• Liebe Freunde,

    auch ein einfacher Brief kann viel Freude bereiten, mir jedenfalls. :)

    Die freie Reichsstadt Frankfurt am Main wurde zum 1.7.1867 preußisch. Damit verbunden war die Verwendung preußischer Freimarken mit Kreuzerwährung. Dieser Zustand dauerte aber nur ein halbes Jahr, danach wurde alles in den Norddeutschen Bund eingemeindet und der Norddeutsche Postbezirk darüber gestülpt.

    Hier habe ich eine Postgefällsschädigung durch die Firma Schäfer & Leipprand in FFM vom 22.8.1867, die den Brief nicht im just preußisch gewordenen FFM zur Post brachten, sondern in Aschaffenburg, gerichtet an die Firma Kappelmeyer in Nürnberg. Weil innerhalb Bayerns Briefe nur noch 3 Kr. unabhängig von der Entfernung kosteten, Briefe aus FFM nach Nürnberg noch Postvereinsbriefe waren, hätte man bei einer Postaufgabe in FFM für 187 km = 25 Meilen 9 Kr. zahlen müssen, sich folglich 6 Kr. gespart.

    Mein Verdacht fällt auf den im Brief genannten Reisenden, Herrn Bach. Leider ist die Tat verjährt und der Vorname des Herrn Bach heute wohl kaum mehr zu eruieren, sonst hätte man da wohl noch etwas machen können. :D

    Zum 1.1.1868 war das alles obsolet geworden, weil dann alle Briefe nur noch 3 Kr. kosteten.

  • Hallo bk,

    des is aber ganz schön gewagt einen Bayernbrief bei den Preußen einzustellen und dann auch noch SO einen ! ^^ Nachdem damit dann aber praktisch alle Dämme gebrochen sind, schließe ich mich mit einem ähnlich gelagerten Stück aus der preussischen Rheinprovinz an und dies aus der Zeit des DÖPV, d.h. vorliegend aus dem Jahre 1865.

    An dem Beleg wird u.a. das "teamwork" zwischen Absender Roeder & Co / Köln und dem Forwarder, Carl Huss, Agentur d. Bad. Schrauben-Dampfschifffahrts-Gesellschaft / Ludwigshafen a.Rh. sehr gut deutlich. Gespart wurden hier bei rd. 198 km = 25 Meilen Luftlinie zwischen Köln und dem Zielort Pirmasens ebenfalls 6 Kr.

    Die Sparschwein-Nummer ist hier allerdings dermaßen unverblümt und offenkundig abgezogen worden, dies zudem mit Unterstützung des zwischen 1863-1868 amtierenden Bürgermeisters der Stadt Ludwigshafen am Rhein und sicherlich nicht nur dieses einmal, dass mir langsam aber sicher die Frage aufkommt, inwiefern das ein Delikt gewesen ist.

    Wo sollte derartiges eigentlich geregelt gewesen sein ?


    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    Wo sollte derartiges eigentlich geregelt gewesen sein ?

    im jeweiligen Postgesetz eines jeden Landes. Sinngemäß war die Versendung verschlossener Briefe in Paketen Betrug an der jeweiligen Staatspost und damit eine Straftat.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    diese ziemlich allgemein gehaltene Behauptung reicht mir angesichts des o.a. - derart offenkundigen - Vorgangs nicht aus, da hätte ich dann schon gerne die konkrete Rechtsgrundlage gesehen. Dies u.a. aufgrund der von Dir schon mehrfach geäußerten Feststellung, diese Briefe gäbe es "massenweise".

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo bk,

    die Dateien sind derer vielfältige und nicht direkt zugänglich, was die Sache nicht erleichtert. Darüber hinaus wirken zwei Rechtssysteme zusammen, zum einen das Postgesetz zum anderen das Strafrecht. Wo wir mit dem Postwesen wohl richtig liegen sollten, ist preussische Gesetz über das Postwesen vom 5. Juni 1852. Wie das in Fällen wie w.o. im Zusammenwirken mit dem Strafrecht zu sehen war, wird m.E. schon einmal recht gut an dem nachstehend rechtshängig gewordenen Vorfall deutlich:

    https://books.google.de/books?id=KWxGA…reussen&f=false

    Beginnen sollte man etwas weiter oben auf Seite 155 ab dem letzten Abschnitt. Der offenbar in mehreren Instanzen unterschiedlich bewertete Vorgang gibt einen durchaus interessanten Einblick in die damaligen Rechtslage, was man sich insofern einmal in aller Ruhe anschauen sollte, denn so eindeutig wie von Dir dargestellt war es nicht. Ich schau in der Zwischenzeit mal nach, ob sich der Wortlaut des Gesetzes über das Postwesen vom 5. Juni 1852 auffinden läßt.

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo,

    dieses Spielchen war meines Wissens nach bis in die neuere Zeit beliebt, obwohl verboten. Mir ist bekannt, daß besonders von niederländischen grenznahen Firmen früher gerne Post in Deutschland aufgeliefert wurde. Daher gab es besondere Anweisungen für Postämter im Grenzbereich, so etwas nicht anzunehmen. Aber solche Anweisungen wurden von cleveren Niederländern umgangen. So wurde es mir vor vielen Jahren von einem hiesigen Postler und Sammler erklärt. Ob das so zutraf weiß ich nicht.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Klesammler und Michael,

    dieses Spielchen war meines Wissens nach bis in die neuere Zeit beliebt, obwohl verboten.


    wie man an dem o.a. Urteil das DÖPV-Gebiet betreffend sieht, läßt sich das allerdings nicht verallgemeinern.

    In diesem Fall wurde ein Unternehmer, der einen Transport von postbeförderungspflichtigen Zeitungen zwischen Hamburg und Sachsen im Paket vollzogen hatte freigesprochen, weil im revidierten Postvereinsvertrag kein Bezug zu den Strafbestimmnungen des § 35 Abs. 3 des preussischen Gesetzes über das Postwesen vom 5. Juni 1852 bestand.

    Um Missverständnisse zu vermeiden: Innerhalb Preussens selbst ist es allerdings ein Delikt gewesen, die Quelle habe ich mittlerweile auch gefunden:

    https://books.google.de/books?id=6ihGA…epage&q&f=false

    ...siehe hier den § 35, den man einfach im Inhaltsverzeichnis anklicken kann, dann wird er angezeigt. Wo es wohl auch unzulässig war ist bei einer über das DÖPV-Gebiet hinausgehenden Geschichte wie bspw. mit den Niederlanden, aber dazu kann ich leider auch kein belastbares Material beitragen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    2 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (25. Mai 2016 um 22:21)

  • Hallo Klesammler,

    genau das war ja Anlass der eingangs gestellten Frage:

    Die Sparschwein-Nummer ist hier allerdings dermaßen unverblümt und offenkundig abgezogen worden, dies zudem mit Unterstützung des zwischen 1863-1868 amtierenden Bürgermeisters der Stadt Ludwigshafen am Rhein und sicherlich nicht nur dieses einmal, dass mir langsam aber sicher die Frage aufkommt, inwiefern das ein Delikt gewesen ist.


    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Liebe Freunde,

    hier zeige ich einen Porto - Chargébrief von Berlin nach Hof vom 20.5.1863. Porto: 3 Sgr. über 20 Meilen + 1 Sgr. Portozuschlag + 2 Sgr. Reco vom Empfänger = 6 Sgr. = 18 Kreuzer postalisch.

    Interessant: Ab 1.1.1868 kosteten Portochargébriefe über 1 Loth 3 Sgr. und die Recommandation 2 Sgr. = 5 Sgr., die aber dann paritätisch reduziert auch 18 Kreuzer ergaben.

    Es ist also interssant, aus beiden Perioden Briefe gleicher Korrespondenz zeigen zu können, die mal 5, mal 6 Sgr. kosteten, aber in Kreuzer gleich teuer waren.

  • Liebe Freunde,

    wenn man sich im Rheinland Geld sparen wollte bei Briefen nach Bayern, brauchte man nur jemanden zu dingen, für einen die Briefe günstig im Inland aufzugeben und 3 Silbergroschen waren pro Brief Historie.

    Ich zeige heute 2 Beispiele aus einer Korrespondenz an die Firma Georg Heydweiler in Otterberg bei Kaiserslautern (die älteren Fußballfans von euch kennen diesen Ort noch).

    Der 1. vom 26.3.1866 wurde in Schwelm in Preussen am 24.4.1866 verfasst und 2 Tage später in Kaiserslautern mit 3 Kr. frankiert ins nahe Otterberg aufgegeben. Die Ersparnis war beachtlich: 3 Silbergroschen waren paritätisch 10,5 Kreuzer, so dass man 7,5 Kreuzer gespart hat.

    Der 2. vom 7.5.1866 aus Gevelsberg wurde illegal nach Ludwigshafen am 11.5. geleitet und dort aufgegeben gegen 08.00 Uhr morgens.

    Während der Schwelmerbrief den Absender vorne zeigt und damit leicht als Postbetrug ersichtlich ist, wurde der Gevelsberger mit einem vorderseitigen Stempel der Firma Claus Exeter von Ludwigshafen veredelt und auf den Abshlag eines Gevelsberger Firmenstempels verzichtet. Auch hier dasselbe Bild: Wieder ersparte sich unsere rheinländische Firma 7,5 Kreuzer und ich glaube nicht, dass dies der einzige Brief ist, der so auf die Reise ging.

    Allein hier hatte Preussen also satte 15 Kreuzer (oder 4 1/4 Silbergroschen) verloren. Wenn es Hunderte waren, die über das Jahr an verschiedenste Adressen in die Pfalz liefen (vom rechtsrheinischen Bayern ganz zu schweigen), kann man sich das finanzielle Ausmaß vorstellen, um den Preussen geprellt wurde.

    Ich wette, dass durch diesen "Unterschleif" im Jahr sicherlich viele Tausend Taler allein durch Aufgaben in ganz Altdeutschland der Postkasse entzogen wurden.

  • Lieber Ralph,

    Ja ist denn da irgendwo ein Nest mit diesen Vermittlungsbriefen? Mir schwant, da wird gar eine ganze Sammlung draus? Und zwar ne richtig tolle!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    nein, ein Nest ist da (leider!) nicht vorhanden - aber 3 Rahmen bekäme ich knapp zusammen, so meine vorläufige Schätzung. Aber wen, außer dir und mir, würde diese Mini - Sammlung viel geben?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,
    hilf mir doch schnell mal auf die Sprünge. Ich hatte immer im Kopf, 1 Silbergroschen gleich 3 Kreuzer. Du rechnest hier aber mit 3,5 Kreuzern.
    Beste Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    postalisch hatte man das im DÖPV 1 Sgr. = 3 Kreuzer rheinisch so festgezurrt.

    Die tatsächliche Währungsparität war aber 1 Sgr. = 3,5 Kreuzer, sogar einen Tick mehr. Kaufkraftmässig war 1 Groschen also ca. 17% teurer, als 3 Kreuzer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Peter,

    nein, ein Nest ist da (leider!) nicht vorhanden - aber 3 Rahmen bekäme ich knapp zusammen, so meine vorläufige Schätzung. Aber wen, außer dir und mir, würde diese Mini - Sammlung viel geben?


    Lieber Ralph,

    da würde mir spontan noch der eine oder andere in den Sinn kommen :P:P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Erwin,

    ich möchte dir in Erinnerung rufen, daß es in Preußen für den Teil, der mit Gulden/Kreuzern rechnete, eine 7 Kr-Marke gab, die dem 2 Sgr-Porto entsprach.

    beste Grüße

    Dieter