig, dass das D vom Original abweicht.

    Nun kennen wir ja aber aus Erfahrung genügend echte Stücke anderer Art mit Abweichungen in der Zeichnung, was nicht immer sofort eine Fälschung darstellen muss. Anders gesagt: So was kann vorkommen. Man denke da nur an die große Vielfalt an Abweichungen auf Bayerns Ausgabe 2.

    Wenn wir schon Sperati ausschließen, dann würde es mich eher gesagt sehr verwundern, dass ein Fälscher so nahe in allen anderen Details ans Original kommt.

    Alles was ich bislang an Fälschungen kenne, ist deutlichst schlechter und als Fälschung schnell zu erkennen.

    Ich tendiere daher dazu, dass es eher ein Original mit einer Abweichung - einem Feldmerkmal sein könnte. Ganz ausschließen kann ich es aber nicht, dass es eine Fälschung ist. Es würde mich aber doch eher wundern, wenn es eine solche wäre.

    Eine andere Möglichkeit wäre, dass es ein "verbessertes" Original ist. Wenn jemand bei Reparaturen unsauber etwas nachmalt, dann weicht es natürlich auch ab. Ev. war die Marke an der Stelle geschürft und wurde ausgebessert. Die Marke ist ja erhöht geprüft, von daher...

    MfG