Zweikreisstempel von Nürnberg

  • Liebe Freunde,

    im Jahr 1866 dürfte Nürnberg ca. 70.000 Einwohner (1858 - 1883 +15.000 Ew.) gehabt haben. Im Postamt einer so großen Stadt hat man garantiert die ganze Nacht gearbeitet.

    beste Grüße

    Dieter

  • Liebe Freunde,

    zwar nicht Nürnberg, sondern Würzburg, aber das Problem ist ja auch nicht der Ort, sondern die Uhrzeit.

    Dieser Beleg beweist wohl eindeutig, dass es eine Regelung bezüglich lateinischer und arabischer Zahlen gab. Einer der beiden Abdrucke zeigt mit Sicherheit die falsche Form. Aus der Position und der Stärke des Abdrucks beim Vergleich mit dem Mühlradstempel sollte es der obere sein, auf dem die Uhrzeit falsch eingestellt ist. Unten dann die Korrektur. Da in Würzburg aber sowohl zwischen 7 und 8 am Morgen als auch am Abend zumindest der eine oder andere Schalter geöffnet war, können wir aber auch aus diesem Beleg nicht schließen, ob es bis Mittag arabisch zuging und dann lateinisch oder umgekehrt. Dass beide Stempel am Schalter abgegeben wurden und nicht irgendwo in der Katakomben des Postamts sollte unzweifelhaft sein.

    Viele Grüße von maunzerle

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    ein vortrefflicher Brief! Wenn man davon ausgeht, dass der obere Ortsstempelabschlag der 1. und damit falsche ist, dann kann das eigentlich nur bedeuten, dass man in Würzburg über Nacht zwar das Datum, aber nicht die Uhrzeit umgestellt hat, wonach dort die arabischen Zahlen für den Morgen und die römischen Zahlen für den Nachmittag stehen, also genau anders herum, wie es die Chronologie dieser Zahlen vorgäbe.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    Für mich sind das zwei verschiedene Stempeltypen.


    Kann es sein, dass es sich um 2 Typeneinsätze handelt, bei dem oberen fehlt im Stundeneinsatz der untere Kreisbogen, der Innenkreis wird so zum Kreissegment.
    Beim unteren Stempel besteht der Einsatz aus Stundenangabe mit einem Kreisbogen verbunden, eventuell erkennbar an den zwei Lücken im Kreis, dort wo er eingesetzt wurde. Der Innenkreis wird vervollständigt.


    Alternativ vorstellbar wäre auch, dass es sich um 2 eigene Stempelgeräte handelt, die nebeneinander verwendet wurden.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Lieber Franz,

    ich glaube weder das eine, noch das andere. Eine Kontrolle nach Stempelung bei einer Hauptbriefpostexpedition gab es nicht, daher wären 2 (teure!) gleichartige Stempelgeräte sinnfrei gewesen.

    Bis auf Regensburg kenne ich keine Poststelle, die 2 Zweikreisstempel parallel verwendet hätte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Wenn man von den zwei Bildern (Stempel) je einen Folienabdruck erstellt und diese exakt übereinander hält, stellt man fest, dass mehrere Positionen nicht überein stimmen…

  • St.G: Wie exakt übereinander? Massive Abweichungen sind nicht erkennbar. Beim Ausdruck auf Folien muss man einen minimalen Schlupf einrechnen, der sich nicht ausgleichen lässt.

    Die Bildvorlage ist übrigens gerastert.

    Ich würde nicht von zwei Stempeltypen ausgehen, wenn der Stempelkorpus identisch ist und nur die veränderlichen (beweglichen) Teile variieren.

    Dass die Stundeneinsätze ein Segment des Innenkreises beinhalten, ist denkbar, müsste aber anhand von Stempelreihen verifiziert werden. Eine dankbare Aufgabe für Leute, die nicht nur Vorschläge machen, sondern sie auch selbst in die Tat umzusetzen bereit sind.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Liebe Freunde,

    für mich ist es ein und derselbe Stempel.

    Praxistest: Einer stempelt "falsch", stellt den Stempel aber nicht etwa um, sondern sucht einen Kollegen mit der gleichen Stempeltype, fragt den, ober er schon seinen Stempel umgestellt hat, der Gefragte bejaht und dann fragt der 1., ob er kurz seinen Stempel ausborgen kann, um diesen Brief korrekt abzustempeln?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Dieter,

    bei verkanteten Abschlägen und mit dieser klecksigen Stempelfarbe bin ich mit solchen Aussagen deutlich vorsichtiger. Und – wie gesagt – das Bild ist gerastert.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Dieter,

    bei der Briefpost sicher nicht. Fahrpost wäre was anderes.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Eine dankbare Aufgabe für Leute, die nicht nur Vorschläge machen, sondern sie auch selbst in die Tat umzusetzen bereit sind.

    Bei Würzburg und all denanderen Stempeln von Euch kann ich nicht exakter werden. Bei meinen Recherchen meiner Schweizer Stempel tu ich dies jedoch. Ich durfte auch etliche Originale im Museum begutachten und exakt ausmessen. Ich weiss also ein klein wenig über diese Stempel und deren Beschaffenheit Bescheid….

  • Hallo Freunde,

    ist denn das hier nicht mehr oder minder gleichgültig, ob das jetzt zwei Typen oder zwei Stempelgeräte sind oder nicht. Ich glaube weder das eine noch das andere, Die Unterschiede basieren allein auf besserer Einfärbung und / oder höherem Druck. Aber um all das geht es hier nicht. Es geht nur um das Problem arabisch/lateinisch. Alles andere ist marginal.

    Und Ralph: Nur um zu sehen, ob ich Deine These jetzt richtig verstehe. Du meinst also, beide Abstempelungen seien am Morgen erfolgt. Bei der ersten, falschen seien noch die römischen Ziffern vom Abend vorher versehentlich drin geblieben, das sei dann bemerkt und die für den Vormittag richtigen arabischen Ziffern eingesetzt worden. Das klingt für mich sehr plausibel. Ist das richtig so?

    Beste Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    genau so sehe ich das - 2 Stempelgeräte, ich hatte es ja praktisch beschrieben, kann man ausschließen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • im Jahr 1866 dürfte Nürnberg ca. 70.000 Einwohner (1858 - 1883 +15.000 Ew.) gehabt haben. Im Postamt einer so großen Stadt hat man garantiert die ganze Nacht gearbeitet.

    Lieber Dieter,

    zwischen "die ganze Nacht gearbeitet" und "die ganze Nacht Briefe bearbeitet (gestempelt)" zu haben, ist aber ein großer Unterschied.

    Leipzig dürfte vom Korrespondenzvolumen her nicht hinter Nürnberg zurückgestanden haben. Die dortigen Poststempel sind von Klaus Fritzsche penibel untersucht und dokumentiert worden. Am dortigen Oberpostamt wurden ebenfalls Stundenangaben in römischen (vormittags) und arabischen (nachmittags) Zahlen verwendet, was, wie bei der sächsischen Post üblich, auch in einer Postverordnung so geregelt war.

    Die Einsätze änderten sich halbstündlich, morgens beginned mit "VII 1/2" und abends endend mit "9". Als sehr seltene Ausnahme kommt beim Oberpostamt eine "12" vor. Zur Zeit der sächsischen Posthoheit ist außerdem von zwei Bahnhofsexpeditionen je ein Beleg mit "12 Nachts" registriert. Die späte Bearbeitung hatte in diesem Falle den Zweck, daß die abends in den Bahnhofsbriefkasten eingelegten Briefe noch mit dem Frühzug befördert werden konnten.

    Am Leipziger Oberpostamt sind übrigens von dem nachfolgend gezeigten Stempeltyp 4 Geräte nachgewiesen, von denen mindestens drei im selben Zeitraum verwendet worden sind.

    Insofern kann ich mich nur der Meinung anschließen, daß mit "könnte" und "müßte" keine konkreten Erkenntnisse zu gewinnen sind. Stempelforschung ist Kärrnerarbeit.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Hallo Altsax,

    wunderbare Belege und eine wunderbare Beschreibung der Leipziger Verhältnisse.

    Und, lieber Ralph, vielen Dank für die Klarstellung.

    Vielen Dank und beste Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Eine allgemeine Frage zu den Zeitangaben

    Wie ist es zu erklären, dass ich von diversen Postexpeditionen in der Schweiz eine arabische aber auch eine römische 1 nachweisen kann?