• Hallo Nils,

    wenn es "normal" gewesen wäre, hätte Bayern ja nicht Monate nach dem Beitritt in den DÖPV eine eigene Verordnung erlassen müssen ...

    Die Post der Hamburger (oder Bremer, oder Lübecker) Bürger wurde ja nur deshalb anderen Postverwaltungen gegeben (und unter anderen verstehen wir in Bayern in erster Linie Thurn und Taxis, nicht Preußen), weil die Posten in den Hansestädten keine Postverträge mit "fremden" Postverwaltungen abgeschlossen hatten und abschließen konnten.

    Daher war es schon erheblich, wer Ende 1850 die Post erhielt, denn Taxis kam mit ganz wenigen Gebieten erstmals zum 1.5.1851 in den DÖPV, von daher wäre es gar nicht möglich gewesen, Briefe von Bayern in die Hansestädte mit Marken vor diesem Datum zu schicken, wenn man den vertraglich fixierten Transitleister TT weiter gewählt hätte.

    Daher finde ich den Brief von preussensammler ein ganz hervorragendes Beispiel nationaler Postgeschichte, das jeder gerne hätte (und der Bug durch die Marke ist dabei nun wirklich nebensächlich). :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Dass der Brief gut ist, darum gibt es kein Zweifel. So viele Briefe H-B gibt es ja auch nicht Heute zu finden, es ist keine Massenware.

    Wie viele Verordnungen gab es damals? Dass man etwas verdeutlichen mussten, durch Verordnungen ist ja nicht ungewöhnlich. Ob es mal vertraglich fixiert oder nicht war ja viele Sch.. egal, hier hat man Angebote gehabt und diese benutzt.

    Dass es nachher, 150 Jahre nachher, bemerkenswert ist und somit in eine Ausstellungsgehirn rosinisch ist, heisst aber nicht dass es objektiv gesehen was aussergewöhnliches war :)

    Hamburg hat ja hier alle Vorteile geholt und benutzt.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    hier zeigte sich doch Preußens "Marktstellung", oder sollte man sagen Vormachtstellung ganz deutlich - es wurde überstaatlich agiert, die Freien und Hansestädte auf Grund ihrer politischen Lage gar nicht für ernst genommen, Taxis ausrangiert und die Korrespondenzen auf sich gezogen, was bei Briefen der Hansestädte natürlich viel Geld ins Staatssäckel brachte.

    Wie hätte sich Taxis, wie hätten sich die Hansestädte wehren sollen? Eine Lehenspost ohne Territorium und Macht, 3 Städte, deren Blüte im ausgehenden Mittelalter zu suchen war und die eher "northbound" bzw. "westbound" waren, als nach Süden gerichtet.

    All diese Verhältnisse spiegeln unsere Briefe in der Frühzeit des DÖPV nach - sie sind frühes Ergebnis einer nationalen Politik der langen Hand; selbst mit Bug ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Das preußische Oberpostamt in Hamburg war in jedem Falle freier als das preußische Postamt in Bremen (dort war der Direktor des Bremer Stadt-Post-Amtes gleichzeitig der Vorsteher des preußischen Postamtes). Aus dem Jahr 1851 habe ich auch eine Aufstellung des Bremer Stadt-Postamtes, bei welchem Postamt (Preußen, Hannover, Thurn-und-Taxis, Bremen) der geneigte Kunde entsprechend dem Zielort seinen Brief aufgeben sollte. Dieses Dokument stammt aus der Postvertragsseite des DASV.

    Im Gegensatz zu Bremen wurden im preußischen Oberpostamt zu Hamburg bereits ab dem 15.11.1850 Briefmarken zum Frankieren von Briefpost ausgegeben. In Bremen war erst ab dem 1.Mai 1851 das innerpreußische bzw. das Postvereinporto (wegen der Übereinkunft mit Hannover) möglich. Erst ab dem 1.August 1851 wurden beim preußischen Postamt in Bremen preußische Freimarken verwendet.

  • Hallo preussensammler,

    tolle Sache - die Frage ist, wer hat Briefe evtl. vor dem 1.5.1851 von Bremen bzw. vom Mai 1851? Die zu sehen wäre doch eine spannende Sache.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Das wäre dann aber nicht mehr in diesem Thread. Denn Briefe nach Bayern aus Bremen mußten beim Thurn-und-Taxis-Postamt aufgegeben werden.

    Einen schönen Beitrag zu dem Thema Post in Bremen hat Siegfried Bulang in den Pruessen-Studien 139 verfasst.

  • ... tja und auch das gab es! Leider konnte ich den nicht schnappen (war auch nach 1852, von daher).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Guten abend zusammen,

    die frühen 1850er Briefe haben ihren besonderen Reiz. Besonders den Übergang von der Zeit der Teilfrankobriefe in den Postverein finde ich extrem spannend.

    Dass es dann für Hamburg eine VO für Briefe aus und nach Bayern gab, wusste ich bisher nicht, danke fürs Zeigen :thumbup:

    Habe dann sofort geschaut, ob es im Internet unentdeckte Perlen zu diesem Thema gibt...Fehlanzeige ^^

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    wegen dir habe ich ja auch die VO eingestellt. ;)

    Sonderbarerweise gibt es deutlich mehr Briefen von Hamburg - Bayern et vice versa in der Vormarkenzeit (VMZ), als in der Markenzeit, also markenfrankierte Briefe. Warum das so ist, weiß der liebe Gott ...

    Mit deiner Aussage zu den frühen Postvereinsbriefen bist du nicht allein. Ich berate seit Jahren einen Sammler, der eine Sammlung hat, die Ehrfurcht erregen kann. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... die Sammlung wurde mir vorgelegt (in toto) und bedarf noch hier und da eines Ausbaus. Der rote Faden ist schon gefunden. Wenn sie dann mal "steht", bin ich mir sicher, dass sie in Sindelfingen das Goldene Posthorn holt, egal in welcher Kategorie. ;)

    Aber der Teufel steckt beim frühen Postverein im Detail - 24 Stunden netto Überarbeitung vor Ort deuten zumindest darauf hin, dass die Thematik und das bereits vorhandene Material weniger etwas für den Bund- und Berlin - Sammler sein wird. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Sonderbarerweise gibt es deutlich mehr Briefen von Hamburg - Bayern et vice versa in der Vormarkenzeit (VMZ), als in der Markenzeit, also markenfrankierte Briefe.

    Hallo Bayern klassisch

    Das darf wohl nicht ganz wahr sein? Oder es ist auch wahr.
    Es hängt wohl an die unterschiedlichen Zeitspannen man hat, wie man die Unterschiede beschreiben soll. Wenn es um die frühe Postvereinszeit hängt es wohl aus damit zusammen dass man auch bar frankiert hat. Also die Briefe nicht mit Marken markiert. Das entscheidene Merkmal hier war wohl eher Franko generell.


    @alle: Man soll eigentlich öfters seine Augen richtung Hamburg richten, wenn es um postgeschichte geht. Mehr Vielfalt als hier findet man nirgends, vielleicht nicht in ganzen Welt wenn es um die Zeit vor 1871(?) geht. Aber diese Aussage gehört mehr ein Hamburg Thread :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    wie du ja weißt, unterscheide ich zwischen Franko und Porto, nicht zwischen Marken- und Nichtmarkenbrief. Von daher, auch wenn ich keine empirischen Aussagen dazu treffen kann, scheint mir Hamburg für Bayern wirtschaftlich in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutsamer gewesen zu sein, als in späteren Jahren. Die ganz wenigen Jahre 1850ff, in denen Besonderheiten zu berücksichtigen sind, fallen da schon nicht mehr ins Gewicht.

    Briefe nach Hamburg und von Hamburg sind jedenfalls in den 1850er und 1860er Jahren nicht häufig, obwohl man denken könnte, dass es sich dabei um Massenware handelt.

    Wenn jeder hier seine Bestände auf diese Destination überprüfte, kämen nicht viele Briefe dabei heraus.

    Dass Hamburg höchst interessant ist, was die PO angeht, versteht sich - es war und ist heute noch das Tor zur Welt. Nur hat man das vor 150 Jahren in Bayern vlt. etwas anders gesehen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    wie du ja weißt, unterscheide ich zwischen Franko und Porto, nicht zwischen Marken- und Nichtmarkenbrief.


    Nein, wusste ich nicht so unbedingt. Man kann dein Aussage (Zitate Post 245) auch anders lesen, aber es ist ja niicht so wichtig.


    Wenn es um Mengen von Briefe geht kennen wohl keine die richtige Zahlen, wenn man nicht Zugang zu Archiven hat. Den heutigen Bestand ist ja im Vergleich eher gering konnte man denken, und will kein richtigen Bild geben wie es war. Aber man kann ja spekulieren, was wir auch gern machen.

    Aber jetzt wäre es schön noch einige Briefe zu sehen :) wenn es gibt

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo,

    dieser Portobrief passt gut hier her.
    Es handelt sich um einen Portobrief vom 21.3.1851, der wie der Brief von Preussensammler im preußischen Bahnhof in Hamburg aufgegeben wurde. In Hamburg mit 4 Silbergroschen belastet und wahrscheinlich in Bayern ist dies in 12 Kr. berichtigt worden.
    Entsprechend der rückseitigen preußischen Bahnpoststempel wurde der Brief über die EPB III und EPB VII nach Bayern spediert.

    Grüsse von liball

  • Hallo Sammlerfreunde,

    einen durchaus bemerkenswerten Laufweg darf man für den w.u. abgebildeten Beleg aus dem Jahre 1867 vermelden. Er war an die Mechanische Werkstätte Zoellner in Kusel (Rheinbayern) gerichtet und wurde nicht unweit östl. von Saarbrücken bei Dudweiler in einen Bahnpostwagen der Bahnstrecke Trier-Bingerbrück eingeworfen. Der preußische Bahnpostbedienstete waltete geflissentlich seines Amtes und vermerkte den Zugang oben links in blauer Tinte.

    Die Beförderung folgte zunächst der bereits 1860 fertiggestellten Nahetalbahn (siehe Karte - Strecke in blau). Ein Stück weiter nördlich von St. Wendel trat deren Verlauf in das zum Herzogtum Oldenburg gehörige Fürtstentum Birkenfeld ein, bei Kirn an der Nahe ging es wieder hinein nach Rheinpreußen. Nicht unweit der Mündung von Nahe und Glan musste bei Staudernheim umgeladen werden (siehe kl. Rundstempel rückseitig rechts vom 12.06.1867).

    Da der Eisenbahnausbau entlang des Glanverlaufs erst ab 1868 einsetzte, ging es von Staudernheim ohne Bahnpostbeförderung weiter talauf in Richtung Meisenheim am Glan (siehe Karte - Verlauf in braun). Die beiden vorgenannten Ortschaften gehörten von 1816 bis 1866 der Herrschaft (bzw. dem Oberamt) Meisenheim an, einem Verwaltungsgebiet der Landgrafschaft Hessen-Homburg (Großherzogtum Hessen).

    Dieses war schon ab 1834 dem preußischen Zollgebiet zugeordnet worden und ging schließlich mit Besitzergreifungspatent vom Januar 1867 an Preußen. Da u.a. bei Meisenheim am Glan die Grenze zum Königreich Bayern verlief, könnte es sein, dass aus diesem Grund dort noch einmal Durchgang gestempelt worden ist (siehe Rundstempel rückseitig links), aber so ganz sicher bin ich mir da zu DÖPV-Zeiten (eigentlich) nicht.

    Die tatsächlich bewältigte Beförderungsstrecke zum Zielort Kusel betrug rd. 165 km, also deutlich über 10 Meilen, wofür im DÖPV 2 Sgr = 6 Kr anzusetzen gewesen wären. Hier sieht man aber sehr schön, dass nicht diese Entfernung tarifbildend war, sondern (lediglich) die Entfernung in der Luftlinie 40 km = ca. 5 Meilen, so dass nur 1 Sgr = 3 Kr Franco (bis 10 Meilen) anfielen.

    Schönen Ostergruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nahetalbahn
    http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstentum_Birkenfeld
    http://de.wikipedia.org/wiki/Glantalbahn
    http://de.wikipedia.org/wiki/Oberamt_Meisenheim
    http://de.wikipedia.org/wiki/Staudernheim
    http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F

  • Hallo Pälzer,

    ich schließe mich dem Urteil von Michael nahtlos an - ein Traumbrief, der nicht für einen Appel und Ei zu schnappen ist, weil er mehrere Besonderheiten vereinigt.

    Die Angabe des Ortes auf dem Brief war notwendig, weil man ja wissen musste, ob der eine Groschen Franko auch ausreichte. Bei jedem Aufenthalt konnten ja Briefe in den Schlitz des Bahnpostwagens eingeworfen werden und jedesmal musste der Bahnpostbeamte die Haltestation auf ihnen notieren und nachrechnen, ob die frankierten Briefe ausreichend beklebt waren, oder ob unfrankierte Briefe abgegeben worden waren, die dann zu taxieren waren (im laufenden Zug sauber zu schreiben, korrekt zu wiegen und zutreffend die Entfernungslisten zu handhaben war sicher kein leichtes Unterfangen).

    Wenn dann ein Brief so lecker aussieht, wie dieser, der ja durch die Umspeditionen seinen Reiz erfährt, dann kann man nichts falsch gemacht haben. :P:P

    Danke auch für die perfekte Karte - so macht PO Spaß.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Da u.a. bei Meisenheim am Glan die Grenze zum Königreich Bayern verlief, könnte es sein, dass aus diesem Grund dort noch einmal Durchgang gestempelt worden ist (siehe Rundstempel rückseitig links), aber so ganz sicher bin ich mir da zu DÖPV-Zeiten (eigentlich) nicht.

    Ich denke, das ist die Lösung - ab Meisenheim trennten sich die Wege und man hatte zuvor daher auf Meisenheim kartiert, um dort von der Expedition die weiter Umkartierung vornehmen zu lassen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.