• Diese Zensurstempel wären ja gar nicht nötig gewesen. Aber es ist immer so, wer Macht hat will an der Macht bleiben und dazu muss er seine Macht zelebrieren um damit seine Schäfchen unterdrücken zu können. Mit diesem Zensur-Stempel gab man dem Volk zu verstehen, wir wissen wer Du bist, wo Du wohnst und was Du liest.
    Der Stempel erfüllte demnach den Zweck der Einschüchterung.

    Was ich noch sagen wollte zur Beschaffung solcher Belege.

    Die Geschichte der Beschaffung ist bei seltenen Belegen meist mehr Wert als das Sammelstück selber. Ich liebe es, wenn ich meine Sammlungen anschaue und Revue passieren lasse, wie ich welchen Beleg wo und bei wem ergattern konnte.

    Während sich die Meisten Sammler am Schnäppchen erfreuen, ist es , mir immer viel wichtiger gewesen, bei solch wichtigen und seltenen Stücken, eine Situation zu schaffen, die beide Seiten Glücklich macht. Bei diesem Beleg war das auch so, ich hab ein von ihm begehrtes Stück hergegeben und hab dafür auch etwas sehr seltenes bekommen. Der Tauschpartner hatte viel mehr Freude daran, dass er wusste das dieser Beleg in einer würdigen Sammlung unterkommt.

    Lieber Gruss Rene

  • ... also neudeutsch eine "win-win-Situation" ... aber so sollte es ja auch sein. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • .... so kann das gehen. Ich kenne z.Z. nur einen Brief mit dem 1530 meines Heimatortes. Der Sammler würde mir den überlassen, wenn ich ihm einen anderen sehr seltenen Nrn-St auf Brief bringe, den er sucht. Die Aussichten sind allerdings sehr schlecht. :(

    Dieter

  • Hallo zusammen,

    in diesen thread passt dann auch gut der folgende Beleg vom 14.5.1878 aus München an eine Frau M. Zenz in der Bierbrauerei Bavaria in Petersburg. Es ist die Anzeige eines Premierlieutnant Vogt für die Geburt seiner Tochter. Wofür der rückseitige blaue Rahmenstempel (nach Angabe eines Vereinskollegen, der Rußland sammelt, heißt es "frankowirano" und bedeutet frankiert) genau steht, ist mir noch nicht klar. Ist es das russische Pendant zum amerikanischen "paid all"- oder dem bayerischen PD-Stempel ? Der von Euch beschriebene Zensurstempel ist jedenfalls deutlich und es ist offenbar ein sehr früher Beleg dafür.

    Diese Auslandsdrucksachen sind tatsächlich nicht leicht zu finden und wenn, dann meist nach CH, F oder I .

    Schönes Wochenende wünscht die

  • ... äääh, aus dem Deutschen Reich? Die gibt es sicher häufiger, als aus Bayern, wo man dergleichen praktisch gar nicht kennt (aber wenn so etwas einer hat, dann der liebe Franz, denn der hat wirklich alles). :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Während sich die Meisten Sammler am Schnäppchen erfreuen, ist es , mir immer viel wichtiger gewesen, bei solch wichtigen und seltenen Stücken, eine Situation zu schaffen, die beide Seiten Glücklich macht.

    lieber René,

    leider muss ein Sammler mit einem nach oben beschränkten finanziellen Spielraum bei seltenen Stücken auf ein Schnäppchen hoffen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Ralf,

    schön das Du das ansprichst ;) , darauf wollte ich hinaus, hat doch der Brief eine Bayern Marke drauf.

    Aber das Deutsche Reich hat doch 1871 begonnen und endete nach dem 1. Weltkrieg.

    Steht jedenfalls so im Wikipedia und hat eine Karte dabei, wo auch das Königreich Bayern umrandet ist.

    Wie ist das denn. Die Tarife/Verträge liefen doch über den DOPV. Ist dann der Spruch, aus dem Königreich Bayern noch notwendig. Postalisch/Tariflich hat das doch dann eigentlich keinen Einfluss mehr und sollte daher auch postgeschichtlich nicht mehr relevant sein. Ich sehe aber in der Vertragsdatenbank, dass es da noch einen Vertrag gibt vom 25.7.1872 zwischen Bayern/Würtemberg und Oesterreich und ein Protokoll vom 7.5.1875 (welches leider nicht verfügbar ist). Ich hab diesen Vertrag noch nicht gelesen, kenne daher deren Inhalt nicht.

    Kann man sagen, die Posthoheit blieb bei den Ländern ?

    - Wen ich den Deutschen Briefmarken-Katalog anschaue, wäre das Deutsche Reich mit Postmarken erst ab dem 1.1.1872 existent.

    - Bayern hat seine letzten Marken 1917 (Ludwig) gedruckt.

    Gibt es Briefe aus Bayern von 1.1.1872 bis 1917, welche mit Marken des Deutschen Reiches freigemacht wurden ?

    Du kannst nun nachvollziehen, das dies etwas verwirrend ist, für einen Schweizer, der einen Brief hat aus besagter Zeit, nach "Deutschland"....??

    Du weisst warum ich das Frage ?
    Ich muss meine Sammlung Destinationen für Internationale Ausstellungen umstellen auf die alten Staaten (Bei Europa hab ich da grosse Wissenslücken) und ich stelle immer wieder fest, das hat viel mehr mit Geschichte zu tun, als scheinbar mit den Tariflisten und wenn dann noch die Briefmarkenkataloge dazu kommen, ist die vollständige Verwirrung auslöst.

    Lieber Gruss Rene

  • Hallo,

    in der Verfassung des Deutschen Reiches vom 16.April 1871 in den Artikeln 48 bis 51 sind die allgemeinen Grundsätze für das Postwesen aufgeführt. Der Artikel 52 weist auf die Besonderheit von Bayern und Württemberg hin.

    Diese beiden konnten nur mit ihren anliegenden Nachbarstaaten weiterhin Regelungen treffen.

    Beste Grüße Bernd

    Einmal editiert, zuletzt von BaD (14. August 2020 um 11:49)

  • Hallo Rene,

    nachdem der liebe Bernd schon geholfen hat: Das Dt. Reich ging erst nach dem Ende von Adolf H. 1945 unter - Rechtsnachfolger wurde die damalige BRD, nicht die DDR.

    Bayern gab sein Postregal erst mit dem 1.4.1920 gegen Entschädigung an das Dt. Reich ab - vorher war es eine eigene Destination, eigener Abrechnung, eigenen Marken, Stempeln usw..

    Das Land Bayern gab es natürlich noch viel länger (und heute noch, wenngleich in anderen Grenzen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... es gab ja sogar Marken mit Aufdruck "Freistaat Bayern" !!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo weite Welle,

    Zitat

    Wofür der rückseitige blaue Rahmenstempel (nach Angabe eines Vereinskollegen, der Rußland sammelt, heißt es "frankowirano" und bedeutet frankiert) genau steht, ist mir noch nicht klar.

    Dieser Stempel wurde in der St. Petersburger Post im Büro für ankommende/abgehende Auslandspost verwendet. Die Beamten dort prüften die Auslandspost auf vollständige Frankierung und setzten dann diesen Stempel auf, der einfach für "frankiert" steht und unseren "Franco"-Stempeln entsprach. Eine Teilfrankatur war in dieser Zeit nicht mehr vorgesehen, daher bedeutete "frankiert" automatisch bis zum Zielort. Es gab auch Stempel für unzureichende Frankatur und für Porto-Briefe. Dein Vereinskollege hat alles richtig beschrieben!

    Der auf deinem Brief befindliche Stempel ist für die Jahre 1874-1880 belegt und (leider) keine Seltenheit.

    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,

    danke für Deine Bestätigung, dann hatte ich das schon richtig gesehen. Die Verwendungszeit fällt fast genau mit der von mir beackerten Zeit in Bayern zusammen und damit habe ich ihn auch schon öfter gesehen bzw. andere Belege aus dieser Zeit vorliegen.

    Schönes Wochenende

    weite Welle

  • Unfrankierter Brief aus Vevey nach St Petersburg. Historisch interessanter Brief aus der Korrespondenz des Prinzen Emil zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg.

    * Die Schweiz erhielt 6 Kreuzer, diese wurde vorderseitig Notiert

    * Preussen erhielt für 3 Sgr. ( 9 x) was mit den 6 Kreuzern umgerechnet 2 Sgr. für die Schweiz = 5 Sgr. (15 x) machte.

    * Gesamtporto von 20 Kopeken (6 Sgr.), Rückseitig notiert, zahlte der Empfänger in St. Petersburg.

    * 1 Sgr. blieben in Russland.

    * Gesamtporto 28 Kopeken.

    * Schweiz belastet 6 Kreuzer (2 Slg.), an Baden.

    * Baden belastet 5 Slg. ( bis Russ-Grenze ???)

    ** Postvertrag 23.11.1867 zwischen Norddeutscher Bund und Baden ??

    * Russland belastete noch 3 Slg. (nicht notiert)

    * Das ergibt zusammen 8 Silbergroschen was umgerechnet 28 Kopeken waren.


    Gem Postvertrag Preussen / Russland von 1865

    * Einfach frankierter Brief = 4 Sgr

    * unfrankierter einfacher Brief = 6 Sgr.

    Währungs-Umrechnungen

    * 1 Sgr = 3 Kreuzer

    * 1 Sgr = 9 Öre

    * 1 Sgr = 10 Rp.

    Umrechnung Kopeken zu Sgr. gemäss Postvertrag von 1865 Russland / Preussen

    * 2, 3, 4, 6 Sgr.

    * 7, 10, 14, 20 Kopeken

    Wie immer, Berichtigungen nehme ich gerne entgegen.

    6 Mal editiert, zuletzt von philaworld (1. September 2020 um 18:21)

  • Hallo philaworld,

    das rückseitig angeschriebene Gesamtporto in Russland lautet meines Erachtens nicht 20 sondern 28 Kopeken.

    Ein unfrankierter einfacher Brief aus den deutschen Staaten nach Russland kostete 6 Sgr. In diesem Fall wären 20 Kopeken angeschrieben worden.

    Bei diesem Brief kam jedoch noch das schweizer Porto von 6 Kr. hinzu. Nachdem die 6 Kr. zwischen Russland und dem Norddeutschen Postbezirk, die preußische Post war 1868 bereits Geschichte, geteilt wurde, sind in Baden nur 5 Sgr. angeschrieben worden. Hier hinzu kam dann noch das russische Porto von 3 Sgr. = 10 Kopeken.

    Grüße von liball

  • ... und ergänzen wollen wir noch, dass Preussen bzw. der Norddeutsche Bund hier gar nichts bekam, sondern Baden, daher auch der Herkunftsstempel Schweiz über Baden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ja, da habt Ihr Recht.

    Diese 8 ist einfach unmöglich zu erkennen, aber wenn man die Tarife kennt muss es so sein...

    * Gesamtporto 28 Kopeken.

    * Schweiz belastet 6 Kreuzer (2 Slg.), an Baden.

    * Baden belastet 5 Slg. an Russland. (>>Vertrag ?)

    * Russland belastete noch 3 Slg. für den Inlandtransport. (nicht notiert)

    * Das ergibt zusammen (5+3) 8 Silbergroschen was umgerechnet 28 Kopeken waren.

    Umrechnung Silbergroschen (Sgr.) zu Kreuzer und zu Kopeken gemäss Postvertrag von 1865 Russland / Preussen

    * 2 Sgr. = 6 Kreuzer = 7 Kopeken

    * 3 Sgr. = 9 Kreuzer = 10 Kopeken

    * 4 Sgr. = 12 Kreuzer = 14 Kopeken

    * 6 Sgr. = 18 Kreuzer = 20 Kopeken

    * 7 Sgr. = 21 Kreuzer = 24 Kopeken

    * 8 Sgr. = 24 Kreuzer = 28 Kopeken

    Bei Irrtümern bitte nochmals Hilfe erbeten.

    Super, herzlichen Dank.

    3 Mal editiert, zuletzt von philaworld (1. September 2020 um 18:31)