Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo Luitpold,

    ja, sehr interessant im Kontext des Krieges. Solange man den "richtigen" Völkel aber nicht identifizieren kann, bleibt alles spekulativ, was mit (dem Grund und den näheren Umständen) seiner Reise nach Ulm zu tun hatte.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Es war Michael Völkel: siehe Verlobungsanzeige aus dem Jahr 1870 von Auguste Völkel, sowie Trauer-Anzeige von Michael Völkel aus dem Jahr 1880. Als Tochter ist Auguste Wellhöfer angegeben, die sich 1870 mit Friedrich Wellhöfer verlobt hat und dann später geheiratet hat.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    sagenhaft - und die beiden Schreibweisen sind mal wieder typisch für Bayern, zumal er ja Völckel geschrieben hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Da es besser hierher gehört:

    DASV Rundbriefe Vorankündigung - #132

    Kriegsumleitung Schweiz

    "Eine etwelche Störung in dem regelmäßigen Speditions- und Instradirungsdienste nach und über Deutschland und dem venetianischen Gebiete trat in Folge der jüngsten Kriegsereignisse ein; es war dieselbe indessen nur eine vorübergehende, indem das Postdepartement durch beständige Informationen über die obwaltenden Verhältnisse immer rechtzeitig in der Lage war, die nothwendig gewordenen ausnahmsweisen Instradirungswege nach den von Truppen besezten und den darüber hinausgelegenen Ländern zu bestimmen und dem Publikum zur Kenntniß zu bringen. " - Schweiz Bundesblatt. Jahrg. XIX. Bd. I - 1867

    Nro. 1148. Nach Wiederherstellung weiterer Fahrpost Verbindungen mit Süddeutschland sind die Preußischen Post-Anstalten in den Stand gesett, nunmehr auch Fahrpostsendungen nach dem Großherzogthum Baden und in Transit durch Baden nach der Schweiz 2ec. wieder in dem früheren Umfange zur Beförderung anzunehmen. Berlin, den 31. Juli 1866. General Post-Amt: von Philipsborn. Amtsblatt der kgl. Regierung Düsseldorf 1866

  • Auch wenn keine offizielle Information, hier eine Textstelle zum Thema Post aus einem zeitgenössischen Bericht über die Besetzung Frankfurts 1866:

    "An demselben Tage ((21. Juli)) traf von Berlin der königl. preußische Oberpostrath Stephan hier ein, um die Oberleitung der gesammten Taris'schen Postverwaltung, soweit deren Bezirk von den preußischen Truppen besezt war, zu übernehmen. ...

    Übrigens fand Herr Stephan bei der Uebernahme des Postbetriebes in Frankfurt ein ungeheures, durch die Kriegsereignisse herbeigeführes Chaos vor. Während einer Anzahl von Tagen hatten sich in Folge der Stockungen des Eisenbahnverkehrs kolossale Massen von Brief- und Packetsendungen angesammelt, welche in den weiten Räumen des Postgebäudes in zahlreichen Säcken und Pyramiden aufeinandergeschichtet lagen. Ob die Post im Stande gewesen ist, diese Massen von Briefen und sonstigen Postsendungen noch nachträglich überall an die richtigen Adressen zu befördern, muß billig bezweifelt werden, ungeachtet die Postbeamten unter der Last eines die menschlichen Kräfte fast übersteigenden Dienstes keuchten."

  • bayern klassisch schrieb zu "DASV Rundbriefe Vorankündigungen": "Darf ich zum Rundbrief 527, Seite 123 von dem hervorragenden Artikel von Sammlerfreund Joachim Maas zu dem unteren Brief einen kleine Anmerkung hier loswerden?

    Der phantastische Brief aus Bern über Frankreich, Belgien und Aachen nach Preussen-Inland vom 1.8.1866 zeigt eine Kriegsumleitung, da die Post sonst via Baden oder Württemberg per Bahnpost direkt Richtung Preussen gelaufen wäre.

    Vlt. wäre es möglich den Autor zu bewegen, hier im Thread zum Krieg 1866 das gute Stück einzupflegen und mit modifiziertem Text vorzustellen? Er ist einer der großartigsten Postgeschichtler, die ich kenne und wäre hier als aktives Mitglied sicher eine große Bereicherung für die Gemeinschaft.

    Liebe Grüsse vom Ralph"

    Lieber bayern klassisch,

    zunächst herzlichen Dank für das zu große Kompliment. Ich kenne einige Postgeschichtler, die ein sicherlich viel größeres und breiteres Wissen haben, zumal mein Schwerpunkt in der thematischen Philatelie liegt. Gleichwohl lasse ich mich motivieren, hier im Forum mitzuarbeiten, und stelle gern meinen Brief aus meinem Aufsatz im letzten DASV-Rundbrief vor.

    Frankobrief Bern - Frankreich - Belgien - Aachen - Preußisch-Schlesien, 2. Gewichtsstufe (7 1/2 bis 10 g), 1.8.1866.

    Wegen des Preußisch-Österreichischen Kriegs (14. Juni bis 23. August 1866) war der übliche Leitweg über Baden oder Württemberg (Verbündete Österreichs) direkt in Richtung Preußen unterbrochen. Daher wurde der Brief über Frankreich umgeleitet (Vermerk "via Paris"). Die Verfügung Nr. 17 der schweizerischen Postverwaltung vom 26. Juni 1866 schreibt die Versendung über Frankreich vor, sofern der Absender dies verlangt und eine Unterbrechung der Postverbindungen über die süddeutschen Staaten eingetreten ist. Die Verfügung Nr. 29 vom 4. August 1866 stellt die Wiedereröffnung der Postverbindungen u.a. über Baden fest. Die Umleitung galt also nur für einen Zeitraum von 5 Wochen!

    Gebühr des Briefs gemäß Vertrag Schweiz - Frankreich ab 1.10.1865: 2 x 50 Cts, davon 2 x 10 Cts für die Schweiz und 2 x 40 Cts für Frankreich. Frankreich musste gemäß Vertrag Frankreich - Preußen ab 1.7.1858 davon 2 x 25 Cts an Preußen (2. preußische Zone) vergüten und behielt nur 2 x 15 Cts.

    Auf der Rückseite des Briefs befindet sich ein Stempel der Bahnpost Olten - Basel vom 2.8.1866 sowie ein preußischer Ausgabestempel vom 4.8.

    Gruß

    Joachim


  • Hallo Joachim,

    vielen Dank, dass du meiner Bitte so schnell und umfangreich nachgekommen bist. Dein Wissen ist enorm, das ist gar keine Frage und die Reihe deiner Artikel in den DASV-Rundbriefen habe ich verschlungen. :) :)

    Bei dem Traumbrief hier müsste die 2. Gewichtsstufe aber über 7,5 bis 15g gewesen sein, wenn ich nicht irre.

    Gerne würden die Sammlerfreunde hier mehr über deine Sammlungen wissen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Auch wenn es nicht zum Thema passt, aber die Adresse ist einfach zu "aufregend" :) Und bei einem Franco von 1 Franken war der Absender sicherlich "gut betucht".

    Daher dürfte das wohl ein Unikat sein - '66er-Schweiz-Kriegsumleitungsbrief mit einer Hoch-Adeligen-Anschrift (auch wenn ich die ersten Zeilen nicht entziffern kann), so müßte es doch heißen:

    Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein

    dazu fand ich:

    Przs. Caroline Christiane Auguste Emilie Henriette Elisabeth Durchlaucht, geb. zu Augustenburg 2. Aug. 1833; verm. zu Primkenau 28. Febr. 1872 mit Dr. Johannes Friedrich August von Esmarch, Geh. Medizinalrat u. Professor. [Kiel.] *

    Auch Schloß Primkenau war eine hochfeine Adresse:

    Der untere Ort heißt

    Name der Ortschaft Kreis in dem er liegt Postanstalt

    Unter google books finden sich noch weitere interessante Informationen zum Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg - bis hinüber nach England (Windsor), wobei eventuell auch die Problematik mit Schleswig-Holstein und dem Krieg 1864 angesprochen werden könnte.

    Luitpold

    *

    Am 28. Februar 1872 reichte dem Professor die Prinzessin Henriette Elisabeth von Schleswig-Holstein ihre Hand. Die Prinzessin Henriette ist die jüngste Tochter des Herzogs Christian August von Schleswig-Holstein (Augustenburg), eine Urenkelin des Königs Christian VII. von Dänemark und der Prinzessin Caroline Mathilde, der unglücklichen Königin, die 1775 in Celle starb. „Mit feinem Gefühl und großem Tact trat die Prinzessin in das Haus eines deutschen Professors, nicht um diesen in andere Sphären hinüber zuziehen, sondern um wirklich Theil zu nehmen an dem Leben ihres Mannes, um Freud und Leid in seinem schweren Beruf zu theilen, um sein Haus zu einem gastlichen zu machen, gleich werth seinen Freunden und Berufsgenossen wie den Kranken.“ Ein Kind aus dieser zweiten Ehe Esmarch's ist am Leben, ein Sohn: Karl Friedrich, geboren 1. Juli 1874, während ein älterer und ein jüngerer Sohn gestorben sind. (Chronik der Familie Esmarch 1887)

    Einmal editiert, zuletzt von Luitpold (14. Juli 2023 um 12:11)

  • Nach der Mittagspuse :) nochmal auf Suche gegangen und gefunden

    Princess Henriette of Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
    German Princess (1833-1917)
    www.wikidata.org
    Princess Henriette of Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
    German Princess (1833-1917)
    www.wikidata.org

    [Blockierte Grafik: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bb/Prinzessin_Henriette_von_Schleswig-Holstein_mit_son_Karl_von_Esmarch.png]

    Prinzessin Henriette Elisabeth von Schleswig-Holstein - Bing
    Mit der intelligenten Bing-Suche können Sie die gewünschten Informationen schneller und einfacher finden und dabei Punkte sammeln.
    www.bing.com

    Oftmals findet man nichts zu Absender, Empfänger usw., umso erstaunlicher, was es alles zu dieser Dame und ihrem Hause zu finden gibt.

    Luitpold

  • ...da scheint es 66 einiges an Korrespondenz nach Schloss Primkenau gegeben zu haben:

    Altdeutschland Sachsen, Michel U 18 A oder U 23 A
    1866, 3 Ngr Ganzsachenkuvert, sauber entwertet mit Nummerngitterstempel "79" und nebengesetztem Aufgabe-K2 "RADEBERG 24/V 66" adressiert an Herzogin ...
    www.philasearch.com

    ...siehe Adressierung / Attest zum Beleg aus Nachverkauf.

    + Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ...da scheint es 66 einiges an Korrespondenz nach Schloss Primkenau gegeben zu haben:

     

    Sicherlich, da die Familie mit allen Zweigen sehr groß war. Wobei wir ja nicht wissen, wer wann dort zu Besuch war oder länger dort lebte. Jedenfalls ist es unglaublich, was so ein Briefumschlag an Informationen zutage bringt, wenn es einen interessiert.

    Aber zum Thema 66 passt folgendes zu dem Herrn Gemahl Esmarch.

    "Ueber sämmtliche Berliner Lazarethe führt Professor Dr. Esmarch aus Kiel die Oberaufsicht, den die Königin wegen seines grossen Rufes als Chirurg veranlasst hatte, her zu kommen. Bis jetzt hat Berlin noch nicht viele schwer Verwundete, doch werden sie jetzt allmälig hergeschafft, um die Lazarethe in Böhmen und Mähren zu räumen, und bald dürfte ihre Zahl hier eine grosse werden. Professor Esmarch wünscht, ein Barackenlager für kranke Soldaten nach amerikanischem Muster einzurichten. Diese Methode der Barackenspitäler hat sich im amerikanischen Kriege so vortrefflich bewährt, dass man sie dort schon für Civilverhältnisse anwendet." (Allg. Medizinische Central-Zeitung, Sept. 1866)

    Die von der Königin ernannte Commission zur Ausarbeitung des Werkes über die im Lazarethwesen gemachten Erfahrungen wird in Kurzem hier eine Conferenz halten. Die Commission besteht aus den Herren: Dr. v. Lauer, Dr. v. Langenbeck, Dr. Esse, Dr. Frerichs, Dr. Wilms, Dr. Wagner aus Königsberg, Dr. Bardeleben aus Greifswald, Dr. Stromeyer aus Hannover, General-Aerzten Dr. Boeger, Dr. Steinberg und Dr. Loeffler, Medizinalrath Dr. Middeldorpff aus Breslau, Professoren Dr. Busch aus Bonn und Dr. Esmarch aus Kiel. (gleiche Zeitung Dez. 1866)

    Einen Nachruf mit Bild zu Prof. Esmarch - das passt ja auch zum Thema 1870/71 - Sanitätswesen im Kriege - (findet sich im Text) - bis hin zum Anfang der heutigen ersten Hilfe (damals Samariterwesen)


    Die Gartenlaube
    www.google.de

    bis hin zum Anfang der heutigen ersten Hilfe (damals Sameriterwesen)



  • Hier ein Brief, frankiert mit einer 3 Groschen - Oldenburg Nr. 19A in gelbbraun, der am 20.07.1866 von Abbehausen im Großherzogtum Oldenburg nach München gesandt wurde. Der Brief ist lt. Ankunftsstempel in München eingetroffen.

    Oldenburg stand im Krieg 1866 auf Seiten Preussens.

    Inhaltlich geht es wohl in diesem Brief darum, dass falsch adressierte Briefe in Oldenburg nicht zugestellt wurden.

    Der Brief datiert auf den 17.07.1866. Der Absender des Briefes wohnte in "Reitlande". Dass er hier den Brief am 20.07.1866 in "Abbehausen" aufgab und dann noch mit "eilt"-Vermerk (Vorderseite unten rechts), ist etwas kurios. Die nächstgelegene oldenburgische Poststation war Seefeld.

    Reitland ist der in rot markierte Bereich bei Sehestedt.

  • Lieber Bernd (und Mitleser),

    nachdem das unerwartete Geschenk wohlbehalten bei mir angekommen ist, möchte meinen an anderer Stelle plazierten Kommentar zum Leitweg hier wiederholen (da der Brief ja auch in diesen thread gehört) und ein wenig relativieren:

    Der Brief dürfte mit ziemlicher Sicherheit zu den ersten gehört haben, die nach Wiederherstellung der Verbindung Hannover-Kassel-Frankfurt auf dieser Route spediert worden ist und nicht mehr über Köln und Bingen umgeleitet wurde.

    Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, No. 30 (28.7.66): „Nach der Einnahme Frankfurts am 16. d. Mts. durch die Preuss. Main-Armee ist der Eisenbahnverkehr von dort nordwärts wieder hergestellt worden. Die Kgl. Preuss. 2. Feldeisenbahn-Abtheilung stellte nämlich am 17. die letzte Unterbrechung in der Main-Weserbahn bei Butzbach her und wurden an demselben Tage bereits Truppen Preussens und seiner Bundesgenossen von Cassel nach Frankfurt befördert. Der Betrieb auf derselben wurde zwar zunächst nur zu militärischen Zwecken wieder eingerichtet und der Personenverkehr vorläufig noch nicht wieder hergestellt. – Dagegen wurden bereits mit 17. wieder die regelmässigen Züge zwischen Giessen und Köln begonnen und vom 20. ab auch der directe Personen- und Gütervekehr zwischen Berlin und Frankfurt sowohl via Cassel-Kreiensen, als via Eisenach-Guntershausen wieder hergestellt.“

    Ab Frankfurt wurde es dann holprig, der Weg nach Süden über Darmstadt-Heidelberg war noch nicht durchgängig mit der Eisenbahn fahrbar:

    Heidelberger Zeitung (26.7.66): „(Heidelberg, 25. Juli) Noch immer ist die Eisenbahnverbindung mit dem Norden nicht hergestellt, und wird bis Darmstadt und Frankfurt theilweise mit Post- und Omnibuswagen unterhalten…“

    Erst ab dem 25.7.66 haben sich die Beförderungsverhältnisse normalisiert:

    Neustadter Zeitung (29.7.66): „(Heidelberg, 25.Juli) Seit heute Morgen ist der Postverkehr zwischen hier und Frankfurt wieder geöffnet.“

    Soweit meine erste Stellungnahme. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr ganz so sicher, ob private Post - und damit dieser Brief - wirklich schon am 20.7.66 vi Hannover-Kassel-Frankfurt befördert wurde, da die chaotischen Zustände in Frankfurt wenige Tage nach Einmarsch der Preußen und die angehäuften, vorerst liegengebliebenen Poststücke einer schnelle Weiterbeförderungen im Wege gestanden haben durften.

    M.E. ist der Leitweg über Köln-Bingen-Neunkirchen-Ludwigshafen-Mannheim (und von da durch Süddeutschland nach München) wenigstens genauso wahrscheinlich. Diese Route war die alleinige Verbindung zwischen Preußen im Norden und Westen nach Süden seit Anfang Juli 1866, da die Routen entlang des Rheins genauso wenig offen waren wir die Main-Weser-Bahn zwischen Hannover und Frankfurt.

    Wormser Zeitung (8.7.66): „Aus Bingen (4. Juli, wird der Köln. Z. geschrieben): … Eben gehen alle Briefe aus Bingen nach Mainz von hier auf der Rhein-Nahebahn bis Neunkirchen und von da auf der Bexbacher Bahn über Kaiserslautern und Mannheim an ihren nur sechs Stunden entfernten Bestimmungsort. Selbstverständlich sind diesem kolossalen Umwege auch die vom Niederrheine kommenden Correspondenzen nach Mainz, Frankfurt und Süddeutschland unterworfen.“Aufgrund fehlender Durchgangsstempel wird sich der genaue Leitweg also nicht klären lassen.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,

    eine normale Beförderung hätte ja bei den Umkartierungen, wie wir sie aus der Friedenszeit kennen, in der Regel einen Stempel hinten hinterlassen. Der Brief kann m. M. n. daher nicht wie in Friedenszeiten geleitet worden sein, sondern muss noch nach Kriegszeiten-Modus linksrheinisch spediert worden sein.

    Ich hatte dir mal einen Brief aus Belgien vermacht, der nur Aufgabe und Abgabe gestempelt wurde und der auch ganz sicher, da nicht über Frankreich verschickt, den Rhein hinauf geleitet worden war (lief nach Fürth, wenn ich nicht irre).

    Ich nehme an, dass diese Briefe, wie der hier auch, in Briefpaketen mit Beutelfahnen wie "Nach FFM, Mainz, Ludwigshafen/Mannheim" usw. versehen in eigenen Briefpaketen verschickt wurden und schließlich bei den süddeutschen Posten anlangten (i. d. R. die Bahnposten Hessens, der Pfalz und Badens), wo sie sofort mit der heimischen Korrespondenz weitergeroutet wurden an ihre Zielorte (hier München, bei meinem Ex-Brief Nürnberg/Fürth), ohne eine individuelle Behandlung zu erhalten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • eine normale Beförderung hätte ja bei den Umkartierungen, wie wir sie aus der Friedenszeit kennen, in der Regel einen Stempel hinten hinterlassen. Der Brief kann m. M. n. daher nicht wie in Friedenszeiten geleitet worden sein, sondern muss noch nach Kriegszeiten-Modus linksrheinisch spediert worden sein.

    Lieber Ralph,

    da bin ich anderer Meinung. In Kriegszeiten wurde sicher nicht in jedem Fall nach den Vorschriften verfahren, schon weil alles anders war - häufig anderes Personal, andere Ankunfts-/Abfahrtszeiten der Züge, Überlastung durch zusätzliche umgeleitete Post etc etc.

    Die Absenz eines - vielleicht in Friedenszeiten üblichen - Durchgangsstempels lässt nicht notwendig auf eine kriegsbedingte Umleitung schließen. Die selbe Strecke, aber nur mit halbem Personal oder weniger Zügen zu anderen Zeiten bedeutete definitiv andere Anforderungen, pragmatischer, schneller, und in der Konsequenz auch unter Umgehung von vorher üblichen Vorschriften.

    Der gezeigte Brief kann durchaus bereits via Hannover-Kassel-Frankfurt spediert worden sein, was nach dem 20.7. immer wahrscheinlicher wurde. Die Beförderungsdauer von "nur" drei Tagen und der immer noch bestehende Engpass zwischen Frankfurt und Darmstadt nach Süden, sowie die Situation in Frankfurt nach Beginn der preußischen Besetzung suggerieren halt die Nutzung der in den Wochen zuvor etablierten Route über Bingen-Neunkirchen-Ludwigshafen.

    Eine indizienbasierende Hypothese, sicher nicht beweisbar, aber eben auch - oder gerade - nicht durch das Fehlen von Durchgangsstempeln.

    Beste Grüsse vom
    µkern