Die bayerischen Telegraphenmarken sind die aufwendigsten und meines Erachtens schönsten Marken der Kreuzerzeit. Die eigenen Wertstufen (welche bewusst nicht mit denjenigen der Post übereinstimmten), die Wertangabe in verschiedenen Währungen, die besondere Größe und Verzierung der Marken sowie der Reliefdruck sollten das "Wunder" Telegraphie von der normalen Post absetzen.
Ein einfaches Telegramm (bis 20 Wörter) kostete zunächst 28 Kreuzer, ab 1872 wurde der Tarif dann auf 17,5 Kreuzer = 5 preußische Silbergroschen (SGR) gesenkt. Dazu war die Einführung von zwei Ergänzungswerten notwendig, die in der Währung von Silbergroschen erfolgten (1/2 und 1 SGR). Die Kombination der Werte zu 14 Kreuzer und 1 Silbergroschen (wie auf dem von Luitpold gezeigten Telegramm) wurde für den neuen einfachen Tarif verwendet, der dann bis 31. Dezember 1875 in Gebrauch war.
Wie gesagt, bei der Festlegung der Wertstufen der acht Marken wurde darauf geachtet, dass diese nicht wertgleich mit den regulären Postwertzeichen sind, wohl um die Unabhängigkeit und Sonderstellung der Telegraphie zu betonen. Die 7-Kreuzer Telegraphenmarke ist die einzige Ausnahme, sie hat dieselbe Wertstufe wie ein Postwertzeichen. Dies konnte man wegen des Internationalen Wiener Telegraphen-Vertrags nicht vermeiden.
Hans Pieper hat zwei Artikel zu den bayerischen Telegraphenmarken verfasst, die mir beide vorliegen:
Pieper, H. Die Telegraphenmarken in Bayern (1870 bis 1880). Collegium Philatelicum, 1966 (1), 1-23.
Pieper, H. Die Telegraphenmarken in Bayern (1870 bis 1880). Ergänzung. Collegium Philatelicum,1969 (2), 2-12.
Darüberhinaus gibt es noch einen älteren Aufsatz:
Brunner, J. Die bayerischen Telegraphenmarken. Archiv für Postgeschichte in Bayern, 1925 (2), 100-103.
Selbst seltene Telegraphenmarken, Ausschnitte aus Telegrammformularen und die wenigen erhaltenen vollständigen Formulare sind immer noch relativ günstig zu erwerben. Es wäre an der Zeit, ein neues Handbuch der Telegraphenmarken zu schreiben. Francesco liebäugelt damit, als sein nächstes Projekt! Ich helfe gerne.
Alles Gute,
Gerd