• Werte Sammlerfreunde

    Anbei ein nettes Brieflein.

    Dieser Brief, frankiert gemäss UPU-Tarif mit einer Stehenden Helvetia 25 Rp. grün (Z 67 D), wurde in LICHTENTSTEIG in den Bahnpostwagen eingeworfen und dort auf der Strecke Ebnat nach Wil (Toggenburger Bahn, TB, 1870 - 1901) postalisch behandelt. D.h. der bahnamtliche Stabsstempel von LICHTENSTEIG (AW 43 / L- 114, 1888 - 1897) zur Kennzeichnung des Abgangsortes angebracht und die Frankatur mit «AMBULANT/23 VII 97 / No 31» entwertet.

    Zielort war München im Königreich Bayern, wo der Brief schon am nächsten Tag vormittags zwischen 7 - 8 Uhr, gemäss rückseitigem Ankunftsstempel, eintraf. Da der Empfänger nicht mehr in «MÜNCHEN 1» weilte und das Hotel Krone in Donauwörth als Nachsendeadresse angegeben hatte, wurde der Brief umgehend, noch am Vormittag des gleichen Tages zwischen 11 - 12 Uhr weiterspediert. Im rund 116 km entfernten «DONAUWOERTH Bhf.» kam der Brief gemäss rückseitigem Ankunftsstempel zwischen 6 -7 Uhr an. Der Brief wurde dann auf der «2.» Tour dem Empfänger Deubele ausgehändigt.

    Ich nehme an, dass der Brief von Will aus mit der Vereinigten Schweizerbahn (VSB, 1857 -1901) über St. Gallen nach Rorschach lief und von dort via Bregenz nach München. Kann dieser letzte Leitweg von jemanden bestätigt werden?

    Sammlergruss

    Martin

    Einmal editiert, zuletzt von Valesia (23. Juli 2022 um 15:01)

  • Hallo Martin,

    wenn es eine Bahn in der Schweiz gab, die bis zur österr. Grenze fuhr, dürfte er auch so geleitet worden sein, dann über Bayern mit der Bahn bis München. Dort erhielt er hinten einen Briefträgerstempel mit 2stelliger Nummer (war personalisiert) und hatte nichts mit einer 2. Zustellung zu tun.

    Dieser Briefträger konnte den Brief nicht zustellen, aber man kannte die neue Adresse, korrigierte die Anschrift und gab ihm den Brief wieder mit.

    München B.Ü. = Briefpost Übernahme.

    Generell ist eine Leitungsbelegung aus dieser Zeit heute kaum möglich. Spätestens ab den 1870er Jahren wird es sehr, sehr unübersichtlich in Deutschland und die sicheren Leitwege kennen wir nur über Laufzettel aus der Zeit, wenn keine Stempel mehr vorhanden sind.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend Sammlerfreunde,

    am 1. Oktober 1894 aufgegeben und noch am selben Tag am 300 km weiter entfernt gelegenen Zielort angekommen....heute praktisch undenkbar. Das Motiv der insgesamt sehr ansehlichen Privatganzsache ist jenes der Kantonalen Gewerbeausstellung mit Eidgenössischen Abteilungen / Zürich 1894. Die erste nationale Industrie- und Gewerbeausstellung wurde 1843 in St. Gallen durchgeführt. Es folgten 1848 Bern, 1857 nochmals Bern und 1883 die erste schweizerische Landesausstellung in Zürich. Kantonale Ausstellungen in Zürich wurden 1846, 1854 und 1868 abgehalten. Die für die Gerwerbeausstellung 1894 errichteten Hallen längst des Utoquais, die man auf der Postkarte vorne unten links abgedruckt sieht, gehen auf Entwürfe des schweizer Architketen Friedrich Jakob Gross (1858-1922) zurück.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    verwendete Quelle:

    https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=kas-001:1979:30::604

  • Hallo Tim,

    ein Sahnestück !! :love::love:

    Heute gibt es keine Versandart mehr, die das so schnell bewerkstelligen würde.

    Früher gab es welche; die hießen Postkarte, Brief, Drucksache, Geschäftspapier, Muster ohne Wert, Zeitungen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Tim,

    ein solcher Schmuckstück schaut man immer gerne an!

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Peter und Ralph,

    ja, das sind so Stücke, da schlägst Herzerl prompt höher, bei der CH komme ich langsam, aber sicher in Richtung des hundertsten für mein Zielgebiet/Zeitraum an.

    LG

    Tim :)

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Guten Abend,

    zu der schönen Karte von Pälzer anbei ein kleiner Artikel aus einer phil. Zeitschrift. Demnach dürfte die Karte ohne Nachporto durchgeschlüpft sein. Das es anders ging zeigt meine Karte nach Nürnberg.

    Gruß

    Ludwig

  • Liebe Freunde,

    was macht der schlaue und sparsame Schweizer, wenn er einen Brief ins weit entfernte München 1866 zu schicken hatte? Antwort: Er dachte nach und zwar darüber, wie günstig das gehen könnte. So geschehen am 14.11.1866 in Zollikon bei Zürich durch D. Herder, den ich leider nicht ergooglen konnte.

    Er ließ seinen Brief an "Herrn Andr(eas) Sedlmayer, Werckzeugfabrikant am Anger in München" in München für nur einen Kreuzer als Ortsbrief bis 1 Loth aufgeben und sparte sich somit eine Menge Geld - nämlich 11 Kreuzer (Postaufgabe in der CH: 10 Rappen für die CH bis Lindau und 30 Rappen für Bayern bis München = 40 Rappen = 12 Kreuzer).

    Die Tatsache, dass dies erst 6 Tage nach Schreibens des Briefes erfolgte, war ihm wohl egal - 11x waren auch viel Geld.

    Wie der Brief letztlich von Zollikon nach München kam und wer ihn dort mit 1x frankierte, werden wir wohl nie erfahren. Innen ist ein Teil einer technischen Ansicht/Zeichung noch vorhanden, mit der man aber nichts anfangen kann - hoffentlich anders, als damals, 1866.

    Briefeschmuggel Schweiz - Bayern kommt hin und wieder vor, aber so weit von der CH weg findet man so gut wie keine Briefaufgaben mehr.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • 11x waren auch viel Geld.

    Das kann man wohl sagen, in % macht es sich fast noch imposanter aus: 91, 66 .

    Da kann man nicht meckern.

    Ist fast soviel, wie der Zucker in den letzten 2 Wochen, der allerdings 100% in die andere Richtung. Ist zwar off topic, aber kennt da einer von Euch die Hintergründe?

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Werte Sammlerfreunde

    Mal wieder ein Strubelbrief nach München.

    26 C (26B2.III). 40 Rp. grünlicholiv auf Brief von "Zürich/16 MÄRZ 1856/ 6 NACHM." nach München (Königreich Bayern), wo der Brief schon am Folgetag ankam. Das Königreich Bayern gehörte zum Deutsch-Österreichischen Postverein und es galt der Tarif vom 15.10.1852 – 31.8.1868. Die 40 Rp. Brieftaxe ergibt sich aus 10 Rp. für einen Brief der 1. Gewichtsstufe (bis 15 Gramm) aus dem 1. Schweizer Rayon (bis 10 Meilen à 7,5 km > 75 km bis zum Grenztaxpunkt) sowie 30 Rp. für die Leitung in den 3. vereinsländischen Rayon (über 20 Meilen à 7,5 km > 150 km ab Grenze). Rückseitige ist eine rote Tinten-Taxe von "9" entsprechend 9 rheinischen Kreuzer (= 30 Rappen) für die bayerische Post notiert.

    Obschon die Bahnpoststempel fehlten, lief der Brief wohl via Lindau, Augsburg mit der Bahnpost nach München.

    Ist mein Beschrieb soweit richtig?

    Sammlergruss

    Martin

  • Hallo Martin,

    alles richtig - vlt. lässt du DÖPV weg und schreibst Bayern, das wäre genauer.

    Die 9 hinten schrieb Zürich in typischer Tinte. Wenn du eine Rötel-9 findest, ist die i. d. R. von Basel.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend Sammlerfreunde,

    so schlicht wie die Ziffernwerte daherkommen, irgendwie dann doch immer wieder ansehlich. Hier zuerst irrtümlich nach Mannheim / Baden und dann mit Blaustifthervorhebung nach Marnheim in die bayerische Nordpfalz weitergeleitet.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Tim,

    sehr schön gestempelt, nett auffrankiert, dann fehlgeleitet, endlich in Marnheim angekommen (Ort ist hinten auf der Karte auch falsch geschrieben) - was will man mehr? :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Zwar kein schöner Porto-Brief aus Zürich, aber mit kompletten Inhalt. Privatbrief an die Mutter und an die Schwester eines Bierbrauers (Lehrling, Geselle?) auf Weiterbildung in der Schweiz? Denn der Mann von Anna Bruder war erst ein paar Jahre früher verstorben und hatte eine Brauerei besessen. Leider finden sich dann keine weiteren Spuren von Michl, dem Absender.

    Ich zeige das Briefchen eigentlich nur, weil die Taxierung, (3 Kr. Schweiz/9 Kr. Bayern - rechts) "verschwunden" ist.

    Viele Grüße von Luitpold