Postbeförderung auf dem Rhein

  • Langsam nähere ich mich den 1850er Jahren. Nun fangen die Probleme an.

    Brief vom 05. Februar 1857 von Hochheim nach Coeln. Der Beleg wurde mit der Taunuseisenbahn nach Mainz Kastel befördert und anschließend über die Schiffsbrücke über den Rhein nach Mainz. Siegelseitiger Stempel Mainz vom 06.02.1857. Der nächste Stempel ist bereits der Ankunftstempel Coeln vom 07.02. einen Tag später. Es fehlt der Schiffspoststempel und die Reise hat über Land nach Köln stattgefunden.

    Meine Vermutung Anfang Februar herrschte Eisbruch und die Schiffe konnten nicht fahren. Kann man das irgendwo googeln?

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Hallo Harald,

    dein Kursstempel unterscheidet sich in der "Coeln"-Schreibweise von dem in den Beiträgen #11 und #13 gezeigten. Bei dem früheren Stempel war es "Œ"und später "O E".

    Ab Ende 1858 gab es eine durchgehende Bahnverbindung Coblenz-Coeln. Daher kann dein Brief durchaus mit der Bahn befördert worden sein.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Gehen wir nicht ganz ein Jahr zurück zum 10. März 1856. Wieder ein Schreiben nach Coeln. Die Siegelseite stiftet viel Verwirrung. Mit der Taunusbahn wurde der Beleg nach Wiesbaden (warum auch immer) befördert mit Durchgangstempel 10. MRZ 1856. Von dort gelangte er irgendwie nach Coblenz was der Schiffspoststempel belegt. Ankunft in Coeln war ebenfalls am 11.03. 11.12

    Wiesbaden lag nicht an der Schiffsroute und ich vermute einen Landkurs nach Coblenz. Warum wurde er nicht direkt nach Mainz spediert was einen direkten Anschluß gehabt hätte?

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Hallo Harald,

    dein Kursstempel unterscheidet sich in der "Coeln"-Schreibweise von dem in den Beiträgen #11 und #13 gezeigten. Bei dem früheren Stempel war es "Œ"und später "O E".

    Ab Ende 1858 gab es eine durchgehende Bahnverbindung Coblenz-Coeln. Daher kann dein Brief durchaus mit der Bahn befördert worden sein.

    Viele Grüße

    Michael

    Hallo Michael,

    der ist definitiv mit der Bahn befördert worden aber eben 3 Monate früher, bereits im Juli. Da liegt der Schluss nahe dass beide Verbindungen nebeneinander bestanden (Eisenbahn/Schiff).

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Hallo Harald,

    Mir ging es um den möglichen Brieftransport den Rhein hinunter. Von Frankfurt aus Richtung Mainz/Wiesbaden gab es da ja schon eine Bahnstrecke.

    Habe mich bei deinem Beitrag verlesen. Da dein Brief von 1857 (und nicht, wie von mir geschrieben, 1859) stammt, war die Bahnstrecke von Coeln erst bis Rolandseck fertig. Zumindest bis dahin lief es per Schiff.

    Die Schiffsverbindungen bestanden weiter neben der Bahnstrecke. Aber mit Fertigstellung der Bahnstrecke ab Coblenz wurden sie vermutlich nicht mehr für den Brieftransport genutzt. Die Bahn war einfach schneller ...

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Ich stelle beide Siegelseiten einmal gegenüber. Beide Belege aus 1859.

    02.07.1859 = Bahnpost (COELN)

    17.10.1859 = Schiffspost (CŒLN)

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


    Einmal editiert, zuletzt von guy69 (11. Februar 2024 um 15:44)

  • Die Schiffsverbindungen bestanden weiter neben der Bahnstrecke. Aber mit Fertigstellung der Bahnstrecke ab Coblenz wurden sie vermutlich nicht mehr für den Brieftransport genutzt. Die Bahn war einfach schneller ...

    Offensichtlich wurde der Transport ber Dampfboot noch nicht eingestellt. Wenn das Boot aus Richtung Mainz kurz nach Abfahrt des Zuges in Koblenz eintraf, wurde sicher nicht ausgeladen und mehrere Stunden auf den nächsten Zug gewartet. Die Post blieb an Bord und nach relativ kurzer Zeit (Übernahme Wasser und Kohle?) ging es weiter Richtung Köln. Mit der Strömung war das Boot sicher nicht entscheidend langsamer als der Zug.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo zusammen,

    es ist zunächst nur eine Vermutung, dass der ältere Stempel (mit dem Œ ) ausschließlich auf den Schiffen eingesetzt wurde und nicht später auch auf der Bahnstrecke. Oder?

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Michael,

    soweit ich weiß ist dieser Stempel bisher nur auf Belegen aufgetaucht, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf dem Rhein befördert wurden. Vom möglichen Einsatz in Zügen habe ich bisher nichts erfahren.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Michael,

    das ist jetzt eine gute Frage. Was passierte mit dem Œ Stempel. Bestand die Schiffsverbindung weiterhin mit Posttransport. Oder wurde er übergeben und als Kursstempel bei der Eisenbahn eingesetzt.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Hallo zusammen,

    soweit ich weiß ist dieser Stempel bisher nur auf Belegen aufgetaucht, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf dem Rhein befördert wurden. Vom möglichen Einsatz in Zügen habe ich bisher nichts erfahren.

    das gilt für alle früheren Briefe, aber mit dem o.g. Beleg von 1859 ist die Diskussion eröffnet.

    Was passierte mit dem Œ Stempel. Bestand die Schiffsverbindung weiterhin mit Posttransport. Oder wurde er übergeben und als Kursstempel bei der Eisenbahn eingesetzt.

    Genau das wäre abzuklären. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

    - der Brieftransport per Schiff endete schlagartig mit Eröffnung der Bahnstrecke ab Coblenz.

    - es wurden weiterhin die aus den T&T-Gebieten stammenden oder transitierenden Briefe mit dem Schiff bis Köln transportiert. Dies könnte z.B. bestimmte Schiffe betreffen, bei denen kein Zeitvorteil mit dem Transfer zur Eisenbahn erreicht wurde (wie von Dieter in #27 ausgeführt).

    - es gäbe auch die Möglichkeit, dass die Bearbeitung (und damit Stempelung) offen laufender Briefe - also nicht in fertigen, auf Köln kartierte, angelieferte Briefbündel - nur noch in der Eisenbahn erfolgte und evtl. einzeln an den Schiffen angelieferte Briefe erst in Köln bearbeitet wurden.

    Informationen darüber findet man, wenn überhaupt, vermutlich in Amtsblättern der RB Koblenz oder Köln.

    Hilfreich könnten natürlich auch ein Eisenbahn- wie ein Schiffs-Fahrplan von 1859 sein.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Bisher gezeigt. Vielleicht kann man die Liste bei neuen Belegen einfach aktualisieren und einfügen.

    COBLENZ-CŒLN

    19.09.1855

    11.03.1856

    26.04.1856

    26.04.1858

    16.10.1859

    COBLENZ-COELN

    02.07.1859

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Hier ein Beleg vom 15. Juni 1865 nach Brackwede. Hier hätte ich eigentlich den dreizeiligen Kursstempel MAINZ-COELN erwartet.

    COBLENZ-CŒLN

    19.09.1855

    11.03.1856

    26.04.1856

    26.04.1858

    16.10.1859

    14.06.1865

    COBLENZ-COELN

    02.07.1859

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


    Einmal editiert, zuletzt von guy69 (13. Februar 2024 um 16:20)

  • Hallo Harald,

    klasse, das dürfte wohl ein neues Spätdatum für diesen Stempel sein. Zumindest nach meinem Kenntnisstand.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • ...noch mehr in der bucht entdeckt, interessant die 3 pfennigmarke....so, nun ab auf die Arbeit. Kreuzerle verdienen für München...

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

    Aus diesem Lot sind die beiden letzten Marken interessant, da sie den alten Stempel zeigen mit den verbundenen O und E. Die Literatur gibt hier eine Verwendungszeit bis 1885 an. Deutlich ist auch eine geblockte Streckennummer zu erkennen. Die drei ersten Marken zeigen den neuen Bahnpoststempel.

    Von Interesse sind die Belege mit COBLENZ-CŒLN.

    Die Bahnpoststrecke wurde November 1858 eröffnet. Im Fokus stehen alle (datierbaren) COBLENZ-CŒLN sowie die Stempeldaten von COBLENZ-COELN aus 1858 und 1859 um einen parallelen Verllauf aufzuzeigen.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Ich möchte gerne einen Beitrag von Erik Regel aus Post- und Kommunikationsgeschichte 1/95 vorstellen. Seine Vermutung basiert auf einer Auswertung und ist nicht pauschaliert angegeben.

    Postroute Saarbrücken-Köln

    .........

    "3-Sgr. Ganzsachen von Saarbrücken nach Bielefeld mit K2-Stempel SAARBRÜCK, mit rückseitig abgeschlagenen R-Stempeln DEUTZ-MINDEN und dem L3-Stempel COBLENZ-CŒLN mit den Tourennummern I bzw. II belegen die vermehrten Schiffspostverbindungen aus der Bekanntmachung der OPD Koblenz vom 02. Juli 1851. Diese Stempelkombination erlaubt die zeitliche Zuordnung dieser Ganzsachen in das Jahr 1852, dem Ende der Verwendung von R-Stempeln als Kurs-Stempel auf preußischen Eisenbahn Postbüros.

    Von diesen 3-Sgr.-Ganzsachen, alle aus der gleichen Korrespondenz stammend und in den Monaten August und September 1852 von Saarbrücken nach Bielefeld gesandt, zeigen nur wenige den rückseitig abgeschlagenen Kurs-Stempel COBLENZ-CŒLN. Unter Voraussetzung des gleichen Transportwegs dieser Ganzsachen müssen die Schiffspost-Kursstempel COBLENZ-CŒLN demnach ausschließlich auf der Rückseite fertiger Briefbündel abgeschlagen worden sein."

    Das hört sich schon ganz anders an als bei Herrn Sem auf Seite 240.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • ... "auf der Rückseite fertiger Briefbündel" zeugt nicht gerade von hohem postgeschichtlichem Wissen, denn ein Briefbeutel hatte außen keine Briefe.

    Es wird so gewesen sein, wie immer und überall auf der Welt: Gab es Zeit, kamen die Stempel drauf, war die Zeit knapp, blieb der Stempel auf dem Kissen liegen, wenn man ihn denn fand.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (14. Februar 2024 um 16:32)