Nothilfe 1934 und alles, was dazu gehört

  • .... aber das Angebot wird schon deutlich dünner. Als ich vor knapp 2 Jahren angefangen habe, diese Serie zu sammeln, gab es noch viel mehr Material. Eigentlich erstaunlich, dass der Entzug von knapp 180 Belegen aus dem Netz alles so deutlich ausdünnt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    das geht mir bei vielen meiner StempelSammlungen genau so. Schon lange habe ich keine belgische Sonderform, einen fehlenden Nierenstempel oder großen Versuchsstempel von Preußen hereinbekommen.

    Und seit man bei EBay kostenlos zu jedem Preis einstellen kann sind auch einfache Belege kaum noch unter 15 bis 20 € zu bekommen, so dass ich bei meinen Nebengebieten, für die ich kein großes Budget habe, eigentlich auch nichts mehr hereinkommt.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    da sprichst du ein großes Wort gelassen aus - oft findet man Tausende von Angeboten auf delcampe UND in der Bucht, teils mit unterschiedlichen Startpreisen, wohl der inneren Tarifstruktur dieser beiden Plattformen geschuldet.

    Wenn der Markt erst mal abgegrast ist, stellt man fest, wie viel (oder wie wenig) er tatsächlich hergibt. Da sind Auflagenzahlen von Michel & Co. zwar ganz hilfreich, aber was nutzt es, wenn es mal 500k Marken gab, aber 99% davon lose daher kommen?

    Was für mich zählt, sind Belege, Versendungsformen usw. und die wachsen bei 556-564 nicht in den Himmel und mein finanzieller Einsatz ist natürlich auch überschaubar. Von den 190 Briefen, die ich wollte, habe ich aber 180 bekommen, von daher war ich eher der Preismacher, als der, der das Nachsehen hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    2 kleine Schmankerl kann ich zeigen, die mir gestern ins verschneite Haus gezwitschert sind:

    1. Postkarte mit 3 Pfg. aus Heyerode vom 15.02.1935 von Georg Osburg, vorgedruckt retour an die Firma K. Höfelmayr in Kempten/Allgäu über eine Bestellung von Edelweiß-Camemberg, den es meines Wissens heute noch gibt.

    Interessant und der eigentliche Kaufgrund, auch wenn ich Camembert liebe, ist aber der Eindruck vorne oben links mit einer Auflistung, was man alles schreiben, einfügen und hinzufügen darf, wenn man nur 3 Pfg. Porto wie hier ausgeben will.

    Im Falle von allenfallsigen Mitteilungen hätte man aber schon mit 6 Pfg. frankieren müssen. Das nenne ich mal clever, denn unterfrankierte Postkarten, auch wenn sich mit ihnen Bestellungen der Ware verknüpfen, brauchte man schon damals nicht.

    2. Einschreiben aus Kiel-Friedrichsort vom 18.02.1935 nach Osterrode in Ostpreussen, nicht das mir bekannte in Braunschweig, welches am Folgetag schon ausgetragen wurde.

    Als Franko wurden vom Absender 48 Pfg. verklebt, meines Wissens hätte ein einfacher Rekobrief aber 42 und ein schwerer Rekobrief 54 Pfg. gekostet. Mischkalkulation? Neee, Schbaß ...

    Aber er sieht gut aus in Ton in Ton (charmois, orange und ziegelrot), von daher habe ich mich seiner erbarmt und jetzt hat er ein wohliges Zuhause gefunden bei all seinen Brüderchen.

  • 1. Postkarte mit 3 Pfg. aus Heyerode vom 15.02.1935 von Georg Osburg, ... . Im Falle von allenfalsigen Mitteilungen hätte man aber schon mit 6 Pfg. frankieren müssen. Das nenne ich mal clever, denn unterfrankierte Postkarten, auch wenn sich mit ihnen Bestellungen der Ware verknüpfen, brauchte man schon damals nicht.

    Lieber Ralph,

    in dieser Ausführlichkeit noch nicht gesehen. Aus reinem Eigeninteresse, denn mit 3 Rpf unterfrankiert wären 5 Rpf Nachporto fällig gewesen, die man bei eingehenden Bestellungen sicher übernommen hätte.

    mit bestem Gruß

    Michael

  • Lieber Erwin,

    vielen Dank - dann hatte ich doch recht und Produkte dieses Hauses zieren auch hin und wieder unsere Kühlschrankinnenseite.

    Lieber Michael,

    das aus deinem Mund - da bin ja schon ein bischen stolz, wenn ich so einen Kartenbeschreibung finden konnte, dazu mit noch heute existierender Firma. Und klar, wer zahlt schon gerne 5 Pfg. drauf, nur weil ein Camembert-Auftrag rein kommt?

    Aber vlt. finde ich ja mal genau so eine Karte, es dürfte ja aufgrund des Vordrucks doch sicher Tausende gegeben haben, bei der man einen Fehler machte und die nachtaxiert wurde. Wäre ein schönes Pendant ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    gerade geschossen und schon im Forum (jedenfalls als Scans): Brief aus Leuna von Herrn Dr. Hornung vom 25.3.1935 per Express nach Aschaffenburg, wo er prompt an Eva Deckelmann ausgehändigt wurde.

    Als Frankatur zeigten sich 65 Pfg, wovon 24 Pfg. auf den Doppelbrief und 40 Pfg. auf den Sonderdienst Express zu verrechnen waren. 1 Pfg. nebst den Zuschlägen verblieben der Reichspost.

    Meines Erachtens eine nicht häufige Kombination mit den beiden Höchstwerten dieses Satzes.

  • Hallo Ralph,

    die Brüder Strolow betrieben in Berlin ein großes Briefmarkengeschäft.

    Grüße aus Frankfurt

    Heribert

    Lieber Heribert,

    meintest du "Stolow"? Ich kenne da nur Henry Stolow, wenn ich mich nicht irre.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Herribert, lieber Ralph,

    hier ein Auszug aus Phila Historica 1/2022 mit freundlicher Genehmigung von Herrn Maaßen:

    Stolow, Heinrich (Henry, auch Harry)

    Geb. am 25. Juli 1901 im damals russischen Riga; gest. am Karfreitag 1971 in Celerina (bei St.

    Moritz in der Schweiz) (bei Meyer falsch: 1972 in München). Zum Namen: Der ursprüngliche

    lettische Name lautete Henrijs Stolovs bzw. Heinrihs Stolovs. In deutschen

    Mitgliedsverzeichnissen wurde er als Heinrich Stolow geführt, aber außerhalb war er

    vorwiegend als Henry Stolow bekannt, wobei er in den USA häufig Harry S. genannt wurde.

    Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Fam. Stolow nach Berlin. Ab 1920 waren Henry S. und

    sein Bruder Julius dort im Briefmarkenhandel tätig (1926 hatten sie ihren Geschäftssitz in der

    Friedbergstr. 38 in Berlin-Charlottenburg 5 und inserierten als Spezialität Russland und

    Randstaaten (SBZ, Nr. 4/1926, S. V). Sie bauten nachfolgend eines der führenden deutschen

    Briefmarkenhäuser auf. In der Mitgliederliste des Bunds Deutscher Briefmarkenhändler

    (1928) wurde Heinrich Stolow mit einem Ladengeschäft in Berlin W 50, Augsburger Str. 37

    geführt.

    1933 firmierten die Brüder noch mit der Firma zusammen, 1935 hatte Julius S. eine eigene

    Geschäftsadresse in der Karlstraße Nr. 96 in Berlin. Während sich Julius S. mehr um die

    Auslandsgeschäfte, besonders mit den USA, kümmerte, besorgte Heinrich (Henry) Stolow

    das Deutschland-Geschäft. Beide hatten auch Immobilienvermögen (u. a. die

    Geschäftshäuser, in denen sie arbeiteten. S. war auch als Briefmarkenprüfer tätig.

    Angesichts der 1936 für Juden schwieriger werdenden Lage verließen sie im gleichen Jahr

    Deutschland und emigrierten nach einem Zwischenaufenthalt in Brüssel in die USA, wo sie

    © wm 325 PhH 1/2022

    Philateliegeschichte __________________________

    sich in New York niederließen. Dort in der Fifth Avenue wuchs das Großhandels-

    Unternehmen „J. and H. Stolow, Wholesale Stamp Dealers“ zur Weltfirma mit fast 100

    Mitarbeitern in einem fünfstöckigen Geschäftshaus im Herzen Manhattans heran, das von

    den 1940er bis zu den 1970er-Jahren bestand. Henry S., der nach Kriegsende zuerst wieder

    nach Berlin kam, leitete auch in der Nachkriegszeit das Büro in Berlin, wo ihm Briefmarken

    massenhaft in Aktentaschen und Koffern angeboten wurden. Hier wurde er nun zum

    legendären „Briefmarkenkönig“. Später leitete er das Büro in München, welches als

    Einkaufsbüro diente. Henry S. wurde durch Wiedergutmachung entschädigt. Sein

    Fachgeschäft war nun in der Münchener Schrammerstraße. Er blieb, nachdem er sich aus

    gesundheitlichen Gründen beschränkte, stiller Teilhaber des New Yorker Stammhauses. Zu

    seinen großen Kunden zählten König Faruk aus Ägypten, König Carol von Rumanien,

    Präsident Roosevelt, Hind, Kardinal Spellmann u.v.a. Man bezeichnete S. als „König der

    Briefmarkenhändler“.

    Sonstiges: In seinem Nachruf der DBZ 1971 heißt es: „Henry Stolow war ein stattlicher,

    lebensfroher Mann, sehr sprachkundig, weltgewandt und dazu ein großer Philatelist und

    weitblickender Kaufmann.“ Vergessen war da längst sein Fehltritt, dass er 150

    Markenausgaben des nicht existierenden Landes Republik Maluku Selatan bei der

    Österreichischen Staatsdruckerei Wien in Auftrag gegeben hatte und diese

    Schwindelausgaben, die von keiner Postverwaltung in den Molukken in Indonesien

    ausgegeben und verkauft wurden, zum Schaden der Briefmarkensammler weltweit

    vermarktet hatte. S. deutsches Briefmarkenimperium in München wurde nach dessen Tod

    später von Rolf Müller in der Schrammerstr. 3 in München weitergeführt. Julius S. New

    Yorker Geschäft ging – auch wenn dessen Sohn Gregory ebenfalls Briefmarkenhändler wurde

    – später an die Herrick Stamp Company of Lawrence, New York.

    Quellen: Hans Meyer: Die Philatelie im ‚Dritten Reich‘, (Ubstadt) 2006, S. 333; Horst Hamann: Zwischen Käuzen,

    Königinnen und Skandalen, Ohlstadt 1993, S. 14–15; Horst Hamann (†), c: M. Burzan & PhilaTec, Markt-

    Geschichte/n. Deutschland – USA: Transatlantische Beziehungen, in: APHV-Magazin, Nr. 3/2007, S. 64-71 (mit

    Bild); https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Stolow

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Vielen Dank - sehr interessant (wenngleich auch wieder traurig ab 1936ff).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich eine EF der 40 Pfg. portogerecht für einen Brief der 2. Gewichtsstufe ins nicht portomoderierte Ausland, hier an den Käseexporteur G. Roth & Co. A.-G. in Burgdorf. Leider kann ich weder den Ort, noch das Datum lesen - der Anbieter konnte es, aber ich habe die Daten dazu leider schon gelöscht ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.