Hallo,
es ist oftmals viel einfacher eine Verfälschung zu erkennen, als es sich viele Sammler vorstellen.
Ein sehr schönes Beispiel liefert der verlinkte, nicht zum ersten Mal beim Auktionshaus Heinrich Köhler versteigerte Brief von Bremen nach Havanna. Dieser Brief wurde in der Vergangenheit mindestens drei Mal bei Auktionen als vollwertiger, unverfälschter Brief versteigert. Nun endlich liegt dem Brief ein Attest bei, welches aussagt, dass die rechte bzw. dritte Marke nicht Original zum Brief zugehörig ist, lediglich ein Platzhalter für eine Marke ist, die aus welchen Gründen auch immer nicht mehr vorhanden ist.
Los-Nr. 8550, 383. Heinrich Köhler Auktion
Herr Neumann führt in seinem Attest drei Provenienzen auf. Zu diesen besitze ich den Auktionskatalog der 62. Heinrich Köhler Auktion nicht, aber die Auktionskataloge zu den Auktionen ex Sammlungen Boker und Salm. Bei Boker erzielte der Brief einen Zuschlag von DM 155.000 (die Angabe in der Losbeschreibung von Huys-Berlingen beinhaltet das Aufgeld und gibt nicht den Zuschlag wieder). Das erzielte Zuschlagsergebnis bei Huys-Berlingen fehlt mir, jedoch war der Brief dort ab DM 80.000.- zu haben und in einer späteren Auktion ex Sammlung Salm taucht dieser nicht mehr auf. Die Rücklose der ersten beiden, in den Jahren 1992 und 1993 in Liechtenstein bei Huys-Berlingen abgehaltenen Auktionen ex Sammlung Salm, wurden im Jahre 1999 bei Superior Stamp & Coin in Beverly Hills angeboten. Das sind recht ungewöhnliche Orte, um Briefmarken von Bergedorf und Bremen anzubieten. Nunja, in der Sammlung Salm befanden sich auch einige Fälschungen.
Selbst anhand der Abbildungen, in den besagten Auktionskatalogen, ist erkennbar, dass die 7 Grote-Marke nicht zu diesem Brief gehören kann. Aber betrachten wir hierzu ruhig den auf 200% vergrößerten Teilausschnitt, aus dem Scan vom Auktionshaus Heinrich Köhler. Prüfen bedeutet Vergleichen und wenn wir den angeblichen Stempel auf der 7 Grote-Marke mit dem Abschlag links, der von der 3 Grote-Marke auf den Brief übergeht vergleichen, dann fällt auf, dass die Konsistenz der angeblichen Stempelfarbe völlig abweichend ist, wir keinen Quetschrand, sprich keine Verteilung der Stempelfarbe von innen nach außen erkennen können und die Ziffer "5" der Uhrzeit gegenüber der Ziffer "5" in dem Stempelabschlag auf der 3 Grote völlig abweicht. Wer glaubt, es habe sich durch Zufall eine 7 Grote-Marke gefunden, die einen echten Stempelabschlag zeigt, der sich hier anfügt, der hat den Knall nicht gehört.
So einfach war es nun, diese Verfälschung zu entlarven. Weder haben wir dazu die Abbildung aus einem alten Auktionskatalog, noch einen VSC 8000 verwenden müssen, um diese simple Verfälschung zu erkennen.
Weitere ungemütliche Fragen, die man zu dem Beleg, dem Attest und der Losbeschreibung aufwerfen könnte, verkneife ich mir.
Beste Grüße
Markus