Der besondere Brief - Das besondere Poststück

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Brief aus Ulm, Postaufgabe Neu-Ulm, nach Landsberg/Lech vom 22.2.1865.

    Wohl zur Portoersparnis von Heinrich Mack aus Ulm in Neu-Ulm aufgegeben. Die Strecke Ulm - Landsberg beträgt ca. 77 km und liegt knapp über den 10 Meilen für die 1. Entfernungszone im DÖPV, sodass aus Württemberg 6 Kreuzer erforderlich gewesen wären. In Bayern genügten 3 Kreuzer.

    Was mich allerdings zum Kauf dieses Briefes bewogen hat, ist der Waagstempel K.G.E. Neu-Ulm.

    Den Brief hatte ich letztmals auf der Isar-Gold-Auktion von Siegfried Deider 1999 gesehen. Jetzt war er in Canada bei ebay angeboten.

    So klar sieht man einen Waagstempel auf Brief selten, da nehme ich die Abstriche bei der Marke mal in kauf.

    Gruß

    bayernjäger

  • Liebe Freunde,

    der 3. mit bekannte Brief mit persönlicher Postportofreiheit aus Pleinfeld vom 30.09.1856 an das Hochfürstliche von Wredesche Rentamt in Ellingen mit Vermerk "frei 0, Polland" wurde unter Recommandation verschickt und erhielt auch keinen Ankunftsstempel. Trotz persönlicher Postportofreiheit wurde ein Schein gezogen mit der Nr. 143, was bei derlei Briefen eher unüblich ist und die Chargierung eher "technischer" Art war.

    Im Inhalt schreibt der Verwalter Polland etwas über die Erträge usw. seiner Anlagen. Offenbar war der Postexpedition die Portofreiheit des Herrn Polland bekannt.

  • ... wobei gerade die persöndlichen Postportofreiheiten ein Buch mit 7 Siegeln sind. M. W. gibt es da auch keine Zusammenfassung, wer wann Portofreiheit genoß, jedenfalls habe ich noch nichts gefunden und betrogen wurde natürlich auch noch. Alles nicht so einfach, auch wenn man schon Jahre an der Thematik innigst hängt wie ich ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Planke,

    2 Möglichkeiten: Keiner, oder der Absender. Ich würde auf den Absender tippen, aber wenn er vollumfänglich portobefreit war, zahlte er gar nichts.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... der Absender war wohl Franz Xaver Polland, Postexpeditor in Pleinfeld - dann hat er alles so verschickt, ohne etwas zu zahlen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • .... aber wer haftete für die nicht gezahlte Recogebühr? ;)

    Lieber Andreas,

    niemand - der Expeditor hatte ja die Recoscheine aus eigener Tasche zu bezahlen ("kaufbare Vordrucke") und konnte sie verwenden, wie er wollte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph!

    Dieses Problem macht mir öfters Gedanken , So ist es hauptsächlich bei Dienstbriefen mit Chargestempel. Manchmal steht " bei Abgabe zahlbar". Hier bin ich noch Laie. Ich habe einmal irgendwo gelesen: Hier zahlt der Empfänger die Reco Gebühr, wenn keine Notiz steht.

    Vielen Dank und Grüße: Planke.

  • Lieber Ralph,....

    aber wenn der Chargébrief verloren ging, war doch eine Entschädigung zu leisten.....

    Expeditor zahlte nix wegen Portofreiheit und bekommt im Falle des Falles die Entschädigung?

    ...... ein sehr modernes Geschäftsmodell ;) .....

    es wären nur 3 Stunden gewesen!

  • Liebe Freunde,

    wenn ich die Worte von Ralph richtig im Kopf habe, stand dem Postexpeditor die Chargé-Gebühr zu. Im vorliegenden Fall hätte er diese also an sich selbst gezahlt. Warum also vermerken?

    beste Grüße

    Dieter

  • ... so ist es - im Falle des Verlustes hätte der sparsame Expeditor 24,5 Gulden von der Post bekommen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein Brief ohne Datum mit schönem Siegel aus ERding vom 23.1.186? "Zum hochwürdigen Erzbischöflichen Dekanatamte Erding in Altenerding" wurde als portopflichtige P(artei) S(ache) aufgegeben, allerdingst ohne den amtlichen Absender oben zu benennen und eine Expeditionsnummer anzugeben.

    Unfrankierte Lokalbriefe waren mit 3x Portomarken zu taxieren, im Falle eines höheren, als den einfachen Gewichts, mit 6x. Davon sieht man hier aber nichts ...

    Der perfekte Abschlag des Erdinger Halbkreisstempels zeigt uns die Involvierung der dortigen Postexpedition, aber sonst auch schon nichts ...

    Unser lieber Erdinger teilte mir mal mit, dass der Erdingen Postexpeditor der reichts Mann am Platz war - vlt. hat ihn diese pekuniäre Unabhängigkeit glauben lassen, für die bayer. Staatspost keine 3 bzw. 6x kassieren zu müssen? 2 vergleichbare Briefe (einen konnte ich mir schnappen) habe ich schon gesehen und sie waren alle gleich "unbehandelt" verblieben ...

    Wer das Siegel lesen kann, hat bessere Augen als ich ...

  • Lieber Ralph,

    das ist das Siegel des Benefiziums und der katholischen Kuratie Thalheim, heute Maria Thalheim, nahe Wartenberg.

    Von dieser Sorte gibt es noch mehr Briefe auf dem Markt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Dietmar,

    auf dich als meine Quelle und Rettung hatte ich gehofft - ja, es lief wohl einige Zeit so in Erding, aber gäbe es diese Korrespondenz nicht, wüßte ich nicht, wo man dergleichen in dieser Dauer und Fortgesetztheit noch in Bayern finden könnte.

    Danke für deine Hilfe !

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.