• Hallo Welle,
    vielen Dank für den Link.
    Nein, ich hab das Ding nicht erworben. Finde es seltsam, dass gerade in Augsburg, einem grossen Postamt mit Beamten, ein solcher Brief "durchging". Zumal die durch die Halbierung ersetzte 3-Kr-Marke in einer grossen Stadt gar nicht fehlen dürfte. Und von privater Seite vorfrankiert, wäre der Brief so bestimmt nicht angenommen worden.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo weite Welle,

    Ich glaube, da kann man eher hoffen, dass kein Forumsmitglied dieses Stück erworben hat, und gratulieren, dass Du nur halbherzig bei der Sache warst. Da sind zu viele Unwägbarkeiten im Spiel. Ergänzend zu mikrokerns Angaben möchte ich nur auf den Stempel hinweisen, der mir sehr eigenartig vorkommt. Da habe ich schon authentischer aussehende Stempel bei Halbierungen gesehen, die trotzdem falsch waren.

    Das meint zumindest der maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo in die Runde,

    auch wenn ich die gezähnten nicht mehr sammel, schliesse ich mich
    Maunzerles Meinung vollumfänglich an.

    Eine solche Seltenheit wie eine Halbierung würde ich eher in guter Qualität
    und zweifelsfrei echt, mit neuem Attest (zb Stegmüller) kaufen, daß macht
    zum einen Spass und auch Sinn für den Wiederverkauf.

    Den Brief nicht zu kaufen geht meiner Meinung nach in Ordnung :thumbup:

    Viele Grüsse
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Sammlerfreunde,

    da bereist man mal kurz ein paar Länder mit Ostseeanbindung, und schon wird so ein Stück eingestellt bzw. in der Bucht verkauft. Und nein, ich war nicht Bieter oder Käufer desselben.

    Vlt. sollten wir daher ganz nüchtern an die Sache heran gehen:

    Am 6.7.1871, wenn ich das Datum recht erkenne, waren Briefe nach Italien (Verona war als Beute des Königreichs Italien von Österreich Ende 1866 übernommen worden) nach dem PV für die Leitung über Österreich, wie hier, mit 10 Kr. je Loth zu frankieren. Dieser Vertrag galt vom 1.4.1869 bis zum 31.10.1873 und war somit sehr lange gültig.

    Der Absender steht fest - es war das große Augsburger Handelshaus Paul von Stetten. Von diesem Absender kenne ich weit über Hundert Briefe nach Italien, vermutlich waren es damals noch weit mehr. Von Stetten wusste genau, was Briefe nach dorthin kosteten und kannte seine Postvorschriften. Als großer Korrespondent mit sicherlich 3stelligem monatlichem Postaufkommen verklebte er seine Marken natürlich selbst und musste seine Leute nicht an den überfüllten Augsburger Schaltern anstehen lassen.

    Von daher ist die Annahme, dass die Halbierung = Postbetrug seitens der Augsburger Hauptbriefpostexpedition hätte vorgenommen werden können, kaum haltbar. So wäre im Falle der Echtheit des Poststücks der Absender dafür verantwortlich zu machen.

    Woher von Stetten aber im Juli 1871 noch eine ungebrauchte Nr. 20 herzaubern sollte, weiß ich nicht. Mit der anderen Hälfte hätte er ja noch eine Weltrarität geschaffen, die auch bis dato keiner je gesehen hat. Briefe von Stetten haben nie Halbierungen aufgewiesen und 3 Kr. waren in den 70er Jahren keine Seltenheiten, denn es gab genug 1 Kr. Marken, mit denen man hätte auffrankieren können/müssen.

    Der Brief weist keinen Frankovermerk auf - das kam bei von Stettens Briefen vor und "passt" von daher schon.

    Der Brief weist einen typischen P.D. - Stempel von Augsburg auf, so dass er frankiert gewesen sein musste. Bei einem authentischen Brief hätte Augsburg also die Halbierung der Nr. 20 anerkannt haben müssen. Das halte ich für gewagt, wenn auch nicht für unmöglich (Augsburg hatte häufiger mal daneben gelegen mit der Interpretation von Postvorschriften).

    Der Stempel geht über und ist mit dem Ortsaufgabestempel übereinstimmend. Da Zweikreisstempel stets größer waren, als die gezähnten Kreuzermarken, musste er das auch. Jedoch scheint mir der Typus dieses Stempels nicht dem zu entsprechen, den man zu dieser Zeit dort führte. Er wirkt zu "breit" und wäre zweimal gleich verwackelt abgeschlagen worden.

    In der Literatur ist der Brief nicht bekannt. Eine bayerische Halbierung auf einem Auslandsbrief ist nur in einem Fall von Lindau (Nr. 10 mit 2mal Nr. 9 in die Schweiz) bekannt. Darüber hinaus wäre es eine Mischfrankatur mit Halbierung und dann wären wir schon im Bereich höherer 5stelliger Eurowerte und zwar real, nicht nur im Katalog.

    Ein Attest liegt nicht vor - das ist (fast) immer dann der Fall, wenn die Ausstellung eines solchen vom BPP aus verschiedenen Gründen versagt bleiben muss. Kein Mensch, der länger als ein Wochenende sammelt und der weiß, was ein Briefmarkenkatalog ist, würde ein echtes Stück ohne Attest anbieten, weil er sich um mehrere 10.000 Euro bringen würde. Statt dessen bevorzugte er die gewählte Variante.

    Ich könnte mir vorstellen, dass man einen echten, frankierten Brief vor sich hatte, bei dem man die Marke(n) so "optimierte", dass man dieses Produkt so erschaffen konnte, wie es heute aussieht. Augsburg hat den Aufgabestempel oft genug vergessen, so dass man mit einem Falschstempel (die es gibt von dieser Stempeltype) solch einen Traumbrief basteln kann.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Am 6.7.1871, wenn ich das Datum recht erkenne,

    Hallo bayern klassisch

    Ich lese 1874 genau so gut wie 1871. Aber der Verkäufer behauptet 1874, also in der 9 Kreuzer Zeit.

    Meiner Meinung nach sieht der Stempel sehr falsch aus. Ich nehme an dass nur der Brief hier echt ist.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    danke für deine Antwort. 1874 sähe im Original anders aus, daher habe ich 1871 gelesen. Bei der finalen Beurteilung des Briefes sind wir uns ja einig - mal sehen, wann er wo wieder auftaucht ... 8)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (25. September 2011 um 18:34)

  • Hallo Nils,

    stell dir vor, ein Händler oder Sammler hätte den Brief gekauft. Ab zum Prüfer - Ergebnis: Falsch oder nicht prüfbar.

    Rückgabe an den Verkäufer, der ihn ja wieder schnell los werden will oder selbst anbieten in der Hoffnung auf einen erklecklichen Gewinn auch ohne Prüfung.

    Nur wenn er echt wäre (was wir ja alle bezweifeln), würde er bei einem Sammler verbleiben können. Ansonsten werden wir den sicher wieder sehen, auch wenn wir es nicht wünschen ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (25. September 2011 um 18:52)