Bayern und der 1.Weltkrieg

  • Hallo Sammlerfreunde,

    schon seit längerer Zeit auf der Suche nach einem Marinepostbeleg mit Abbildung eines der Schiffe der Kaiserlichen Flotte, ist man dann dann auch endlich mal für die Pfalz fündig geworden. Während andere Heimatsammler - naturgemäß eher jene in Küstennähe - diesbezgl. z.T. regelrecht "in den Vollen" schöpfen können, nimmt sich das in der pfälzischen Provinz dann doch durchaus etwas rarer aus.

    Umso mehr erfreut die Destination, adressiert wurde in das - auch mir bislang unbekannte - Pfalzörtchen Rudolfskirchen bei Rockenhausen. Es ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Rathskirchen. Bei dem abgebildeten Schiff handelt es sich übereinstimmend mit dem Marine-Schiffspoststempel No. 23 um SMS Ostfriesland, ein Großlinienschiff der Helgoland-Klasse, das recht schnell nach seiner im Jahre 1911 erfolgten Indienststellung Geschwaderflaggschiff des I. Geschwaders unter Konteradmiral Wilhelm von Lans wurde.

    Am 16.02.1915 wurde Vizeadmiral Eckermann neuer Geschwaderchef. Im Verkauf des 1.WK erfolgten zahlreiche Geschwadereinsätze in der Nord- und Ostsse. Am 04.08.1915 - also rd. 1 Monat nach Aufgabe der abgebildeten Marine-Feldpostkarte - lief SMS Ostfriesland mit dem I. Geschwader in die Ostsee ein und deckte anschließend den deutschen Einbruchsverband beim Vorstoß in die Rigaer Bucht.

    Im Laufe der Skagerrakschlacht Ende Mai 1916 war das Schiff an der Versenkung eines britischen Zerstörers und des Panzerkreuzers HMS Defence beteiligt. Am 16.12.1918 wurde SMS Ostfriesland außer Dienst gestellt und im April 1920 von der US Navy als Reparationsschiff übernommen. Am 04.01.1921 verließ es New York City zur letzten Fahrt, um bei Cape Henry (Virginia) zur Erprobung von Fliegerbomben zu dienen, wobei es letztendlich zur Versenkung kam.


    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quelle:
    http://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Ostfriesland

  • Hallo zusammen,

    der nachstehende Minibrief aus der Pfalz wirft mir doch einige Verständnisfragen auf. Er ist klar ersichtlich an einen kriegsgefangenen dt. Soldaten in Cette (Sète) / Südfrankreich (Département Hérault / Caserne Vauban) gerichtet.

    Zensur erfolgte wie üblich durch das k.b. II. Armeekorps in Ludwigshafen a.Rh. Nicht üblich wäre für mich jedoch eine Beförderung so wie adressiert direkt nach Frankreich.

    Wo sollte mitten im Krieg eine entsprechender Austausch erfolgt sein ? Oder ging derartiges "automatisch" über die Schweiz ?

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo zusammen,

    auch wenn ich im Moment noch deutliche Schwierigkeiten bzgl. der Transcription habe, die u.a. Feldpostkarte soll deswegen nicht vorenthalten bleiben. Kann mich täuschen, aber eine solche Type des Königsreichs Bayern habe ich bisher noch nicht gesehen.

    Lese im Moment nur die wichtigsten Dinge, dass man in einem Biwak liegt, eine unangenehme Nacht hatte, dass man über ein Fort (?) bei Luneville berichtet und der Abt. 6 beim Stab der Brigade von Reichlin (Landw. Division Wening) angehörig war.

    Das müsste die am 21.08.1914 aufgestellte „Verstärkte Bayerische Landwehr-Division" gewesen sein, die zunächst nach ihrem Kommandeur Otto Wening benannt wurde und dann im September 1914 zur „1. Bayerischen Landwehr-Division“ umbenannt wurde.

    Sie war vom 20.-22.08.1914 offensiv in der Schlacht von Lothringen eingesetzt, dann von September 1914 bis Ende Mai 1915 an Abwehrkämpfen südlich von Dieuze (also immer noch in der Nähe von Luneville) beteiligt, schließlich bis November 1918 am Stellungskrieg zur Sicherung Lothringens.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo pälzer,
    ich kann das zwar nicht per Bild belegen, aber diese PoKa-Typehabe ich schon gesehen. Es könnte sich durchaus um
    ein privat hergestelltes Formular handeln, das war ja zulässig, sofern bestimmte Vorgaben bzgl. Größe und Kartonstärke
    eingehalten wurden. Ich kann mich gut daran erinnern, weil auch mir das Layout sofort aufgefallen ist.
    Schönes Wochenende wünscht die

    weite Welle

  • Hallo wW,


    ...könnte sich durchaus um ein privat hergestelltes Formular handeln, das war ja zulässig, sofern bestimmte Vorgaben bzgl. Größe und Kartonstärke eingehalten wurden


    Bist Du sicher, dass man mit dem Königlichen Staatswappen + Staatsbezeichnung Feldpostkartenformulare privat herstellen und daran privat verdienen durfte ? Ich sehe im Moment auch ein paar von diesen Karten auf internet-Auktionsplattformen ausgerufen. Allerdings tragen diese nicht wie bei der w.o. gezeigten Karte die kleine Nummer "91" unten links, die ich mir im Moment auch nicht erklären kann.

    Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Sammlerfreunde,

    im Postkarten Handbuch von Hanspeter Frech
    aus dem Jahr 1991 steht auf Seite 354 folgendes:
    "Die frühen deutschen Feldpostkarten" II. Feldpost-
    karten der Bayerischen Postverwaltung (Frontkarten).
    Feldpostkarte Nr.11 (wie die gezeigte Karte ohne Druck-
    datum) Gedruckt ab ca. 1883 (oder früher).
    Feldpostkarte Nr.12 / 01 mit Druckdatum "91" (= 1891);
    02 mit Druckdatum "95" (= 1895);

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo VorphilaBayern,

    ja super hier ! Eine perfekte Sammelanleitung, da weiss man ja jetzt ganz genau was noch zu belegen ist.

    Vielen Dank + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    anbei einmal eine "richtig nette" Geschichte aus der Heimat: Man wünscht dem lieben Dorle ein fröhliches Osterfest, verwendet dazu ein gar goldig`s Postkärtlein mit Kinderchen als Engelchen, hofft, dass der so entsetzliche Krieg doch bald ein Ende haben möge und ...dass der liebe Gott England strafe. Und damit`s letztere hält, das gleich doppelt. Kontrastreicher wird es wohl kaum noch gehen. Näheres zu der Enstehung dieses kriegspropagandistischen Rufes findet man hier:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Lissauer

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Sammlerfreunde,

    anbei dann auch einmal ein durch Eilbote bestellter Feldpostbrief (hier im Kartenbriefformat), dessen Zusatzleistung nicht von der Gebührenfreiheit erfasst war, so dass der entsprechende Tarif von 25 Pf anfiel. Der Ersatzrekrut Alfred Valz aus Edenkoben weiß in seinem Schreiben (leider) nur ausführlich über die Inhalte der Lebensmittelpakete seiner Mutter und diesbezgl. weitergehende Wünsche zu berichten.

    Gegen Ende erwähnt er kurz, dass die Ausbildung fertig sei und der eine oder andere Kamerad schon im Feld sei. Vermutlich ist das auch der Grund, warum er eingangs groß eingerahmt schreibt: Nur nicht erschrecken, nichts besonderes. Um welche Ausbildung es sich handelte, kann man an der Einheitsbezeichnung erahnen: Flug-Ers(atz)-Abt(eilung). In München kann dies nur die in Schleißheim eingerichtete Fliegerersatzabteilung der bayerischen Armee gewesen sein.

    Hier wurde von Kriegsbeginn bis Ende 1916 das gesamte Flugpersonal ausgebildet, alle Maschinen für den Fronteinsatz gewartet und verschickt. Möglicherweise war der Rekrut Valz, da er als Absendeort Milbertshofen im Norden von München angibt an dem nicht unweit vom Schleißheimer Flugfeld entfernt gelegenen, seinerzeit ebenfalls militärisch genutzten Flugplatz Oberwiesenfeld untergebracht (späterer Zivilflughafen Münchens und heute Gelände des Olympiaparks).

    Durch die Fliegerersatzabteilung Schleißheim, deren Flugplatzgelände schon im Jahre 1912 angelegt wurde, wurden während des 1. Weltkriegs 900 Piloten und 735 Beobachter ausgebildet. In durchschnittlich dreimonatigen Kursen wurden die Flugzeugführer geschult und nach einem Überlandflug von mindestens 250 Kilometern zum Abschluss als fronttauglich zertifiziert.

    Die Beobachter, die wegen ihrer strategischen Aufgaben im Gegensatz zu den Piloten ausnahmslos im Offiziersrang qualifiziert sein mussten, hatten zunächst nur die Bordkamera zu bedienen, später aber auch die Bordwaffe, meist ein am Rumpf montiertes Maschinengewehr.

    Ende 1917 entstand eine zweite Fliegerersatzabteilung in Fürth. Die Beobachterausbildung blieb jedoch ausschließlich Schleißheim vorbehalten. Nach Beendigung des Krieges sah der am 10.01.1920 in Kraft getretene Versailler Friedensvertrag die völlige Demobilisierung der deutschen Luftwaffe vor.

    In Folge dessen musste am 08.05.1920 die Bayerische Fliegertruppe aufgelöst werden. In Schleißheim wurden die Flugplatzgebäude abgerissen oder abmontiert und nach Frankreich geliefert. Der Flugbetrieb auf dem Flugplatz durfte später mit der Lockerung des absoluten Flugverbots mit Post- und Transportfliegen wieder aufgenommen werden.


    + Gruß

    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    http://www.dglr.de/publikationen/2013/82401005.pdf
    http://www.tourismus-schleissheim.de/themen/125-luftwaffe.html

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pälzer

    Interessante Geschichte :)

    Ab wann kam die Lockerung für Postfliegen?


    Ein guten Zeitbild fand ich auch die erwähnte Ausbildung "Beobachter". Wohl Heute was man als Fluglotse nennen. Man kann sich lebendig vorstellen wie man als Flugbeobachter am Platz standen um den Kontakt mit dem Flieger zu bekommen und behalten wenn die Flugzeuge von Auftrag zurückkamen. (Und alles in Schwarz-Weiss natürlich :) )

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    Ab wann kam die Lockerung für Postfliegen?

    Mit dieser Frage hast Du mich jetzt ganz schön ins Schwitzen gebracht ^^ , denn sie ist - wie man u.a. am nachstehenden thread erkennen - kann nicht trivial. Wenn man es ganz genau nimmt, gab es das o.a. Flugverbot für die Zivilluftfahrt nach dem 1. Weltkrieg gar nicht, obwohl es in sehr vielen Literaturwerken immer wieder angeführt wird. Das führt naturgemäß zu Diskussionen:


    http://www.wer-weiss-was.de/t/versailler-v…torflug/6443342

    Das "Flugverbot" wurde nach Art. 201 des Versailler Vertrages durch ein ab dessen In-Kraft-Treten (10.01.1920) sechsmonatiges Bauverbot und überstrenge Auslegung der einschlägigen Regelgungen von der Interalliierten-Luftfahrt-Überwachungs-Kommission (ILÜK) impliziert:

    http://adl-luftfahrthistorik.de/dok/Zulassung_Kennzeichnung4_1.pdf

    Die entsprechend ausführliche Erläuterung (auch der Regelungen des Versailler Vertrages) findest Du auf den Seiten 71f. Im Gesamtfazit kann man festhalten, dass nach harten Verhandlungen mit der ILÜK ab Ende Juli 1920 vorerst exakt 145 ehem. dt. Kriegsflugzeuge für zivile Luftfahrtzwecke (weiter) in Gebrauch bleiben durften. Weitere Hintergrundinformationen hier:

    http://adl-luftfahrthistorik.de/dok/Zulassung_Kennzeichnung_3.pdf

    Den Fluglotse kann man übrigens nicht mit der Rolle des Flugbeobachters gleichsetzen. Die Flugbeobachter waren nicht am Boden für Flugsicherungszwecke unterwegs, sondern ausgebildet als Flugbegleitpersonal, welches zur Beobachtung feindlicher Bewegungen, d.h. für strategische und taktische Aufklärungszwecke im Flugzeug eingesetzt war. Sie waren i.d.R. auch bewaffnet.

    Der berühmt gewordene "Rote Baron" Manfred von Richthofen z.B. hatte Mitte 1915 zuerst die Flugbeobachterausbildung bei der Flieger-Ersatzabtlg. 7 in Köln hinter sich gebracht und wurde dann zur Beobachtung von Truppenbewegungen zur Feldfliegerabtlg. 69 an die Ostfront nahe Lemberg kommandiert. Bei den Aufklärungsflügen hat er u.a. auch russische Stellungen bekämpft. Erst im Dezember 1915 hatte er die Ausbildung zum Flugzeugführer absolviert.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_von_Richthofen

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    3 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (23. August 2015 um 07:52)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pälzer

    Danke für deine sehr ausführliche Antwort. :) :)
    Hier sieht man dass ein "Wikipedia-Wissen" gar nicht reicht (ist meistens so).

    Eigentlich sollten auch die Luftpostsammler das "alles" wissen, auf jeden Fall wenn den Anfang von dem Luftpostverkehr. Man sollte denken dass man so schnell wie möglich ein Anfang gemacht hat.


    Jetzt verstehe ich auch den Begriff Flugbeobachter. Es war gar nicht wie ich es mir zuerst vorgestellt habe :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Verehrte Freunde,

    ein interessanter Aspekt des Ersten Weltkriegs sind die Internierten in neutralen Ländern. In Chile wurden zahlreiche deutsche Salpeterfrachter vom Kriegsausbruch überrascht und blieben dann auf Kriegsdauer in den Häfen von Valparaiso und anderen Städten liegen. Das Land war traditionell deutschfreundlich eingestellt und ließ sich auch nicht auf Druck der Alliierten zu einem Kriegseintritt bewegen wie manche andere süd- und mittelamerikanische Staaten. Es blieb neutral. Nach dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen sollten die deutschen Schiffe dann an die Alliierten abgeliefert werden, allerdings einigte man sich auf die Lösung, dass sie vor der Übergabe noch einmal mit einer Ladung auf eigene Rechnung nach Deutschland zurückkehren durften. Zu diesem Zweck wurde ein Seglerpool der Reeder gebildet, um die Reparationsleistungen abwickeln zu können.

    Zu den internierten Schiffen gehörte auch die Viermastbark „Carla“ der Hamburger Reederei H. H. Schmidt. Das 1892 in Liverpool gebaute und als „Arracan“ registrierte Schiff war erst im Januar 1914 in den Besitz der deutschen Reederei übergegangen. Es musste nun im Hafen Pisagua ausharren. An Bord befand sich Max Weidel, dem seine Erdinger Verwandtschaft am 24. Dezember 1915 eine Weihnachtskarte schrieb. Sie passierte die Auslandszensur in Köln-Deutz, der weitere Weg ist mangels Stempeln nicht nachvollziehbar.

    Ob die Karte ihren Adressaten erreichte? Es gibt zumindest keine „Zurück“-Vermerke. Sie müsste wohl mit neutralen Schiffen befördert worden sein, über Spanien vielleicht? Für entsprechende Hinweise wäre ich dankbar.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Erdinger,

    herzlichen Dank für das Zeigen dieses Schmankerl - ohne die Hintergrundgeschichte dazu schon nicht schlecht, aber so ein Sahnestück erste Klasse. Super! :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Erdinger,

    ich schließe mich der Vorrede von @bk vollkommen an, das ist eine waschechte Rarität !

    Und ein ungemein spannendes Thema ist die von Dir gestellte Frage bzgl. des Übersee-Schiffstransportes. Ich bin - da aufgrund eines ähnlichen Falles in meiner Sammlung - jetzt dermaßen angespornt, dass ich mich an den Versuch einer Analyse heran gemacht und auch Literatur dazu besorgt habe. Das alles auszuwerten dauert allerdings noch ein bischen. In der Zwischenzeit soll ein anderer, sicherlich auch recht ansehlicher Zensurbeleg aus dem Spätjahr 1914 vorgestellt sein.

    Der seinerzeit offenbar in einer Pension (Maison Barelli) in der Rue el Nouzah / Nizza untergebrachte Absender hatte an einen kriegsgefangenen Soldaten im Gefangenenlager Landau i.d.Pf. (Ebenberg) adressiert. Die rückseitig angebrachte Auslandsbrief-Frankatur von 25 Centimes trägt Marken mit einer mir leider nicht bekannten Firmenlochung, evtl. sind es Werte, die man in dem Hotel vorrätig und dem Absender veräußert hatte.

    Das hätte er sich aber egal wie sparen können, denn auf der Basis der Beschlüsse der Haager Friedenskonferenz 1899 und 1907 bestand für Sendungen an und von Kriegsgefangenen sowohl im Lande der Aufgabe, als auch im Bestimmungland und in Zwischenländern Gebührenfreiheit (vgl. Art. 16 Satz 2 der Haager Ordnung der Gesetze und Gebräuche des Landkriegs). Das wird man im Oktober 1914 auf allen (streitigen) Seiten längst realisiert gehabt haben.

    Nizza hat die freundliche Zugabe dann gleichwohl dankend zur Entwertung gebracht, das für Zensurzwecke bewusst offen gelassene Brieflein erreichte dann über Vermittlung durch die neutrale Schweiz zunächst die für Landau i.d.Pf. zuständige Auslandsbrief-Postüberwachungsstelle Ludwigshafen a.Rh. Da der Adressat aber offenbar von Landau in das Gefangenenlager Würzburg (Am Galgenberg) verlegt worden war, wurde nach dorthin umgeleitet.

    Warum dann aber (noch) ein Prüfstempel des Kriegsgefangenenlagers Darmstadt (Griesheimer Sand) angebracht worden ist, kann ich mir im Moment nicht erklären. Anhaltspunkte, dass es noch einmal zu einer Weiterleitung von Würzburg nach Darmstadt gekommen sein sollte, vermag ich dem Beleg jedenfalls nicht zu entnehmen. Hat jemand evtl. eine schlüssige Erklärung ?

    + Gruß

    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    http://www.geschichtsthemen.de/haager_landkriegsordnung.htm
    http://www.mainpost.de/regional/wuerz…;art735,6646167
    http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?17,4911030
    https://de.wikipedia.org/wiki/Truppen%C…platz_Griesheim

  • Hallo Pälzer,

    wunderschönes Stück - bar jeder Ahnung: Darmstadt lag etwa in der Mitte zwischen Landau / Pfalz und Würzburg. Von daher denke ich, dass er über Darmstadt nach Würzburg lief und dort die beiden Abschläge im Rahmen der allgemeinen Erstzensur auf den Brief kamen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    ja, das stand bei mir auch schon in der Überlegung, d.h. dass bei einer Inland-Weiterbeförderung noch ein weiteres mal zensiert werden musste und Würzburg evtl. (zeitweise) keine Zensurstelle hatte, so dass das stellvertretend Darmstadt erledigt hat. Als Mitglied der ARGE Feldpost 1.WK werde ich darüber versuchen jetzt einmal Licht ins Dunkle zu bringen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    danke für die erfreuten Kommentare! Als Bub, der in einem schiffsaffinen Haushalt aufwuchs, habe ich noch die Windjammer-Schmöker von Fritz Brustat-Naval gelesen, deshalb war ich mit der Thematik ein bisschen vertraut und wusste, was ich da vor mir hatte. Der Preis war bei eBay überraschend gering.

    Pälzer: Da bin ich mal gespannt, was du herausfindest. Die Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen (die einzigen neutralen Länder, die von Deutschland aus über Land erreichbar waren und über nennenswerte Schiffahrt verfügten), USA bis 1917 und Spanien wären in meinen Augen Kandidaten für den Posttransport. Es gab allerdings die britische Seeblockade, auch Schiffe aus neutralen Ländern wurden meines Wissens abgefangen und kontrolliert. Irgendwie habe ich im Hinterkopf, dass Beispiele für von den Briten zensierte Post aus Deutschland existieren.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Erdinger,

    de Pälzer macht`s mol so klä biss`l schbannend, nach einigen Austauschen mit amerikanischen Sammlerfreunden und daraufhin erfolgten, lange erfolglosen google-Suchaktionen ist gestern ein wahrer Goldgriff an Literaturquelle zu Deiner Frage gelungen.

    Du darfst sie als beantwortet betrachten. Die story steht, allerdings gibt`s da etliches an - hochinteressanten - Zitaten und Erläuterungen zu machen, so dass der Text noch ein paar Tage braucht, ca. 40% sind fertig.

    In der Zwischenzeit anbei ein Übersee-adressierter Beleg, der unübersehbar das zeigt, was nach der von uns aktuell bearbeiteten Phase, d.h nach dem Eintritt der USA in den 1.WK mit Post aus Deutschland nach dorthin passiert ist.

    + Gruß

    vom Pälzer