Liebe Sammlerfreunde,
zweifelsfrei stellt der 1.Weltkrieg eine der furchtbarsten Phasen des letzten Jahrhunderts dar. Was Menschen sich damals gegenseitig an Leid angetan haben, läßt sich wohl auch heute noch kaum richtig erfassen. Zermürbender Stellungskampf, nervenzerstörendes Trommelfeuer, menschenverachtende Sturmläufe, Giftgasangriffe, unterminieren ganzer Frontlinien, sinnlose Verwüstungen, Hunger, Vertreibung, Seuchen...
Die Bilanz: ca. 10 Mio Kriegstote, 20 Mio Schwerverwundete, Zerstörung von 700.000 Häusern, 20.000 Fabriken, 50.000 km Straßen und Transportwegen, vollständige Verwüstung von rd. 3 Mio ha Land, welches für land- oder forstwirtschaftliche Zwecke z.T. über Dekaden hinweg unbrauchbar blieb. Die Gesamtkriegssschulden Deutschlands beliefen sich hernach auf 154 Mrd Goldmark.
Fast hundert Jahre danach findet sich nachstehende Postkarte, geschrieben von einer Ehefrau ? Mutter ? inmitten der w.o. nur stichwortartig umrissenen Katastrophe. Sie ersucht darin die Kommission für Kriegsgefangene beim Roten Kreuz in Bordeaux um Auskunft über ihren 26-jährigen Ehemann ? Sohn ?, welcher am 27.09.1914 bei Maricourt in Nordfrankreich nahe Belgien verwundet worden ist. Da die Postkarte ins Feindesland lief, bedarf der vorderseitig angebrachte Kontrollabschlag der im Absendeort ansässigern Prüfstelle des II. Armee-Korps keiner vertiefenden Erläuterung.
Maricourt - ein kleines Dörfchen ca. 10 km westlich von Péronne - lag knapp zwei Jahre später im Zentrum der Somme-Schlacht, einer britisch-französischen Großoffensive gegen die deutschen Stellungen an der Westfront. Die von General Joffre und dem Befehlshaber der brit. Expeditionsstreitkräfte Haig ausgearbeitete Offensive währte vom 01.07.1916 bis 18.11.1916.
Das - militärisch wertlose - Ergebnis: In einer Tiefe von höchstenfalls 15-20 km "Landgewinn" auf verschwindent geringer Frontlänge für die Alliierten zum Preis von über 200.000 Toten und Verwundeten bei den Franzosen, 400.000 bei den Briten und 230.000 bei den anfänglich von Generalstabschef von Falkenhayn, dann im wesentlichen von General Ludendorff (Chef der Dritten Obersten Heeresleitung) geführten Deutschen.
Der schon vorher verwundete und in Gefangenschaft geratene Soldat Nikloaus Gutjahr war offensichtlich Angehöriger des Königl. Bayer. 18. Infanterie-Regiments Prinz Ludwig Ferdinand (sog. Linienregiment mit hpts. leichter Infanterie), welches seinerzeit aus drei Batallionen in Landau, Germersheim und Zweibrücken bestand. Leider ist dies aufgrund der ehem. eingeklebten Postkartenrückseite nicht mehr ganz exakt nachvollziebar, der für mich tief eindrucksvollen Tragweite ihres Inhaltes kann das jedoch keinen Abbruch (mehr) tun.
I.d.S
schönen Gruß vom Pälzer