Dienstmarken und Dienstbelege

  • Hallo abrixas,

    ab 1. August 1916 wurden die allgemeinen Dienstmarken in Bayern eingeführt. Bis dahin war die Portoablösung vorgegeben. Von den Formularen mit diesen Zudruck waren in Kempten noch genügend vorhanden. In ähnlichen Fällen strich der Absender "Frei durch Ablösung" durch.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • @bk und VorphilaBayern
    Fassen wir zusammen:
    Am 8. August 1918 wurde diese Karte mit dem Wertzeichen zu 7 1/2 Pfennigen freigemacht, jedoch der seit dem 1. August 1916 unwirksame "Frei durch Ablösung"-Vermerk nicht durchgestrichen (Aufbrauch dieses Formulars). Der an diesem Tage diensthabende Post-Stempler war sich dessen wohl nicht bewusst und unterließ (un-)sicherheitshalber (?) die Entwertung dieser Briefmarke. Bei der Rücksendung ist dies dem diensthabenden Postler dann aufgefallen und es kam zu der nachträglichen Entwertung dieser Marke am 22. August. Richtig so? :S

    Dann kann ich die Erstellung der Albumseite anpacken. :thumbup:

    "Extra Bavariam non est vita et si est vita non est ita."

  • Hallo abrixas,

    das Datum des Ausfüllens dieses Formulars war zwar der 8. August. Wahrscheinlich wurden
    mehrere solcher Formulare ausgefüllt und zusammen erst am 22. August bei der Post aufge-
    geben und die Marke(n) an diesen Tag gestempelt. Diese ging dann am 23. August wegen
    Unzustellbarkeit an den Absender zurück. Es ergibt keinen Sinn, daß diese Karte bereits am
    8. August aufgegeben - und erst am 23. August wieder an den Absender zurücklief.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Gestern ist bei mir ein sehr schöner Beleg aus Lenggries eingetrudelt, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. :thumbup:
    Es handelt sich um einen Einschreibebrief mit Farbfrankatur MiNr. D20 und D19 mit einen Münchener Stempel (Typ 42a; Datum 10.10.1916). Das seit 1.8.1916 nicht mehr erforderliche "Frei durch Ablösung" ist noch nicht, wie oft zu beobachten, durchgestrichen. Aber, dass die Fleischversorungsstelle nicht "Königlich" ist bzw. war, überrascht mich - Zwar sind der den weiß-blauen Herzschild umkränzende Lorbeer- und Palmzweig vorhanden, und auch oben ist der Schild mit der königlichen Krone geziert, aber das "K.B." hätte ich vor 1918 schon noch erwartet.)
    Was gefällt mir noch? Zum Beispiel der Aufdruck in Frakturschrift, weil man gut den Unterschied zwischen Schluß-"S" und "langem S" erkennt (Wie bei Sütterlin). Das wird heute nicht selten verkehrt gehandhabt ( Auf Denglich: Gehändelt :D ).

    Was ein Schlußschein ist, erschließt sich mir nicht (Ich kann mir vorstellen, dass man diesen heute mit einer "ID" gleichsetzen kann). :S

    Anbei noch das Klebesiegel von der Rückseite

  • Am 11. August 1913 teilte die K.B. Moorkulturanstalt der Majorswittwe Luise Hintsching, wohnhaft in Hasperting, Folgendes mit:

    Die Kartoffelernte beginnt erst immer Mitte September u. können Ihnen jetzt Kartoffel nicht zugesandt werden. Sollen Sie Frühkartoffel benötigen, so ersuchen wir um Nachricht.

    Die Nachricht an die Majorswittwe war frei durch Ablösung (Registriert wurde die Einlieferungsnummer 1460). War das dem Dienstrang des verblichenen Gatten geschuldet?
    Das die K.B. Moorkulturanstalt sich auch mit Kartoffelverkauf befasste, ist erstaunlich und auch, dass in dieser Gegend, wo damals bestimmt Torf gestochen wurde, Kartoffeläcker von staatlicher Seite bestellt wurden. Auch die damalige Schreibweise von "Witwe" war noch vor-DUDEN-zeitlich, und so nebenbei lernte ich den bayerischen Plural der Kartoffel lernen - mundartlich war das schlüssig: Kartoffi - das galt für Singular und Plural. :rolleyes:

  • Der Begriff "Moorkulturanstalt" ist ein wenig missverständlich. Die auf Initiative des Münchener Privatdozenten Anton Baumann angeregte und 1897 vom Bayerischen Landwirtschaftsrat gegründete Landes-Moorkulturanstalt widmete sich anfänglich der botanischen Untersuchung der bayerischen Moore.

    Im Jahre 1900 wurde die Anstalt verstaatlich und K.B.Mooranstalt benannt. Deren Ziel war neben der Torfgewinnung jedoch zunehmend (auch) eine Urbarmachung unkultivierter Moor- und Ödlandflächen für die agrarwirtschaftliche Erzeugung. Insofern entwickelten sich an diversen Standorten neben Moorwirtschaftsstellen auch Bodenkulturstellen.

    Die Einrichtung wurde dann 1959 zur Bayerischen Landesanstalt für Landkultur und Moorwirtschaft umbenannt und ging 1962 in der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkunde, Pflanzenbau und Pflanzenschutz auf (heute: Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau/Freising).


    Schöne Karte

    verwendete Quelle:
    http://books.google.de/books?id=r50vo…anstalt&f=false

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Besten Dank Pälzer für die aufschlussreiche Info. :thumbup:
    Liege ich mit der Annahme richtig, dass im Jahr 1913 immer noch Dienstkarten mit alter Anstaltsbezeichnung auf Lager waren, und die aufgebraucht wurden?
    Man hatte damals wohl noch nicht die heutzutage verbreitete Wegwerf-Mentalität. :rolleyes:
    Frage Nummer zwo: Gab es Karten mit geändertem Dienstsiegel? ?(

    "Extra Bavariam non est vita et si est vita non est ita."

  • Hallo abrixas und Pälzer,
    so ist es. Ein Beispiel aus heutiger Zeit ist die Moorkulturanstalt Grosskarolinenfeld (nördlich von Rosenheim), bei der es auch heute noch um die Erforschung von Anbaumöglichkeiten auf den saueren Moorböden geht.
    Grüße
    Mangfalltaler

  • abrixas

    Nun ja, wenn 1900 verstaatlicht und erst 1959 in Bayerisches Landesanstalt für Landkultur und Moorwirtschaft umbenannt, wird wohl nach der Freistaatgründung ( 07.11.1918 auf 08.11.1918 ) erst einmal einfach von Königlich Bayerische Moorkulturanstalt auf Bayerische Moorkulturanstalt umbenannt worden sein.

    Das ist aber nur eine Vermutung.

    Wer nach 1920 rechtsrheinsch-bayerisch sammelt, müsste auch Dienstbelege mit modifizierten bzw. evtl. ganz neuem Siegel liefern können, ich kann`s leider nicht. Warum sollte insofern im Jahre 1913 die Bezeichnung Königlich Bayerische Moorkulturanstalt nicht passen ?

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber abrixas,

    kenne mich im Moor nicht so gut aus, aber frei durch Ablösung war nicht portofrei, wenn ich mich nicht täusche, sondern per Aversum (also nicht sichtbar) vom Absender bezahlt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,
    per 1.1.1908 wurden alle Portofreiheiten in Bayern beendet, mit Ausnahme der auch im Wechselverkehr mit dem Reich noch bestehenden.
    Dies waren : Post der regierenden Fürsten; Reichdienstangelegenheiten der Reichsbehörden; Militär- und Marineangelegenheiten, Post der bayr. Postbehörden in Post- und Telegraphenangelegenheiten.
    Der Postverkehr der K.B. öffentlichen Stellen, Behörden und Organe wurde ab dem 1.1.1908 grundsätzlich Portopflichtig
    Im Dienstpostverkehr wurde das Portoablösungsverfahren eingeführt.
    Und das so kompliziert in 4 Verzeichnissen über die Teinehmer und Versendungsbedingungen, das es erstaunt das das ein Postbeamter nachvollziehen konnte
    Beispiel: Ein Schreiben eines Bürgermeisteramtes an ein anderes war nicht abgelöst, Ein Schreiben eines Bürgermeisteramtes an ein Amtsgericht war abgelöst.
    Gruß Bernd

  • Hallo Bernd,

    vielen Dank für diese Zusammenfassung, die ich sehr interessant finde. Vlt. waren die Menschen früher intelligenter als heute, da die Volksverdummung, der wir seit Jahrzehnten unterliegen, immer besser greift ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Am 01.03.1919 erschienen in Bayern Dienstmarken mit einem Aufdruck "Volksstaat Bayern".

    Das Wort "Volksstaat" wurde im 19. Jahrhundert zunächst für jede Staatsform verwendet, in welcher die Regierungsgewalt wesentlich vom Volke ausgeht, also synonym für "Demokratie".

    Zur selben Zeit entstand der Ausdruck "Freistaat" als deutsches Synonym für "Republik".

    Die amtlichen Bezeichnungen für einige Gliedstaaten des Deutschen Reichs nach dem Ersten Weltkrieg enthalten den Bestandteil "Volksstaat", darunter der Volksstaat Hessen (1918–1945), der Volksstaat Württemberg (1918–1933) und der Volksstaat Reuß (1919–1920).

    Unter der Regierung Kurt Eisners 1918/19 war in Bayern der offizielle Staatsname „Freier Volksstaat Bayern“.

    Hier ein Brief vom Bürgermeisteramt Haßloch in der Pfalz, die seit 1816 zu Bayern gehörte, am 26.11.1919 als Fernbrief nach Halle an der Saale portorichtig frankiert mit 20 Pfennig in Form eines senkrechten Paares des 10 Pfennig Wertes, MiNr. D 33 y.

    Liebe Grüße
    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger und Sammlefreunde,

    auch ich darf zu den Volksstaat-Dienstausgaben einen kleinen Beitrag leisten. Allerdings sind mir hier einige Dinge völlig unklar, so dass ich entsprechend um Unterstützung bitte.

    Zunächst zum Inhalt, bei dem das Bürgermeisteramt der Stadt Zweibrücken dem Empfänger, dem Herrn Theodor Dietzsch bestätigt, dass ihm lt. Note des kommandierenden Generals (sehr wahrscheinlich der hiesigen Garnison Zweibrücken) gestattet sei, dass er dahier weiterhin Wohnsitz nehme.

    Warum ist mir im Moment unklar, es wird sich sehr wahrscheinlich um einen (ehem.) Armeeangehörigen handeln, den man irgendwie A) eine Unterkunft im Zivilbereich bieten oder B) aus irgend einem Grund weiter im Auge behalten wollte. ( Anm.: Waffenstillstand von Compiègne 11.11.1918 ).

    Der erste Zustellversuch mit Entwertung der rechten 5 Pf Dienstmarke am 26.04.19 und der Adressierung "Hier - bei Apotheke Meisel" wurde von der Post zurückgewiesen, da lt. dem angebrachten Postvermerk der Empfänger ohne genaue Wohnungsadresse nicht aufzufinden sei. Lt. Rötelvermerk ging die Postkarte dann wieder am 27.04.19 zurück an die Zweibrücker Verwaltung, die nun zu knobeln hatte, wo der Adressat denn zu finden sei.

    Möglicherweise entschied man sich dort nun trotzdem noch einmal wie bisher zu versenden, um gerade das eben vom Postbote ermitteln zu lassen, klebte dazu erneut eine 5 Pf Dienstmarke und diese dabei über den Rand des o.a. Postvermerkzettels. Die Marke wurde dann am 28.04.19 (ohne Beanstandung) von der Zweibrücker Post entwertet.

    Am linken Rand liest man dazu nun: Umgezogen Harxheim-Zell - Ruf - so dass man bei der Verwaltung der Stadt Zweibrücken (Siegelabschlag) die Angelegenheit nach erneuter Retoure am 29.04.19 als erledigt betrachten konnte. (Anm.: Harxheim im Zellertal liegt rd. 95 km östl. von Zweibrücken nahe Kirchheimbolanden).

    Was aber bedeutet nun der ohne Entwertung einer Dienstmarke erfolgte Abschlag Zweibrücken vom 25.04.19 oben rechts ? Und wenn innerhalb von Zweibrücken 2 x mit Dienstmarken freigemacht, dann hätten hier lt. dem - auch für die Dienstpost - allgemein gültigen Posttarif im Ortsverkehr jeweils 7,5 Pf verklebt werden müssen, es waren in beiden Fällen aber nur 5 Pf.

    Wer kann helfen ?

    + Gruß vom Pälzer

    ...der im Übrigen natürlich auch eine Adressierung nach Harxheim/Zell in Betracht gezogen hat, das aber aufgrund des Röteleintrages 29.04.19, d.h. vor dem Datum der letzten Dienstmarken-Entwertung am 28.04.19 für unwahrscheinlich hält

  • Bei dieser nachgesendeten Karte kommt Einiges zusammen!
    Als Absender ist im Dienstsiegel der bayerische (nicht mehr königliche! Aptiert!) Magistrat des Marktes Partenkirchen ersichtlich.
    Der Braungardt-Stempel (Typ 39b) von PARTENKIRCHEN 1. (Dieser Stempel wird von Helbig auch mit "Vorsicht auch falsch" gemeldet - das ist im Falle dieses Beleges auszuschließen) entwertete die Dienstmarke am 25. FEB 1920.
    Der Empfänger hatte aber mittlerweile Elmau in Richtung Glauchau verlassen, und somit wurde die Karte nachgesandt. Wieso dem Empfänger 5 Pfennige Nachporto aufs Auge gedrückt wurden, weiß ich nicht. Auch beim Nachforschen der Glauchauer Schloßmühle googelte ich ins Leere: ;(
    Schloßmühle fand ich nur bei Zwickau und der Durchgangsstempel (Datum -2.3. 20) von LEIPZIG wirkt auch nicht gerade aufklärend. Ich gehe dennoch davon aus, dass die Karte mit der hochwichtigen Mitteilung 8) den Herrn Karl Hedrich erreicht hat. Diese wichtige Angelegenheit will ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten.
    Ausserdem: Wenigstens die Postkarte war auch noch posthum königlich-bayerisch! :D

  • Hallo Sammlerfreunde,

    was das Königlich Bayerische Staatsministerium des Inneren dem Bezirksamstssekretär Niklolaus Hertel in der nachstehenden Dienstsache mitzuteilen hatte, werden wir leider nicht mehr in Erfahrung bringen können. Auch er war ausweislich der zahlreichen Umleitungen zum Militärdienst einberufen, hier beim Königlich Bayerischen Landwehr Infanterie Regiment Nr. 8.

    Dieses wurde im Jahre 1916 als weiteres Ersatzbatallion des 18. Infanterie Regiments „Prinz Ludwig Ferdinand“ in Landau aufgestellt. Zuvor war es in Germersheim, Sondernheim, Rohrbach, Insheim und Wollmesheim gelegen. So gerupft wie der - durchaus interessant ausschauende - Kuvert-Vordruck daherkommt, könnte auch eine Weiterleitung ins Feld erfolgt sein.

    Aber auch das wird uns leider verborgen bleiben.

  • Hallo Pälzer,

    interessantes Stück Pfalz - Postgeschichte. Dem Zustand des Briefes nach dürfte es wirklich an die Front gegangen sein - man muss froh sein, dass sich solche Sachen erhalten haben, denn die allermeisten Poststücke, die wir heute haben, liefen ja von der Front in die Heimat, wo sie liebevoll aufbewahrt wurden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    Das K. Rentamt Erding sandte am 19.2.1919 einen Vordruck-Dienstbrief an das K. Land-Rentamt nach München, der dort weiterverwendet wurde und als Ortsbrief am 8.4.1919 nach Pasing gesandt wurde. Immerhin war in München das als Absenderangabe verwendete Dienstsiegel noch Königlich.

    mit bestem Gruss
    stampmix