Postbeförderung auf dem Rhein

  • Liebe Sammlerfreunde,

    lt. Spezialkatalog Thurn und Taxis von Peter Sem, wurde von 1852 bis 14.11.1858 Post mit Schiffen auf dem Rhein von Koblenz nach Köln und zurück befördert. Als Nachweis existiert der Dreizeiler COBLENZ - COELN, wie auf Seite 240 abgebildet. Herr Sem schreibt, daß die relative Seltenheit dieses Stempels damit erkärbar ist, daß nur jeweils der oberste Brief eines Briefpaketes mit diesem Stempel versehen wurde.
    Möchte dazu folgenden Brief von Frankfurt nach Köln vom 19. September 1855 zeigen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorPhilaBayern

    dieses Thema hatte wir schon einmal an anderer Stelle geführt.
    Ich finde es schön, diesen Streckenstempel mal auf Beleg zu sehen. Die Schreibweise von "Coeln" hebt diese besondere Beförderung vor.

    Danke für das Zeigen :thumbup:

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber VorphilaBayern,

    wunderbar! Toller Brief und großer Glückwunsch zu dieser Rosine. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber VorphilaBayern,
    Ich komme erst heute in diesem Thread vorbei und da drängen sich mir angesichts dieser herrlichen Schiffspostbelege zwei Fragen auf.

    Zum ersten eine dumme Frage des Stempelsammlers: Gibt es diesen Stempel auch vorderseitig oder gar als Entwerter?

    Zum anderen frage ich mich, ob die Sem'sche These stimmen kann, dass nur der oberste Brief eines Briefpakets den Stempel erhielt, da er doch offensichtlich meist oder immer rückseitig vorkommt. Wenn tatsächlich nur das ganze Bündel gekennzeichnet werden sollte, da ist es doch mehr als unwahrscheinlich, dass die Schiffspostler den ersten Brief entnahmen, umdrehten, hinten stempelten und dann wieder in das Paket gaben. Da wäre es doch viel einfacher gewesen, den ersten Brief vorne zu stempeln, denn den Postlern wird ja wohl egal gewesen sein, ob der eine Brief, der pro Paket gekennzeichnet wurde, diesen Stempel vorne oder hinten bekam. Oder gab es eine diesbezügliche Anweisung? Oder war es nicht vielmehr der letzte Brief eines jeden Pakets, der den Stempel erhielt?

    Liebe Grüße in die Oberpfalz von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,

    die Mär von dem 1. Brief, der einen Vertrags- oder Transitstempel erhielt, hält sich so lange, wie sie in der Masse der Fälle falsch sein dürfte. Hatte man Briefe aus einer Korrespondenz, die nicht komplett mit gewissen Stempeln bedruckt worden waren, kam diese These zum Einsatz.

    Es war einem Postler des 19. Jahrhunderts völlig wurst, welcher Brief oben oder unten lag. Sein Auftrag war zu dokumentieren, auf welche Weise die Poststücke instradiert wurden. Daher war jeder Brief, wenn es die Zeit und die Umstände erlaubte(n), pflichtgemäß mit dem hierfür vorgesehenen Stempelgerät zu bedrucken und nicht den 1., 13. oder 594. Brief.

    Angenommen, der tägliche Briefeversand auf dieser Strecke hätte der Menge von ca. 100 Stück entsprochen, dann hätte man 100 Briefe heuer zusammen zu tragen, und dürfte doch nur einen finden, der diesen Stempel trägt - entweder den 1. oder den letzten Brief. Mit der Realität, du ahnst es schon, hat das nichts zu tun.

    Das ist schon eine Crux mit der alten Literatur, wenn es denn keine Primärliteratur ist, dass vieles unausgereift, geraten oder selbst zusammengereimt war. Von daher sind mir neuere Werke bekann guter Postgeschichtler unter Angabe der Primärquellen hundert mal lieber, als die Revolverstories alter Sammler und Händler, die den Preis "ihres" Briefes mit dem "extrem seltenen Stempel" ja irgendwie rechtfertigen mussten, womit wir bei der wahren Motivation angelangt wären.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    Starke Worte, und doch so wahr!!

    Außerdem bin ich froh, dass eine solche Prozedur nicht nur mir völlig unsinnig erschienen ist!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Sammelfreunde

    in der Ausgaben des "Verein für Kölner Postgeschichte e.V." Stand 2006 ist folgendes noch zusammenfassend aufgeführt:

    Neben den gezeigten Stempel gibt es noch einen Bogen-Stempel BONN-COELN nur T für Tour (T I + T II) und als Verwendungsjahre wird 1851/2 angeben.
    Der L3-Stempel COBLENZ-COELN hat als frühstes Datum den 27.08.1852 und dürfte bis 1859 so in Verwendung gewesen sein. Weiterhin wird angegeben, dass er bis 1885 auch als Bahnpoststempel verwendet wurde.
    In der Zeit als Schiffpoststempel ist eine Gegenrichtung nicht bekannt.

    Kurz nach Fertigstellung der Bahnstrecke Cöln - Koblenz im November 1858 dürfte die Zeit der Postbeförderung über den Rhein sicherlich nur noch selten gewesen sein.

    Ob es diesen Stempel vorderseitig gibt - höchst wahrscheinlich nicht. Bahnpost-Streckenstempel kommen eigentlich in Preussen nur auf Marken vor. Dies war ausschließlich nur bei der Aufgabe am Zug möglich. N.B. Von Briefkästen am Hafen wird auch nichts berichtet....

    Den Ausführungen von unseren lieben bayern klassisch ist nicht mehr hinzuzufügen.


    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    vielen Dank für das zeigen der Primärunterlagen - immer gerne gesehen. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief mit dem angesprochenen Stempel COBLENZ-CŒLN:

    In Fulda mit 3 x 1 Sgr. (Mi.-Nr. 15) frankiert, lief er über Frankfurt in die preußische Rheinprovinz.
    Da er aus dem Oktober 1859 stammt, darf jetzt spekuliert werden, ob er auf dem Rhein per Schiff oder neben diesem per Zug befördert wurde.
    Wie Magdeburger weiter oben zitiert hat, wurde die Bahnlinie im November 1858 eröffnet.

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hier habe ich einen Brief vom 7.5.1856 aus Bendorf nach Frankenthal in der Rheinpfalz, korrekt mit 2 Sgr. freigemacht.

    Der Brief weist rückseitig Stempel von Ehrenbreitstein (7.5.), Mainz (8.5.) und Frankenthal (9.5.) auf.

    Ehrenbreitstein lag ca. 1,5 Meilen südlich von Berndorf, gegenüber von Coblenz. Wie der Kartenausschnitt der ieg-maps von 1856 (Bildquelle Server Uni Mainz) zeigt, bestand in diesem Jahr noch keine Eisenbahnverbindung Richtung Süden. Da der Brief innerhalb eines Tages die Strecke nach Mainz (~100 km) bewältigte, gehe ich von einer Schiffsbeförderung über den Rhein bis Mainz aus. Die Reststrecke bis Frankenthal erfolgte per Bahn. Ist diese Überlegung plausibel oder gibt es andere Meinungen dazu?

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    es wurde ja rheinauf- und abwärts getreidelt, von daher interessanter Brief.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    Ich glaube nicht, daß der an einem Tag bis Mainz kam. Man müßte mal herausfinden, wie lange ein Transport von Ehrenbreitstein bis Mainz brauchte.

    Einen Transport mit der Eisenbahn über Kassel würde ich eher vermuten. Aber es gibt aber keine Stempel von der Strecke.

    Daher für mich ???

    Dieter

  • Hallo zusammen,

    meines Wissens gab es damals tägliche Dampfschiffverbindungen auf dem Rhein, siehe auch entsprechende Verlautbarungen im Beitrag von Ulf (#9). Kursstempel sind nicht vorhanden und Eisenbahnanschlüsse von Ehrenbreitstein auch nicht mal eben erreichbar, daher schließe ich diesen Umweg eigentlich aus.

    Zudem: der Brief hätte dann rheinabwärts mit dem Schiff transportiert werden müssen. Ab Deutz ginge es dann über Düsseldorf-Dortmund-Soest-Kassel-Giessen-Frankfurt weiter. Warum sollte da ausgerechnet ein Mainz-Stempel auf dem Brief zu finden sein? Und kein einziger preussischer Kursstempel?

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    3 Mal editiert, zuletzt von Michael (5. Januar 2023 um 11:59)

  • Hallo Michael,

    vielen Dank für den Hinweis auf den uralten Beitrag von Ulf. Ich wußte nicht, daß damals schon regelmäßig Dampfboote auf dem Rhein mit seiner stellenweise starken Stömung unterwegs waren.

    viele Grüße

    Dieter

  • Liebe Freunde,

    hier ein Brief mit dem angesprochenen Stempel COBLENZ-CŒLN:

    In Fulda mit 3 x 1 Sgr. (Mi.-Nr. 15) frankiert, lief er über Frankfurt in die preußische Rheinprovinz.
    Da er aus dem Oktober 1859 stammt, darf jetzt spekuliert werden, ob er auf dem Rhein per Schiff oder neben diesem per Zug befördert wurde.
    Wie Magdeburger weiter oben zitiert hat, wurde die Bahnlinie im November 1858 eröffnet.

    Viele Grüße
    Michael

    Ich denke das ist noch per Schiff gegangen. Anbei ein Beleg vom 01. Juli 1859 der den Bahnpoststempel zeigt.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main