Bayern Ausgabe 1849: Briefe in den Postverein

  • Liebe Freunde,

    ich möchte heute das Thema "Postvereins-Briefe mit Marken der Ausgabe 1849" beginnen. Diese Briefe sind selten, da der Postverein erst am 1. Juli 1850 gegründet wurde und dafür auch eine eigene 9-Kreuzer Marke erschien. Es scheint mir drei Phasen dieser Postvereins-Briefe (mit Nr. 1, 2I, und 4I) zu geben. Die erste ist die die Phase mit "Juli-Stempel" und sie dauerte nur einen Monat. Diese Briefe haben Ortsstempel, da erst ab 1. August die Mühlradstempel eingeführt wurden. Peter Zollner nennt diese Stempel die "etwas anderen Juli-Stempel". Die zweite Phase dauerte bis September 1850, da die Marken der ersten Ausgabe etwa zu dieser Zeit durch ihre Nachfolger ersetzt wurden. Joachim Helbig, Bayerische Postgeschichte: 1806-1870, S. 241, bezeichnet Postvereins-Briefe vom Juli bis September 1850 mit Marken der Ausgabe 1849 als „Frühverwendungen.“ Die dritte Phase sind dann die "Spätverwendungen," also Briefe in den Postverein mit Marken der Ausgabe 1849 nachdem die Nachfolge-Ausgabe bereits vorhanden war.

    Hier zeige ich einen Brief vom 20. Juli 1850 von Nürnberg nach Dresden mit Farbfrankatur 2I and 4I. Der Brief stammt vom Kunsthändler, Auktionator und Künstler Johann Andreas Boerner (1785 – 1862) und ist an die Königliche Arnoldsche Kunsthandlung zu Dresden adressiert.

    Maunzerle hat zwei frühere Briefe vom 9. Juli und 14. Juli, wenn ich das richtig sehe. Vielleicht kann er diese hier einstellen - so dass wir eine Kollektion dieser seltenen Briefe hier zusammenstellen können. Und alle anderen sind auch eingeladen!

    Grüße,

    Gerd

  • Lieber Gerd,

    Deinem Wunsche entspreche ich gerne. Nähere Beschreibungen erspare ich mir an dieser Stelle allerdings. Die nehmen in meinem Buch immerhin zweieinhalb Seiten ein. Das ist mir zu viel, um es hier wiederzugeben. Um das nachzulesen, empfehle ich das Buch :) ^^ .

    Ich zeige aber gerne noch eine Drucksache in den DÖPV, die nach Deiner Definition in die 3. Phase gehören würde. Was die Nr. 1 angeht, kann man den Beginn dieser Phase aber nicht in den September 1850 legen, denn die rote Nachfolgerin gab es im ganzen Jahr 1850 praktisch noch nicht, so dass man für die Nummer 1 den Beginn von Phase 3 allenfalls mit dem 1. Januar 1851 festsetzen könnte, und selbst da überwog der Schwarze Einser noch deutlich.

    Insgesamt bin ich mir nicht sicher, ob die Helbig'sche Trennung der Phasen 2 und 3 überhaupt sinnvoll ist, alleine schon deswegen, weil es auch für die beiden anderen Marken keine einheitliche Grenzlinie gibt. Da wäre z.B. ein Brief mit 6 Kr. braun vom 15. September schon "Spätverwendung", einer vom gleichen Datum mit der blauen 3er aber noch eine "Frühverwendung". Da stellt sich doch die Frage, ob wir diese Unterscheidung wirklich brauchen oder ob es nicht reicht, zwischen Nicht-Mühlrad- und Mühlrad-Entwertung zu unterscheiden, wenn wir denn überhaupt bei dem wenigen Material, das es gibt, überhaupt irgendwelche Phasen unterscheiden müssen. Da reicht es doch wirklich, wenn wir "Verwenung der Erstausgabe in den DÖPV" drüberschreiben.

    Herzliche Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    Einmal editiert, zuletzt von maunzerle (9. September 2023 um 19:41)

  • Lieber Peter,

    deine DS ist wunderbar, aber die beiden Links laufen ins Leere ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Peter,

    vielen Dank - jetzt sieht man deine Oberrosinen, die jedem Bayernsammler das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen - und der von Gerd ist natürlich auch ein Traum.

    Auch ich halte die hier angesprochene zeitliche Einteilung für wenig sinnvoll - besser wäre es nach Destinationen im DÖPV zu sammeln, also 1850 nach Preussen, Sachsen, Österreich, Mecklenburg und Holstein. Danach, und dann wird es extrem selten, kämen Briefe nach Baden, Thurn und Taxis, Württemberg usw., je nach Beitrittsdatum zum DÖPV. Auch nach dem Ausland wäre es möglich gewesen (es gibt einen dubiosen Brief mit einer 4I von München nach Frankreich und es soll 3 schwarzer Einser auf Drucksache nach Frankreich geben).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    ich bin mir sicher, dass es die meisten der von Dir genannten Destinationen nicht gibt. Das Thema ist nicht mein Kerngebiet, aber die restlichen Briefe, die ich habe, die ich aber heute nicht zeigen kann (Gerd: Ich hole das nach!), habe ich nach den Destinationen Österreich und Preußen auf zwei Albenblätter aufgeteilt, nicht nach verwendeten Marken oder nach irgendeinem Datum.

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    ich habe die DÖPV-Mitgliedsländer ja nur alliterativ genannt.

    Wir kennen Poststücke nach Preussen, Österreich, Baden, Württemberg, Thurn und Taxis, Holstein und Sachsen

    Ausland: Frankreich (mit Fragezeichen dahinter, trotz Attest von Maria). Das ist doch schon mal etwas.

    Ob es heute noch Erstausgaben nach Oldenburg, Bremen/Hamburg, Mecklenburg, Hannover, Luxemburg usw. gibt, ist sehr fraglich. Aber ich darf wieder die wundervolle Katja Ebstein zitieren: Wunder gibt es immer wieder. Vlt. sogar in diesem Thread, wer weiß?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    hier zwei Briefe mit 4I in den DÖPV nach Österreich vom 22. August 1850 und 1. Oktober 1850.

    6 Kreuzer-Frankatur für einen einfachen Postvereinsbrief über 10 bis 20 Meilen Entfernung, von Augsburg nach Dornbirn.

    Von der Bank Erzberger & Söhne an den damals größten Dornbirner Textilunternehmer Herrburger & Rhomberg adressiert. Herrburger & Rhomberg betrieben eine Spinnerei und mechanische Weberei und beschäftigten in Dornbirn mehrere hundert Menschen. Im Jahr 1906 konnte in allen Fabriken Dornbirns der Zehnstundentag ohne Kampfmaßnahmen seitens der Arbeiter eingeführt werden. 1983 ging die 1795 gegründete Textilfirma in Konkurs.



    6 Kreuzer-Frankatur für einen einfachen Postvereinsbrief über 10 bis 20 Meilen Entfernung, von Teisendorf nach Mauterndorf.

    Empfänger ist die Firma Pesendorfer & Neuper welche Grobeisenwaren wie Gitter, Rund- und Zahneisen herstellte.

    Herzliche Grüße,

    Gerd

  • Liebe Freunde,

    die zwei Briefe mit der Nr. 1 in den DÖPV nach Tierlitz (?) und Benshausen waren mir nicht bekannt, und der wunderschöne 3-Kreuzer-Brief nach Dornbirn ebenfalls nicht. Ich werde neugierig, was es hier noch an Überraschungen geben wird.

    Mein Beitrag heute ist ein weiterer Postvereinsbrief nach Sachsen, diesmal mit einer für einen DÖPV-Brief mit Marken der ersten Ausgabe nicht häufigen 12-Kreuzer-Frankatur:

    12-Kreuzer Frankatur nach Leipzig in den Postverein. Zwei Einzelstücke der 6 Kreuzer (4 I) mit Mühlradstempel „135“ und Zweizeiler „HOF 24 SEP 1850“ als Aufgabestempel. Rückseitig Ankunftsstempel vom 25. September 1850. Brief der 2. Gewichtsstufe (über 1 bis 2 Loth) bei 10 bis 20 Meilen Entfernung.

  • Hallo Gerd,

    Traumbrief, kannte ich bisher nicht. Kleine Korrektur vom alten Postgeschichtler: Gewicht war 1 Loth bis unter 2 Loth. Bei Briefen in den DÖPV und auch in die Staaten, mit denen Bayern ab 1.7.1850 gültige Postverträge abgeschlossen hatte, galt das Loth immer exklusive, nicht inklusive.

    Auch wenn in einem Postvertrag Bayerns mit Österreich "inklusive" stand, wurde es immer exklusive gehandhabt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    ich bin beeindruckt. Meine Version stammt direkt aus dem Attest von Peter Sem zu dem 12-Kreuzer Postvereinsbrief nach Leipzig. Aber, wie der folgende Ausschnitt aus der "Deutsch-Österreichische-Post-Vereins Taxe" vom 1. Juli 1850 zeigt, ist Deine Auslegung richtig. Dort steht "Ein einfacher Brief darf kein Zolllot wiegen ...". Daraus folgt, dass die zweite Gewichtsstufe mit genau 1 Lot beginnt und unter 2 Lot endet. (Nebenbei bemerkt: "Lot" ohne "h" in diesem Dokument).

    Herzliche Grüsse,

    Gerd

  • Lieber Gerd,

    wenn du hier länger liest, wirst du wissen, was Atteste und fundierte Aussagen gestandener Mitglieder hier wert sind - dann braucht es auch keine Atteste mehr ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.