Der Deutsche Krieg 1866

  • Nun das schließe ich daraus,
    a) es war ein Packen mit Postscheinen alle aus Württemberg deklariert und es waren alles welche aus Hessen, aber von den Württembergern benutzt
    b) es ist nachvolziehbar in der Literatur
    c) und der folgende war auch dabei:


    Hallo Taxis107,

    vielleicht steh ich grad aufem Schlauch, aber ich sehe nirgends eine "Deklaration aus Württemberg" bzw Benutzung von Württembergern.

    Und was genau ist "aus der Literatur nachvollziehbar"?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    ... nun, hier ein Brief, der definitiv dem Epizentrum des 66er Krieges zuzuordnen ist:

    Geschrieben vom Füsilier Julius Müller, zweiter Corporal des Altenburger Regiments, wurde er am 21. Aug. 1866 mittels des Feldpostamts des II. preuss. Reserve-Armeekorps nach Altenburg im Herogtum Sachsen-Altenburg gesandt. Der Brief trägt auch den Truppenstempel des Regimentes (wohl "H.S. MILITAIROBERCOMMANDO ALTENBURG").

    Zusammen mit dem Braunschweigischen Infanterie-Regiment machte das Sachsen-Altenburgische Füsilier-Regiment die Braunschweigisch-Altenburgische Brigade innerhalb der "Mecklenburg-Schwerin'schen Division" aus, welche mit der Preuss. Division das II. Reserve-AC ergab. Dieses diente im August 1866, bis zur Rückführung in die Heimat im September, zur Besatzung von Teilen Frankens, v.a. um Nürnberg und Fürth.

    "...Das altenburgische Füsilier-Regiment sollte von seiten des Deutschen Bundes als Besatzung der Festung Mainz, später Rastatt eingesetzt werden. Doch war Herzog Ernst wenig geneigt, gegen Preußen ins Feld zu ziehen, so daß die Mobilisierung vorerst verzögert wurde. Schließlich erfolgte die Mobilisierung innerhalb weniger Tage und das Regiment war am 14. Juni marschbereit, jedoch nur, um sich den preußischen Truppen anzuschließen. Am 23. Juni erhielt es den Befehl nach Erfurt zu verlegen, wo es bereits am 25. Juni einrückte. Zwei Tage später, am 27. Juni, marschierte das Regiment nach Sömmerda, um dort die Gewehrfabrik zu sichern; es kehrte aber nach der Schlacht bei Langensalza am 30. Juni wieder nach Erfurt zurück. Hier nahmen die Altenburger am Garnisonsdienst teil und exerzierten eifrig. Außerdem stellten sie größere Arbeitskommandos für Schanzarbeiten, wofür es Extravergütung gab. Anfang Juli wurde das Regiment dem 2. Reserve-Korps zugeteilt und zurück nach Altenburg verlegt. Von dort rückte es Ende Juli nach Bayern ab. Ohne an Kampfhandlungen teilgenommen zu haben kehrte das Regiment bis zum 10. September nach Altenburg per Eisenbahn zurück und wurde anschließend demobilisiert." (aus http://www.historischer-service.de/preus…/kap_5.html#Der Krieg von 1866)


    Zusammen mit dem bereits in post #74 gezeigten Brief von einem Absender aus dem braunschweigischen Regiment und dem Stempel des FPA des II. Reserve-AC ein Brief-Duo, das den "Besatzungsurlaub" Angehöriger verschiedener Staaten auf der Seite Preussens in und um Nürnberg im August 1866 dokumentiert.

  • Lieber mikrokern,

    ein formidables Stück, ohne Zweifel. Was mich aber interessiert: Wie liefen diese Briefe, die ja gratis waren und von ihnen wurde sicher sehr häufig daher auch Gebrauch gemacht, zu den Empfängern?

    Übergab man sie einfach lokal der bayer. Post, oder hatte man ein eigenes Feldpostnetz aufrecht erhalten, obwohl der Krieg schon längst vorbei war?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    das Feldpostamt bzw. die Feldpostexpedition, über die das II. preuss. Reserve-Korps daneben noch verfügte, dienten als Relais, d.h. die Post wurde dort angenommen und die Postsäcke dann der bayerischen Post in Nürnberg, Fürth, Bayreuth etc übergeben, wonach sie auf normalem Weg mit der Eisenbahn befördert wurden.

    Die Standorte von FPA und FPE haben sich im Laufe der Wochen immer wieder geändert, da man möglichst viele Einheiten in den Genuss der Quartierung in den "beliebten" Städten kommen lassen wollte, weshalb nicht gesagt werden kann, wo genau der Brief aufgegeben wurde (leider hat der Absender rückseitig nur "Mittelfranken" und nicht den Ort angegeben).

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    vielen Dank für die Antwort - man kann also davon ausgehen, dass die im Aug. 66 aufgegebenen Postsendungen auch regelmässig mit bayer. Postbeförderung rechnen konnten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • vielen Dank für die Antwort - man kann also davon ausgehen, dass die im Aug. 66 aufgegebenen Postsendungen auch regelmässig mit bayer. Postbeförderung rechnen konnten.


    Lieber bayern klassisch,

    genau - so sie aus, nach oder durch Bayern gingen und nicht militärischer Geheimhaltung unterlagen - derartige Sendungen wurden mit Kurier befördert und sahen niemals eine zivile Posteinrichtung.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    einen Brief, der vor 25 Jahren für Aufsehen sorgte, möchte ich heute vorstellen.

    Am 26. Aug. 1866 geschrieben von Fähnrich Bock vom 9. Jäger-Bataillon, war er adressiert an seinen Vater, den Oberförster Bock in Lindenbusch in Westpreussen. Aufgrund der angebrachtenNummerierung und des vorderseitigen Vermerks „erhalt. 30/8“ kann man davon ausgehen, dass der Schreiber wohl eine ganze Serie von Briefen nach Hause geschickt hat. Der Brief trägt den Truppenstempel „S.B. J.B. No. 9“ (Soldaten-Brief Jäger-Bataillon No. 9) und wurde ausweislich des vorderseitigen Stempels „K. PR. FELDPOST-RELAIS No. 46“ am 27. August 1866 über die preussische Feldpost spediert.

    Herr D. Friedewald, namhafter Kenner der preussischen Feldpost, hatte den Brief einst besessen und noch zu DDR-Zeiten im Oktober 1989 einen Artikel im Rundbrief des Arbeitskreises Preussen (später auch im DASV-Rundbrief) veröffentlicht, in dem der erstmalige Nachweis des Feldpost-Relais-Stempels mit der Nr. 46 beschrieben wurde. In der Literatur waren damals nur die Nummern 1 – 45 belegt. Laut Herrn Friedewald sind mittlerweile 3 Belege mit Nr. 46 nachgewiesen. Die Authentizität des Briefes wurde damals vom Prüfer Flemming bestätigt (leider auch durch Anbringen seines Prüfstempels auf der Vorderseite neben dem FP-Stempel – als ob das rückseitige Signum nicht ausgereicht hätte…).

    Das Jäger-Bataillon Nr. 9 war erst am 21. Juni 1866, also bei Ausbruch des Krieges, gegründet worden; Garnisonsstadt war Ratzeburg (s. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Lauenburg…Bataillon_Nr._9).

    Das 9. JB unter Hauptmann v. Medem war der kombinierten Division Flies in der Main-Armee zugeordnet und nach Ende der Kämpfe als Besatzungstruppe im Raum Frankfurt/Hanau – die Einheit unseres Fähnrich Bock offensichtlich in/bei Alzenau – stationiert.

    Hier die Transkription eines Briefes, das als Zeitdokument aus dem 66er Krieg Rückschlüsse auf Beschäftigung, politische Haltung, Interessen und Hoffnungen des Schreibers vier Tage nach Abschluß des Friedensvertrages zwischen Bayern und Preussen zuläßt. Einige Worte waren so unleserlich, daß ich dafür „…“ eingesetzt habe. Eckige Klammern […] bezeichnen meine eigenen, ergänzenden Kommentare.

    Alzenau den 26.8.66

    Lieber Vater,

    deinen so ausführlichen habe ich gestern erhalten, und mich über den Inhalt sehr gefreut, denn es interessiert mich ja alles, was in der Heimath passiert, um so mehr, da ich hier jetzt keine Seele habe, der ich mich mittheilen könnte. Batzel liegt noch immer im Bett, und ist außerdem eine Stunde von hier entfernt, die bei der jetzt herrschenden gewaltigen Hitze oft zu Fuße zurückzulegen nicht gerade angenehm ist; dennoch gehe ich fast einen Tag um den andern zu ihm, um ihm die Langeweile zu vertreiben, denn der arme Kerl hat mit seiner Krankheit furchtbares Pech. Daß es mit deiner Gesundheit jetzt so gut geht, freut mich gewißlich unendlich, ich werde beide Daumen kneifen, damit sie Bestand hält. Doch wie kommt es, daß Du so schnell mit deinen Arbeiten aufgeräumt hast? Du mußt wohl schrecklich hinter dem Aktentische gesessen haben, und ich bedaure sehr, daß am Ende für mich nichts übrig bleiben wird.

    Der Friede mit Baiern ist nun ja auch, wie es heisst, geschlossen, oder wenigstens gesichert & zwar sehr zu Gunsten der Baiern; ich hätte den Kerls gewünscht, dass wir das ganze Stück bis zum Main mit dem schönen Spessart eingesteckt hätten, denn die paar Millionen [30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung] verschmerzen sie bald. Von Sachsen bekommen wir vielleicht auch noch ein Stück; es heisst, wenn Johann [König von Sachsen] auf die Bedingungen nicht eingeht, nehmen wir die eine Hälfte, und stellen ihm die andere, d.h. die nördlichere zur ganz freien Verfügung; dies wär das beste.

    Im Forstfach wird gewiß jetzt ein großes … eintreten, und außerdem werden die Forstkandidaten Arbeit bekommen mit …, Taxiren, Vermessen; Schade, dass ich noch ein Semester vor mir habe! Ich wünsche, dass ich hier recht bald entlassen, resp. beurlaubt werde, um noch einige Wochen bei Euch bleiben und dann zum Beginn des neuen Semesters nach Neustadt gehen zu können. Das Patent hoffe ich noch bestimmt in diesem Monat zu erhalten. Von Ditschke erhielt ich neulich einen Brief, in dem er bei mir anfragte, und zwar im Auftrage seines Commandeurs, Lieut. v. Sell, wie es mit unserer Beförderung stünde; …. wie die beiden andern Kameraden wären noch nicht eingegeben, da sie erst nach der Schlacht bei Königgrätz eingetroffen u. kein Gefecht mehr mitgemacht hätten. In Folge dessen will Sell sie nicht eingeben u. erst erfahren, was andere Bataillone machen. Spangenberg hat die Schlacht am 3. Juli [Königgrätz] mitgemacht. Nikolowius soll sich sehr hervorgethan haben. Das 7. Jäger-Bat. hat in diesem Kriege, so wie im Schleswigschen das Pech gehabt, bei keinem Gefecht mitgewirkt zu haben. Dass der junge Bless zum Premier befördert sein soll, kann ich nicht glauben; für tapferes Verhalten haben sie jetzt andere Zeichen der Anerkennung. Dass Ernst bei der Organisation der neuen Regimenter Premier werden kann, glaube ich eher & hoffe es fast bestimmt. 5 Offiziere von unserm Bat. & Kellner sind commandirt worden zum Croquiren [Anfertigen einer Feldskizze] verschiedener Abschnitte der Schlachtfelder [wohl Laufach/Frohnhofen und Aschaffenburg, wo am 13./14.7. Gefechte stattfanden], morgen beginnen sie ihre Thätigkeit. Alle Offiziere verstehen davon nichts; das werden schöne Croquis werden!

    Daß deine Ernte so gut ausfällt, freut mich sehr, besonders daß der Flachs gut steht; vielleicht kann ich noch beim Einweichen behülflich sein. Wegen Hermine’s Ausstattung fällt mir eben ein, daß wenn Mütterchen Leinenes oder dergl. brauchen sollte, sie diese am besten in Berlin Unter den Linden 64 bei A. Simon bekommen würde. Ich habe mit demselben bei den Schützen gedient; es ist zwar ein Jude , aber der liebenswürdigste den ich kenne, & würde Euch sehr reell bedienen; er hat weit verbreitete & sehr feine Kundschaft.

    Mit den Rehgehörnen ist in dieser Gegend nichts; es gibt nur wenig Wild. Auch im Spessart waren sie sehr selten und sehr schwach; unsere Böcke haben durchweg stärkere Gehörne. Die Besitzer hielten auch alles, was sie hatten krampfhaft fest. Unser Revierförster hatte eine recht hübsche Sammlung, aber nichts bes. schönes dabei. Doch vielleicht kommen wir noch in wildreiche Gegenden. Wo unser Bat. [Bataillon] hinkommt, weiß noch niemand, nach Schleswig-Holstein aber nicht (das 6te soll dort sein), man sagt, alte Bataillone sollen in die annektierten Länder kommen. Mein Papiervorrath ist erschöpft, ich muß schließen, um mir wieder anderes zu beschaffen, ich werde dann sofort wieder schreiben, wenn auch nicht viel bemerkenswerthes hier passiert.

    Gestern war Namenstag des König Ludwig; unser Militair hatte deswegen Feiertag.Im Lande wird nicht sehr gefeiert; es war Messe in der Kirche, zu der ich auch ging und mir das unangenehme Geblärre anhörte. Es waren nur Beamte und Soldaten drinne, etwa 100 Menschen. Beifolgend ein Augsburger Blättchen, das ich auf der Reise nach Heidelberg ergatterte, es enthält einige ganz gute Witze. Seit einigen Tagen haben wir eine gewaltige Hitze, die für das Reifen und die Güte der Trauben sehr nöthig ist; es wird ein sehr reifes Weinjahr werden, wie es seit langer Zeit nicht dagewesen sein soll.

    Die herzlichsten Grüße an Euch alle von Eurem Euch liebenden Sohn

  • Lieber mikrokern,

    ein toller Beleg, wozu man dir nur gratulieren kann, vor allem ist der Inhalt ausgesprochen interessant.

    Was Hr. Fleming da gemacht hat, weiß ich aber nicht. Ich kenne ihn ja und er ist eigentlich ganz vernünftig. Wenn man das entfernen lassen könnte, wäre es das beste.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...kann mich der Vorrede nur anschließen, sehr schöne und umfassende geschichtliche Aufarbeitung. Was einen aber regelrecht anspringt - das muss auch noch gesagt sein - ist dieser frühlingsgrüne Truppenstempel.


    Sagenhafte Optik also noch dazu. :thumbup:

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (29. Juni 2013 um 17:16)

  • ..dann ist das mit dem Prüferabschlag vorne auch gar nimmer so schlimm, weil man da wegen dem schönen Grünen sowieso kaum hinschaut.

    + Gruß ^^

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde, lieber Mikrokern,

    auch von mir einen herzlichen Glückwusch zu dem tollen+besonderen Stück 1866ger Zeitgeschichte.
    Der Inhalt lässt jeden Interessierten Sammler aufhorchen :):)

    Interessant finde ich auch, neben anderen Haltungen zu Politik und militärischen Äusserungen,
    das immerhin am 27.Aug der Soldat noch im Dienst war und somit die Meinung, dass Briefe
    auch im August66 noch von Kriegsereignissen, bzw deren Folgen(Stationierung, Abmärsche,
    Zerstörungen der Infrastruktur etc) manipuliert sein können, nach m.M. klar gestärkt wird.

    Ebenso interessant zu lesen iat auch die Hitze, die der Soldat beschreibt, denn der Grund,
    weshalb König Wilhelm mit wiederwillen der Bitte Bismarcks nach Waffenstillstand folgte, war der
    Ausbruch der Cholera im Juli66 unter den preußischen Struppen, die dreimal mehr Tote forderte,
    als die Schlacht v. Koniggrätz, weshalb Wilhelm, der mittlerweile Freude an den Kriegserfolgen hatte,
    den Friedensidden Bismarcks, der die Zukunft schon im Blick hatte, letzlich aus diesem Grund zustimmte.
    (Quelle: Geo Epoche, Preussen 1701-1871)

    In wie weit diese Hitze zu der Verbreitung beitrug weiss ich nicht, es wäre aber interessant zu
    erfahren.(Die Cholerawelle war in Afrika aufgetreten und fand über die Schiffe Verbreitung nach AD)

    Zu der Optik des Couvert kann ich mich auch nur anschliessen, ohne den grünen Stempel
    wäre die Optik einfach ganz okay, aber so finde ich hat der Beleg ein zu dem hervorragenden
    Inhalt passendes, sehr schönes Äusseres....Was will der 1866ger Sammler mehr?

    Beste Grüsse :)
    Bayern Social

    PS: Wenn es gewünscht ist, kann ich mal einen Cholera Beleg aus 08-1866 zeigen, der von Fürth über
    die Schweiz nach Rom läuft und der außer der Cholera Thematik auch die Leitung über die Schweiz zeigt,
    was über Österreich zu der Zeit ja nicht Möglich war, aus den bekannten Gründen der Kriegshandlungen.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social (30. Juni 2013 um 12:04)

  • Hallo,

    nur im weiteren Umfeld des Themas "66er Krieg" ist dieser Bescheid an die badische Gemeinde Kronau angesiedelt, mit dem der Staat im Juni 1867 die Forderung nach 189 Gulden als "Kriegskostenumlage" fordert (hier 10% der gesamten Steuereinnahmen von Kronau).

    Der Bezug zur Post ist immerhin mit diesem Passus hergestellt: "Die Einsendung der Umlageschuldigkeit an die Bezirkssteuerkasse soll der Regel nach durch die Post geschehen. In diesem Fall ist das Packet mit dem gemeinderäthlichen Dienstsiegel zu versehen und auf die Adresse "Kriegskostenumlage, Staatsdienssache" zu setzen..."

    Den zugehörigen Fahrpostbrief suche ich jetzt noch...

  • Lieber mikrokern,

    ich mag diese sog. Peripheriebelege - sie kosten nicht die Welt und man kann mit ihnen das Gebiet schön arrondieren und erweitert seinen Gesichtskreis. Alles richtig gemacht also. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo mikrokern,

    tolles Teil - dann machen wir uns auf die Suche nach einem passenden Paketbegleitbrief! ;)

    Gruß
    Ulrich

    Man kann nur finden wenn man weiß nach was man sucht!

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Liebe Sammlerfreunde,

    der folgende Brief wurde sicherlich nicht von der Aufgabe bis zur Ankunft

    vom Krieg verzögert. 2 Tage brauchte der Brief von Reichenbach im

    Vogtland (Sachsen) nach Aarau in der Schweiz. Ich denke aber, daß

    er einen anderen Weg nahm, oder lief die badische Bahnpost bereits

    ohne Probleme? Ein badischer Bahnpoststempel findet sich nicht auf

    der Siegelseite. Der Brief wurde am 16. Juli 1866 abgesandt.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo VorphilaBayern,

    einen leitwegmässig interessanten Brief aus der "heissen Zeit" des 66er Krieges zeigst Du da! Die badische Bahnpost sollte von den Kriegsereignissen unbeeinträchtigt funktioniert haben; eine Spedition mittels derselben würde Hof-Bamberg-Würzburg-Darmstadt und von da via Baden-Baden nach Basel bedeuten.

    An eine Leitung von Würzburg über Aschaffenburg und Frankfurt mag ich in Anbetracht der Ereignisse dort Mitte Juli (Gefechte am 13./14.7., Eizug der Preussen in Frankfurt am 16.7.) nicht glauben, zumindest dürfte es dann eine Verzögerung in der Zustellung gegeben haben.

    Zur Plausibilität einer Leitung duch ganz Bayern (Schwandorf-München-Augsburg-Bodensee...) vermag ich nichts zu sagen, hätte dann aber einen Kursstempel o.ä. erwartet.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • An eine Leitung von Würzburg über Aschaffenburg und Frankfurt mag ich in Anbetracht der Ereignisse dort Mitte Juli (Gefechte am 13./14.7., Eizug der Preussen in Frankfurt am 16.7.) nicht glauben, zumindest dürfte es dann eine Verzögerung in der Zustellung gegeben haben.

    Zur Plausibilität einer Leitung duch ganz Bayern (Schwandorf-München-Augsburg-Bodensee...) vermag ich nichts zu sagen, hätte dann aber einen Kursstempel o.ä. erwartet.

    Hallo mikrokern,

    ob Darmstadt oder Frankfurt, war die Eisenbahnstrecke z.B. nach Lohr nicht "in preußischer Hand"?

    Viele Grüße
    Luitpold

  • ob Darmstadt oder Frankfurt, war die Eisenbahnstrecke z.B. nach Lohr nicht "in preußischer Hand"?


    Hallo Luitpold,

    richtig, die Strecke Lohr-Aschaffenburg stand der bayerischen Eisenbahn nach dem 13.7. nicht mehr zur Verfügung, u.a. waren Lokomotiven und Wagen bereits weggeschafft worden, um sie nicht in preussische Hände fallen zu lassen.

    Damit dürfte die Variante über Baden ausfallen...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Freunde,

    aus meiner Erfahrung mit deutschen Korrespondenzen in die Schweiz halte ich folgenden Laufweg für höchst wahrscheinlich, auch wenn ich das nicht beweisen kann:

    Nürnberg - Gunzenhausen - Nördlingen - Aalen - Stuttgart - Ulm - Friedrichshafen - über den Bodensee - Aarau. Bayern hat 1866 schon lange keine Bahnpoststempel mehr auf Transitsendungen in die CH abgeschlagen, nicht mal auf den Briefen, die durch ganz Bayern in die Ostschweiz über Lindau liefen.

    Baden hätte im Falle der Leitung über Frankfurt am Main im offenen Transit seinen Bahnpoststempel abgeschlagen. Die badische Bahnpost funktionierte perfekt, das war kein Thema.

    Hätte die Aufgabepost den Brief in das Briefpaket nach Frankfurt geschickt, hätten wir mit Sicherheit den Frankfurter Kreisstempel UND einen badischen Bahnpoststempel der Route FFM - Darmstadt - Mannheim - Karlsruhe usw..

    Nur die württembergische Bahnpost hat Sendungen aus dem Norden und Nordosten geschlossen zuspediert bekommen und über Friedrichshafen ausgetauscht, daher halte ich diese Spielart für äußerst wahrscheinlich.

    Toller Brief - wer hätte den nicht gerne?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.