Der Deutsche Krieg 1866

  • ... noch in Ergänzung zum neulich vorgestellten Laufzettel von KlangRausch (post #1666) und den Kommentaren zum späten Vermerk des FPA in München vom 9.10.66 (posts #1670 und 31671):

    Ich halte die Datumsangabe "4.10.66" bei dem von mir gezeigten Laufzettel für durchaus möglich, wobei wir den Nachweis hätten, dass ein "Ableger" des vormaligen FPA in München doch noch offene, nicht geklärte Fälle bearbeitet haben mag, womit die Hypothese aus #1670 wahrscheinlicher wird.

    Hier noch ein scan mit besserer Auflösung.

  • Die Frage ist, ob ein Geldbrief derart falsch adressiert worden sein kann - Benl statt Berne -, weshalb er dann nicht zugestellt werden konnte. Wer schickt wohl Geld ins Feld? Doch nur nahe Verwandte oder Freunde, und die sollten eigentlich den Zunamen korrekt angeben können.

    Ich lese auf dem Laufzettel weder "Benl" noch "Berne", sondern eher "Bene".

    Der Ersteller des Laufzettels war vielleicht ein Postbediensteter, der sich schlicht verhört oder verschrieben hat, als ein Angehöriger die Nachforschung veranlasste.

    Viele Grüße

    Gerd

  • Ja, "Bene" hatte ich auch zuerst gelesen, aber niemanden diesen Namens im relevanten Zeitraum nachweisen können, auch nicht in den bayer. Verlustlisten.

    Und der letzte Buchstabe sieht einem "l" doch ähnlicher als einem "e".

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • ... und noch was in der Sache "Michael Benl": habe gerade keinen Hinweis auf das Mindestalter für Soldaten beim bayerischen Militär in den 1860er Jahren. Konnte ein 16-Jähriger als Aktiver in den Krieg ziehen? Wenn nicht, dann kommt der Benl, der 1871 21-jährig gestorben ist, hier nicht in Frage.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Guten Morgen zusammen,

    in meinen Augen ist der Adressat klar, ob da ein "r" fehlt, was wahrscheinlich falsch verstanden notiert worden ist (wie oft bekomme ich auch heuer Post mit meinem Namen falsch geschrieben), kann dahingestellt sein: Wer sonst soll mit dieser Vor- und Nachnahmekombination vom 15. kgl. bayer. Infanterieregiment verwundet in einem Lazareth in Neustadt a.d.Saale gelegen haben ? Die Regimentsgeschichte wird da bei ziemlich überschaubaren Verlustzahlen keinen vergessen haben. Ich kann mich jetzt nicht in die miliärische Ausgangslage zur Laufzettelzeit reingraben, aber: Er hatte einen Schuss in den Oberschenkel, wäre damit nach der Genesung wohl wieder einsatzfähig gewesen.

    Wenn die Preußen auch auf Neustadt a.d.Saale vorgegangen sein sollten, dann wird er evtl. in eine anderes Lazareth evakuiert worden sein, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. So zu Pöttmes: Wenn er am 4. Juli verwundet wurde, dann war er am 20. August wohl noch nicht wieder einsatzfähig. Wenn man sich die Korps- und Divisionsgliederungen betrachtet, dann findet man ja oft Artillerieeinheiten mit Sanitätseinheiten zusammengefasst. Das läßt sich über das damalige Militärhandbuch sicherlich auch für die Ari in Pöttmes rausfinden. In einem solche Reservelazareth - weit hinter der Frontlinie - könnte er gesundgepflegt worden sein.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Ich hätte eine Lösung, denn der Name ist vermutlich falsch auf dem Laufzettel geschrieben, zumindest gehe ich davon aus. Sollte ich eine Bestätigung finden (denn ich will sicher gehen), melde ich mich wieder.

    Luitpold

  • Vielen Dank, Tim und Harald, klasse Recherche!!

    Jetzt glaube ich, ihr habt recht. Hatte die ganze Zeit den "Michael Benl" im Sinn, weil ich das so auf dem LZ gelesen hatte und es diesen im betr. Zeitraum auch gab.

    Liest man aber wirklich "Bene", so ist man schnell bei "Berne", wie Tim ihn herausgefunden hat. Und die finale Bestätigung ist der Zeitungsausschnitt aus dem Pfälzischen Kurier!

    Berne war Angehöriger der 9. Kompanie im 3. Bataillon des IR 15 und ist offensichtlich zum Zeitpunkt der Hin- und Her-Schickerei des Laufzettels von Neustadt umquartiert worden. Jetzt möchte ich noch den genauen Zusammenhang mit der Artillerie-Reserve in Pöttmes herausfinden.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Michael Berne wurde Ende Juli 1866 nach Bamberg verlegt (aus Bayerische Zeitung Nr. 207 v. 28.07.1866):

    Interessant sind in diesem Bericht nebenbei auch Aussagen zur Telegraphie und zur Zuverlässigkeit normaler Post gegenüber Feldpost.

    Viele Grüße

    Gerd

    Einmal editiert, zuletzt von Mittelfranke (12. Oktober 2023 um 14:15)

  • Falls es wirklich Michael Berne war lag er in Neustadt im Lazarett.

    Aber nicht lange, sondern er wurde nach Bamberg verlegt (siehe unten aus Bamberger Tagblatt vom 26. Juli 1866). Michael Berne aus Gries, das liegt in der Pfalz (heute Oberes Glanthal, Speyer war Oberpostamt). Die Information stammt aus

    Acht Tage bei unseren Verwundeten in den entlegeneren Spitälern.

    Sechs Briefe an das Comité des Münchener Vereins für verwundete

    und kranke Krieger von Dr. Heinrich Ranke, München, 1866

    Unter dem Namen findet sich auch in Zeitungen unter Verlustlisten:

    Vom 15. Infanterie-Regiment: Soldat Mich. Berne der 9. Comp. aus Grieß, Bez.-A. Homburg, (Schuß durch Kartätschenmantelblei in den rechten Oberschenkel), bei Cella.

    unter 23. Juli: Die ersten 6 der Genannten sind transportabel und sollten am nächsten Tage von Herrn Dr. Berr nach Bamberg gebracht werden. (der 4. Verwundete war Berne!)

    Zu Pöttmes gibt es einen Hinweis, dass der Stab des 15. Infanterie-Regiments am 22./23. August in Pöttmes war (siehe Geschichte des 15. Infanterie-Regiments).

    Wenn die Angabe 9. Kompanie stimmen sollte, war diese am 3. Sept. 1866 in Neuburg zurück (siehe Regimentsgeschichte).

    Luitpold

    Einmal editiert, zuletzt von Luitpold (12. Oktober 2023 um 14:16)

  • Vermutlich verzögerte sich die Verlegung oder der Transport selber. Michael Berne taucht in der Bayerischen Zeitung Nr. 222 vom 12. August 1866 erstmalig in Bamberg auf.

    Liebe Grüße

    Harald

    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main


  • Lieber Tim, Harald, gerd und Werner,

    ihr seid spitze!! So viele gute Informationen in solch kurzer Zeit - hervorragend! Super Recherchen, jetzt fügt sich alles langsam zusammen!

    Also war Berne am 12.8. schon in Bamberg, als man ihn noch in Neustadt wähnte. Der Aufgabeort Speyer macht jetzt auch Sinn, da Berne P(f)älzer war und vermutlich ein Familienangehöriger der Absender des Geldbriefs war.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • ... noch in Ergänzung zum neulich vorgestellten Laufzettel von KlangRausch (post #1666) und den Kommentaren zum späten Vermerk des FPA in München vom 9.10.66 (posts #1670 und 31671):

    Ich halte die Datumsangabe "4.10.66" bei dem von mir gezeigten Laufzettel für durchaus möglich, wobei wir den Nachweis hätten, dass ein "Ableger" des vormaligen FPA in München doch noch offene, nicht geklärte Fälle bearbeitet haben mag, womit die Hypothese aus #1670 wahrscheinlicher wird.

    Hier noch ein scan mit besserer Auflösung.

    Hallo mikrokern,

    den Laufzettel hatte ich gesehen, aber nicht kaufen können. Wunderbar, dass er genau bei dir gelandet ist. Wie können wir denn nun forschend vorgehen?

    Grüße

    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Hallo Andreas,

    der Duktus der Datumsangaben aus München scheint mir ähnlich. Könntest Du bitte einen besseren scan von nur dem Absatz des FPA München mit Datum einstellen, sodass wir vergleichen können?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Feldpostbrief aus Dresden (Sachsen) vom 25.8.1866, an Hauptmann Gustav Schubert im sächsischen Kontingent nach Hetzendorf bei Wien (Österreich). Am 23. August 1866 wurde zwischen Preußen und Österreich ein Friedensvertrag abgeschlossen.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Liebe Freunde,

    wie erklären sich 6 Neukreuzer Taxe bei einem unfrankierten Brief über 20 Meilen? Diese Taxe gab es gar nicht im DÖPV damals ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.