100 Mont Tonnere - Napoleonische Besetzung der Pfalz

  • Es stellt sich die Frage, ob das Thema hier unter Frankreich richtig aufgehoben und im historischen Kontext richtig eingeordnet ist. Ich denke ja, ohne die Diskussion hier führen zu wollen, zumal ich sonst Schwierigkeiten hätte, für den gesamten regionalen Bereich eine richtige Einordnung treffen zu können.


    Das Département du Mont-Tonnerre (franz.; deutsch Département Donnersberg,) war eine Verwaltungseinheit im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz, die im Verlauf der französischen Revolutionskriege nach dem Vorbild der französischen Départements gebildet wurden. Das Département du Mont-Tonnerre umfaßte die heutige Pfalz und Rheinhessen. Verwaltungssitz des Departements war Mainz (Mayence)


    Namensgeber war der Donnersberg (Mont Tonnere), mit 687m die höchste Erhebung des Nordpfälzer Berglandes. Die Bildung erfolgte im Zuge der Besetzung (ab 1792) und förmlichen Annexion (1801/02) der Gebiete des sogenannten Linken Rheinufers durch Frankreich Das annektierte Gebiet stand zunächst unter Sonderverwaltung; erst mit der Übernahme der Verfassung von 1802 wurde es den innerfranzösischen Départements gleichgestellt. Jeanbon Baron de St. André, der seit 1801 Generalkommissar der vier linksrheinischen Départements war, wurde von Napoleon im Februar 1802 zum ersten französischen Präfekten des Départements du Mont-Tonnerre (mit Sitz in Mainz) ernannt.


    „Das Département du Mont-Tonnerre gliederte sich in folgende Arrondissements (Unterpräfekturen), denen Kantone zugeordnet waren:


    Mainz (Mayence)
    Kantone: Alzey, Bingen, Bechtheim, Oberingelheim, Kirchheimbolanden, Mainz, Nieder-Olm, Oppenheim, Wöllstein und Wörrstadt


    Kaiserslautern (Kayserslautern)
    Kantone: Göllheim, Kaiserslautern, Lauterecken, Obermoschel, Otterberg, Rockenhausen, Winnweiler und Wolfstein


    Speyer (Spire)
    Kantone: Dürkheim, Edenkoben, Frankenthal, Germersheim, Grünstadt, Mutterstadt, Neustadt, Pfeddersheim, Speyer und Worms


    Zweibrücken (Deux Ponts)
    Kantone: Annweiler, Homburg, Hornbach, Landstuhl, Medelsheim, Pirmasens, Waldfischbach und Zweibrücken“


    Quelle: wikipedia.de


    „1801 werden durch den Friede von Lunéville die Posten in den an Frankreich abgetretenen Gebiete dem Hauses Taxis entzogen. Der Fürst von Thurn und Taxis erhält im Reichsdeputationshauptschluss (§ 13) die Zusicherung, dass seine Posten in dem Zustand wie zur Zeit des Lunéviller Friedens erhalten werden. In den zu Preußen gekommenen Gebietsteile werden die taxisschen Posten am 1. November aufgehoben, der Durchgang taxisscher Felleisen wird, gegen Bezahlung, gestattet. 1804 schließ Taxis Verträge mit Nassau und Hessen Darmstadt zur Gewährleistung seines Postbesitzstandes. 1805 mit Baden, Württemberg, Pfalzbayern, Würzburg, Sachsen-Hildburghausen, – Meiningen, – Coburg, – Gotha, – Weimar und Reuß. Nachfolger des am 13. November 1805 gestorbenen Karl Anselm von Thurn und Taxis wird Karl Alexander von Thurn und Taxis. Im November nimmt der Kurfürst von Bayern, in Dezember der Kurfürst von Württemberg die Posten in Staatsbesitz. In Baden behält Taxis die Nutznießung des Postwesens gegen eine jährliche Anerkennungsgebühr von 24.000 Gulden. Am 14. Februar 1806 erhält der Fürst von Thurn und Taxis vom König von Bayern die Würde einer Erbland-Postmeisters und behält einstweilen die Regie des bayerischen Postwesens gegen eine Pacht von 25.000 Gulden. Der Großherzog von Berg (Prinz Murat) lässt im Frühjahr die taxisschen Postanstalten in seinem Gebiet aufheben und führt Staatsposten ein. Mit der Niederlegung der deutschen Kaiserkrone durch Franz II. am 6. August 1806 ist die taxissche Post nicht mehr kaiserlich. Soweit die Posten bestehen bleiben, werden sie dem Fürsten von Thurn und Taxis von den Landesregierungen der kleinen deutschen Staaten durch Einzelverträge übertragen. Am 28. Februar 1808 wird ein Abtretungsvertrag zwischen Bayern und dem Fürsten Thurn und Taxis abgeschlossen. Der Fürst behält den Titel Reichs-Ober-Postmeister und als Entschädigung in Domänen und Kronlehn und jährlich 100.000 Gulden. 1808 werden im neu gegründeten Königreich Westphalen alle taxisschen Posten aufgehoben. 1810 auch in den zum Kaiserreich Frankreich geschlagenen nordwestdeutschen Gebieten. 1811 nimmt Baden seine Post in Staatsbetrieb. Der Fürst von Thurn und Taxis wird entschädigt. Er erhält eine Rente von 10.000 Gulden jährlich auf Lebenszeit und 25.000 Gulden jährlich für sein Haus.


    Preußen beginnt 1801 mit der geometrischen Vermessung der Poststraßen zur Aufstellung von steinernen Meilenzeigern. Die bisher den Postmeistern überlassenen Anteile der Gebühreneinnahmen werden 1803 durch feste Bezüge ersetzt. Friedrich König erfindet im gleichen Jahr die Schnellpresse.


    Joachim Murat, der Großherzog von Berg lässt im Frühjahr 1806 die taxisschen Postanstalten in seinem Gebiet aufheben und führt Staatsposten ein. Am 29. November 1806 wird ein bergisches Postamt in Bremen eingerichtet. Das Postwesen der von Frankreich besetzten norddeutschen Gebiete wird einstweilen dem großherzoglich bergischen Postwesen angegliedert. Das Großherzogtum nimmt sich am 4. Juni 1808 das ausschließliche Recht, in Bremen ein Postamt zu unterhalten.


    Am 28. Februar 1808 wird ein Abtretungsvertrag zwischen Bayern und dem Fürsten Thurn und Taxis abgeschlossen. Durch ein Edikt kommt es am 17. September 1808 zur Einrichtung einer General-Postdirektion als Abteilung des auswärtigen Ministeriums. Am 17. Juni 1809 verordnet Bayern die Vorrechte der Post.


    1808 kommt es Gründung des Königreichs Westphalen mit der Hauptstadt Kassel. Es wird eine Kgl. westphälische Landespost nach französischen Muster eingerichtet. Die taxisschen Posten im Königreich werden aufgehoben.


    1813 Nach der Schlacht von Leipzig verschwinden die französischen Staatsbildungen. Die alten Staaten werden wieder hergestellt.“


    Wie im französischen Kernland wurden in den linksrheinischen ehemals deutschen Gebieten die Privilegien des Adels und alle Feudalabgaben abgeschafft; der Kirchenbesitz wurde als Nationaleigentum beschlagnahmt und an reiche Bürger und Bauern verkauft. Sehr bedeutsam war die Einführung des Code Civil und Code pénal impérial während des ersten Kaiserreichs. Er garantierte jedem Bürger Rechtsgleichheit und öffentliche Gerichtsverfahren. Die Bevölkerung, die bis dahin in kleinen und kleinsten Territorien gelebt hatte, wurde Teil eines großen Wirtschaftsraums ohne Zoll- und Zunftschranken. Des Weiteren wurde die männliche Bevölkerung der eroberten Gebiete zum Wehrdienst in der französischen Armee herangezogen und musste somit an den französischen Eroberungskriegen teilnehmen, so auch am Russlandfeldzug, wobei viele der Soldaten ums Leben kamen.


    "Wiener Kongress


    Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft am Rhein um die Jahreswende 1813/14 wurde die Leitung der vorläufigen Verwaltung der rückeroberten Gebiete dem Reichsfreiherrn Karl vom und zum Stein (1757–1831) übertragen. Die Verbündeten schufen für eine Übergangszeit in den von ihnen besetzten Gebieten mit Generalgouvernements neue Verwaltungseinheiten, zunächst ohne die bestehenden Verwaltungseinrichtungen zu ändern. Aus den Départements Donnersberg, Saar und Rhein-Mosel wurde das Generalgouvernement Mittelrhein gebildet, dem im März 1814 noch das Département Forêts (Wälderdépartement) angegliedert wurde. Aber bereits im Juni des gleichen Jahres wurde die gemeinsame Verwaltung beendet; die Gouvernements wurden den einzelnen Mächten zugeteilt. Das Gebiet südlich der Mosel kam unter gemeinsame bayerisch-österreichische Verwaltung mit Sitz in Kreuznach; das Gebiet nördlich davon fiel an Preußen. Erst nach der endgültigen Niederlage Napoleons wurde auf dem Wiener Kongress (1814/15) eine Entscheidung über den künftigen Verbleib der linksrheinischen Gebiete gefällt. Der größere Teil des ehemaligen Départements Donnersberg fiel als Rheinkreis (1835 in Rheinpfalz umbenannt) an das Königreich Bayern; das Gebiet um Mainz kam als Provinz Rheinhessen an das Großherzogtum Hessen"



    Die Karte im Format 100 x 55 cm konnte ich diese Woche günstig erwerben

    2 Mal editiert, zuletzt von Christian ()

  • Hallo zusammen,


    nach der etwas längeren Einfühbrung zu dem Thema hier ein erster Beleg. Es ist der Brief eines französischen Soldaten an seine Mutter vom 7. Januar 1813.



    Liebe Grüße Christian


    PS:
    Anläßlich des 100 jährigen Bestehens des Briefmarkensammlerverein Kaiserslautern 1912 e.V. arbeite ich an einer Ausstellung zu dem Thema: "Die postgeschichte des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz in der Zeit von 1744-1920", die voraussichtlich nächstes Jahr im Theodor Zink Museum in Kaiserslautern zu sehen sein wird. Ich bin weit davon entfernt, ein Experte zu sein und versuche mir, in der knappen Freizeit die verschiedenen Themen zu erarbeiten. Gerade die napoleonische Besetzung stellt mich vor große Herausforderungen. Deshalb bin ich über jeden Hinweis und Beitrag dankbar.

  • Hallo Christian,


    vorzüglicher Artikel - danke dafür. Es gibt Literatur darüber - du hast eine PN.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    einiges der besagten Literatur liegt auf meinem Nachttisch und wartet darauf, gelesen zu werden. Leider gewinnen meine Augen oft den Wettkampf gegen mein Gehirn und fallen einfach zu :)


    Grüße Christian

  • und wenn wir schon wieder in diesem Thema sind, hier noch ein Brief aus Deux-Ponts (=Zweibrücken), vom 20. Oktober 1806, wie ich glaube von der Militätkommandatur in Zweibrücken an den Bürgermeister von Blieskastel. Unterzeichnet wurde der Brief von Louis Schimper.



    Liebe Grüße eines Franken, der im Saarland arbeitet und den es privat in die Pfalz verschlagen hat, in der Hoffnung viele weitere Beiträge in diesem Thema lesen zu können.

  • Hallo Christian,


    Absender mit Franchise unten links vorne war der Bürgermeister von Kusel. Ich werde mal morgen etwas zu zeigen versuchen, aber viel habe ich nicht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    danke für den Hinweis.Ich leider auch nicht, aber ich arbeitete daran ;)


    Dank der regionalen Nähe zu Frankreich kann ich auch zusätzlich in dem potentiellen Empfängerland suchen. So konnte ich letzten Samstag in Metz auf einem Flohmarkt einen Beleg für "kleines Geld" erwerben. In Frankreich werden die Briefe aus diesem Bereich weit niedriger gehandelt als in Deutschland.


    Liebe Grüße


    Christian

  • Die Poststation in Frankenthal, die
    möglichweise schon zuvor für kürzere oder längere Zeiträume an die französische
    Postverwaltung übergegangen war, ging offenbar um 1798 ganz unter. Zumindest
    vermittelte von diesem Zeitpunkt an als Übergangslösung für knapp zweieinhalb
    Jahre das Briefpost-Bureau in Worms die Briefe. Hier fand dementsprechend der
    Wormser Aufgabestempel Verwendung. Meist weist nur der Briefinhalt oder eine
    etwaige Absend
    erangabe auf den wirklichen
    Herkunftsort der Briefe hin. Ganz vereinzelt nur wurde zusätzlich der
    adlige Langzeiler von Frankenthal in Schwarz oder Rot abgeschlagen.





    Hierzu ein leider undatierter Brief von Frankenthal nach Mainz, offenbar in Worms aufgegeben und mit dem dortigen Departementstempel versehen.


    Welche Taxierung bedeutet der Schnörkel?

  • Hallo Dieter,


    die Taxe war 7 Sols - man hat sie nur wiederholt. Es war ja ein innerfranzösischer Brief, daher waren 2 Taxen nicht notwendig und die Bestellgebühr gab es im Donnersbergkreis nicht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    die Taxe war 7 Sols - man hat sie nur wiederholt. Es war ja ein innerfranzösischer Brief, daher waren 2 Taxen nicht notwendig und die Bestellgebühr gab es im Donnersbergkreis nicht.

    Hallo die Runde


    Ist es möglich dass die Taxe hier in Sous und Decimes vermerkt ist. Es war eine Übergangszeit währungsmässig genau zu dieser Zeit. Nur eine Idee ich hatte. Der schwarze Tinte konnte meiner Meinung nach auch ein 2 sein wie ein 7.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Dieter,


    die Taxe war 7 Sols - man hat sie nur wiederholt. Es war ja ein innerfranzösischer Brief, daher waren 2 Taxen nicht notwendig und die Bestellgebühr gab es im Donnersbergkreis nicht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch


    Hallo an alle,


    Seit 1800 sind die französischen Postgebühren in décimes berechnet.
    Hier hat man 2 décimes für einen Brief weniger als 7 g auf einer Distanz von 100 Km (Frankenthal-> Oppenheim = 35 Km). "7" kann keine Sols sein, weil einen Sol = 5 c, also 7 Sols = 3,5 décimes.
    Ich denke, daß "7" lieber 7 g darstellt. Und in diesem Fall hat sich der Postbeamte in das Portoberechnung geirrt . Ein Brief zwischen 7 und 10 g (Exkl) Kostete 3 décimes.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Lieber VorphilaBayern,


    interessantes Stück - meinst du nicht, dass man 2 Decimes zahlte und den Aufgabestempel vergaß, so dass man in Mainz nachstempelte? Schließlich waren beide Orte linksrheinisch und damit französisch geworden.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Nils,


    wenn schon kein Stempel, dann wenigstens eine handschriftliche Aufgabe, das wäre doch schön gewesen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Ich will gern dieser Brief zeigen, der von Dirmstein über Worms nach Mannheim in 1812 geschickt war.


    Meine Frage an die Kenner dieses Gebiet ist warum der Brief nicht über Frankenthal lief aber den Umweg über Worms.


    Der Empfänger in Mannheim musste 11 Kreuzer Rh bezahlen.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    Dirmstein liegt zwischen Frankenthal und Worms - vlt. hatte der Absender etwas in dem wesentlich bedeutenderen Worms zu tun und nicht in dem damals eher provinziellen Frankenthal, so dass es für ihn näher lag, dort seinen Brief aufzugeben.


    11x Porto ist eigentlich viel zu viel. Manchmal hat man 2x auch mit zwei Strichen notiert, aber 2x wären für einen grenzüberschreitenden Brief etwas wenig, das kam erst später (Postvertrag von 1811 zwischen Bayern und Baden, bis 1816 also noch ohne die Pfalz).


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Mit der Laufweg kannst du natürlich recht haben. Den 26. geschrieben und erst 28. angekommen - es heisst nicht 2 Tage mit dem Post.



    Ob die Taxierung hoch ist, kann es wohl sein dass es nicht gerade die erste Gewichtsstufe war.
    Den Text anbei deutet an Akten die möglicherweise mitgeschickt waren.
    (Die Freifrau von Dalberg ist in sich auch interessant)


    Viele Grüsse
    Nils