• Lieber Andreas,

    erstmal Glückwunsch zu diesem Brief - auch wenn er fast schon "typisch" für Pfalzbriefe der Bahnpost ist.

    Die Abkürzung kann ich leider nicht sicher interpretieren (W.S.1?).

    Ich nehme an, dass das gehäufte Auftreten von handschriftlichen Entwertungen bei der Pfälzer Bahnpost durch wenige Bahnpoststempel ausgelöst wurde und es somit Fahrten gab, bei denen weder BP, noch der Bahnposthalbkreiser im Zug waren und darüber hinaus die Strecken nicht übermäßig lang waren, was zur Folge hatte, dass von Auflieferung zu Ablieferung nur wenig Zeit zur Verfügung stand, in der die Poststücke bearbeitet werden mussten und man so möglichst schnell die Briefe vom Arbeitstisch haben wollte/musste.

    Ein Stempelkissen und 2 Stempel brauchten Platz - Tinte und Feder musste man sowieso immer einsatzbereit haben und bei den äußerst beengten Verhältnissen im Waggon mag das durchaus hier und da eine Rolle gespielt haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... die Bahnpost-Beamten durften sich nicht in Bahnhofs-Gebäuden aufhalten, das war strikt verboten. Diese hatten also im Waggon aufzuhalten und bekamen die Post an den Bahnhöfen per Briefschlitz eingeworfen, oder "in die Hand gedrückt". Warte-Saal klingt zwar gut, aber das würde ich hier ausschließen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    anbei ein Brief ebenfalls aus Kaiserslautern datiert auf den gleichen Tag 23.5.1859, diesmal aber ohne W S I.

    Dazu noch ein etwas späterer Brief ebenfalls mit mit W S I.

    Eventuell könnte es sich um eine Kursnummer handeln.

    Gruß

    bayernjäger

  • Liebe Freunde,

    wunderschöne Pfälzer Bahnpostbriefe. Die römische I ist meiner Meinung nach mit Sicherheit die Kursnummer. Zu W.S. fällt mir nichts ein, höchstens noch das Namenskürzel des Bahnpostlers, aber das ist auch eher unwahrscheinlich. Und warum man die Bahnpostwagen in der Pfalz über Jahre hinaus anscheinend mit deutlich weniger Arbeitsmaterial ausstattete als die im rechtrheinischen Bayern, weiß ich auch nicht. Aber allem Anschein nach muss es so gewesen sein.

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Zitat
    ....

    warum man die Bahnpostwagen in der Pfalz über Jahre hinaus anscheinend mit deutlich weniger Arbeitsmaterial ausstattete als die im rechtrheinischen Bayern ?

    ... Irgendwie musste man die widerborstigen und unbotmäßigen Pälzer (Hambacher Fest 1832, Pfälzischer Aufstand Mai 1849) ja schikanieren 8o

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

    Einmal editiert, zuletzt von oisch (7. Dezember 2022 um 18:01)

  • Liebe Sammlerfreunde,

    mit der Deutung dieses Briefes von Winnweiler nach Kaiserslautern komme ich nicht weiter und bitte um Eure Hilfe.

    Warum ist dieser Brief nicht frankiert? Ich lese zwar, daß der Absender die Einnehmerei (??) von Sippersfeld ist, erkenne aber kein Kürzel, was auf eine Dienstsache hinweist. Nur der Vermerk auf Beleg Nr. 142. Den Empfänger kann ich trotz aller Bemühungen nicht lesen. :(

    Oben links erkenne ich den Vermerk in violett von 2 ??. Der Taxvermerk in blau ist eine 4 ??. Was bedeutet der rote Tuschestrich?

    Links gibt es noch einen Vermerk ".... bezahlt...

    Sippersfeld hatte erst 1898 eine eigene Postagentur, deshalb wurde der Brief auf der Postexpedition in Winnweiler aufgegeben. Halbkreisstempel Winnweiler, Helbig 12 a. Verwendet wurde dieser Stempel von 1870 - 1883. Die Rückseite des Briefs gibt keine weiteren Hinweise, außer einem Einkreisstempel von Kaiserslautern vom 13.10.

    Ich freue mich auf Eure Rückmeldung.

    Viele Grüße

    Stephan

  • Hallo Stephan,

    links steht von der Hand des Empfängers: "Postporto bezahlt sieben Kreuzer. Unterschrift". Allein schon aus dem ausgeschriebenen Wort "sieben" erkennt man, dass es sich hier um eine Quittung handelte, das Kuvert war nach Erledigung des Verwaltungsaktes also zur Quittung geworden, die als erledigt abgelegt wurde.

    Die Taxe in blau mittig ist eine 7. Ab 1.1.1868 kosteten unfrankierte Briefe bis 1 Loth bzw. später 15g 7x Porto, das der Empfänger zu zahlen hatte.

    Die violette Paraphe mit Tinte war die Erledigungsparaphe des Kassenbeamten/Kontrollbeamten in Sippersfeld, oder wo gerade dieses Stück Eingang in die Akten fand.

    Die Adresse ist am Anfang für mich schwer lesbar, aber eine Kasse des Bezirks Kaiserslautern war es sicher.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    herzlichen Dank für die Erläuterungen. :thumbup: :thumbup: Das hat mir weitergeholfen. Ist schon interessant, daß eine Einnehmerei, die nun wirklich öfters Briefe verschickte, einen Brief unfrankiert an eine Versorgungskasse schickte, mit der sie bestimmt auch öfters Schriftverkehr hatte. Mit 7 Kreuzern ist das ein ziemlich teurer Brief für eine 22 km Strecke Winnweiler - Kaiserlautern.

    Viele Grüße

    Stephan

  • Hallo Stephan,

    eine Behörde, vor allem eine untere Behörde wie hier, hatte Geld zur Verfügung von einem Privaten, mit dem sie ihre Briefe frankieren konnte, oder sie hatte kein Geld bzw. war eingespannt worden von einer anderen Behörde tätig zu werden und musste dann unfrei versenden bzw. zurücksenden, wenn es sich nicht um reine Staatsdienstangelegenheiten handelte.

    Die Kosten wurden immer am Ende der privaten Partei aufgebürdet, der natürlich auch lieber nur 3x auf seiner Rechnung vorgefunden hätte, als deren 7. Aber er hatte ja irgendetwas gewollt, was die Einschaltung von Behörden nötig machte und musste dafür haften (in der Regel durch Zahlung eines Depositums an eine bayer. Dienststelle, die ihre Kosten später mit dem Depositum verrechnete).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend Sammlerfreunde,

    nach langer Zeit mal wieder was Nettes aus der Kreuzerzeit. Eine innerpfälzische 2. Gewichtsstufe (7 Kr) und die auch noch eingeschrieben (nochmal 7 Kr) läuft einem jetzt nicht alle Tage über den Weg.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Morsche Tim,

    ja. schon 7x Briefe innerhalb der Pfalz sind selten, weil die Masse bis 1 Loth wog und 3x Briefe Standard waren. Firmenstempel und Empfänger waren Daque - ich denke, da waren wichtige Sachen drin (Wechsel?), sonst hätte man nicht so viel Geld in die Hand genommen. Selten und hübsch - was will man mehr? :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    wenn es jemanden gibt, dem man die nachfolgende Frage dazu auf den Kopf stellen kann, dann bist das wohl Du: Seit dem 1. Januar 1872 gab es diese (nette) Kombimöglichkeit. Für die Kombi Normalbrief 3 Kr + Reco 7 Kr hat man exakt 1 Jahr später nach die 10 Kr (StaWa chromgelb) verausgabt. Warum gab es dann eigentlich keinen 14 Kr-Wert und waren 14 Kr auch ohne Reco denn nicht auch ins Ausland denkbar ?

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    es gab keine Notwendigkeit einer 14x Marke; es gab es erst die Möglichkeit der Frankatur der 7x Recommandationgebühr ab dem 1.3.1874, zuvor war es ein Emolument des jeweiligen Postexpeditors, also seine Einnahme und floß nicht in die bayer. Postkasse ein.

    Die 10x Marke zum 1.1.1873 konnte also erst 1 Jahr und 2 Monate später für das genutzt werden, wofür sie eigentlich bestimmt worden war, nämlich 3x Briefe und 7x Reco in eine Marke zusammen zu fassen.

    Briefe der 2. Gewichtsstufe eingeschrieben (14x) konnte es somit erst komplett frankiert ab dem 1.3.1874 geben. Aber 1874 hatte Bayern ungeachtet seiner Beibehaltung von Gulden und Kreuzer bereits mit der Emission der 1 Mark Marke Nr. 30 auf die neue Reichswährung umgestellt, wußte also, dass die Tage von Gulden und Kreuzer längst gezählt waren.

    14x ins Ausland gab es eher als Ausnahme; 1874 waren selbst Überseebriefe (in die USA) nur noch 9x teuer, ab 1.7.1875 nur 7x als UPU-Franko. Die Tarife in andere überseeische Länder waren nicht relevant, weil das Postaufkommen, von den USA abgesehen, zu gering war, als dass sich die Expeditoren bogenweise Marken hoher Nominalen hingelegt hätten.

    Seltene Destinationen erforderten höhere Frankaturen - aber dafür hatte man ja die 18x Marken und bei Frankostufen über 10x bis unter 18x konnte man ja mit kleinen Werten auffrankieren, so dass es keinen echten Bedarf an 14x Marken je gab, jedenfalls nicht bei der Briefpost.

    Übrigens waren die 12x Marken (Nr. 26) zurückgezogen worden, weil es keinen eigenen Postvertrag mit Frankreich nach dem 15.5.1872 mehr gab und die Marke so gut wie überhaupt nicht mehr benötigt wurde.

    Aber auch die Fahrpost war erst einen Monat zuvor, zum 1.2.1874, erstmals mit Marken frankierbar geworden und dort gab es weitaus höhere Frankostufen als 10, 12, 14 oder 18 Kreuzer - wofür im Sommer 1874 die Mark-Marke Nr. 30 geschaffen wurde (eine Mark entsprach 35 Kreuzern), die wiederum für die Briefpost im In- und Ausland so gut nie in Frage kam.

    10x Reco-Markenbriefe innerhalb der Pfalz gab/gibt es, aber sie sind nicht häufig, wegen des kurzen Verwendungszeitraums und ob wir mal einen 7x Brief mit 7x Reco und 9x Expressgebühr finden werden, halte ich auch nicht für sehr wahrscheinlich - das wäre die Oberrosine in der Pfalz der späten Kreuzerzeit.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    das ist ja überwältigend, vor allem mit den 10 Kr-Belegen pfalzintern ! Vielen Dank dafür, aber ich stehe immer noch auf dem Schlauch, mea culpa:

    es gab es erst die Möglichkeit der Frankatur der 7x Recommandationgebühr ab dem 1.3.1874


    ... im Michel-Handbuch der Postgebühren steht jedoch 1.1.1872 für die Frankaturpflicht der Reco-Gebühr (7 Kr). Das waren demnach noch satte 3 Jahre bis zur Währungsumstellung 1875, da meine ich schon, dass es sinnvoll gewesen wäre am 1.1.1873 nicht nur den 10 Kr-Wert für den eingeschriebenen Normalbrief in Bayern einzuführen, sondern auch einen 14 Kr-Wert für den eingeschriebenen Doppelbrief. Was sehe ich falsch ?

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    in Marken 14x erst ab 1.3.1874 möglich. Man konnte auch recommandirt porto verschicken, dann 11x schwerer Portobrief und 7x Reco = 18x für den Empfänger.

    Der Bedarf war nicht da für solch eine hohe Nominale, zumal der Trend ja nach unten ging - was irgendwo im Michel steht, darüber schweigen wir lieber.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    in Marken 14x erst ab 1.3.1874 möglich.

    da ist leider etwas arg widersprüchlich in Deiner Angabe (ohne Quelle). Warum wird dann - nach 1 Jahr sogar etwas verschleppt erst - zum 1.1.1873 eine 10 Kr Marke für die Kombination von Reco (7 Kr) und Normalbrief der 1. Gewichtsstufe (3 Kr) eingeführt ? Das kann allein deswegen doch so nicht stimmen,.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis