Auslandsbriefe aus und nach Württemberg von 1850-1853

  • Was macht der Beleg auf der Strecke nach Deutz

    Hallo Dieter,

    sorry, jetzt wird es eigentlich noch unklarer, von wo meinst Du jetzt "nach Deutz" . Warum sollte ein Brief aus den USA nach Württemberg von Minden nach Deutz befördert werden ? Der Kursstempel ist doch auch umgekehrt Deutz > Minden.

    Links- und rechtshreinisch war Deutz - FFM mit der Bahn wie wir schon festgehalten haben abwegig und dann war auch noch nicht mal die Neckartalbahn von Heidelberg - Stuttgart da. Auch auf Karlsruhe - Stuttgart gab es noch keine Eisenbahnverbindung.

    Deutz - Minden - Hannover - Kassel - FFM geht eigentlich auch nicht, auch wenn 1851 auf FFM - Kassel nur 10 km fehlten, war auf Hannover - Kassel noch fast gar nichts gebaut. Minden - Paderborn - Kassel war auch noch in den Kinderschuhen.

    Durchgängig war damals zwar nur der Umweg Deutz - Minden - Hannover - Halle - Leipzig - Nürnberg. Von dort waren es 150 km mit der Kutsche nach Backnang, das kommt aber mit 4 Tagen so etwa hin.

    Letzte Variante wäre in Deutz Hafen auf ein Schiff nach Mainz. Wenn man schon 1827 einen regelmäßigen Passagier-Linienverkehr auf dem Rhein hatte, der 3 Tage bis Mainz dauerte, dann werden das 1851 sicherlich nur noch 2 gewesen sein.

    Dann mit der Bahn Mainz - FFM - Darmstadt - Heidelberg. Den Neckar dann noch ohne Bahn irgendwie die rd. 70 hoch nach Heilbronn und dann war Backnang auch bald erreicht. Aber dagegen spricht eben dieser Kursstempel Deutz > Minden.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (26. September 2023 um 00:53)

  • Liebe Sammlerfreunde,

    heute ein Portobrief aus Ludwigsburg nach Mailand 31.10.1853.

    Eigentlich kein Auslandsbrief, da Mailand zu Österreich gehörte.

    Zuerst mit 12x taxiert, war das die Taxe 9x für PV und 3x für Portozuschlag im Postverein?

    Dann wurden noch zusätzlich 3x dazugerechnet, also insgesamt 15x für den Empfänger, evtl. Leitung über die Schweiz mit 3x Transit.

    Wer kann was zu dem Rahmenstempel auf der Rückseite sagen, den habe ich noch nie gesehen?

    LG

    Christian

  • Lieber Christian,

    feines Stück! Württemberg taxierte 9x plus 3x Portozuschlag für die Leitung über Österreich nach der Lombardei.

    Aber dann scheinen sie ihn doch über die Schweiz im geschlossenen Transit geleitet zu haben. Daher taxierte man in Mailand mit einer 3 über der 12 und kam in summa auf 15x CM (= 75 Centesimi).

    Hinten wurde in Mailand die 2. Verteilung gestempelt ("Seconda Distribuzione").

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank, da lag ich mit meinen Gedanken zu den Taxen richtig.

    Und hinten ein Distributionsstempel von Mailand, interessant, hab ich noch nicht gesehen, man lernt nie aus.

    LG

    Christian

  • April 1851

    Nachnahmebrief aus New York nach Brackenheim (Quelle philasearch).


    Aus der Beschreibung bei philasearch: Nachnahmebrief des "Allgemeinen
    Geschäfts-Comtoirs" über die Forwarded-Agenten Pokrantz/Bremen (vs.
    Firmenstempel) und Stähle/Heilbronn nach Brackenheim/Württemberg
    (Empfänger wurde mit 1 Gulden 50 Kreuzer belastet), Laufzeit 22
    Tage mit Seglerkaptän Lutz, der im Schreiben erwähnt wird.

    zur Taxe:

    - Nachnahmegebühr 44c = 74x

    - Bremen/TT nach Wü = 30x

    - Wü 6x

    insg. 1 Gulden 50x für den Empfänger

    Andere Meinungen?

    LG

    Christian

  • Hallo Christian,

    was ist das denn? Ein Nachnahme-Brief USA - Württemberg mit Einschaltung eines Forwarders aus 1851? Ich hätte nie gedacht, daß es so etwas so früh schon gab.

    Ist das Ergebnis bekannt oder kommt die Auktion noch?

    viele Grüße

    Dieter

    PS: Los gefunden

  • Der Junge ist nun mal teuer. Deshalb landen unverkaufte Lose regelmäßig bei anderen Häusern, meinem Eindruck nach bevorzugt bei Rauhut (auch meist hochpreisig).

    viele Grüße

    Dieter

    Mittlerweile neben Pfankuch nun auch bei Schlegel. So zumindest einige Württemberglose, die schon mehrfach angeboten wurden, wie ein Vor-Ersttag (Los 6083) von Württemberg mit Zweizeiler Aaalen für 50 K mit durchgeschlagenem Stempel der keine 30 K wert ist. Aber auch in der eigenen Auktion sind viele Lose einfach viel zu teuer.

  • 12.7.1853

    Frankobrief Esslingen nach Grenoble/Frankreich (Quelle: Philasearch, 143. Württembergische Auktion, Los 2788, Rückseite nicht abgebildet)


    Taxe: 6x bis Kehl, 9x Frankreich, insg. 15x

    LG

    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M (29. November 2023 um 20:41) aus folgendem Grund: Bildquelle ergänzt

  • 25.8.1852 Reutlingen nach Livorno/Toskana (Quelle: philasearch, aktuelle Corinphila-Auktion)

    Frankiert mit 38x für einen doppelt schweren Brief. Die einfache Taxe in die Toskana war ab 1.9.1851 9x PV, 3x Transit Schweiz und 7x Toskana, insg. 19x.

    LG

    Christian

  • und nochmal aus der aktuellen Corinphila-Auktion:

    19.11.1850

    Drucksache aus Vaihingen an der Enz nach Wyl. Diese wurde wegen der Portoersparnis in Rorschach in der Schweiz aufgegeben. Auslandsdrucksache in die Schweiz hätte 2x gekostet, so nur 2,5 Rappen. Kann man sagen das waren 3/4x umgerechnet? Dann hätte der sparsame Schwabe 1 1/4x gespart. :)

    LG

    Christian

  • Lieber Christian,

    bis 1852 galten 10 Rappen gleich 4 Kreuzer. Da 2,5 Rappen frankiert wurden, entsprachen diese genau einem Kreuzer; der Absender hat sich hier also 50% der Kosten gespart.

    Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass er noch mehr Post über den Bodensee geschmuggelt haben dürfte, so dass auch die württembergischen Briefporti als Ersparnis für ihn zu Buche schlugen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Du sagst er hätte Briefe geschmuggelt. Dies erweckt den Eindruck, dass es verboten war Briefe über die Grenze zu tragen und bei einem grenznahen Postbüro zum Versand (richtig frankiert) aufzugeben. Solche forwarded Briefe gibts doch hin und wieder.

    Ein Verbot ist mir nicht bekannt. Liege ich hier falsch?

    Sammlergruss Martin

  • Hallo Martin,

    verschlossene Briefe (gesiegelte Briefe) durften nicht ins Ausland geschmuggelt, um dort der Post aufgegeben zu werden (Postzwang).

    Bei reinen Drucksachen wäre es noch in Ordnung gewesen, aber Drucksachen über die Grenze zu bringen war nicht sehr einträglich, weil diese ja eh wenig kosteten. Dazu unterlagen Drucksachen ja dem Frankozwang, wenn sie günstiger als Briefe bleiben sollten, so dass man bei diesem Unterfangen jemanden im Ausland haben musste, der die "geschmuggelten" DS erst einmal auf seine Rechnung zu frankieren hatte, sie zur Post schleppen musste und dann den ausgelegten Betrag dem Absender in Rechnung zu stellen. Das war nur möglich, wenn sich die Geschäftspartner lange kannten und daher sehr vertrauten.

    Beim Briefporto sah es schon anders aus - da konnte viel Geld gespart werden (heute "Remailing" genannt). Bei Staatsposten hatte ja der Staat für eine gewisse Qualität der Briefbeförderung gerade zu sehen und die Qualitätssicherung war teuer (Mieten für Immobilien, Gehälter für Postbedienstete, Austattung, Material, Fourage usw. usw.). Wäre jeder ins Ausland gerannt mit seinen Briefen, um sie dort kostengünstig aufzugeben, wären die Staatseinnahmen stark zurück gegangen und das konnte sich eine Staatspost nicht leisten (und Lehensposten auch nicht, aber das ist eine andere Sache).

    Es gab viele Gedanken, diesen Briefeschmuggel zu unterbinden, aber wo Mittel sind, sind halt auch Wege und für mich sind solche Schmuggelbriefe (ein Teil davon war auch "Forwarding", aber halt nicht alles) immer interessant und zeigen auch eine Entwicklung auf.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    auch wenn sich das mit "Briefschmuggel" alles so schön elektrisierend abenteuerlich anhört:

    Ich bin diesbezüglich mittlerweile einer gefestigt anderen Meinung. Der Postzwang hat seinem Gesetzeswortlaut zu Folge den Ausschluss der Beauftragung von Dritten zur Briefpostbeförderung zur Folge gehabt, nicht aber die Beförderung durch den Verfasser selbst.

    Solange man jenem nicht belastbar nachgewiesen hat, dass er Briefe A) illegal durch Dritte oder B) illegal in einem Packet bspw. der Fahrpost über die Grenze befördern gelassen hat, konnte ihm niemand an den Kittel gehen, wenn er den Brief unfrankiert persönlich über die Grenze geschleppt hat. Dafür sind die angeblichen Verstöße ("Portosparbelege") teils dermaßen häufig, offensichtlich und unverblümt, dass man an "illegaler Schmuggelei" nicht auch nur im Entferntesten noch denken kann.

    Wenn ich morgen ins Elsass rüberfahren würde, mit einem Brief, den ich dort dann günstiger nach Paris aufgebe, würde ich deswegen nicht verhaftet und das war früher nicht anders. Ansonsten möge man jetzt endlich einmal die ganz konkreten Regelements dazu vorlegen.

    Schönen Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis