Oldenburg Nr. 3 - 1/15 Thaler - Seltenheit, Farben, Plattenfehler

  • Am 05. Januar des Jahres 1852 erschien als I. Ausgabe von Oldenburg u.a. die 1/15-Thaler-Marke Michel Nr. 3. Ersttagsbriefe dieser Marke sind nicht bekannt. Es ist hier allerdings ein „Vor“-Ersttagsbrief von Jever vom 04. Januar 1852, also einem Tag vor dem offiziellen Ausgabetag, über die 1. Boker-Auktion vom 16. März 1985 (Los-Nr. 173 – damaliger Ausrufpreis 50.000,- DM) registriert (BILD 1).

    Die Oldenburg Nr. 3 wurde im schwarzen Steindruck auf rosa Papier erstellt (Farblithographie). Die erstellende Druckerei war die Gerhard Stalling‘sche Steindruckerei in Oldenburg. Die Auflage betrug damals 340.000 bis 400.000 Stück (Schätzung von Paul Orth in Krötsch, Handbuch der Postfreimarkenkunde, 1895, S. 13)

    Die Oldenburg Nr. 3 hat kein Wasserzeichen im Papier. Die Größe der Marken schwankt zwischen 20,2 und 20,4 mm und die Breite zwischen 18,0 und 18,2 mm. Das Papier der Nr. 3 ist bei den ersten drei Papierlieferungen A bis C durchschnittlich 5 – 6 Hunderstel-Millimeter dick. Eine Ausnahme bildet hier allerdings auch ein sehr dünnes Seidenpapier, welches m.E. im Jahr 1855 bzw. 1856 wohl über sehr kurze Zeit verwendet wurde (R!). Dieses sehr dünne Seidenpapier gibt es folglich nur bei der Nr. 3 Type I. Es ist an zumeist an einer sehr hellen Markenfarbe blass-fleischrot (Papierlieferung C) erkennbar. Briefe mit der Seidenpapiermarke Nr. 3 Type I habe ich bisher noch nicht gesehen. Ich zeige hier 3 Stücke der Seidenpapiermarke aus meiner Sammlung.

    (BILD 2)

    In der letzten Papierlieferung D ab (Ende ?) 1858 wurde „dickes Papier“ zum Druck in einer Papierdicke von 8 ½ - 9 Hunderstel-Millimeter genutzt. Dieses Papier ist an einem sehr leuchtenden Rosa erkennbar (Krötsch/Orth, S. 27: „sehr lebhaft rosa“). Da diese Papierlieferung D schon lt. Krötsch/ Orth, S. 27 irgendwann Ende 1858 verwendet wurde, kommt diese Farbe und dieses Papier auch auf der Nr. 3 Type I vor (RRR!) und findet sich ansonsten bei allen Marken der Oldenburg Nr. 3 Type III (Hermelin schattiert).

    Die Abstände der einzelnen Marken zueinander sind in Richtung der Höhe 1,2 bis 2,8 mm bzw. in der Breite 1,1 bis 3,18 mm (meist 2,4 mm). Die Bogenränder sind zwischen 4 bis 15 mm breit. Es ist nicht bekannt, wie groß der Markenbogen ursprünglich war, da weder der Druckstock erhalten geblieben, auch kein vollständiger Bogen erhalten geblieben ist und auch weder in den Unterlagen der grossherzoglich oldenburgischen Postverwaltung noch von der Stalling’schen Steindruckerei Unterlagen zu der Bogengröße erhalten geblieben sind. Die meisten Autoren (auch Orth) vermuten, dass die Marken in 100er-Bogen gedruckt wurden und stellen dies oft fälschlicherweise als Tatsache dar.

    Als größte gebrauchte Einheit der Nr. 3 gibt Grobe einen 4er-Streifen auf Brief und einen 5er-Streifen an, (Hans Grobe, Altdeutschland, Spezial-Katalog und Handbuch, 5. Aufl. 1975, S. 373), Berger hat einen Viererstreifen auf Brief und zwei Dreierstreifen gesehen (Florian Berger, Oldenburg-Philatelie 1852 – 1867, 2022, S. 24).

    Die größte bekannte Einheit, den 4er-Streifen auf Brief (Nr. 3 I) bilde ich hier einmal ab (3. Boker-Aktion vom 15. März 1986, Los-Nr. 180 – Ausrufpreis 100.000,- DM)

    (BILD 3)

    Ungebrauchte Marken der Oldenburg Nr. 3 sind sehr selten und nur sehr wenig erhalten geblieben. Grobe, a.a.O., S. 373 hat hier nur ein Paar als größte ungebrauchte Einheit gesehen. Mit der Seltenheit der ungebrauchten Oldenburg-Einheiten der I. Ausgabe (die man schon kurios nennen kann) haben sich mehrere Autoren, u.a. John Boker beschäftigt. Letztlich wurde diese Marken der Nr. 3 in der Verwendungszeit nahezu vollständig aufgebraucht. Dies liegt auch daran, dass die Marken noch voll frankaturgültig waren als die II. Markenausgabe im Jahr 1859 erschien und auch von den Poststationen zuerst verbraucht wurden.

    Nun zu den unterschiedlichen Typen und Farben der Oldenburg Nr. 3 – 1/15 Thaler -:

    Die Typenunterscheidungen finden sich im Michel-Katalog sowie im Handbuch von Florian Berger. Man unterscheidet bei der Nr. 3 insgesamt drei Typen: Oldenburg Nr. 3 I bis 3 III.

    Type I: Einbuchtung unter Thaler berührt fast das H (von Thaler), Einbuchtung unter ER von Thaler stößt fast an das ER,

    Type II: Einbuchtung unter Thaler ist deutlich verkürzt, Einbuchtung unter ER (von Thaler) hält Abstand von ER, Hermelin nicht schattiert

    Type III: Einbuchtung unter Thaler berührt fast das H (von Thaler) – ähnlich Type I, Einbuchtung unter ER von Thaler stößt fast an das ER – ebenfalls ähnlich Type I, Schraffur unten am Hermelin des Wappens

    Zum 5. Januar 1852 erschien zunächst die Oldenburg Nr. 3 Type II. Die Papierlieferung A aus dem Januar 1852 war zunächst ein (lebhaftes) rosa (Krötsch-Orth, S. 27). Andere bezeichnen diese Papierfarbe A als „mattbräunlichrot“. Die Papierlieferung B, die bereits lt. Krötsch/ Orth, S. 27 im Oktober 1852 begann, änderte die Papierfarbe in ein (blasses) rosa. Es gibt die Marke Oldenburg Nr. 2 II daher in diesen zwei Farben.

    Nachfolgend zeige ich daher Bilder von Stücken der Oldenburg Nr. 3 II aus meiner Sammlung in den beiden Farben (lebhaftes) rosa (bzw. mattbräunlichrot) und (blass) rosa.

    (BILD 4) Zwei Stücke aus meiner Sammlung: jeweils Oldenburg Nr. 3 II mattbräunlichrot - Papierlieferung A

    (BILD 5) Brief vom 02. Mai 1852 mit Oldenburg Nr. 3 II mattbräunlichrot (Papierlieferung A)

    (BILD 6) Zwei Stücke aus meiner Sammlung: Oldenburg Nr. 3 II (blass) rosa (Papierlieferung B) ,

    Die Marke ist eine Nuance heller/ blasser als mattbräunlichrot. Am besten kann man diese Papierlieferungen mit Briefdaten auseinanderhalten. Ab 1853 gibt es nahezu nur noch die Papierlieferung B.

    Im Jahr 1852 wurde nur und ausschließlich die Oldenburg Nr. 3 II verwendet (nach der Untersuchung Krötsch/Orth, S. 25: 100%), in der Verwendung für das Jahr 1853 gab es bereits die Oldenburg Nr. 3 Type I zu 56%, der Anteil der Oldenburg Nr. 3 Type II im Jahr 1853 berechnete Krötsch/ Orth, S. 25 mit ca. 44%. Die Nr. 3 II wurde vornehmlich in der ersten Jahreshälfte 1853 aufgebraucht.

    Es gibt bei der Marke Oldenburg Nr. 3 II eine Besonderheit: Es sind einzelne Stücke bekannt geworden, bei denen die Ausbuchtung unter dem ER von Thaler nachgraviert wurde, so dass die Einbuchtung – entgegen der Normaltype der Nr. 3 II – fast an das ER anstößt (ähnlich der Oldenburg Nr. 3 I). Ich gehe davon aus, dass eine oder zwei Klischees im Bogen der Oldenburg Nr. 2 II diese Nachgravierung aufweisen.

    (BILD 7) aus meiner Sammlung: Nachgravierung der Oldenburg Nr. 3 II

    (Bild 8) Attest Nachgravierung Nr. 3 II

  • Fortsetzung

    Die Oldenburg Nr. 3 I wurde ab Januar 1853 wohl bis ca. 1858 gedruckt (vgl. Krötsch/Orth, S. 25). Diese Marke bildet den Hauptteil der Oldenburg Nr. 3. Krötsch/Orth, S. 25 beziffert den quantitaven Anteil aller Oldenburg Nr. 3 I an den Oldenburg Nr. 3 auf ca. 75%. Die Marke wurde noch lange verwendet, es gibt viele Verwendungen noch im Jahr 1859.

    Die Farben der Oldenburg Nr. 3 I gibt Krötsch/Orth, S. 27 mit (blass) rosa (Papierlieferung B bis 1855) und blass-fleischrot (Papierlieferung C - 1855 bis 1858) an.

    Ich habe hier bei der Oldenburg Nr. 3 I auch im Wesentlichen diese beiden Farben festgestellt.

    (BILD 9) aus meiner Sammlung - Oldenburg Nr. 3 I in (blass) rosa (Papierlieferung B) - zumeist ist die Farbe noch etwas "kräftiger" als bei der Nr. 3 II


    (BILD 10) Oldenburg Nr. 3 I in (blass) rosa (Papierlieferung B)

    (BILD 11) Oldenburg Nr. 3 I in blass-fleischrot (linke Marke) und Nr. 3 III (rechte Marke) in blass-fleischrot (jeweils Papierlieferung C) - aus meiner Sammlung

    (BILD 12) Brief vom 28. September 1857 mit einer Oldenburg Nr. 3 I in blass-fleischrot - aus meiner Sammlung

    Bei der Oldenburg Nr. 3 I gibt es mindestens 2 Plattenfehler auf dem Druckbogen.

    Der 1. Plattenfehler weist einen Ausbruch im Unterrand rechts (Fehlstelle) und einen Strich – ausgehend vom Unterrand unter UR von Oldenburg aus. Der 2. Plattenfehler zeigt einen Ausbruch der Randlinie unten (unter DE von Oldenburg) und einen kleinen Punkt mittig im linken Schriftband unten. Diese beiden Plattenfehler sind bei Florian Berger auf S. 23 vergrößert abgebildet.

    (BILD 13) Oldenburg Nr. 3 I - Plattenfehler I (aus meiner Sammlung)

    (BILD 14) Befund Plattenfehler Oldenburg 3 I PF I

    (BILD 15) Plattenfehler Oldenburg Nr. 3 I PF II: unterbrochene Randlinie unten und Punkt mittig im linken Schriftband unten - aus meiner Sammlung


    Es ist durchaus möglich, dass es weitere Plattenfehler gibt. Die meisten Randausbrüche o.ä. sind aber nur Druckzufälligkeiten wie sie bei Steindruckmarken (Lithographien) häufig vorkommen und die aus einem mangelhaften Farbauftrag oder Fremdkörpern auf der Druckplatte entstanden sind. Es gibt daher eine ganze Anzahl von Befunden über angebliche Plattenfehler, die ich bisher nicht nachvollziehen kann. Ein Plattenfehler muss aus meiner Sicht mit seinen ganz besonderen Kennzeichen mehrfach nachgewiesen sein und mehrfach in den Merkmalen der Druckabweichung zur Originalmarke exakt übereinstimmen.

    Die Oldenburg Nr. 3 III in der Farbe sehr lebhaft rosa (Papierlieferung D), „Hermelin schattiert“ und der Besonderheit „dickes Papier“ 8 ½ bis 9 Hundertstel Millimeter kommt nur ab dem Jahr 1859 (und später) vor. So auch die Untersuchung von Krötsch-Orth auf S. 25. Diese Marke gibt es auch in der Farbe blass-fleischrot (Papierlieferung C) ( siehe BILD 11 - rechte Marke).

    Eines der schönsten und das mit am breitrandigsten Exemplar dieser Oldenburg Nr. 3 III in leuchtendem lebhaft rosa habe ich in meiner Sammlung (BILD). Gestempelt mit dem L1 von Steinfeld, einer der Langstempel von Oldenburg, die mit am längsten verwendet wurden.

    (BILD 16) 2 Exemplare Oldenburg Nr. 3 III in sehr lebhaft rosa (Papierlieferung D) - aus meiner Sammlung

    Es gibt - zusammengefasst - die Oldenburg Nr. 3 - 1/15 Thaler (nach meinen Feststellungen) in folgenden Typen und Farben:

    Oldenburg Nr. 3 II in mattbräunlichrot (oder lebhaftem rosa) - Papierlieferung A (BILD 4 und BILD 5)

    Oldenburg Nr. 3 II in (blassem) rosa - Papierlieferung B (BILD 6)

    Oldenburg Nr. 3 I in (blassem) rosa - Papierlieferung B (BILD 9 und BILD 10)

    Oldenburg Nr. 3 I in blass-fleischrot - Papierlieferung C (BILD 11 - linke Marke und BILD 12)

    Oldenburg Nr. 3 I in blass-fleischrot auf Seidenpapier - wohl Teil der Papierlieferung C (BILD 2)

    Oldenburg Nr. 3 III in blass-fleischrot - Papierlieferung C (Bild 11 - rechte Marke)

    Oldenburg Nr. 3 III in sehr lebhaftem rosa - Papierlieferung D (BILD 16)

    Interessant sind bei der Oldenburg Nr. 3 auch die vielfachen Mischfrankaturen mit anderen Marken der Oldenburg Nr. 3 mit anderen Marken der I. und II. Ausgabe. Die Nr. 3 III in Kombination mit der Nr. 6a ist gar nicht so selten.

    Und noch abschließend ein Hinweis (nur an Interessierte):

    Bei Rauhut & Kruschel wird in der 213. Auktion am 16. und 17. September eine sehr seltene Brief-Mischfrankatur einer Oldenburg Nr. 3 II – (blass) rosa (Papierlieferung B) mit einer Oldenburg Nr. 2 I vom 11.07.1853 mit schwarzem Oldenburger Stempeln angeboten (Ausrufpreis 600,- €). Der Prüfer bezeichnet die Oldenburg Nr. 2 I als „blau“. Tatsächlich handelt es sich um die dunkelblaue Farbe der Papierlieferung B, denn eine andere Farbe gab es damals nicht. Diese Oldenburg Nr. 2 I ist keine „Massenware“, sondern stammt aus einem Druckbogen der Oldenburg Nr. 2 IV, in der diese Marke wahrscheinlich als einzelnes Klischee vorkommt. Der „Massendruck“ der Oldenburg 2 I kommt nur mit blauen Stempeln vor und stammt aus dem Druckbogen 3, in der diese Marke ab 1854 gedruckt wurde. Es handelt sich bei dieser Marke auf Brief nachweislich um eine der seltenen Marken aus dem frühen Druckbogen.

    Ich habe in meinem Beitrag

    Oldenburg Nrn. 2 I bis 2 IV - Meine Recherchen und Überlegungen zu den Druckplatten der 1/30 Thaler-Marke - Teil 1 - Druckplatten 1 und 2

    und

    Oldenburg Nrn. 2 I bis 2 IV - Meine Recherchen und Überlegungen zu den Druckplatten der 1/30 Thaler-Marke - Teil 2 - Druckplatten 3 und 4

    diese Oldenburg Nr. 2 I aus der frühen Druckplatte bereits beschrieben. Und auch eine erste Abgrenzung zur "Massenware" der Oldenburg Nr. 2 I aus der Platte 3 dargestellt. Und werde diesen Beitrag noch ergänzen, in dem ich über die vielen verschiedenen Typen unter Berücksichtigung der Farben und Druckplatten der Oldenburg Nr. 2 – 1/30 Thaler – schreiben werde. Und wie man diese verschiedenen Typen auseinanderhalten und identifizieren kann.

    Ich bitte hier bei den Interessierten noch um ein wenig Geduld.

  • Die Farbnuancen sind gering. Ich denke, man kann sie aber auseinanderhalten, wenn man zuerst die jeweilige Type der Nr. 3 bestimmt. Das grenzt die Farben ein.

    Es gibt wohl noch die Oldenburg Nr. 3 I in "sehr lebhaft rosa" (Farbe der Papierlieferung D). Extrem selten. Und leider auch nicht in meiner Sammlung. Dies noch zur Vervollständigung.

  • Bei dem Neuenburg-Brief würde ich sagen: Oldenburg Nr. 3 I in blass-fleischrosa.

    Der blaue KfD von Neuenburg wurde lt. Orth von August 1853 bis Oktober 1857 verwendet.

    Bei dem Oldenburg-Brief denke ich: Oldenburg Nr. 3 I in (blass) rosa.

    - soweit ich dies den Farben der scans entnehmen kann -

    Wenn Briefinhalte mit Daten vorhanden sind, kann dies Aufschluss geben. Die (blass) rosa gab es bis etwa 1855/ 1856 und die blass-fleischrosa kommt frühestens mit Briefdaten ab 1855 vor (Papierlieferung C).

  • Hallo,

    nein, sind leider nur Hüllen ohne Inhalt - Datum kann ich also nicht liefern. Für mich als "Normalsammler" reicht es aus die Markenausgabe einfach auf Brief dokumentieren zu können. :) Trotzdem besten Dank für deine Ausführungen/Hinweise.

    Gruß

    DSBerlin

    "Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann wenigstens überall mitreden!"

  • Hallo Oldenburg-Sammler,

    Sehr gut recherchierter Beitrag. Vielen Dank, ich habe ihn mit Genuß gelesen, wie auch deine anderen schnörkellosen und gut verständlichen Beiträge. :thumbup::thumbup::thumbup:

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Dem stimme ich absolut zu. Und nicht irgendeinen Bildschirm, sondern einen qualitativ besseren. Ich stelle immer wieder fest, daß mein alter Bildschirm die feinen Nuancen die du zeigst nicht darstellen kann.

    viele Grüße

    Dieter

    Moin Dieter,

    diese dargestellten und von mir im Beitrag abgebildeten Nuancen sind in der Tat nur gering.

    BILD 18: Tabelle von Ohrt im Hugo Krötsch, Handbuch der der Postfreimarkenkunde, Altdeutsche Staaten, Abschnitt XII: Oldenburg, Leipzig 1894, S. 27

    Ich habe mich in diesem Beitrag bemüht, die von Paul Ohrt im Jahr 1894 aufgelisteten Farben der einzelnen Papierlieferungen der Oldenburg Nr. 3 vollständig darzustellen.

    Dies hat noch nie jemand gemacht.

    Da die Marke Oldenburg Nr. 3, 1/15 Thaler, keine Massenware ist, ist dies auch nicht einfach.

    Wenn man von einer geschätzten Auflage von ca. 340.000 Stück ausgeht, sind heute - nach mehr als 160 Jahren - allenfalls noch 10% der Marke existent, also geschätzt noch 34.000. Die Allermeisten dieser Marken sind ausgeblasst, vergilbt, verschmutzt und weisen aus sonstigen Gründen mehr oder minder deutliche altersbedingte Farbveränderungen auf. Nach meinen Feststellungen sind geschätzt höchstens 10% dieser Marken noch ungefähr in ihrer ursprüngliche Farbe, Dies wären dann noch 3.400 Marken (10% von 34.000). 2.550 Marken (75%) entfallen dabei auf die Oldenburg Nr. 3 I und weniger als 900 Marken auf die anderen beiden Typen II und III.

    Soweit für mich ersichtlich bin ich weltweit der einzige Oldenburgsammler, der ganz speziell auch die einzelnen Farben vollständig sammelt. Denn ich habe noch nie eine Oldenburg-Sammlung gesehen oder von ihr gehört, die darauf so speziell eingeht. Das Konvolut der Oldenburgmarken, die man alleine schon braucht, um die einzelnen Farben zu identifizieren, ist ja auch nicht gerade klein.

    Mich haben diese alten Lithographien auf unterschiedlich farbigem Papier immer schon fasziniert. Aus meiner Sicht gehören die Oldenburg-Marken zum Schönsten, was die altdeutschen Briefmarken zu bieten haben. Denn Lithographien (Steindruckmarken) gab es nur eine kurze Zeit und dann nie wieder.

    Aber ich bin mit meiner kleinen Sammlung leider wohl der Einzigste, der die unterschiedlichen Farben dieser Marken wohl einigermaßen vollständig darstellen kann. Und dies wollte ich Euch nicht vorenthalten.

  • Die Oldenburg Nr. 3 war für Briefe der 2. Entfernungsstufe bestimmt. Auch hat man die Marke manchmal auf eingeschriebenen Normalbriefen verwendet, wenn man 1/30 Thaler als zusätzliche Recommandirt-Gebühr entrichten musste. Auch auf Briefen mit höheren Gewichtsstufen findet man die 1/15 Thaler gelegentlich.

    Es gibt hier auch große Seltenheiten.

    BILD 19: Abbildung Brief aus der Sammlung Heinrich Sander: Akten-Sendung im Gewicht von 5 1/2 Loth (vorderseitiger handschriftlicher Vermerk "5 1/2 Loth" mit Bleistift) 4 4/5 Grote entsprachen 6 x 4 Schwaren, dies war die Frankatur für eine Inlands-Kreuzband-Taxe der 6. Gewichtsstufe.

    Ich habe diesen Brief erworben. Leider hat der vorherige Verkäufer - in völliger Unkenntnis über die Bedeutung des vorderseiten Vermerkes "5 1/2 Loth" zuvor das Radiergummi genommen, diesen Vermerk ausradiert und den Brief damit aus seiner Sicht wahrscheinlich "verschönt".

    Es gibt nicht nur Kugelschreiber- und Filzstiftvermerke auf Briefen (meist sind dies die Michel-Nr. der Marke oder der Preis), sondern auch den umgekehrten Fall. Dies sei hier mal angemerkt.

    BILD 20: Der gleiche Brief - ohne den Vermerk "5 1/2 Loth" - aus meiner Sammlung.

  • Hallo Oldenburg-Sammler,

    Ich würde den Vermerk wieder anbringen und der Beleg hätte wieder sein ursprüngliches Aussehen.
    Gut dass ein Foto des früheren Zustandes erhalten ist.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Hallo Oldenburg-Sammler,

    Ich würde den Vermerk wieder anbringen und der Beleg hätte wieder sein ursprüngliches Aussehen.
    Gut dass ein Foto des früheren Zustandes erhalten ist.

    Nun ja,

    sicherlich könnte man das so machen.

    Ich denke aber, dass ich den Brief nicht weiter verändern werde. Denn ich weiß ja, dass es sich um eine Inlands-Kreuzband-Taxe der 6. Gewichtsstufe handelt. Und kann das auch mit dem Foto belegen.

    Es war ja offenbar die Vorstellung des vormaligen Verkäufers, dass der Brief ohne die "Bleistift-Kritzelei" mehr wert sei. Was mich daher an einer nachträglichen Anbringung des vormaligen Vermerkes letztlich stört, dass ich im Prinzip genauso handeln würde. Und ich wüßte auch, dass dieser nachträglich wieder angebrachte Vermerk "nicht Original" ist und nicht aus damaliger Zeit stammt.

    Diese alten Briefe haben alle ihre kleine "Geschichte". Und es gehört jetzt zur Geschichte dieses Briefes, dass der Gewichts-Vermerk über 150 Jahre später wegradiert wurde...

    Nachfolgend stelle ich noch mal exemplarisch ein paar Brieffrankaturen der Oldenburg Nr. 3 ein, die ich sehr interessant finde:

    Brief Oldenburg Nr. 3 II in (blass) rosa (Papierlieferung B) vom 12.06.1853. Der Taxstempel "2 2/5" von Abbehausen wurde 2 x abgeschlagen, um die doppelte Portostufe deutlich zu machen. (362. Heinrich-Köhler-Auktion vom 18. März 2016 - Los- Nr. 7566)


    Auslandsbrief nach London, Mischfrankatur mit 3 x Oldenburg Nr. 3 I in (blass) rosa (Paierlieferung B) und Oldenburg Nr. 2 III in blau. (Altdeutschland-Spezialauktion Till Neumann am 01. März 2003 - Los-Nr. 307)

    Brief mit Oldenburg Nr. 3 I in blass-fleischrot (Papierlieferung C) und Delmenhorster Häuschenstempel ( 362. Heinrich-Köhler-Auktion vom 18. März 2016 - Los- Nr. 7579)

    Brief Nr. 3 I in (blass) rosa (Papierlieferung B) mit Doppelkreisstempel des Stadtpostamtes in Bremen. Die Marke Oldenburg Nr. 3 wurde nicht am Postschalter in Bremen verkauft. Diese Marke wurde in Bremen aus Oldenburg "eingeschleppt". Dies ist der bisher einzig bekannte Brief mit einer Oldenburg Nr. 3, der in Bremen abgestempelt wurde. (aus meiner Sammlung)

    Auslandsbrief in die Niederlande mit Oldenburg Nr. 3 I (blass) rosa (Papierlieferung B). Teilfrankatur, die 1/15 Thaler galten nur für die Entfernung bis zur niederländischen Grenze. In bar musste der weitere Portoanteil in Höhe des gleichen Betrages für die niederländische Strecke bezahlt werden (Vermerk "2/2"). Teilfrankaturen ins europäische Ausland sind wesentlich seltener als nach Übersee. (Christoph Gärtner - Sammlung Peter Zgonc, Auktion vom 7. April 2018 - Los.- Nr. 144)

  • Ich würde den Vermerk wieder anbringen und der Beleg hätte wieder sein ursprüngliches Aussehen.
    Gut dass ein Foto des früheren Zustandes erhalten ist.

    Auf keinen Fall. Den ursprünglichen Zustand kannst zu ja zum Glück belegen. Damit ist alles klar.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo,

    wieder tolle Belege, die du uns zeigst. :)  :thumbup: Schön, daß uns das Sammelgebiet Oldenburg näher bringst.

    Bis wann betrug das Porto nach England 7/30 Thaler = 7 Sgr. ?

    viele Grüße

    Dieter