Preußen - Sachsen-Meiningen

  • Hallo preussensammler,

    zwischen der preußischen und der taxisschen Postverwaltung gab es eine in die Postvereinszeit hinein übernommene Nahbereichstaxe, deren exakte Ausgestaltung ich leider nicht kenne. Vor allem interessiert mich, ob die Ortspaarung Eisenberg - Ziegenrück davon betroffen war.

    Der nachfolgend gezeigte Brief von Sachsen in die preußische Enclave Ziegenrück ist nur mit 1/2 Ngr. frankiert und ohne Nachtaxe befördert worden. Zwischen Preußen und Sachsen existierte kein Vertrag über eine Nahbereichs-Sondertaxe. Denkbar wäre die Übernahme der alten taxisschen Regelung bei Übernahme des Postwesens in Sachsen-Altenburg durch die königlich sächsische Post. Unterlagen dazu habe ich aber nicht finden können. Möglicherweise liegt auch schlicht eine übersehene Unterfrankatur vor.

    Kannst Du etwas zur Klärung beitragen?

    Beste Grüße

    Altsax

    • Offizieller Beitrag

    Nach langer Pause auch hier mal wieder ein Brief. 1858 ging es von Coethen an den Postmeister von Roemhild in Sachsen-Meiningen.

    Der Brief solte frei und Recommandirt aufgegeben werden, bei einer Entfernung von >20 Meilen fielen also 3 Sgr. + 2 Sgr. Einschreibegebühr an. Diese 5 Sgr. wurden mit Rötel angeschrieben, der Brief mit 6/10 L. gewogen, der preußische Reco-Stempel aufgesetzt und die Kartierungsnummer 220 notiert.

    Dann wurden ungewöhnlicherweise Reco-Schriftzug und -Stempel mit einem blauen (Charge-)Gitter versehen / annuliert !? Die Kartierungsnummer wurde mit schwarzer Tinte durchgestrichen und die Rötelvortaxe ebenfalls mit einem dicken blauen Tintenstrich gestrichen.

    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    schön, dass du ihn bekommen hast. Frage: Reco, oder nicht, 5 Sgr. bezahlt, oder nicht? Portofrei wegen der Correspondenten?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    wie der nachfolgende Nahbereichsbrief aus Benshausen nach Mellrichstadt vom 12.5.1859 zeigt, hat Preußen des Öfteren das Chargegitter über den Reco-Stempel gesetzt.

    Die Spedition erfolgte über das taxissche Postgebiet nach Bayern.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    wunderschöner Brief von dir - aber bei deinem hat man die Reco - Nr. nicht gestrichen, bei Michaels Brief aber schon.

    In Bayern galt die Vorschrift, dass die Aufgabepost in diesen Fällen auf der Vorderseite zu notieren hatte: Wurde kein Schein gelöst.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Karl,

    vielen Dank für das Zeigen dieses interessanten Gegenstücks.

    Tatsächlich war meine erste Interpretation auch, dass es ein Chargé-Gitter der Taxis-Post ist, warum auch immer man dies tat. Im Unterschied zu deiner Deutung bezweifel ich, dass das Gitter von Preußen stammt. Die hatten ja gerade erst ihren Recommandirt-Stempel aufgesetzt und warum sollte man dann noch eine T&T-Eigenheit übernehmen?

    Auf die verwirrende Besonderheit bei meinem Brief hat Ralph schon hingewiesen: die Kartierungsnummer ist mit schwarzer Tinte durchgestrichen. Könnte mir vorstellen, dass so etwas bei der Umkartierung mit neuer Nummernvergabe durch Taxis erfolgt, aber es gibt auch keine 2.Nummer.

    Zu Ralphs Frage nach Portofreiheit: Der Absender genoss wohl keine, es ist auch keine entsprechende Franchise oder Siegel vorhanden, zudem handelt es sich um keine Dienstsache (auch wenn es im Inhalt um eine Kautionsstellung geht). Da fehlt jeglicher Hinweis, um dies annehmen zu können.

    Ohne das kleine Detail der durchstrichenen Nummer wäre der Brief für mich vergleichbar dem Benshausen-Brief. Vielleicht saß da unten ein T&T-Beamter mit Preußen-Aversion. :/8)

    Gruß

    Michael

  • ... in jedem Fall ein sog. "Vortragsbrief" bei der nächsten JHV der ARGE Preussen, wo ja vlt. einer eine andere Sicht der Dinge hat. Ich liebe solche Briefe, über die sich viele gute Sammler unterhalten können und das Für und Wider abwägen. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    wann die nächste JHV der Preußen ist, das muß noch ausgeknobelt werden. Die JHV Ende Juni ist jedenfalls gestrichen. :(

    Ob das nächste Regionaltreffen Ende Juli in Ratingen stattfindet ??

    Dieter

  • Liebe Sammelfreunde

    ich hoffe, dass der Beleg hier richtig ist.

    Am 30.04.1853 am Bahnhof Fürstenwallufer Magdeburg aufgegeben, ging es in das über 20 Meilen entfernte Saalfeld. Das Franco von 3 Sgr. wurde mit 2 Marken der Kopfausgabe von 2 und 1 Sgr. dargestellt. Beide wurde mit dem Nummernstempel "907" entwertet. Der Aufgabestempel Magdeburg Bahnhof war obligatorisch abzuschlagen. Der Bestellkreuzer wurde in rot als Strich notiert.

    Siegelseitig Kursstempel Magdeburg - Leipzig (bis nach Halle) von dort weiter über Halle - Eisenach nach Saalfeld, wo er am 01.05. ankam.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Ulf,

    schöner Brief. Die beiden Marken scheinen ja gerade noch vollrandig zu sein :), da gibt es viele Briefe mit dieser Markenkombination, wo die Marken angeschnitten sind :(.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin

    ja die Markenkombination ist nicht selten. Auch ich bin sicher, das beide Werte vollrandig sind. Die Nr. 2a klebt unten rechts deutlich auf der Nr. 3.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • hallo

    hier ein weiterer Neuzugang für meine Heimatsammlung - wieder verbunden mit ein paar Fragen ....

    Brief der Glasinstrumentenfabrik F.F.Greiner aus preuß. Stützerbach nach Saalfeld (Sachsen-Weimar, Post T&T) vom 4.12.1859, aufgegeben über das zuständige Postamt Schmiedefeld (Stützerbach hatte erst ab 1861 eine Postexpedition):

    Warum sind 3SGr verklebt, angeschrieben ist doch nur einer? (Entfernung nach heutigen Maßstäben ist ca 55km)

    Inhalt:

    Eine Bekannte von mir hat folgendes übersetzt:

    Herrn Georg Wagner in Saalfeld
    Stützerbach b. Ilmenau 2. Dec. 1859

    Es freut mich durch Ihr geehrtes vom
    30tn v. Mts. vernehmen zu können Ihre
    Wünsche durch meine kürzliche Sendung
    erfüllt zu sehen, und bescheinige ich Ihnen
    zugleich den richtigen Empfang Ihren
    auf Baarsendung von 16 (?)Tlr. womit
    ich dieses Pöstchen dankend ausgleich.

    Mich Ihren treuen Wohlwollen empfeh-
    lend zeichnet

    Hochachtungsvoll ergebenst

    (?). Greiner

    Kann jemand die beiden Fragezeichen auflösen? Oder Korrekturen machen?

    Gruß Klaus

  • Hallo Klaus

    ein ungewöhnlicher Brief. Die 3 Sgr. sind nur erklärbar, wenn der Brief 2 bis knapp 3 Loth wog. Eventuell liegt auch nur eine Überfrankierung vor, da er ja den Empfang von 16 Reichsthaler 7 Sgr. bestätigte.

    Die angeschriebene 1 ist der Bestellkreuzer in Saalfeld.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Ulf

    2 bis 3 Loth glaube ich nicht - da müßte ja noch was schweres drin gelegen haben - darauf gibt es ja aber keinen Hinweis im Inhalt, der Brief selbst besteht ja nur aus einem Blatt. Aber ich dachte, damals war es eher üblich, die Marke erst auf der Post aufzukleben - da sollte eine so hohe Überfrankatur doch nicht möglich sein ....

    Darf ich nachfragen, aus welcher Abkürzung du die Reichstaler erkennst?

    Und hat jemand eine Idee zum Kürzel des Vornamens?

    Gruß Klaus

  • Hallo Erwin

    wenn das so geschrieben stünde wie bei dir, könnte ich das auch rauslesen. Im Brief sind aber mMn ganz deutlich nur zwei Buchstaben, das nächste Zeichen ist dann die 7 .... jedenfalls nach der Lesart von Ulf:

    Gruß Klaus

  • Hallo Klaus

    preussen_fan hat dir ja schon geschrieben, wie die Abkürzung für den Reichsthaler aussieht. Dafür mein Danke an Erwin!

    Briefmarken konnten schon frühzeitig bei Briefträgern gekauft werden, auch Ganzsachenumschläge. Auch die Postämter gaben Postwertzeichen an das Publikum heraus. In den alten Amtsblättern finden sich immer mal wieder Einträge, wie bestimmt Sendungen mit Marken zu frankieren waren.

    Wie schon bemerkt, ist eine Überfrankatur schon möglich. Der Absender hatte keine andere Marke mehr da und wollte unbedingt schnell antworten.

    Theoretisch hätte der Brief auf in einem T&T-Postamt, bspw. Illmenau aufgegeben werden können...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf