Der Deutsche Krieg 1866

  • Hauptquartier in Ulrichstein der Württemberger, hier wurde ein regulärer "Herrschaftlicher Postschein" der großherzoglich-hessischen Post verwendet, da die ganz normalen PS bereits in den ersten Tagen des "Sturmlaufes" durch Wetterau und Vogelsberg aufgebraucht waren, zumindest in den Orten, die von den 50.000 Soldaten des VIII. Armee-Corpsmit einem Besuch beehrt wurden.

  • Extrapostschein für einen Württ. Kriegskommisarius, der Verhandlungen führte.
    Diese Strecke von Altenstadt nach Hanau befuhr der gute Mann aber erst einige Tage nach dem 2.7. und Büdingen lag da in der Nähe.

    Zurück zum Postschein aus Büdingen vom 2.7., es kann auch durchaus ein Bürgermeister eines Ortes gewesen sein, der einen Betrag an die Kriegskasse des II. Regiments /großh. hess.) eingezahlt hatte.

    In meinen Unterlagen ist auch ein Bekanntmachung über die im Kreis Nidda durchgeführte Musterung des Jahrganges der Wehrpflichtigen aus den Orten dieses Kreises. Diese Musterungen fanden ausgerechnet in der ersten Woche des Monats Juli statt, zumindest geht dies aus der Bekanntmchung vom 11. Mai 1866 hervor. Ob man dies tatsächlich in dieser Zeit durchführte, das kann man nur nachvollziehen, wenn man die entsprechenden Bekanntmachungen von 1866 (ganzer Jahrgang) durchlesen kann - so man diese hat . . .

    Die grherzgl.-hessischen Truppen haben dann auch aktiv ins Kampfgeschehen eingegriffen und eine bittere Niederlage erlitten (Tauberbischofsheim, soweit ich dies mal gelesen habe).

    Gruß von Taxis107

  • Hallo Taxis107,
    zunächst mal meinen besten Dank fürs zeigen der interessanten Postscheine aus dem 66er Krieg.
    Einige Bemerkungen zu den Erklärungen seien mir aber gestattet:
    1. Nicht die Verwendung des württembergischen Postscheins bei der württemb. Feldpost ist selten, sondern umgekehrt die des hessischen! Die württemb. Einheiten wurden mit Nachschub versorgt, wozu im Verschleißfalle auch Postscheine nach Verbrauch nachgeliefert und von der Feldpost benutzt wurden. In post #543 hatte ich eine derartige Verwendung Anfang August aus Burgbernheim gezeigt. Gerade von den Württembergern sind diverse weitere PS mit Feldpoststempel bekannt, allesamt "württembergische Originale".
    2. Beim Extrapostschein vom 5. Juli (post #944) sehe ich keinerlei Hinweis auf eine Fahrt von Altenstadt nach Hanau! Vielmehr wurde der Schein für die Fahrt von Engelrod (östlich von Ulrichstein) nach Lauterbach ausgestellt. Auch dies hat mit Büdingen nichts zu tun. Wie schon früher geschrieben: Büdingen lag Anfang Juli nicht im Einzugsbereich des VII. Korps, es gab weder dort noch in der Nähe ein II. Infanterieregiment, und auch keine Aktivitäten bzgl. Einquartierungen. Ob es der Bürgermeister, Bäcker oder sonst ein Durchreisender war, der die Ausstellung des Postscheins in Büdingen verursacht hat, läßt sich genauso wenig klären wie die Umstände der beträchtlichen Geldsendung.
    3. Die hessischen Truppen haben beim Gefecht von Tauberbischofsheim am 24.7. keine Rolle gespielt. Lediglich eine kleine Artillerieeinheit war aktiv am Kampfgeschehen beteiligt. Ihren großen und verlustreichen Auftritt hatten die Hessen am 13.7. bei den Gefechten von Laufach und Frohnhofen und in geringerem Maße am Folgetag beim Gefecht von Aschaffenburg (wo´s dann zumeist die Österreicher erwischt hat).

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,
    im Nachgang zu meinen in den vorhergehenden posts gemachten Aussagen zu den Marschbewegungen des VIII. Korps, speziell der 3. Hessischen Division, hier eine Übersichtskarte über die Truppenrelokalisationen zwischen dem 21.6. und 9.7.66, als "Rundkurs" Frankfurt-Friedberg-Grünberg-Herbstein-Ortenberg-Windecken-Frankfurt. Wie man sieht, passiert die hessische Division Altenstadt (10 km westlich von Büdingen) am 7./8. Juli, lange nach dem 2.7. und sicher nicht mit der Absicht, dort Quartier zu beziehen.

    Karte aus: Kriegsgeschichtliche Einzelschriften. Herausgegeben vom Großen Generalstabe, Abtheilung für Kriegsgeschichte. Heft 22 und 23. Der Antheil der Großherzoglich Hessischen Armee-Division am Kriege 1866. Berlin 1897, S. Mittler.

  • Hallo, die Karte zeigt den Weg der Hessischen Truppen. Im Tagebuch des Prinzen Alexander von Hessen werden die einzelnen Tage mit den Truppenaufenthalten angegeben, die ergeben dann ein Gesamtbild. Da kann es durchaus eine größere Verteilung der Flächen ergeben.
    Gruß Taxis107

    Mitglied im DASV

  • Lieber TAXIS107,

    erstmal auch von mir vielen Dank für das zeigen der tollen Belege und die detaillreichen Erklärungen. :)

    Dann eine kurze Frage, da ich ja einen Brief von Prinz Alexander von Hessen in der Sammlung habe, hast Du selbst diese Tagebücher oder kannst Du mir die genaue Bezeichnung sagen.

    Besten Dank :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Feldzugsjournal des Oberbefehlshabers des 8. deutschen Bundesarmeekorps im Feldzug des Jahres 1866

    so lautete der Titel des gesuchten Buches. Falls du nicht fündig wirst sende eine mail und ich sende dir dann nach dem Uralub die PDF-Datei . . .

    Gruß und Tschüssss von Taxis107 :)

    Mitglied im DASV

  • Hier für die Liebhaber des Krieges von 1866, eine Literaturauswahl zum Krieg 1866:

    Juni- und Julitage 1866 in Frankfurt am Main, 2. Auflage, Kassel, Verlag Karl Luckhardt

    Vollständige Geschichte des Preußischen Krieges von 1866 gegen Österreich und dessen Bundesgenossen von seiner Entstehung an . . ., Karl Winterfeld, 22. Auflage, Berlin 1867

    Der Krieg von 1866 in Deutschland und Italien, politisch-militärisch gesehen, von W. Rüstow, Oberst-Brigadier. Zürich, Verlag Friedrich Schultheiß, 1866

    Denkwürdigkeiten aus der württembergischen Kriegsgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts im Anschluß an die Geschichte des 8. Infanterieregiments, von A. Pfister, Kgl. württembg. Oberlieutnant, Stuttgart, Carl Grüninger, 1868

    Geschichte des Königlich Württembergischen vierten Reiterregiments Königin Olga 1805-1866. R. Starklof, Hauptmann, 1867 Verlag Karl Aue Stuttgart

    Österreichs Kämpfe im Jahre 1866. Mehrere Bände (umfangreich) Wien 1869, Verlag des Generalstabes

    Die Operationen des achten deutschen Bundes-Corps im Feldzuge von 1866. General von Bauer-Breitenfeld. Darmstadt und Leipzig, Verlag Eduard Zernin, 1868

    Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers des 8ten deutschen Bundes-Armee-Corps im Feldzuge des Jahres 1866 in Westdeutschland. Darmstadt und Leipzig Eduard Zernin 1867

    Actenmäßige interessante Enthüllungen über den badischen Verrath an den deutschen Bundestruppen in dem soeben beendeten preußisch-deutschen kriege, Wien 1866


    Oftmals wurden diese Veröffentlichungen in Serien herausgegeben, die dann irgendwann einmal zu einem oder mehreren dicken Folianten zusammengebunden wurden. Zu finden ist das Genannte bei Google-Buch (virtuell), bzw./oder (analog) in größeren Bibliotheken (Deutsche Bibliothek, Universitäts-Bibliotheken und dergleichen).

    Weitere Informationen enthalten die damaligen Tageszeitungen, Journale und dergleichen Druckwerke. Diese sind oft nur einsehbar – nicht kopierbar(!) – entweder analog (man darf nach Hinterlegung des Personalausweises mit der Digitalkamera knipsen, aber nicht kopieren!!!). Voraussetzung: viel Zeit und Vorwissen, sonst wird das nix . . .

    In diesem Sinne viel Vergnügen und Glück bei der aufwendigen Sucherei.

    Gruß Taxis107, der nun aber verreist ist . . .
    ;)8):D^^

    P.S. Ich sehe gerade, das war mein 100. Beitrag in diesem Forum . . .

    Mitglied im DASV

    2 Mal editiert, zuletzt von TAXIS107 (25. August 2014 um 14:58)

  • Hallo Bayernjäger,
    so schade, dass der Inhalt nicht komplett ist!
    Relativ schnell nach Ende des Krieges (Friedensschluss 22.8.66) war auch der Bevölkerung klar, dass Bayern sich von einigen Orten und Bezirken würde trennen müssen. Gedauert hats dann noch bis Anfang 1867, bis alles formaljuristisch über die Bühne gegangen war...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Freunde,

    als alter Transitler zeige ich heute einen Brief aus der Kriegszeit, der von Wien nach Reims lief, ohne inhaltlich auf die widrigen Umstände seiner Zeit abzuzielen.

    Am 11.7.66 Abends aufgegeben, erreichte er schon 3 Tage später sein Ziel - Chapeau für diese logistische Leistung.

    Der Brief wurde von der Aufgabepost als 3. Gewicht angesehen und mit 3 mal 8 Decimes = 24 Dec. in Wien vortaxiert.

    Das war natürlich falsch, denn Portobriefe sollten in Frankreich taxiert werden, wo man auch mit den 10g Stufen weniger Probleme hatte, als Beamte, denen das Loth heilig war.
    So strich am 13.7. der franz. Postler die 24 durch und notierte groß in typischer Schreibweise die franz. 24 Dec., die der Empfänger einen Tag später in Reims zahlen durfte.

    Kleine Besonderheit: Weil Forbach, Erquellines und Valenciennes, alle über Preußen, geschlossen waren für den preußischen Kriegsgegner, blieb nur Strasbourg übrig.

  • Nö - links neben dem Wiener Stempel ist er zart abgeschlagen. Zart, aber gut leserlich ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Noch so´n i-Dings? Nööööö
    Zur Beförderungszeit: da der Brief über Süddeutschland ohne Kriegsbeeinträchtigung lief, denke ich, dass dies weitgehend der normalen Beförderung wie zu Friedenszeiten entsprach, zumal der Leitweg auch früher schon bestand und im Juli 66 nicht ad hoc, aus der Not geboren, eingerichtet wurde.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ob dieser Feldpostbrief aus Martenberg mit Aufgabestempel TÜTZ (Preußen)
    sein Ziel im feindlichen Prag (Österreich) erreichte, kann ich nicht sagen.
    Wahrscheinlich hat ihn die Zensur zuvor kassiert. Der Brief ist vom 13. Juli,
    mit Aufgabestempel vom 14. Juli 1866.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein phantastischer Brief, aber ich glaube, er ging von einem Preußen an einen Preußen im besetzten Prag. Daher wird der Brief nicht zensiert worden sein, sondern "per Feldpost" allein unter preußischer Hand zugestellt worden sein.

    Weil ihn Österreichs Post nie sah, konnte er auch keine österr. Stempel erhalten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.