Postablagestempel Württemberg (Vorläufer) und Postablagen ohne Stempel bis Mitte 1867

  • Liebe Sammlerfreunde,

    während der Zeit von Württemberg mit dem Lehenspostvertrag mit Thurn und Taxis bis 30. Juni 1851 gab es in Württemberg nur eine Postablage. Bekanntlich übernahm Württemberg ab 1. Juli 1851 die Post in eigener Regie. Eingetreten wurde am 1. September 1851 in den DÖPV und am 15. Oktober 1851 verausgabte man Briefmarken. Bis zum 30. Juni 1851 wurde nur eine Postablage eröffnet und die war in Waldenbuch. Eröffnet wurde diese am 1. Juni 1850 und sie bestand bis zum 31. Dezember 1853. Seit dem 20.12.1805 bestand in Waldenbuch eine württ. Landespostanstalt. Seit dem 1.1.10.1819 eine Thurn und Taxis'sche Lehenspostanstalt. Diese wurde 1845 aufgehoben. Ab Eröffnung der Postablage in Waldenbuch am1. Juni 1850 benützte diese den Zweizeiler "WALDENBUCH mit Datum". Lt. Handbuch von Fritz Wölffing-Seelig "500 Jahre Post in Württemberg" gab es noch zwei weitere Vorläufer: in Schömberg Oberamt Rottweil ab 1.1.1841 eine sogenannte Briefabgabe. Am 15.1.1845 wurde diese in eine Postexpedition umgewandelt. In Sulzbach an der Murr wurde am 20.9.1849 eine Briefablagenstelle eingerichtet. Am 1.1.1852 wurde diese in eine Postexpedition umgewandelt. Bisher ist aus dieser Zeit kein Stempel bekannt. In Sulzbach an der Murr ist erst ab dem 1.1.1852 ein Poststempel bekannt. Ein Einzeiler "SULZBACH". In Schömberg wurde auch erst ab 15.1.1845 ein Poststempel verwendet. Ein Steigbügelstempel "SCHÖMBERG". Hierzu folgender Portobrief aus Weil im Schönbuch mit Aufgabestempel "WALDENBUCH 11. MART 1851" in blau, nach Bebenhausen, also noch aus der Zeit der Thurn und Taxis'schen Lehenspost. Waldenbuch und Bebenhausen lagen 1 1/2 Meilen Luftlinie auseinander. Daher noch der alte Thurn und Taxissche Tarif im Nahbereich von 2 Kreuzer Porto. Siegelseitig der blaue Distributionsstempel von Tübingen vom folgenden Tag.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Hallo Papiertiger und Ralph,

    vielen Dank.

    Liebe Sammlerfreunde,

    einen weiteren Brief möchte ich zeigen. Württemberg hatte seit 1.7.1851 die Post in eigene Regie genommen und war seit dem 1.9.1851 im DÖPV. Hierzu folgender Brief aus Weil im Schönbuch, aufgegeben in der Postablage Waldenbuch am 16. November 1852, mit blauem Stempel, in das 1 1/2 Meilen entfernte Bebenhausen. Ab 1.9.1851 bis 30.6.1862 galt folgender Tarif innerhalb von Württemberg: Bis 12 Meilen bis 1 Loth = 3 Kreuzer (Porto oder Franko). Siegelseitig der Distributionsstempel von Tübingen vom selben Tag in blau. In diesen genannten Zeitraum galt außerdem folgendes: Orts - und Landbestellbereich der Aufgabepostanstalt, sowie Nachbarortsverkehr bis 1 Meile bis 1 Loth = 1 Kreuzer (Porto oder Franko).

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Zu guter Letzt der seltene Abschlag in schwarzer Stempelfarbe. Mit amtlicher Verordnung vom 6. Juni 1853 wurde die Umstellung von blauer auf schwarzer Stempelfarbe erlassen. Lt. Stempelhandbuch Kreuzerzeit Württemberg von Thomas Heinrich ist der erste schwarze Stempelabschlag von Waldenbuch der 16. Juni 1853. Wenn man bedenkt, daß die Postablage nur bis 31. Dezember 1853 bestand, sind schwarze Abschläge der Postablage nicht häufig. Hierzu folgender Portobrief von Weil im Schönbuch mit Aufgabe in Waldenbuch am 22. November 1853, nach Bebenhausen. Dieser Brief war zwischen 1 - und 2 Loth schwer und kostete dementsprechend 6 Kreuzer Porto. Siegelseitig der schwarze Abschlag des Tübinger Distributionsstempels vom selben Tag.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Hallo Hermann,

    gratuliere zu diesem Archivfund, kommt selten vor dass die Belege einer Korrospondenz so lange "zusammenbleiben".

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Lieber Hermann,

    tolle Briefe die Du uns hier zeigst.

    Eigentlich wollte Ich mit einem Briefstueck (Mi. 2a) mit Stempel aus der Postablagezeit von Waldenbuch antworten - kann das aber leider nicht :( da dieses sich wohl in Deutschland befindet und Ich hier keinen guten scan habe (wird aber nachgeliefert sobald Ich darauf wieder Zugriff habe).

    Also quasi als Ersatz etwas zu dem etwas "enigmatischen" Einzeiler von Sulzbach.

    - Nach Woellfing-Seelig ist das ein privat angeschaffter Stempel der erst ab dem 01.01.1852 verwendet wurde (also nach der Postablagezeit als Sulzbach schon Postexpedition war).

    - Nach dem Handbuch von Brueh/Thoma stellt sich die Frage ob der Einzeiler auch als Postablagestempel benutzt wurde.

    - In Heinrich "Stempel der Kreuzerzeit" findet sich der Einzeiler ueberhaupt nicht mehr (weder als PA noch als anderer Entwerter). Offensichtlich wurde er als reiner Fahrpost-Stempel eingestuft, welcher auf Marken bisher nicht vorkommt.

    Hierzu also ein Brief aus Rossstaig bei Sulzbach an das ??? ??? von ??? Rentamt Kleinbottwar (wer kann das bitte lesen?

    Nachnahme ueber 1 fl. 30 Kr. vom Schultheissenamt Rosstaig. Vermerk fuer Gewicht (rechts oben - aber was heisst das?) sowie eine "3" links unter dem Stempel.

    Wer kann mir bitte mehr zu diesem Brief sagen?

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno aus Beirut




  • Lieber Bruno,

    vielen Dank. Ein sehr schöner Fahrpostbeleg mit dem Einzeiler "SULZBACH". Ulrich wird sicherlich mehr dazu sagen können. Im Stempelhandbuch Württemberg Kreuzerzeit von Thomas Heinrich ist auf Seite 193 bei Sulzbach schon aufgeführt, daß ein Einzeiler in Verwendung war, aber nur bei der 2. - bis 8. Ausgabe. Habe leider keinen Beleg mit dem Einzeiler SULZBACH bei Backnang.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    vielen Dank fuer Deine liebe Antwort.

    Jetzt sehe Ich das auch (hatte vergessen dort nachzuschauen) - aber weder unter Einzeiler (S. 20) noch unter Postablagestempel (Vorlauefer) findet sich ein Eintrag Sulzbach (S.73). Auf der von Dir genannten S. 193 finde Ich jetzt auch diesen Eintrag.

    Hast Du diesen Stempel schon einmal auf 2. - 8. Ausgabe gesehen?

    Ich kenne Ihn nur von Fahrpoststuecken - deshalb meine Meinung, dass er vielleicht nur fuer die Fahrpost verwendet wurde.

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

  • Hierzu also ein Brief aus Rossstaig bei Sulzbach an das ??? ??? von ??? Rentamt Kleinbottwar (wer kann das bitte lesen?

    Nachnahme ueber 1 fl. 30 Kr. vom Schultheissenamt Rosstaig. Vermerk fuer Gewicht (rechts oben - aber was heisst das?) sowie eine "3" links unter dem Stempel.

    Wer kann mir bitte mehr zu diesem Brief sagen?

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno aus Beirut

    Das Gewicht würde ich mit 2/4 Loth lesen, lasse mich aber gerne korrigieren

    DIe "3" ist die einetragene Kardierungsnummer.

    Der Empfänger hat dann die 1 fl 30 Kr zu bezahlen, der Vorgang an sich war portofrei.

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Lieber Hermann,

    wenn Du mit dem Thread-Namen alle Postablage-Vorlaeufer (nach Heinrich) meinst, und nicht nur die schon in T&T-Zeit errichteten kann Ich noch welche beisteuern.

    Hier ein Dienstbrief der Pfandbehoerde in Entringen an das Schultheissenamt Thailfingen vom 4. April 1867. Recto: PA-Z "ENTRINGEN" und DKr "HERRENBERG 4 4 67". Verso: nichts.

    Entringen war ab 01.11.1857 Postexpedition, danach ab 20.04.1864 Postablage (mit privat beschafftem Einzeiler), und wurde im Verlaufe des Jahres 1867 mit dem amtlichen ovalen PA-Stempel ausgestattet.

    Hat jemand eine Ahnung um was es bei dem Pfand geht, und wann der amtliche PA-Stempel eingefuehrt wurde?

    Liebe Gruesse aus Beirut,

    Bruno


  • Liebe Freunde,

    hier noch ein weiterer aus Moetzingen an die Wohlloebliche Unterpfandsbehoerde in Ebershardt OA Nagold vom 02. Oktober 1865.

    Recto: Z "Moetzingen" und DKr "NAGOLD 3 10 65". Verso: nichts (da Landpostbetellbezirk).

    Vermerk: D.S. der Pfandbehoerde Moetzingen? - wer kann den Rest lesen?

    Moetzingen war ab 15.03.1864 Postablage (mit privat beschafftem Stempel) und erhielt im Laufe des Jahres 1867 den amtlichen PA "NAGOLD POSTABLAGE MOETZINGEN".

    Liebe Gruesse,

    Bruno



  • Lieber Bruno,

    vielen Dank. Zwei sehr schöne Briefe mit den beiden privat angeschafften Postablagestempeln "Entringen" und "Moetzingen". Kann zum Stempel "SULZBACH" auch nicht mehr sagen. Kenn ihn auch nur bei der Fahrpost.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • VorphilaBayern 22. Mai 2023 um 10:46

    Hat den Titel des Themas von „Postablagestempel Württemberg (Vorläufer)“ zu „Postablagestempel Württemberg (Vorläufer) und Postablagen ohne Stempel bis Mitte 1867“ geändert.
  • Liebe Sammlerfreunde,

    nachdem Württemberg am 1. Juli 1851 die Post in eigener Regie übernahm, wurden nach und nach auch Postablagen eröffnet. Diese bekamen von der Post bis mitte 1867 aber keine Stempel. 10 Postablagen schafften sich privat Stempel an, wie z.B. die gezeigten Stempel von "Entringen" und "Moetzingen". 51 Postablagen hatten keinen Stempel bis zum 1. Juni 1876. Handschriftliche Angabe der Postablage auf der Briefvorderseite sind selten. Hier ein Brief mit handschriftlich "Hüttlingen", der Postablage Hüttlingen, diese bestand seit dem 12. Juli 1862. Erst ab mitte 1867 bekam die Postablage Hüttlingen einen ovalen Postablagestempel: "AALEN POSTABLAGE HÜTTLINGEN". Ab 20. Januar 1872: "WASSERALFINGEN POSTABLAGE HÜTTLINGEN". Dieser war bis zum 1. Juni 1876 in Verwendung. Bis mitte 1867 behalf sich die Postablage in Hüttlingen, den Aufgabeort Hüttlingen handschriftlich zu schreiben. Hierzu folgender Dienstbrief aus Hüttlingen vom 1. April 1867. Dazu stempelte Aalen ebenfalls am 1. April 1867. Der Brief ging nach Abtsgmünd. Dies war die Antwort, denn bereits am 27. März sandte man den Brief von Abtsgmünd nach Hüttlingen. Um solche Briefe der Postablagen mit handschriftlicher Ortsangabe zu finden, muß man lange suchen.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    toller Brief mit dem Vermerk Huettlingen,

    Die meisten hatten das aber nicht - von daher gehe Ich davon aus dass wir in WB noch viele PA finden werden, welche weder gestempelt , noch einenen Vermerk "von" gesetzt hatten.

    Ich denke dass die meisten welche weder Stempel fuerhten und keine Abgabevermerke machten nur ueber Fahrpost (also nachzuweisende Sendungen) zu identifiziert sind.

    Hierzu zwei Beispiele:

    Das Postamt Altenstaig wurde am 01.05.1851 (unter Th.&T.) eroeffnet. Schon zuvor (1849-1851 bei mir sind 5 Belege, 6 weitere registriert) gab es aber Fahrpostbelege mit Vordruck von Nagold (abgeaendert in Altensteig), welche auf eine Postablage deuten lassen.

    Herr Seeger in seiner Neubearbeitung der Postscheine von WB (basierend auf dem Weidelich Handbuch) ist auch dieser Meinung.

    Was haelst Du davon?

    Dasselbe gilt uebrigens auch fuer Ebhausen. Ich habe noch nie eine Brief vor Eroeffnung des Postamtes am 03.05.1858 gesehen welcher einen Herkunftsvermerk haette. Trotzdem gibt es nach dem Heimatbuch zuvor eine Postablage (von Nagold aus betrieben?) im Wirtshaus "Waldhorn".

    Liebe Gruesse,

    Bruno



  • Lieber Hermann,

    nachdem das Thema ja von Dir erweitert wurde (vielen Dank dafuer) hier noch ein weiterer.

    Dienstsache vom Schultheissenamt in Nordhausen an das Koenigl. Amtsnotariat in Jagstheim vom 21 Dec 1872.

    Recto: Z "UNTERSCHNEIDHEIM" (urspruenglich aus Nordhausen) sowie DKr "ELLWANGEN 21 DEC. 187 8 V 12". Verso: E "CRAILSHEIM".

    Am 19.12.1872 zurueck an das Schulheissenamt Nordhausen O/A Ellwangen mit Stempel E "CRAILSHEIM 18 12 (XI)".

    Liebe Gruesse,

    Bruno

    Einmal editiert, zuletzt von Altensteiger (22. Mai 2023 um 18:09)