Belege mit seltenen Stempeln, Marken, Destinationen, neuen Frühdaten usw. von denen nur maximal 3 Belege bekannt sind

  • Liebe Freunde der gepflegten Philatelie,

    immer wieder einmal ist einem das Sammlerglück hold und man ergattert einen Beleg, der so selten ist, dass man nie erwartet hat, ihn zu bekommen. Oder man findet einen Stempel, von dem gar nichtbekannt war, dass er existiert.
    Solche Stücke sollen hier gezeigt und untergebracht werden.

    Ich fange mal mit dem großen Versuchsstempel von POLCH an. In der Literatur war er nicht bekannt, weder bei Feuser, Münzberg und auch in der Zusammenstellung aller großen Versuchsstempel von Rolf Ritter fehlte er.

    Ich habe ihn zufällig im letzten Moment in der 72. Jennes & Klüttermann Los 8283 im Nachverkauf gesehen und für zwei große Pizzen war dieser seltene Stempel mir. Was mich wundert, dass kein anderer dieses Stück gesehen hat.

    Portofreie Dienstsache von POLCH nach CRIEN (CRIEN = Dorf in Pommern, Rbz Stettin, Krs Anklam)

    Dem hochwürdigsten Bischof
    gnädigsten Herrn
    Mitglied der Ehren Legion
    Herrn von Hommer Hochwohlgeboren
    zu Crien

    DkIa, sog. großer Versuchsstempel

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hier zeige ich den nächsten seltenen Stempel. Es ist der Stempel in Aachener Sonderform von LOEVENICH. Davon kenne ich nur eine Ganzsache ex Sammlung Metzer sowie einen Beleg, bei dem der halbe Stempel abgeschnitten ist.
    Auch diesen Beleg habe ich zufällig bei Delcampe entdeckt. Zum Preis von einem großen Weizenbier gehörte er mir. Der Verkäufer hat sich damals sicher gewundert, dass ich bei diesem geringen Kaufpreis auf Verand per Einschreiben bestanden habe.

    An den Rektor der höheren
    Bürgerschule zu Schwerdte
    Herrn W. Schulze=Noelle
    Ehrwürden
    In
    Ergste bei Schwerdte

    DK III St. mit stumpfem Zierstück
    AußenØ 28 mm
    InnenØ 16,5 mm

    Der Stempel wurde am Sonntag dem 5.7.1857, 12 – 1 Uhr verwendet. Die 1 ist entweder nicht gesteckt worden, oder sie wurde nicht abgedruckt.

    Ostern 1857 trat die von der Stadt errichtete höhere Stadtschule, im Volksmunde Rektoratsschule genannt, ins Leben.
    Die interimistische Leitung wurde durch Verfügung der Kgl. Regierung in Arnsberg vom 13. 3. 1857 dem Pfarramtskandidaten Noelle (Ergste) gegen jährliche Remuneration von 450 Thlr. gegeben.

    Die Marke ist nicht zum Brief gehörend, das Original wurde abgerissen. Äußerst seltener Stempel, bisher mir nur aus der Sammlung Metzer bekannt (26. Kruschel)


    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Der nächste Beleg ist auch ein Zufallsfund aus der letzten Messe in Sindelfingen. Ich hatte noch 20 Minuten Zeit, dann fuhr der Bus zurück nach Frankfurt. Am letzten Händlerstand vor dem Ausgang blätterte ich durch den APreussen-Kasten und stutzte, als ich den folgenden Beleg fand. Ich habe alle vorkommenden Briefkastenstempel in meiner Sammlung "Im Briefkasten vorgefundene unterfrankierte Beleg", aber diesen von BROMBERGhatte ich noch nicht gesehen und bis heute ist mir auch kein weiterer untergekommen.

    U21B, Ganzsache vom 21.2.1866 von BROMBERG nach SOEST

    An den Buch- und Verlagshändler
    Herrn Unverzagt
    Soest

    Die Entfernung Bromberg - Soest betrug 92 Meilen und lag damit in der dritten Entfernungsstufe zu 3 Sgr. Der fehlende Silbergroschen in Blau ausgeworfen und blaue Unterschrift des Beamten.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Als nächsten Beleg stelle ich den Ortsbrief aus Münster mit der Mi 1 und Nierenstempel ein, der bisher nur einmal gelistet ist.

    Beleg mit Marke und Nierenstempel gebts es knap über 25 Stück, aber von Münster nur diesen. Auch diesen Beleg konnte ich im Nachverkauf bei Rauhut und Kruschel erwerben.

    Mi1 Ortsbrief vom 7.9.
    Für Ortsbriefe war bei Abholung vom Postamt ½ Sgr. Frankogebühr erforderlich.
    Von Münster ist nur dieser eine Brief mit Markenfrankatur und Nierenstempel bekannt.
    1. Der Nummernstempel 982 von Münster ist erkennbar, wenn auch schwach.
    2. Die Stempelübergänge sind korrekt.
    Nierenstempel als Aufgabestempel neben Marke sind sehr selten. Sie kommen vor von:

    Gefell, Gemünd, Löbau, Münster, Niedersfeld, Schleiden, Winterberg, von Potsdam nur als
    Packkammer-Ausgabestempel.

    Siehe Preussen-Studien Heft 70 (S. 27)

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Als nächstes zeige ich "nur" eine Marke mit dem Hufeisenstempel 12-2 von Elberfeld.
    HIII Hufeisenstempel 12-2 Spalink 2000P
    Verwendungsdatum 07.08.1865 - 1.1.1866
    Der wohl seltenste preußische Hufeisenstempel. Spalink führt nur zwei Belegstücke an. Dieses Stück ist dann das dritte. Außerdem handeltes sich um das bisher früheste Verwendungsdatum.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • preussen_fan 20. April 2024 um 18:46

    Hat den Titel des Themas von „Belege mit seltenen Stempeln, Marken, Destinationen usw. von denen nur maximal 3 Belege bekannt sind“ zu „Belege mit seltenen Stempeln, Marken, Destinationen, neuen Frühdaten usw. von denen nur maximal 3 Belege bekannt sind“ geändert.
  • Als weitere Marke zeige ich eine 3 Sgr.-Adlermarke mit dem Hufeisenstempel von Magdeburg. Das ist schon relativ selten, weil dieser Stempel fast nur auf markenlosen Paketbegleitbriefen vorkommt. Hier scheint es sich aber um ein neues Frühdatum vom 7. März 1866 zu handeln. Spalinkgibt als Verwendungszeit 9.5.1867 - 31.3.1869 an.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Dann zeige ich jetzt einen Beleg mit Nummernstempel von BUCKAU . Der Nummernstempel 1844 von Buckau ist bei Krauß auf Brief nur 2x registriert. Dieser Brief ist der dritte.

    August Schincke
    Krippen
    b Königstein
    in Sachsen

    Entfernung Buckau – Krippen = 29 Meilen = 3. Entfernungsstufe zu 3 Sgr.in den Postverein. Für die Recommandation waren 2 Sgr. erforderlich. Franko zusammen 5 Sgr. Dargestellt mit 3 Sgr.-Ganzsachenumschlag U13 und 2 Sgr. – Ganzsachenausschnitt GAA 9.

    Nummernstempelentwertung der GAAs
    von 15.9.1851 bis 25.10.1851 und von 1854 bis 31.3.1859

    Blaustrichentwertung der Franco-Couverts:
    25.10.1851 bis 31.3.1859

    Versendedaten somit 17.8.1854 bis 17.8.1858.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Einen seltenen Ausgabestempel von Berlin möchte ich jetzt zeigen. Ich weiß nicht wieviele registriert sind, außer meinem hane ich bewusst in den letzten 30 Jahren keinen gesehen. Laut dem neuen Heft von Dieter Schäpe "Ausgabe- und Packkammerstempel der Berliner Postanstalten" wurde er nur 7 Tage vom 2.5.1851 - 9.5.1851 verwendet.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo miteinander,

    Zugegeben ich bin etwas skeptisch mit diesem Thread, da ja nur fette Rosinen in Frage kommen, dem Thema geschuldet. Wo endet es, mit dem Eichstätt Brief??? Ich möchte jedoch kein Spielverderber sein, und zeige halt auch eine Marke, damit Württemberg hier auch vertreten ist. Bei dieser Marke aus meiner Heimatsammlung Güglingen handelt es sich um ein Unikat.

    Liebe Grüße von der Pappnase

  • Nettes Thema, das aber schon Morgen veraltet sein kann. Zum Anschauen aber richtig amüsant.


    In der bisherigen Registratur sind nur 3 Ganzstücke bekannt. In meiner Sammlung befinden sich aber eine Handvoll Einzelmarken mit dieser Markenentwertung des Einzeilers. Über früh oder lang werden sicher noch weitere Belege auftauchen. Aber momentan stehen wir bei "3"


    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Nettes Thema, das aber schon Morgen veraltet sein kann. Zum Anschauen aber richtig amüsant.


    In der bisherigen Registratur sind nur 3 Ganzstücke bekannt. In meiner Sammlung befinden sich aber eine Handvoll Einzelmarken mit dieser Markenentwertung des Einzeilers. Über früh oder lang werden sicher noch weitere Belege auftauchen. Aber momentan stehen wir bei "3"


    Moin Harald,

    Ich weiss auch nicht wie ich dieses Thema hier einordnen soll. Die Idee von Erwin ist an sich nicht übel, aber wie weit geht hier die Spannbreite? Wäre ein Brief von Marktheidenfeld nach Hocheim , so es ihn gäbe, ein Thema? Mal schauen.....Bis morgen noch jemand einen L1 Güglingen zeigt, und den Wert meiner Marke halbiert.

  • Liebe Freunde,

    war ja nur eine Idee von mir, die Zahl 3 könnte auch eine 10 sein. Wie ihr bei meinen Stücken sehen konntet, sind sie nur (bisher) in geringer Stückzahl bekannt, viel Geld ausgeben musste ich bei den meisten jedoch nicht.
    Bei seltenen Destinationen meinte ich solche, die wirklich selten oder exotisch sind, aber das soll jeder für sich entscheiden.

    Schön, dass ihr jetzt auch eure Seltenheiten zeigt. :)

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,

    war ja nur eine Idee von mir, die Zahl 3 könnte auch eine 10 sein. Wie ihr bei meinen Stücken sehen konntet, sind sie nur (bisher) in geringer Stückzahl bekannt, viel Geld ausgeben musste ich bei den meisten jedoch nicht.
    Bei seltenen Destinationen meinte ich solche, die wirklich selten oder exotisch sind, aber das soll jeder für sich entscheiden.

    Schön, dass ihr jetzt auch eure Seltenheiten zeigt. :)

    Lieber Erwin,

    Wir sind doch eine große Familie, da lassen wir dich nicht im Regen stehen...;)

  • Liebe Freunde,

    in Auktionskatalogen stößt man immer wieder auf Unikate, manchmal sogar auf »einmalige Unikate« (den Pleonasmus beherrschen Losbeschreiber aus dem Effeff, ohne ihn zu kennen) oder auf ein »Unikat – Adelsbrief mit komplettem Inhalt der Königin Marie« (weiß nicht, ob ich diesen Brief wirklich haben möchte …).

    Ich finde den Ansatz von Erwin mit bis zu drei Stücken daher sehr sympathisch, weil der Begriff des Unikats als Indikator für Seltenheit erstens gefühlt inflationär gebraucht wird und zweitens immer relativ betrachtet werden muss: einzigartig nach aktuellem Kenntnisstand.

    Von dieser Entwertung ist auf Brief einem Attest von 2005 zufolge nur dieses Exemplar bekannt (mir ist seither kein weiteres bekannt geworden). Lose Marken gibt es dem Vernehmen nach ein paar, was zumindest zeigt, dass es sich nicht um einen einmaligen Ausrutscher handelt.

    Was hat den Expeditor bewogen, diesen Stempel auf der Marke abzuschlagen?

    Laut dem Handbuch von Karl Winkler kommt der Stempel 1869/70 auf 3-Kreuzer-Marke vor. Meines Erachtens ist der Brief aus dem Jahr 1867 (Inhalt gibt es keinen, aber einen etwas undeutlich abgeschlagenen Ankunftstempel von Regensburg). Das bedeutet, vorgeschrieben gewesen wäre eigentlich ein Mühlradstempel als Entwerter auf der Marke. Wenn der gerade – aus welchen Gründen auch immer – nicht greifbar gewesen wäre, hätte man auch den erkennbar vorhandenen Ortsaufgabestempel abschlagen können – es gab genügend Expeditoren, die in dieser Hinsicht keinerlei Hemmungen hatten. Dies trifft auch für den Fall zu, dass der Brief vom Mai 1869 sein sollte – da hätte der Ortsaufgabestempel ganz vorschriftsmäßig ausgereicht. Dass die Entwertung im Ort vergessen und am Bahnhof nachgeholt oder als Übernahmestempel der Bahnpost abgeschlagen wurde, kann man ausschließen – die Bahn kam erst 1874 nach Abbach.

    Am wahrscheinlichsten ist daher eine aushilfsweise Verwendung als Ersatz für einen Mühlradstempel, also ein »Aushilfsstempel«. Bayernsammler legen seit dem 1975 veröffentlichten kleinen Buch von Georg Winkler den Begriff sehr weit aus. Er umfasst sowohl amtlich ausgegebene Behelfsstempel (etwa aufgrund einer nötig gewordenen Reparatur des regulären Stempelwerkzeugs) als auch Entwertungen mit örtlich vorhandenen Formular- oder anderen Stempeln aus unbekannten Gründen.

    Einer der bekanntesten Fälle der letzteren Gruppe ist der Einzeiler von Siegenburg, der auf geschnittenen Wappenmarken lose gar nicht selten, auf Brief immerhin nicht häufig ist, auf gezähnten (und auf geschnittenen Ziffernmarken) jedoch überaus rar. Hier haben wir die absurde Situation, dass der Formularstempel über einen so langen Zeitraum als Entwerter verwendet wurde, dass von einem Aushilfsstempel eigentlich gar nicht mehr die Rede sein kann. Es ist nach meinem Eindruck schwerer, in diesem Fall einen Brief mit Wappenmarken und Mühlradstempel zu finden als einen mit dem sogenannten Aushilfsstempel.

    Wie man sieht, ist Seltenheit durchaus relativ – bei dem Abbach-Brief auf jeden Fall zutreffend, weswegen ich mich sehr freue, ihn in meiner Sammlung zu haben, in der wenige teure Briefe einer Vielzahl von preisgünstigen, aber teilweise nicht minder seltenen Stücken gegenüberstehen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Sammlerfreunde,
    ein wirklich sehr ungewöhnliches Thema. Gerade im Stempelbereich ist die Entwicklung durch das Internet rasend schnell und so manches Unikat bekommt oft sehr schnell viele Brüderchen und Schwesterchen. Bei ungewöhnlichen Frankaturen sieht die Sache da ganz anders aus. Anbei ein Brief von Schweinfurt nach Fünfkirchen in Ungarn vom 8.10.1864. Brief der 2. Gewichtsstufe in die 3. Entfernungszone innerhalb des Deutsch-Österreichischen-Postvereins, frankiert mit insgesamt 18 Kreuzer. Das Franko ist dargestellt durch 1x 3xr rot und 15 Stück 1xr gelb. Es handelt sich um die größte bekannte Massenfrankatur der 1xr gelb. Hier wird sich kein zweites Stück finden.
    Gruß
    bayernjäger