MiNr. 4 I - 6 Kreuzer braunrot die Erstausgabe

  • Liebe Gemeinde,

    Ach ist das schön unter Freunden! :D :P ;)

    Da gibt es auch andere Sammlerkreise!!! :thumbdown: Leider!

    Viele Grüße von Euerem maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo ebenfalls nochmal alle zusammen,

    ja, maunzerle und Bayern Social halten zurecht fest: Eine spannende und lehrreiche Diskussion, die zudem sehr viel Freude bereitet.

    Um Bayern-Nils Frage an bk komme ich auch nicht ganz drum herum. Ein ganzer Postsack voll Briefe vom rechtsrheinischen ins linksrheinische Bayern durchlief im Jahre 1849 gratis und ungeöffnet TT-Gebiet, das erst zum 01.05.1851 dem DÖPV beitrat ?

    Lag dies evtl. im Zusammenhang mit dem früheren TT-Postregal in Bayern und der Pfalz und einem insofern vielleicht etwas besonderem Verhältnis als zu anderen Vertragsstaaten ?

    + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Nils,

    Zitat

    Hallo bayern klassisch

    Diese Aussage verstehe ich nicht so ganz. Wo ein Brief herkommt ist wohl vorderseitig zu sehen, und nur die Vorderseitigen Stempeln bestimmt wie man ein Brief behandelt. Was wir rückseitig sehen kann und was uns Heute Freude macht ist die Leitwegstempel. Diese Stempel hat wohl nie einen Weg weiter gezeigt?

    Viele Grüsse
    Nils

    Wenn Briefe nach der Pfalz abgehen sollten, waren sie in der Briefkarte auf die Poststellen zu kartieren, die mit der Pfalz Korrespondenzen austauschten. Günzburg hatte natürlich keinen eigenen Paketschluß mit irgend einer Pfälzer Poststelle, wodurch sich die Notwendigkeit ergab, dergleichen Briefe einem rechtsrheinischen Kartenschlußpostamt mit der Pfalz zuzusenden. Der Weg dorthin mag unterschiedlich sein, da jene Briefe aber in einem eigenen Paket steckten, erhielten sie praktisch nie Transitstempel im rechtsrheinischen Bayern. Also schickt man seine Post über Dillingen, Donauwörth, Nördlingen, Dinkelsbühl und Ansbach nach Würzburg, wo die anderen Briefe vom Tage aus und über Bayern in die Pfalz mit ihm gebündelt wurden und das Paket nach Speyer fertiggestellt wurde. In diesem Paket waren Frankobriefe aus Bayern, Frankobriefe aus Österreich oder weiter dahinter liegenden Ländern, Portobriefe in die Pfalz und anderen Ländern, Dienstbriefe, recommandirte Briefe usw. usw.. Aber alle waren in Lagen in einem Paket abgesandt worden. Über Aschaffenburg und Frankfurt am Main kam das Paket dann in die Pfalz und wurde erst in Speyer wieder postalisch sichtbar behandelt (dekartiert, gestempelt, neu enkartiert, abgesandt usw.).

    Eine Alternative, die es ganz selten bei Dienstbriefen mit Dringendheit - Charakter gab, war die Leitung über den Paketschluß Nördlingen - via Württemberg und Baden im geschlossenen Transit - Speyer. Hier hatte dann die bayer. Postverwaltung die Transitkosten zu tragen, die der Privatkunde nicht tragen konnte, weil man ihm diesen Leitweg für 6 Kr. nicht anbieten konnte. In diesem Fall sähen wir den Nördlinger Halbkreisstempel auf der Siegelseite und den Speyerer HKS auch. Für so einen Brief gäbe ich 2.000 Euro, nur hat man ihn mir bis dato noch nicht angeboten (die andere Laufrichtung von Speyer kenne ich aber!).

    Am 1.11.1849 waren die Schalterstunden verkürzt - die genauen Zeiten müsste ich nach schauen, aber eine Stunde Öffnungszeit war zu wenig, da die Postbediensteten in einer Stunde die Arbeit niemals hätten bewältigen können. An diesem besagtem 1.11.1849 kamen in Speyer Briefe an aus: Preußen (nördliche Richtung und westliche Richtung = Saarpreußen), Baden via Mannheim, Waghäusel und über Karlsruhe (Südbaden), Frankreich via Forbach - Homburg (westliche Richtung), Wissembourg (Südwest) und Strasbourg (Südost), die württembergischen Korrespondenzen via Baden, die Schweizer Briefe via Baden, die Briefe aus der Schweiz und Italien nach der Pfalz und Preußen mit den Belgischen, Luxemburgischen, Niederländischen und für Norddeutschland bei Vermittlung der Preußischen Post bestimmten Briefe, Drucksachen, Zeitungen, Muster, Wertbriefe, Pakete, Dienstsendungen usw. usw..

    Jedes Briefpaket, teils jedes Poststück einzeln, war zu wiegen, die Karte zu vergleichen, die Abrechnung mit den enthaltenen Briefen zu prüfen und ggflls. zu korrigieren, die Briefpakete umzupacken, neu zu kartieren, die entsprechenden Forderungen - Debits zu bilden, den einlangenden Postkutschen gegen Nachweis zu übermachen, die Retourbriefe rückzurechnen, die Unterfrankatuern weiter zu belasten, die unanbringlichen Briefe auszusondern und den Retourbriefcommissionen zuzuleiten und und und. Zwar waren Schalterstunden keine Dienststunden, aber für die damaligen Postler war der 1.11. fast so aufwändig, wie jeder andere Tag im Jahr auch.

    Auch damals blieb keine Kutsche 24 Stunden an der Straße stehen, kein Brief liegen und kein Schalter geschlossen, auch wen das in Katalogen, die ohne Primärliteratur erstellt wurden, so geschrieben steht. Die Post lief 24 Stunden, jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr. Alles andere hätte man sich gar nicht leisten können, denn pacta sunt servanda und Verträge gab es ohne Ende.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (11. Februar 2012 um 08:59)

  • Hallo Nils,

    Antwort wurde jetzt etwas erweitert - bei Fragen, einfach nachhaken. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    eben erst gesehen - sorry, bei der Antwortdichte hier im Thread. ^^

    Zitat

    Um Bayern-Nils Frage an bk komme ich auch nicht ganz drum herum. Ein ganzer Postsack voll Briefe vom rechtsrheinischen ins linksrheinische Bayern durchlief im Jahre 1849 gratis und ungeöffnet TT-Gebiet, das erst zum 01.05.1851 dem DÖPV beitrat ?

    Lag dies evtl. im Zusammenhang mit dem früheren TT-Postregal in Bayern und der Pfalz und einem insofern vielleicht etwas besonderem Verhältnis als zu anderen Vertragsstaaten ?

    1. Frage: So ist es. Es war halt ein Geben und Nehmen damals. Auch nach dem 1.5.1851 lief das noch so bis 1855 weiter.

    2. Frage: Sicher nicht, das hatte wohl politische Ursachen. Vlt. kann Dr. Helbig dazu mehr sagen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    gerade das sollte meine Frage auch zum Ausdruck bringen. Es gab Zeiten, in denen sich Bayern der Dienste von TT gerne bediente, die waren nach Dr. Helbig, Bayerische Postgeschichte 1806-1870 - Grundlagen zur Interpretation altdeutscher Briefe Teil I (München 1991, S. 8ff.) aber ab dem Jahre 1808 vorbei, nach dem König Max Joseph dem Fürsten von Thurn und Taxis die am 14.02.1806 zugesicherte Regie der Posten entzog, was dann natürlich auch das linksrheinsche Bayern, sprich die Pfalz betraf.

    Neben der wachsenden Erkenntnis, dass sich die Herrschaft über das Postregal als durchaus einträgliches Geschäft für das Königreich selbst erweisen könnte, begründete sich diese Trennung u.a. in der durch Zufall aufgedeckten taxischen Postüberwachung bei den bayerischen Oberpostämtern (sog. schwarze Logen, welche Briefe, und Depeschen auswärtiger Mächte vor allem aus Frankreich, Bayern und Sachsen und deren Inhalte an Österreich weiter leiteten, mit dem sich Bayern seinerzeit im Kriegszustand befand - vgl. Dr. Helbig, S. 16).

    Aus den weiteren Ausführungen Dr. Helbigs geht hervor, dass die Verärgerung darüber noch lange anhielt. Insofern könnte man ad hoc unterstellen, dass danach bis zum Eintritt von TT in den DÖPV im Jahre 1851 gerade mit Bayern nichts gratis laufen konnte. Aber wie das Leben so spielt könnte es ja auch in irgend einer Weise eine (schon vor der o.a. Trennung eingewachsene) win-to-win Situation gegeben haben, nach welcher sich die Durchleitung für linksrheinische Post über TT kostenfrei bewahrt hatte.

    Was das für ein Vorteil auf der von-TT-Seite hätte sein können erschließt sich mir im Moment nicht ganz (evtl. Gratis-Durchleitungen von TT-Post über Bayern nach Österreich ?) Ich kann nur noch eine Stelle von Dr. Helbig (S.24) zitieren, in welcher steht: "Wenn der Austritt (Bayerns - Anm. d.Verf.) aus dem großen taxischen Postgebiet vollzogen werden sollte, konnte man nicht ohne weiteres die früheren Vertragsverhältnisse übernehmen". Insofern wäre die von Dir angeregte Einschätzung von Herrn Dr. Helbig selbst natürlich absolut grandios.

    Für mich jedenfalls knistert es diebzgl. schon vor Spannung - toller thread !

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (11. Februar 2012 um 11:34)

  • Hallo Pälzer,

    die wechselhaften Ereignisse von 1806/1808 und 1814/1816 mit der überrheinischen Zeit waren in den 1830er Jahren längst abgefrühstückt, wenn ich das so sagen darf. Du musst es etwas anders sehen: Es gab ein beiderseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen der fürstlichen Lehenspost und dem Königreich Bayern. Die einen hingen zwischen allen Seilen und saßen zwischen allen Stühlen, die anderen bedurften gewisser Postdienste, die sie nicht selbst bewerkstelligen konnten.

    TT brauchte Bayern für Leitungen über Österreich und die Schweiz, Bayern brauchte TT für Sendungen in den Norden aus der Pfalz, weil ein Transit über Preußen dafür nicht geeignet war. Dass Bayern die ungeliebte Pfalz an die Backe bekam (ab Mai 1816 auch postalisch), konnte in der Haupt- und Residenzstadt München keinen so richtig glücklich machen, weil man dort das reiche Salzburg Tausendmal lieber behalten hätte. Die Zweiteilung Bayerns wollte man aufheben, hätte dafür aber einen Durchgang durch Baden benötigt, den das Haus Zähringen partout nicht gewähren wollte und dafür Bayern jährlich lieber entschädigte. So erhielt TT teils kostenlose Transite durch Bayern und Bayern teils kostenlose Transite durch TT - Postgebiet, die, weil geschlossen ausgemacht, wenig Arbeit für die jeweiligen Transitleister nach sich zogen und daher als "wohlfeil" galten. Manus manum lavat eben ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Zwar waren Schalterstunden keine Dienststunden, aber für die damaligen Postler war der 1.11. fast so aufwändig, wie jeder andere Tag im Jahr auch.

    Hallo die Runde

    Es ist eben die Schalterstunde die bei möglich geschickten und gestempelten Briefe wichtig ist. Den Rest ist für der Absender einen Brief (und dann auch einen Stempelsammler) ehr egal. So ob man ein Seltenheit nach Schalterstunden messen kann, ist eben Feiertage wichtig. Man hatte eben weniger Zeit um ein Postdienst kaufen zu können.
    So wenn wir weniger Briefe mit 1.11. Stempel finden als 2.11 hat es eine natürliche Erklärung. Aber so ist es dann auch bei Sonntagsbriefe, Briefe 25.12. gestempelt und so weiter.

    Einen Brief wie oben der 6.11. gestempelt ist, ist dann nicht seltener als einen Montagsbrief in Dezember. Wenn man nur den Datum berücksichtigen soll.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nacktnasenwombat!

    sehe ich auch so! Schönes Stück! :thumbup:

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Sehe ich auch so - klare 4IA.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen!

    Herr Sem sieht es genauso. Die Marke war schon geprüft. Leider fehlt ihr der Seidenfaden, da ich meine Marken aber meistens richtig rum ins Album stecke kann ich das verschmerzen.

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo Freunde,

    Seit Wochen findet sich dieses Angebot

    http://www.ebay.de/itm/2008523041…984.m1423.l2648

    in der Bucht. Briefstück 4I mit (wenn ich mich nicht ganz irre) preussischem Distributionsnebenstempel, d.h. die nur für den innerbayerischen Verkehr ausgegebene Marke wurde hier auf einem Brief in den Postverein verwendet. Da sind doch die verlangten 160,-- Euro nicht zuviel ?( , vorausgesetzt das Briefstück ist echt. Freilich ist es kein Brief, aber davon gibt's nur sehr wenige, wohl unter 20.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,

    25.10.1851 müsste das Datum gewesen sein - ich sehen den Distributionsstempel aber eher bei Taxis - Frankfurt. Warum? Von Würzburg aus waren es über 10 bis 20 Meilen in die freie Reichsstadt am Main, da passte die Marke perfekt. FFM kam zum 1.5.1851 in den Postverein und ab diesem Zeitpunkt war von Bayern aus eine Markenfrankatur überhaupt erst möglich.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.