100 Mont Tonnere - Napoleonische Besetzung der Pfalz

  • Hallo zusammen,

    Feuser Vorphila und Reinhardt kennen einen L1 WINNWEILER, den es seit 1798 geben soll. Münzberg hingegen kennt in seinem Werk Frankreich und seine Départements keinen Aufgabestempel von Winnweiler. Möglicherweise gab es die Poststelle zum Zeitpunkt des Schreibens (7.11.1798) noch nicht und daher war es sinnvoll, den Brief in Richtung Zielort in Alzey auf die Post zu geben.

    Über die Streichnung der Freimachung des Briefes kann man nur rätseln, da nach Reinhardt dafür 2 Geräte benutzt wurden.

    viele Grüße

    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,

    im Thread "Kurze Frage - Kurze Antwort" habe ich zu Winnweiler auf Seite 44, Abschnitt 875, hierzu aus dem Vorphila Handbuch Bayern von Friedrich Pietz, was geschrieben.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Ralf Bernatz hat es bereits zutreffend erklärt: Es wurde immer in Richtung des Adressaten spediert. Eine Portoreduzierung dafür gab es nach meiner Kenntnis jedoch nicht.

    Wie lange das französische Postamt in Alzey geöffnet war, ist urkundlich nicht belegt. Fest steht aber, dass es in den Jahren VII bis VIII nach dem französischen Revolutionskalender (= 22. September 1798 bis 22 September 1800) tatsächlich in Betrieb gewesen ist.

    Nach Schließung des Postamtes wurde die Post aus Alzey zunächst über Worms, ab 1810 danach über Mainz oder Kaiserslautern spediert.

    Erst ab 1800 wurde in Decimes taxiert, davor in Sous.

    Brief vom 27. Nivose Jahr VIII (= 27. Dezember 1799) aus

    Winnweiler nach Mainz. „100 ALZEY“ als Aufgabestempel.

    Taxe: 4 Sous (ab 1800 Decimes).


    altpostgeschichte.de/core/index.php?attachment/120693/


    Portobrief vom 19. Germinal Jahr IX (= 9. April 1801) aus Winnweiler nach Mainz,

    aufgegeben in 100 ALZEY. Briefkopf des örtlichen Büros des

    „Receveur du Droit d´ Enregistrement et du Domain National“ an die oberste

    Behörde im Departement Donnersberg (an Direktor Guiyon). Taxe: 4 Decimes.

    Beide Briefe sind aus meiner Sammlung

  • Hallo miteinander,

    nachdem schon einige auf den Beitrag # 59 von Volker geantwortet haben, noch folgende Information.

    Seit ca. Juli 1798 war Winnweiler nur noch ein Distributions-Postamt mit der Funktion die eingehenden Briefe zu sammeln und an ihre übergeordneten Direktions-Postämter weiterzuleiten. Deshalb wurde die Briefe von Winnweiler an das auf der Poststrecke nächstgelegene Direktions-Postamt - hier Alzey - zur Taxierung weitergegeben.

    Viele Grüße

    Stephan

  • Hallo Stephan,

    vielen Dank für deine Informationen. Dann ist die Bemerkung im Feuser Vorphila (S. 879), daß die Briefsammlung um 1811 aufgehoben wurde, also falsch. Die Aufgabe in Alzey ist im Nov. 1798 also ein normaler Vorgang.

    Wieder ein Beweis, daß Heimatsammler mit ihrem Spezialwissen oft weiterhelfen.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    das Postamt in Winnweiler wurde am 21.3.1799 der Generalpostdirektion in Paris unterstellt. Um 1800 gab es einen 3 x wöchentlichen Reitpostkurs Mainz - Metz, der über Winnweiler lief und es somit die Postanstalt noch gab. 1811 wurde die sogenannte Kaiserstrasse (= Poststrasse) zwischen Mainz und Kaiserslautern (heute L 401) fertig, die an Winnweiler nun vorbei führte und damit wurde die Postanstalt aufgehoben.

    viele Grüße

    Stephan

  • Hallo miteinander,

    im Beitrag # 64 wurde ja berichtet, daß bei dem französischen Postamt der Stempel "100 ALZEY" (ich glaube ab 1800) zum Einsatz kam. Auf diesem unten abgebildeten Brief vom 23.3.1801, der von der Postanstalt Winnweiler an das Postamt in Alzey weitergeleitet wurde, ist aber der T&T Stempel "ALZEY" abgeschlagen.

    Warum?

    Kann der Grund sein, daß es sich hier um einen nicht in Alzey aufgegebenen Brief handelte?

    Viele Grüße

    Stephan

  • Kann der Grund sein, daß es sich hier um einen nicht in Alzey aufgegebenen Brief handelte?

    Hallo Stephan,

    wo soll der Brief denn sonst aufgeliefert worden sein, wenn nicht in Alzey?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    sorry, dann habe ich wohl schlecht formuliert. Ich meinte, daß dieser Brief über dem Postweg von der Briefdistribution Winnweiler zur Postanstalt Alzey kam und nicht originär im Postamt Alzey aufgegeben wurde.

    Ist alles wahrscheinlich nur der Willkür des Postangestellten in Alzey zu verdanken. Denn schaut man sich den 2. Brief vom 9.4.1801 im Beitrag # 64 an, dann ist dieser mit 100 Alzey abgeschlagen, im Gegensatz zu meinem Brief vom 23.3.1801.


    Viele Grüße

    Stephan

  • Hallo Stephan,

    also zeigten dann Briefe aus Alzey selbst den Stempel 100 Alzey, während zugelieferte Briefe aus der Umgebung den Stempel Alzey ohne die Departements-Nr. 100 zeigen? Das wäre mal zu erforschen, denn es war doch derselbe Stempel - nur dass die 100 entfernbar gewesen sein müsste, was ich nicht weiß. Da bin ich mir nicht sicher und einen Sinn darin kann ich im Moment nicht erkennen, aber Erkenntnis kommt ja nicht immer sofort daher.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo miteinander,

    der nächste Brief passt nicht hundertprozentig und Thema, ich sammle Mont-Tonnerre auch aus der Zeit vor den Franzosen. Da ich kein Thema gefunden habe, in dem diese Briefe besser passen würde ich sie auch hier zeigen.

    Anbei ein Brief aus Alzey nach Mannheim

    16.11.1773, Frankobrief von Alzey nach Mannheim

    Der Brief zeigt einen Abschlag des nicht eingefärbten ersten Stempel von Alzey ´DE ALZEY´

    bezahlt wurde der Brief mit 1 1/2 Batzen, also 6 Kreuzern.

    Mir ist nicht klar, ob der Brief erst nach Mainz ging und von dort nach Mannheim weiter ging, oder ob die Adresse schon vor dem Versenden geändert wurde. Eventuell gibt die Rückseite darüber Auskunft.

    Rückseite mit weiterer Taxnotiz

    Auch dort sind 1 1/2 Batzen notiert. Ist es möglich, dass der Brief bezahlt nach Mainz gesendet (Taxe Vorderseite), in Mainz die Korrektur der Adresse erfolgte, Rückseitig ein Porto von 1 1/2 Batzen notiert wurde und der Brief nach Mannheim gesendet wurde?

  • Hallo Volker,

    für mich sieht es so aus, dass der Absender den Brief unfrankiert aufgab und die Post vorne 1- als Porto notierte. Dann lief der Brief nach Mainz/Mayence. Dort wurde er ausgeliefert. Dann wurde das Porto vorne abgestrichen und der Brief um Mannheim und franco ergänzt. Daher erfolgte nun hinten die Notation 1- von Mainz/Mayence bis Mannheim.

    Das Wort franco und Mannheim weisen den gleichen Duktus auf. Über dem "c" von "franco" ist ein Accent angebracht, der bei anderen "c" in der Adresse nicht vorkommt.

    Wäre der Brief in Alzei - trotz Frankovermerks - versehentlich als Portobrief taxiert worden, hätte man diese, vorne falsch angebrachte Taxe mit Rötel wieder gestrichen.

    Just my 2 cents on this lovely letter!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Volker,

    für mich sieht es so aus, dass der Absender den Brief unfrankiert aufgab und die Post vorne 1- als Porto notierte. Dann lief der Brief nach Mainz/Mayence. Dort wurde er ausgeliefert. Dann wurde das Porto vorne abgestrichen und der Brief um Mannheim und franco ergänzt. Daher erfolgte nun hinten die Notation 1- von Mainz/Mayence bis Mannheim.

    Das Wort franco und Mannheim weisen den gleichen Duktus auf. Über dem "c" von "franco" ist ein Accent angebracht, der bei anderen "c" in der Adresse nicht vorkommt.

    Wäre der Brief in Alzei - trotz Frankovermerks - versehentlich als Portobrief taxiert worden, hätte man diese, vorne falsch angebrachte Taxe mit Rötel wieder gestrichen.

    Just my 2 cents on this lovely letter!

    :thumbup: :thumbup: :thumbup: ;)