Fälschungen und Verfälschungen bei klassischen Stücken

  • ein Kenner der Preussenphilatelie hat eine Bemerkung geschrieben und die Auktion des Danzigbriefes wurde vorzeitig beendet.

    Das war die Antwort auf meine Anfrage (u.a. hatte ich auch auf den falschen Nummernstempel 304 hingewiesen)

    Hallo h.w.meiners,

    Danke für den Hinweis.
    Als Nichtfachmann glaube ich Ihrem Urteil und habe so das Angebot vorzeitig beendet.
    Freundlichen Gruß
    J. Heinen

    -jobeehaa

    Die Aussage von pg46 wurde nur auf die Seite übernommen.

    preussensammler: Ist auf dem Express-Brief wenigstens siegelseitig die Expressgebühr geschrieben?

    Leider nein. Meine Vermutung nach handelt es sich bei dem Ursprungsbeleg um einen portofreien Militärbrief (ich meine als Anrede Leutnant zu lesen), der durch das Aufkleben eines entwerteten Wertstempel-Ausschnitts und Fälschung des Nummernstempels aufgewertet wurde.

  • Liebe Freunde,

    da hier gerade Preussen-Belege besprochen werden:

    Ein Angebot aus einer Realauktion.
    Irgendwie glaube ich nicht daran, dass diese Frankatur so auf den Brief gehört.
    Würde mich über Meinungen aus dem Forum dazu freuen.

    Viele Grüße
    Michael

    Wäre es möglich, den ganzen Brief zu sehen?

    Obwohl die Stempel ziemlich merkwürdig aussehen, würde ich alle Stempel (auch der verwischte) der gleichen Type der 184 zuordnen.
    Dass die Übergänge nicht ganz übereinstimmen, kann u.a. daran liegen, dass die 3-Silbergroschen-Marke vielleicht entfernt und dann unsachgemäß wieder aufgeklebt wurde.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo preussensammler,

    natürlich kann ich den ganzen Beleg zeigen.
    Zunächst noch mal zu den Marken:

    Nicht nur die 3 Sgr.-Marke zeigt Auffälligkeiten. Die ersten 3 Pfeile von links zeigen die Stellen, an denen die Übergänge nicht passen.
    Der Pfeil nach unten zwischen 3Sgr.- und 2Sgr.-Marke zeigt eine weitere Auffälligkeit. Der Stempelabdruck von der blauen 2Sgr.-Marke ist sehr kräftig und setzt sich möglierweise auch auf dem Papier darunter fort. Der rechte Rand der gelben 3Sgr.-Marke ist davon völlig unberührt.
    Die beiden Pfeile auf der blauen 2Sgr.-Marke betreffen Stellen des verschmierten Stempels. Bei dem rechten von diesen beiden Pfeilen (Übergang von der 1Sgr.-Marke) fehlt ebenfalls der Übergang auf die 2Sgr.-marke. Unterhalb des linken Pfeils kann man den weiteren Verlauf eines verschmierten Stempels erahnen. Zusammen mit dem rechten Halbkreis auf der 1Sgr.-Marke ergibt sich aber kein Kreis, sondern ein Oval.
    Die 3 Pfeile an der rosa 1 Sgr.-Marke betreffenb wieder die Stempelübergänge aufs Papier. Alle drei passen nicht genau.

    Der Brief an sich:

    Der Aufgabestempel ist von Ratibor Bahnhof. Der zugehörige Nummernstempel wäre 1200.
    Der Nummernstempel 184 gehört zum Post-Speditions-Amt V (Breslau), das u.a. die Strecke Breslau-Ratibor bediente.

    Nun wäre es denkbar, dass in größter Eile der Aufgabestempel benutzt wurde, aber für die Entwertung der Marken keine Zeit mehr war (recht unwahrscheinlich und gegen die Vorschrfiten, aber nicht auszuschließen)
    Ebenso wäre denkbar, dass bei der Bearbeitung im Zug die Marken entwertet wurden, aber das Abschlagen des Kursstempels auf der Rückseite vergessen wurde (ebenfalls ein Verstoß gegen die Vorschriften). Die Rückseite zeigt nur den verwischten Eingangsstempel von Riga.
    Die von Hand nachgemalten Zahlen in Datum und Uhrzeit des Aufgabestempels müssen nichts mit einer Manipulation zu tun haben.

    Jeder einzelne Punkt ist erklärbar, in der Summe finde ich die Auffälligkeiten schon beeindruckend.
    Höre aber auch gerne andere Argumente.

    Viele Grüße
    Michael

  • Der Brief an sich:
    Der Aufgabestempel ist von Ratibor Bahnhof. Der zugehörige Nummernstempel wäre 1200.
    Der Nummernstempel 184 gehört zum Post-Speditions-Amt V (Breslau), das u.a. die Strecke Breslau-Ratibor bediente.
    Nun wäre es denkbar, dass in größter Eile der Aufgabestempel benutzt wurde, aber für die Entwertung der Marken keine Zeit mehr war (recht unwahrscheinlich und gegen die Vorschrfiten, aber nicht auszuschließen)
    Ebenso wäre denkbar, dass bei der Bearbeitung im Zug die Marken entwertet wurden, aber das Abschlagen des Kursstempels auf der Rückseite vergessen wurde (ebenfalls ein Verstoß gegen die Vorschriften). Die Rückseite zeigt nur den verwischten Eingangsstempel von Riga.
    Die von Hand nachgemalten Zahlen in Datum und Uhrzeit des Aufgabestempels müssen nichts mit einer Manipulation zu tun haben.

    Hallo Michael,

    Die Nummernstempel der Bahnpost-Speditonsämter wurden zur Entwertung nicht nur an Orten der Speditionsämter selbst, sondern auch in den mitfahrenden Postwaggons eingesetzt (daher auch die Typen der Nummernstempel). Als Endpunkt einer der Strecken der Speditonsamtes V hatte Ratibor-Bahnhof vielleicht auch einen Nummernstempel 184 zur Entwertung. Ich habe ähnliche Belege für das Speditonsamt III aus Hamburg und Stettin. Gerade für den 184 hatte ich große Mühe, einen Brief mit dem Aufgabestempel Breslau zu erhalten. Die Mehrzahl hatte entweder einen K2 oder einen Ra2 RATIBOR-BAHNHOF

    Ich habe in einem kleinen Übersichtsartikel für unsere Vereinszeitung auch einmal zusammengefaßt, welche Kombinationen es für die Nummernstempel der Speditonsämter und den beigesetzen Aufgabestempel gab. http://www.preussensammler.de/psa.html

    • Offizieller Beitrag

    Hallo preussensammler,

    danke fürden interessanten Link.

    ...Gerade für den 184 hatte ich große Mühe, einen Brief mit dem Aufgabestempel Breslau zu erhalten. Die Mehrzahl hatte entweder einen K2 oder einen Ra2 RATIBOR-BAHNHOF ...

    Wenn Du hierzu Vergleichsmaterial hast, würde mich mal sehr interessieren, wie es denn mit den Kursstempeln auf diesen Briefen aussah. Wie regelmäßig sind sie zu finden ?

    Viele Grüße
    Michael


  • Zunächst noch mal zu den Marken:
    Nicht nur die 3 Sgr.-Marke zeigt Auffälligkeiten. Die ersten 3 Pfeile von links zeigen die Stellen, an denen die Übergänge nicht passen.
    Der Pfeil nach unten zwischen 3Sgr.- und 2Sgr.-Marke zeigt eine weitere Auffälligkeit. Der Stempelabdruck von der blauen 2Sgr.-Marke ist sehr kräftig und setzt sich möglierweise auch auf dem Papier darunter fort. Der rechte Rand der gelben 3Sgr.-Marke ist davon völlig unberührt.
    Die beiden Pfeile auf der blauen 2Sgr.-Marke betreffen Stellen des verschmierten Stempels. Bei dem rechten von diesen beiden Pfeilen (Übergang von der 1Sgr.-Marke) fehlt ebenfalls der Übergang auf die 2Sgr.-marke. Unterhalb des linken Pfeils kann man den weiteren Verlauf eines verschmierten Stempels erahnen. Zusammen mit dem rechten Halbkreis auf der 1Sgr.-Marke ergibt sich aber kein Kreis, sondern ein Oval.
    Die 3 Pfeile an der rosa 1 Sgr.-Marke betreffenb wieder die Stempelübergänge aufs Papier. Alle drei passen nicht genau.

    Hallo Michael,

    Alle Verschiebungen lassen sich dadurch erklären, dass alle 3 Marken abgelöst waren und wieder aufgeklebt wurden.

    Der verschmierte Stempel läßt sich wiederum dadurch erklären, dass der Stempel beim Abdruck nach rechts verrutschte.

  • Hallo zusammen,

    ich glaube das der Brief echt ist. Wahrscheinlich hat er einiges an Wasser abbekommen und er ist durchnässt abgestempelt worden. Es sieht so aus das die Marken sich danach ein wenig verschoben haben.

    schönen Gruss

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo preussensammler,

    Alle Verschiebungen lassen sich dadurch erklären, dass alle 3 Marken abgelöst waren und wieder aufgeklebt wurden.

    womit wir dann bei einem manipulierten Brief wären.
    Manipulation muß ja nicht in betrügerischer oder sonstiger unredlicher Absicht erfolgen.
    Wobei sich mir nicht richtig erschließt, warum man die Marken ablösen sollte. Auf teure Varianten oder Reparaturen zu prüfen, macht bei Preußen keinen Sinn. Die Frage, ob die Marken original auf den Brief gehören, wäre ein Grund. Aber einen Befund hierüber gibt es nicht.

    Du hast Recht, alles läßt sich plausibel erklären.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Sammlerfreunde,

    am nächsten Samstagvormittag wird der abgebildete Brief bei EBay angeboten.

    Die 3 Kreuzer blau von Platte 2c mit MR "20" gehört meiner Meinung nach nicht ursprünglich auf den Brief.

    Die auf der Marke abgeschlagene Stempeltype kam in Bamberg zum Einsatz, nicht in der 2.Stempelverteilung in Arnstein.

    Der MR "20" von Arnstein hatte grosse schmale Ziffern, und die Ziffern mit weiten Abstand.

    Gruss kilke

  • Verehrte Freunde,


    der Anbieter sagt ehrlich: "Sehr schöner Beleg, aber mit Sicherheit nicht echt".
    Er tut es nicht mit großen Buchstaben, aber er tut es. Das hält jedoch manche nicht davon ab, ordentlich darauf zu bieten.

    http://www.ebay.de/itm/1407728950…9#ht_500wt_1156


    Der 12a-Stempel "DORFEN 16/5" wurde aus den Stempeltafeln des Winkler-Handbuchs kopiert.
    Die Verwendung von Portomarken auf einem Brief nach Thüringen sollte doch zu denken geben.
    Keine gefährliche Fälschung, aber am Anfang meiner Sammlerkarriere hätte ich vielleicht auch darauf geboten.


    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Erdinger,

    es sind genau diese "Briefe" und diese "Philatelisten", die das Stück dann mit 5.000 Euro beschriftet als Teil ihrer phil. Hinterlassenschaft ihren Witwen oder Söhnen andienen, die dann mit großen Dollarzeichen in den Augen die weite Welt der Philatelie betreten - und bitterst enttäuscht werden, weil der Verschiedene doch so ein netter und gutgläubiger Sammler war ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Wasserzeichen weite Welle mit geschlossenem Mühlradstempel - Wow!!! Das war schon 1875 keine Massenware ...

    http://www.ebay.de/itm/Bayern-Kra…=item27c8b63c01

    Liebe Grüsse von bayern klassisch, der bisher doch glatt geglaubt hatte, dass nach 1869 Schluss mit Mühlrädern gewesen wäre ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.