Beiträge von isarexpress

    Lieber Gerd,

    der Besitzer eines solchen Briefes ist ein glücklicher Mensch . . .

    . . . meint zumindest der maunzerle, der allen noch schöne Rest-Weihnachten wünscht

    ... und der Verfasser eines solch ansprechenden Handbuchs der Entwertungen der Ziffernmarken ist wohl auch ein glücklicher Mensch - zumindest zufrieden mit dem schönen Produkt. Ein gutes 2024!

    Gerd

    Als Weihnachtsgruß ein Brief vom 24. Dezember 1849:

    I Kreuzer grauschwarz, Platte I, auf Drucksache von Wunsiedel nach Schweinfurt. Innen vorgedruckte

    Vertreter-Ankündigung. Rückseitig Ankunftsstempel „Schweinfurt“ vom 26. 12. 1849. Mit Fingerhut-Stempel „WUNSIEDEL 24/12“ übergehend entwertet.

    Attest Peter Sem: „Einwandfrei erhalten. Briefe des ‚Schwarzen Einsers’ mit Entwertung

    durch Fingerhutstempel sind selten.“

    Herzlichst,

    Gerd


    Für alle Fans der 3 Kreuzer Platte 1: Hier hätte ich noch ein besonderes hübsches Stück mit zwei Nr. 2I und Fingerhut "Au b. München:

    Attest Maria Brettl: "Farbfrische und feinste, tadellose Erhaltung, nicht repariert. Der schön und zentrisch in der Mitte aufgesetzte Fingerhutstempel ist in dieser Form selten.

    Gerd

    Das Sahnestück ist in meiner Sammlung, wie alle anderen die ich im Forum zeige, und Du kannst es Dir gerne ansehen. Was den Preis betrifft: Vielleicht erinnerst Du Dich, der Käufer des einzig bekannten Briefes mit offenem Mühlradstempel auf einer Nr. 1 bekam den Zuschlag erst bei 75.000 Euro, falls ich das richtig erinnere. Den entsprechenden Brief mit der Nr. 2I konnte ich für nur 9% dieser Summe erwerben. Das ist wohl der Schwarze-Einser Bias.

    Die Frage von Michael hat Ralph schon beantwortet.

    Hier ist ein Brief mit einer 2I vom 18. November 1859 mit offenem Mühlradstempel "28."

    Eine Spätverwendung auf vollständigem Faltbrief von Augsburg nach Ottobeuren. Mit Zweikreis als Aufgabestempel (Typ 10, ohne Innenkreis). Innseitig Rechnung von Firma Zehentner & Stipp, Ausburg.


    Attest Peter Sem: „Ausser diesem Brief mit vollrandiger Marke ist lediglich ein zweiter Brief vom 9. 11. 1859 erhalten, dessen Frankatur jedoch erhebliche Schnittmängel aufweist. Das heute vorliegende Exemplar ist sehr frisch erhalten. Eine auf Brief bemerkenswerte Seltenheit.“

    Die Marke blieb also 10 Jahre liegen.

    Alles Gute,

    Gerd

    Liebe Freunde,

    vlt. gibt es irgendwo eine Übersicht, wo außerhalb Bayerns bayer. Telegraphenämter existierten? Gab es welche in Preußen, wäre die Währung klar.

    Die mir geläufigen in Mainz, Worms, Darmstadt, Frankfurt am Main usw. wären ja mit der Kreuzerwährung bedient gewesen ...

    Falls Deine Frage ist, ob die Silbergroschen-Währung für Telegramme an Orte außerhalb von Bayern bestimmt war: das war nicht der Fall. Für ein einfaches Telegramm (bis 20 Worte) innerhalb von Bayern brauchte man bereits eine 1 sgr Marke (plus eine 14 Kreuzer Marke) um den Tarif von 17,5kr darzustellen. Für ein Telegramm mit 21 bis 30 Worten (Tarif: 26 1/4 kr), dann auch die 1/2 sgr Marke (= 1,75 Kreuzer). Die 1/2 sgr brauchte man auch für Telegramme innerhalb von Bayern mit 41 bis 50 Worten (43 3/4kr) . Da die meisten Telegramme jedoch einfach waren, ist die 1/2 sgr Marke gestempelt relativ selten. Pieper (1966) kennt kein ganzes Telegrammformular mit einer 1/2 sgr Marke. Ich habe auch noch keines gesehen.

    In meiner Sammlung habe ich lediglich einen Telegrammausschnitt mit einer 1/2 sgr Marke:

    Die Kombination zwischen 1/2 sgr und 7kr entspricht keinem bekannten Tarif, sondern kann eigentlich nur zusammen mit anderen Wertstufen auf einem Telegramm vorkommen. Eine Möglichkeit ist ein Telegramm mit 21 bis 30 Worten, das zusätzlich mit einer 1sgr und einer 14kr Marke frankiert ist, wie hier:

    Diese beiden Marken haben den selben Stempel aus Regensburg wie die obigen, zeigen auch den gleichen schwarzen Fleck unterhalb der Mitte des Stempels, und es könnte gut sein, dass alle vier einmal gemeinsam auf dem gleichen Telegramm waren. Zusammen ergeben Sie den Tarif von 26 1/4kr für ein innenbayerisches Telegramm mit 21 bis 30 Worten.

    Als Basis des Tarifs von 1870 hatte man französische Franken genommen hat (wie rechts auf allen Marken angeben, außer bei den zwei schwarzen Ergänzungswerten). Ein einfaches Telegramm kostete 1 Franken, was der 28kr Marke entsprach. Die 14kr entsprach einem halben Franken, und so immer weiter die Hälfte mit allen kleineren Wertstufen bis zu 1/2 sgr.

    Warum wurden verschiedene Währungen auf einer Marke angezeigt? Ich denke, diese sollten die Internationalität und technologische Revolution der Telegraphie im Vergleich zur normalen Post darstellen. Angesichts der nahenden Reichsgründung unter Führung von Preußen haben sich die bayerischen Telegraphen-Behörden dann 1872 wohl doch für preussische Silbergroschen entschieden. Das ist eine plausible Hypothese, aber ich kenne keine Belege. Warum es auf den beiden schwarzen Ergänzungswerten keine doppelte Wertangabe gab, etwa Kreuzer und Silbergroschen, bleibt mir ein Rätsel.

    Alles Gute,

    Gerd

    Für alle, die sich für bayerische Telegraphenmarken der Kreuzerzeit interessieren. Hier ist ein vollständiger Satz der Probedrucke:

    Komplette Sätze sind sehr selten, selbst Boker hatte nur sieben Stück. Die meisten Probedrucke sind in schwarz/grau, einige in blau. Mit roter Farbe kenne ich nur diesen einen Probedruck.

    Die Feinarbeit und das Relief ist einfach umwerfend.

    Gerd

    Hallo Luitpold,

    Pieper (1966, S. 7) schreibt: " Laut Vorschrift mußten für diesen Tarif [einfache Telegramme] nur die beiden Werte zu 14 kr und 1 skr verwendet werden. Diese Markenkombination hat daher die 28-kr Marke völlig verdrängt."

    Wie wurde abgerechnet? Die beiden Marken wurden dem Publikum für 17,5 Kreuzer verkauft (1 skr = 3,5 Kreuzer).

    Warum Silbergroschen? Pieper erklärt das nicht. Hier kann ich nur vermuten. Die Telegraphenbehörde war schon immer international und vorausschauend. Ersteres zeigt sich daran, dass auf den ersten 6 Marken neben der Kreuzerwährung auch französische Franken standen. Wahrscheinlich hat man das Ende der Guldenwährung wegen der Reichsgründung vorhergesehen und preussische Silbergroschen gewählt.

    Beantwortet das Deine Fragen?

    Gerd

    Hier ist der ursprüngliche und fehlgeschlagene Versuch, Telegraphenmarken aufwendiger als die Marken der Post zu gestalten.

    Generaldirektionsrat Heinrich von Gumbart, Leiter der neu errichteten Telegraphen-Abteilung, wollte den Telegraphenmarken eine besondere Form geben welche diese von den Postwertzeichen klar unterschied. Dazu beabsichtigte er sechseckige Marken einführen, wie es Belgien im Jahr 1866 getan hatte. Kein anderes Land war jedoch Belgien gefolgt, da der Nachteil offensichtlich war: komplizierte Zähnung und kompliziertes Abtrennen. Russland und Preußen, die sechseckige Markenbilder einführten, benutzten daher eine viereckige Performation. Gumbart ließ dennoch nach seiner Vorstellung von der Münze einen Stahlstempel gravieren, der das bayerische Wappen im Prägedruck zeigte. Der Stempel wurde wahrscheinlich von Johann Peter Rieß angefertigt. Über dem Wappen stand bogenförmig „Bayern“ und „Telegraph.“ Der folgende Probedruck ist einer der wenigen die erhalten geblieben sind.

    Die Wertangabe „1 Fr“ und „28 Kr“ steht für ein einfaches Telegramm (bis 20 Wörter).

    Das Staatsministerium des Handels und der öffentlichen Arbeiten fand sechseckige Marken jedoch zu extravagant und lehnte den Entwurf ab. Es schlug vor, die Telegraphenmarken viereckig wie die Postmarken herzustellen, räumte aber ein, dass die Dimensionen etwas grösser sein konnten. Wenn schon die Marken nicht sechseckig sein durften, so entschloss sich Gumbart, dann sollen sie aber deutlich grösser und mit mehr Schnörkeln versehen sein.

    Alles Gute,

    Gerd

    Die bayerischen Telegraphenmarken sind die aufwendigsten und meines Erachtens schönsten Marken der Kreuzerzeit. Die eigenen Wertstufen (welche bewusst nicht mit denjenigen der Post übereinstimmten), die Wertangabe in verschiedenen Währungen, die besondere Größe und Verzierung der Marken sowie der Reliefdruck sollten das "Wunder" Telegraphie von der normalen Post absetzen.

    Ein einfaches Telegramm (bis 20 Wörter) kostete zunächst 28 Kreuzer, ab 1872 wurde der Tarif dann auf 17,5 Kreuzer = 5 preußische Silbergroschen (SGR) gesenkt. Dazu war die Einführung von zwei Ergänzungswerten notwendig, die in der Währung von Silbergroschen erfolgten (1/2 und 1 SGR). Die Kombination der Werte zu 14 Kreuzer und 1 Silbergroschen (wie auf dem von Luitpold gezeigten Telegramm) wurde für den neuen einfachen Tarif verwendet, der dann bis 31. Dezember 1875 in Gebrauch war.

    Wie gesagt, bei der Festlegung der Wertstufen der acht Marken wurde darauf geachtet, dass diese nicht wertgleich mit den regulären Postwertzeichen sind, wohl um die Unabhängigkeit und Sonderstellung der Telegraphie zu betonen. Die 7-Kreuzer Telegraphenmarke ist die einzige Ausnahme, sie hat dieselbe Wertstufe wie ein Postwertzeichen. Dies konnte man wegen des Internationalen Wiener Telegraphen-Vertrags nicht vermeiden.

    Hans Pieper hat zwei Artikel zu den bayerischen Telegraphenmarken verfasst, die mir beide vorliegen:

    Pieper, H. Die Telegraphenmarken in Bayern (1870 bis 1880). Collegium Philatelicum, 1966 (1), 1-23.

    Pieper, H. Die Telegraphenmarken in Bayern (1870 bis 1880). Ergänzung. Collegium Philatelicum,1969 (2), 2-12.

    Darüberhinaus gibt es noch einen älteren Aufsatz:

    Brunner, J. Die bayerischen Telegraphenmarken. Archiv für Postgeschichte in Bayern, 1925 (2), 100-103.

    Selbst seltene Telegraphenmarken, Ausschnitte aus Telegrammformularen und die wenigen erhaltenen vollständigen Formulare sind immer noch relativ günstig zu erwerben. Es wäre an der Zeit, ein neues Handbuch der Telegraphenmarken zu schreiben. Francesco liebäugelt damit, als sein nächstes Projekt! Ich helfe gerne.

    Alles Gute,

    Gerd

    Liebe Alle,

    es gab auch Telegramme über private Telegraphenleitungen, die dann per Post weitergeleitet wurden. Hier ist ein Telegramm aus Liverpool nach Kempten und von dort nach Kolbermoor. Mit Halbkreisstempel "K.BAYER.BAHNPOST 9/12" (1865) auf 3 Kreuzer rosa (9a).

    Attest Ulrich Schmitt: "Der Briefinhalt ist ein Börsentelegramm über Baumwollpreise, die über eine private Telegraphenleitung von Liverpool der Kemptener Agentur Ade und von dieser per Briefpost der Baumwollspinnerei Kolbermoor mitgeteilt worden sind. Ein hochinteressantes, seltenes Ganzstück!"

    Das Telegramm wurde vom Vorbesitzer zur Präsentation entsprechend gefaltet (wie oben). Tatsächlich ist es kein Umschlag mit Inhalt, sondern besteht aus einem einzigen Blatt, dessen Innenseite so aussieht:

    Und die Aussenseite:

    Wer kennt weitere Exemplare dieser durch die Post weitergeleiteten Telegramme aus privaten Telegraphenleitungen?

    Gerd

    Wie gewünscht. Hier ist die spätere Version mit der Überschrift "Telegramm" statt "Telegraphische Depesche", hier aus dem Jahr 1863.


    Telegrammumschlag mit 3 Kreuzer rosa nach Fischbach Post Haidhof vom 27. Februar 1863. Mit rotem Chargé-Stempel, Mühlradstempel „418“ und nebengesetztem OPA Stempel von Regensburg (Nr. 9a, Grobe Umschlag Nr. 12). Rückseitig Ankunftsstempel "HAIDHOF 27/2".

    Attest Maria Brettl: „Unten voll-, drei Seiten breitrandig mit Schnittlinien. Farbfrische und feine, tadellose Erhaltung, ursprünglicher Zustand. Seltene Verwendung auf Telegrammumschlag.“

    Nach meiner Einschätzung ist die rote 3 Kreuzer wesentlich seltener auf Telegrammumschlägen zu finden als die blaue 3 Kreuzer.

    Kann ich Dir sonst noch helfen? Es gibt auch sehr seltene Telegramme über private Telegraphenleitungen, die dann per Post mit Ziffernmarken weitergeleitet wurden.

    Alles Gute,

    Gerd

    Meinst Du einen frankierten Telegramm-Umschlag? Hier ist ein Chargé-Brief von Aschaffenburg nach Miltenberg vom 12. November 1855.

    Rückseitig rotes Lacksiegel der Telegraphen-Station (Grobe Umschlag Nr. 10). Der gedruckte Text „Dem Boten ...“ wurde in „Der Post ...“ abgeändert. Mit Mühlradstempel „14“ und nebengesetztem Halbkreis „ASCHAFFENBURG 12/11.“ Allseits breitrandige Marke (Nr. 2II) mit 3 Schnittlinien. Attest Maria Brettl: „Tadellose Erhaltung. Ein sehr seltener und schöner Telegrammumschlag.“

    Alles Gute,

    Gerd

    Hier ist die Vorschrift zur Entwertung der Telegraphenmarken durch Lochung (auf S. 8 oben).

    Quelle:

    "Instruction über die Einführung von Telegraphen-Marken bei den Kgl. Bayerischen Staats-Telegraphen München 1869." Nürnberg 1869. Bayerische Staatsbibliothek. Signatur: Bavar. 4303c

    Alles Gute,

    Gerd

    Herzlichen Dank für die plausiblen Erklärungen. Zu den k. Wechsel- und Merkantilgerichten: diese Gerichte gab es in München, Aschaffenburg, Passau, Regensburg und wahrscheinlich auch in anderen Städten.

    Hier zeige ich einen weiteren Brief mit einem Paar 4I, der einen ganz ähnlichen Vermerk hat. Diesmal vom Stadtgericht Nürnberg an den königlichen Staatsprocurator in Zweibrücken vom 6. November 1849.

    altpostgeschichte.de/core/index.php?attachment/117666/


    Maria Brettl hat die untere Marke als 4IA (ausgefüllte Ecken) beschrieben, demnach haben wir hier ein Mischpaar mit Bogenecke.

    Wenn man genau hinsieht, bemerkt man, dass die beiden Stempel verschiedene Uhrzeiten anzeigen. Es gibt einen Ersttagsbrief mit einer Sechs Kreuzer, auf dem ebenfalls zwei OPD-Stempel mit verschiedenen Uhrzeiten sind. Das wurde so interpretiert, dass der Postbeamte erst den "Nebenstempel" gesetzt habe und noch nicht daran gewöhnt war, die Marke ebenfalls zu stempeln. Später hätte er das bemerkt, und deshalb hätte der Stempel auf der Marke eine spätere Urzeit. Auf diesem Brief vom 6. November ist es aber genau umgekehrt, hier hat der Nebenstempel die spätere Urzeit. Vielleicht hat der Beamte hier ursprünglich den Nebenstempel vergessen.

    Gerd