Der besondere Brief - Das besondere Poststück

  • Lieber Erwin,

    warum sollte das nicht sammelwürdig sein? Wir bilden doch nur die Realität der 1850er und 1860er Jahre primär ab - und genau das tun diese Briefe doch.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    so eine Überklebung kann aber für den Empfänger auch mal ins Auge gehen:

    Neustadt a./H. - Kaiserslautern vom 4.6.1867.

    Der Brief ist mit drei Franco-Marken zu 1 Kreuzer frankiert. Diese wurden so übereinaner geklebt, dass man den Eindruck haben könnte, es kleben nur zwei Franco-Marken nebeneinander.

    Eigentlich war der Brief richtig frankiert. Das Übereinanderkleben von Franco-Marken war nicht zulässig, spielte aber hier bei der Taxierung keine Rolle.

    Offensichtlich hat auch der Postler in Neustadt angenommen, es handelt sich um zwei nebeneinander geklebte 1 Kreuzer Franco-Marken und sah den Brief als um 1 Kreuzer unterfrankiert an.

    Folglich war der Brief als unfrankiert zu behandeln und mit 6 Kreuzer Porto zu belegen ( 3 xr für einen unfrankierten Brief innerhalb der Pfalz und 3 xr Zuschlag für unfrankierte Briefe).

    Davon wurde die vermeintliche Frankatur von 2 Kreuzer in Abzug gebracht.

    Die Ergänzungsportoforderung wurde mit "noch 4" Kreuzer vermerkt.

    Gruß

    bayernjäger

  • ... wobei man mal Udos Brief gegen das Licht halten müsste, ob der Absender nicht besonders clever sein und eine gebrauchte Marke verdecken wollte. 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    der Absender aus Harbatzhofen mußte, bevor er fortzog, noch eine Rechnung über 9 Gulden 36 Kreuzer begleichen und sandte das Geld am 28. April 1857, frankiert mit 3 Kreuzer, notierte noch "Werth 10 Gulden", an den Empfänger bei Heimenkirch ab. Dies war natürlich nicht zulässig, sondern nur als Wertbrief mit der Fahrpost zulässig. Nachdem er es aber so machte, gefällt es mir natürlich besser.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • ... tolles Stück, zeig doch bitte mal die Siegelseite ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    wenn man einen Brief mit der Franchise K.D.S. (Königliche-Dienst-Sache) sieht, der aus der Markenzeit stammt, hier: München 24.6.1860, dann darf eine Augenbraue schon mal zucken, denn zu dieser Franchise fallen einem spontan nur Briefe der frühen Vormarkenzeit ein; oder ein Brief einer Majestät in späterer Zeit eben.

    Hinten, außer einem Fragment des Speyerer Halbkreisstempels, sehen wir ein großes Siegel mit folgender Inschrift, wenn ich das richtig lese (600 dpi Scan):

    Secretariat Ihrer Majestät der Königin von Bayern - das müsste Marie von Preussen sein, die von 1848-64 als Gattin seiner Majestät König Ludwig II in Bayern residierte. Nach dem Tod von Ludwig II war sie als Königinmutter bis 1889 Teil des bayer. Hochadels. Sie verschied in Hohenschwangau. Friede ihrer Asche.

    Stellt sich nur noch eine Frage: Wer war der Empfänger, Herr C. (Caspar, Carl, Casimir, Cornelius usw.) Korn in Speyer? Leider habe ich, wie nicht anders zu erwarten, beim Googlen alles gefunden, nur nichts Taugliches. Gerne lese ich etwas zu dem Emfpänger in meiner Geburtsstadt.

  • Liebe Freunde,

    was es nicht alles gibt bzw. gab! Ein Kuvert der Nürnberger Spiel-, Kurz- und Galanteriewaaren Christian Wilhelm Arold, Agentur & Commissions-Geschäft (ich liebe diese Signetten) zeigt uns die Postaufgabe in Nürnberg am 7.6.187(2), wie ich vermute.

    Man notierte oben: "Zur promptesten Weiterbeförderung", was auch mit Rötel unterstrichen wurde, aber für läppische 3 Kreuzer gab es keine Expressbriefe und das Express-Porto von 2 1/2 Groschen ist auch nirgends vermerkt worden, wenn es denn je eines gab (ich glaube es nicht).

    Empfänger war: "Herren Haasenstein & Vogler, Annoncen - Expedition in Leipzig - mit Briefen unter Chiffre G.K. 979".

    All diese in dem Kuvert befindlichen Briefe waren sehr leicht, denn es wurde das Gewicht von 15g nicht überschritten (bzw. vorher 1 Loth).

    Für mich scheint die Nürnberger Firma die Briefe von Kunden gesammelt zu haben, die sich auf die Leipziger Annonce gemeldet hatten.

    Hier ein Link zu wikipedia, in dem auch die Firma Haasenstein 1855 in Altona genannt ist:

    Da ich eine Mini-Sammlung "Briefe mit Briefen" habe, kommt mir dieses Kuvert gerade recht.

  • Lieber Andreas,

    da es ja weltweit nur 2 BmB-Freunde gibt, ist die Chance, an solche Rosinen zu kommen, noch verhältnismäßig groß und zuvor hatte ich dergleichen auch noch nie gesehen; da sieht man wieder, wie wenig man gesehen hat, trotz all der Jahre!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...von dem netten Spruch über der Adresse könnt` sich heuer so manch welche/r gern mal was abschneiden...der Beleg macht in jeder Richtung echt was her!

    Schönen Gruß :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    es gibt Briefe, von denen man glaubt, dass es sie heute nicht mehr geben würde und es gibt Briefe, von denen man glaubt, dass es sie noch nie gegeben hätte. Zur 2. Gruppierung zähle ich diesen hier, den mit das Auktionshaus Köhler im Allgemeinen und mein lieber Sammlerfreund Eli Weber im Besonderen zukommen ließen, allerdings mit erheblicher, bieterischer Gegenwehr.

    Ein Brief mit einer Grafenkrone gesiegelt, wurde am 3.9.1850 in Schweig-Wang (??) an den Herrn Postdirektor Brielmayer in Innsbruck verschickt und dafür mit einer Erstausgabe der 3 Kreuzer blau versehen. Bei 33 km Luftlinie war das passend.

    Der Postexpeditor von Partenkirchen, sonst ein bekannter Vorausentwerter, hat aber nur den Aufgabestempel abgeschlagen, die Marke aber unentwertet belassen (am 4.9.1850). Am Folgetrag traf der Brief beim Chef der Innsbrucker Post ein.

    Abgesehen davon, dass unentwertet gebliebene Marken auf Bayernbriefen Seltenheiten sind, sind unentwertet verbliebene Marken der Erstausgabe natürlich handverlesen., von einer Poststelle, bei der vorausentwertet wurde, ist mir sonst gar kein weiterer Beleg bekannt.

    Aber, als wäre das nicht schon genug, folgt der nächste Hammer: "Beiliegenden Brief bitte ich gütigst sobald, wie möglich, nach Wien abzusenden".

    Oha, einen Postbetrug gab es also auch noch, an dem sich nicht nur seine Erlaucht, sondern auch noch ein österreichischer Postdirektor schuldig machten, denn der Postzwang sah vor, dass bayerische Briefe auch in Bayern aufgegeben werden mussten und ein Brief von Partenkirchen nach Wien hätte 9 Kreuzer gekostet.